Название | Münchner Gsindl |
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Автор произведения | Martin Arz |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783940839725 |
Pfeffer musterte den Gärtner. »Was erwarten Sie jetzt von mir?«
»Eine ehrliche Antwort.«
»Vermutlich haben Sie recht. Tut mir leid.« Er fand, dass der Gärtner ein gesundes Selbstbild hatte. Er sah ganz sympathisch aus, hatte aber nichts an sich, was wirklich in Erinnerung blieb.
»Muss es nicht.« Beppo Schubert lachte. »Und über den Mordfall können wir sicher auch nicht reden, weil Sie nichts sagen dürfen oder so«, sagte der Gärtner dann.
»Stimmt. Außer, Sie haben mir etwas zu sagen. Etwas, das wir noch nicht protokolliert haben.«
»Nö, eigentlich nicht.« Der Gärtner zuckte mit den Schultern und zog eine Schnute. »Noch ein Bier?«
»Ich wollte eigentlich nicht«, sagte Pfeffer und sah schnell auf die Uhr. Fünf nach halb neun. »Ach, was solls. Ein schnelles Bier noch. Einen Schnitt. Ich geh kurz raus rauchen. Halten Sie mir mal den Platz frei.«
Während sie sich unterhalten hatten, hatte sich die Bar innerhalb nur weniger Minuten schlagartig gefüllt. Max Pfeffer schlängelte sich hinaus auf den Bürgersteig, ging ein paar Schritte weg von der Außenbestuhlung und rauchte eine Zigarette. Was für ein Zufall, dass … Und wenn es kein Zufall war? Wenn das ›Pops23‹ war? Aber Froggy, auf dessen Handy die App mit dem Fakeprofil lief, war längst weg und er schaltete die App nach den Einsätzen aus. Der Mörder ist immer der Gärtner, klar. Woher kam dieser Spruch eigentlich? Er holte sein Smartphone heraus und googelte es.
Ah, ein Lied von Reinhard Mey von 1971. Der Mörder war wieder der Gärtner, und der plant schon den nächsten Coup. Eine Parodie auf die damals sehr beliebten Edgar-Wallace-Filme, die letztlich nach Schema F abliefen – und am Ende wars immer der Gärtner oder der Butler. Wieder was gelernt. Er steckte sein Handy wieder ein. Noch schnell den Schnitt trinken und dann quer durchs Glockenbachviertel zur Wittelsbacherbrücke, die Humboldtstraße hinunter und schließlich den Giesinger Berg hinauf. Ein kleiner Spaziergang würde guttun. Unterwegs könnte er dann in Ruhe mit Flo telefonieren. Was der wohl Wichtiges zu bereden hatte?
»Ich habe schon gezahlt«, sagte Beppo Schubert, als Pfeffer zurückkam.
»Oh, danke, aber das möchte ich nicht.«
»Ich aber.«
»Ich werde mich jetzt nicht erkenntlich zeigen.«
»Müssen Sie nicht. Ich werde dann gehen, wenn Sie gehen. Kann ich Sie vielleicht noch irgendwohin mitnehmen? Ich bin mit dem Kastenwagen unterwegs.«
»Nein, danke. Ich gehe zu Fuß heim. Prost.« Sie tranken.
»Was mich schon immer mal interessiert: Gibt es eigentlich den perfekten Mord?«, fragte Beppo Schubert.
»Die Frage höre ich öfter.« Pfeffer grinste. »Ja, den gibt es, denn jede vorsätzliche Tat, die dazu führt, dass eine andere Person tot ist, ist letztlich ein perfekter Mord. Also ein gelungener Mord. Wird der Mörder ermittelt, dann ist es ein gelöster Mord. Wird er nicht ermittelt, dann ist es ein ungelöster. Sie meinen wahrscheinlich, ob es den unentdeckten Mord gibt. Ja, sicherlich. Nur habe ich eins in den Jahren bei der Mordkommission gelernt: Irgendwann will jeder Mörder über seine Tat sprechen, sei es, weil er nicht mehr mit der Schuld leben kann, sei es, weil er jemanden beeindrucken oder bedrohen möchte oder weil er, wie man heute so schön sagt, Fame möchte. Irgendwann kommt auch ein unentdeckter Mord heraus.«
»Sicher?«
»Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Mörder sind eitel.«
»So habe ich das noch nie betrachtet.«
32
Bella Hemberger kuschelte sich auf dem Sofa an den breiten Brustkorb ihres Mannes. Ihr Severin hatte mal Bodybuilding gemacht und war immer noch gut in Schuss. Sie war stolz auf ihn, auch wenn er als Künstler noch immer nicht die öffentliche Aufmerksamkeit genoss, die ihm ihrer (und seiner) Meinung nach zustand. Bella setzte die Brille ab und legte sie auf den Couchtisch. Sie musste nicht mehr erkennen, was da im Fernseher lief. Sie war todmüde und wollte nur vorm Schlafengehen ein wenig seine Nähe genießen. Die beiden Kinder waren endlich im Bett und seit zehn Minuten war keins mehr angetrabt gekommen. Lange würde es in der engen Dreizimmerwohnung in der Arndtstraße nicht mehr gut gehen. Sie brauchten eine größere Wohnung. Bella hatte sich schon um eine Staatsbedienstetenwohnung beworben. Schlechte Aussichten, aber probieren musste man es. Severin legte seinen Arm um sie, Bella entspannte noch mehr. Da klingelte ihr Telefon.
»Ach, nee!«, fluchte sie, richtete sich auf und angelte nach dem Smartphone, das auf dem Tisch vor ihr lag. Sie setzte die Brille auf, um zu lesen, wer anrief. Sie seufzte. Dann drückte sie auf grün. »Cosmo, wenn es nicht was wahnsinnig Wichtiges ist, dann kriegst du Ärger.«
»Isses Cosmo?«, flüsterte Severin. Bella nickte. »Komm, gib her.« Er nahm seiner Frau das Telefon aus der Hand. »Servus, Cosmo, Bella ist ziemlich groggy. Was gibts?«
»Hi Sevy, sorry, dass ich so spät störe«, antwortete Cosmo Pfeffer. »Aber der Zwerg schiebt Panik, und ich mach mir allmählich auch Sorgen. Dad ist nicht zu Hause und telefonisch nicht erreichbar.«
»Vielleicht hat er ein Privatleben«, sagte Severin.
»Ja, schon klar. Es ist nur so, dass Flo mit ihm verabredet hat, dass sie um neun telefonieren. Und immer, wenn wir anrufen, geht sofort die ›The person you’ve called‹-Scheiße los. Das passt gar nicht zu ihm. Du weißt, wie zuverlässig und pünktlich er immer ist. Neun Uhr ist bei ihm neun Uhr.«
»Stimmt«, musste Severin zugeben. »Vielleicht hat ers vergessen und will momentan nicht gestört werden …«
»Dad und was vergessen. Erzähl das mal dem Zwerg. Der dreht am Rad, dass was passiert sein muss. Seit das mit Tim passiert ist …«
»Verstehe«, sagte Severin, und er verstand wirklich. Er mochte die Pfeffer-Jungs. »Falls er einen Unfall oder so hatte, dann …«
»Er hat eine Tracking-App, ich kann ihn orten.«
»Was?« Severin war ziemlich überrascht.
»Ja, ich wollte schon hinfahren, aber der Zwerg ist so ein Schisser. Er hat Angst, dass wir Dad überfahren oder im Auto eingequetscht finden. Drum will er, dass Bella … verstehst du, so offiziell als Polizeibeamtin …«
»Hör auf, mich Zwerg zu nennen«, hörte man Florian im Hintergrund motzen.
Severin musterte seine Frau, die kaum noch die Augen offen halten konnte. »Nein, Bella bleibt hier. Ich komme. Ich hol euch ab. Wo seid ihr?«
»Ich hab den Zwerg schon hier bei mir im Auto. Wir holen dich ab. Sind fast da. Wenn du dich anziehst und runterkommst, dann stehen wir bestimmt schon vor der Tür.«
Als Severin Hemberger vier Minuten später auf die Straße trat, bog der nachtblaue Tesla Model S von Cosmo beinahe geräuschlos um die Ecke.
»Also, Jungs«, sagte Severin, nachdem er sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte und nach dem Sicherheitsgurt fingerte. Kaum angeschnallt, streichelte er die Konsole vor ihm. »Wow. Wie geil ist das denn.«
»Hab ich dich noch nie mitgenommen?«, fragte Cosmo.
»Nein. Voll die Angeberschleuder. Gefällt mir.«
Von der Rückbank sagte Florian: »Los jetzt. Ab nach Schwabing!«
»Schwabing? Was macht euer Vater denn da?«
»Ja, eben.«
Riley Meusebach hatte hämmernde Kopfschmerzen, als er die U-Bahn-Station verließ. Der schwere Rucksack drückte auf die Schultern. Die Fahrt vom Flughafen in die Stadt hatte ihn noch mehr geschlaucht. Die Menschen waren so verschlossen hier. Er hatte nur ein wenig Konversation machen wollen, aber die dicke Frau, die neben ihm in der S-Bahn gesessen hatte, war überhaupt nicht darauf eingegangen, als er ihr stolz in seinem breiten Mittlerer-Westen-Akzent erzählte, dass sie in Fredericksburg auch ein Oktoberfest hatten. Ganze drei