Münchner Gsindl. Martin Arz

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Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



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zur Schlafzimmertür und riss sie schwungvoll auf. »Ihr wollt alle wissen, mit wem ich meine Gattin, die erfolgreiche Queen of Crime, betrüge?«

      Alle starrten gebannt auf die offene Tür. Soweit man sehen konnte, war der Raum bis auf ein zerwühltes Bett leer.

      »Kannst rauskommen«, sagte Herbert. »Oha, da kommt ja gar niemand!« Er schaute wie ein Scripted-Reality-Darsteller im Privatfern­sehen übertrieben überrascht in die Runde und zog die Tür wieder zu. Man konnte fühlen, wie die im Raum angestaute Spannung sofort verpuffte. Er schlug die Tür zu. Er hatte sich wieder voll im Griff, bemühte sich um einen ruhigen Politikerton. »So, Susa, bitte geh jetzt. Alles andere besprechen wir später. Ich denke, du weißt, was zu tun ist. Ich werde mich duschen und dann nachkommen. Und du, Mutter, verlässt bitte umgehend meine Wohnung. Ich halte weiterhin meine Zusagen, was die Miete angeht, und den Flatscreen sollst du von mir aus auch haben. Ich gehe davon aus, dass du und deine geistigen Führer wissen, was ich im Gegenzug erwarte.«

      Nachdem seine Frau und seine Mutter das Apartment verlassen hatten, sah Förster den Kriminalbeamten herausfordernd in die Augen.

      »Na, war es das, was Sie sich vorgestellt haben?«, fragte er. »Die kaputte Bourgeoisie, sich selbst zerfleischend? Der korrumpierbare Möchtergernpolitiker, der widerliche Busengrabscher …«

      »Herr Förster«, unterbrach Max Pfeffer ruhig. »Eine Frage noch. Wer war das junge Mädchen, das vorhin aus der Tür geschlichen ist?«

      »Was?« Förster riss panisch die Augen auf. »Wo rausgeschlichen? Wie? Keine Ahnung.«

      »Sie wissen, wen ich meine.«

      »Nein!«

      »Oh, bitte, Herr Förster!«, rief Pfeffer genervt. »Wollen wir nun wirklich dieses Spielchen spielen? Sie haben ein Verhältnis zu einer offenbar sehr jungen Frau. Meine Kollegin und ich haben gewiss keinen Geist aus Ihrer Wohnung schleichen sehen.«

      Herbert Förster lief schnell zum Schlafzimmer, riss die Tür wie vorhin auf und sah sich im Zimmer um. »Scheiße«, brüllte er. »Wie blöd ist die denn? Ich dachte, die versteckt sich im Schrank oder so.«

      »Wer?«

      Herbert Förster lachte verzweifelt und setzte sich aufs Bett. »Gut, Sie haben mich. Okay. Ja. Ich gestehe. Ich … habe eine Freundin.«

      »Das Mädchen eben war höchstens vierzehn!«, rief Bella Hem­berger.

      »Die ist siebzehn!«, rief Förster ebenso laut zurück. »Ich bin nicht völlig verblödet! Und habe auch keinen Bock auf den Knast. Und … na ja, also, jetzt, wo es eh raus ist: Sie ist auch mein Alibi für den Morgen, an dem Polina ermordet wurde. Ich war mit meiner Freundin hier.«

      »Warum haben Sie das nicht längst gesagt?«, fragte Pfeffer.

      »Weil es niemanden etwas angeht! Meine Frau nicht und vor allem nicht die Eltern von Sam. Samantha. Sie ist aus gutem Haus, macht bald das Abitur. Das wäre ein Skandal …«

      »Geben Sie uns bitte Samanthas Kontaktdaten.«

      »Und wenn ich das nicht möchte?«

      »Dann behindern Sie polizeiliche Ermittlungen. Fragen Sie Ihren Anwalt, was dann passiert.«

      »Okay. Ich gebe Ihnen ihre Telefonnummer. Hier bitte. Rufen Sie sie an, aber bitte … Diskretion! Das alles bleibt bitte unter uns.«

      »Polina Komarowa war ebenfalls sehr schlank und mädchenhaft«, sagte Pfeffer.

      »Dazu habe ich alles gesagt, Herr Pfeffer«, zischte Förster. »Guten Tag.«

      23

      »Robert Nowak?«, fragte Bella Hemberger, als sie zurück in Richtung Elisabethmarkt gingen.

      »Aber so was von Robert Nowak«, antwortete Pfeffer. Weil die Sonne schien und die Blumen blühten und es gar so romantisch aussah, lud Pfeffer seine Kollegin dann spontan zu einem Cappuccino auf der Terrasse vom Café Wintergarten am Elisabethmarkt ein. So schön es auch war, es brachte keine Veränderung in Pfeffers Schwabing-Meinung.

      »Ich glaube Förster«, sagte Pfeffer. »Er ist ein Kotzbrocken, aber er war eben sehr glaubwürdig. Er hat womöglich versucht, Polina zu begrabschen, aber er hatte kein Verhältnis mit ihr.«

      »Ich muss leider zugeben, dass ich das auch glaube«, pflichtete Bella Hemberger bei. Eine Dreiviertelstunde später parkten sie vor der Olberding-Villa in Harlaching. Robert Nowak versuchte auch diesmal wieder, die Beamten am Betreten seiner Wohnung zu hindern, doch vergebens.

      »Bitte ziehen Sie dann wenigstens …«, begann er unterwürfig.

      »Wie bitte?«, sagte Max Pfeffer und schritt durch den kleinen Vorraum in den Wohn-, Schlaf-, Arbeitsraum mit Kochnische. Alles sehr klein, sehr beengt, aber Nowak schien ein Händchen für Einrichtung zu haben. Die wenigen Möbel waren weiß oder hellgrau, alles harmonierte, an den Wänden hingen gerahmte Poster von abstrakten, nichtssagenden Kunstwerken. Geschmack hatte er und einen Putzfimmel. Alles blitzte, nirgends ein Staubkörnchen. »Schön haben Sie es hier. So ordentlich und sauber.«

      »Ich geb mir Mühe.« Robert Nowak setzte sich völlig verkrampft auf das Sofa. Er trug eine einfache Jeans, ein weißes T-Shirt und weiße Socken. Er fuhr sich nervös über den kurz rasierten Schädel und überkreuzte dann die Arme, wobei er die Hände unter die Achseln klemmte. Irgendwie hatte Pfeffer ein Déjà-vu. Dieselben Klamotten hatte Nowak schon bei ihrem letzten Treffen getragen.

      Max Pfeffer nahm wortlos die Fotos der beiden vermissten Männer aus der Aktentasche und legte sie auf den Couchtisch.

      »Ja, Elvis und Hamed«, sagte Robert Nowak. »Elvedin. Hab ihn immer Elvis genannt. Warum zeigen Sie mir die Bilder? Ich verstehe das nicht. Elvis ist seit einem Jahr wie vom Erdboden verschluckt, und mit Hamed habe ich kaum Kontakt gehabt. Der war beim Benno Praktikant.« Er deutete dabei auf den Fußboden und meinte die Garage darunter, die der Gärtner als Lager gemietet hatte.

      »Was wir interessant finden, Herr Nowak«, begann Pfeffer, »ist die Tatsache, dass Sie sowohl Polina Komarowa kannten als auch Elvedin Saqqaf und Hamed Bakhtari …«

      »Wie meine Schwester und mein Schwager und viele andere auch…«, unterbrach Robert Nowak nervös.

      »Langsam. Ja, das stimmt teilweise. Aber Ihre Schwester kannte Elvedin nicht. Ihr Schwager hat ausgesagt, dass er Elvedin nur ein oder zwei Mal gesehen hat. Sie waren der Einzige, der regelmäßigen Kontakt zu Elvedin Saqqaf hatte.«

      »Ja, und?« Er zuckte mit den Schultern. »Was ist daran verboten?«

      »Nichts.« Max Pfeffer holte den silbernen Armreif hervor. »Kennen Sie den Reif?«

      »Ja, den trug Elvedin immer.«

      »Wie kommt er dann in den Besitz von Polina Komarowa?«

      »Was?« Robert Nowak krampfte zusammen und zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Vielleicht hat er ihn verloren?«

      »Kannten sich Elvedin und Polina?«

      »Nein, nicht dass ich wüsste.«

      »Erzählen Sie, wie es war, als Sie Elvedin das letzte Mal gesehen haben.«

      »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Elvis hat sich total gefreut, dass er endlich einen Job hatte, wenn auch nur als Aushilfe und Tassenspüler bei meinem Kaffeemobil. Wir waren den ganzen Tag auf dem Parkplatz vom Euro-Industriepark. Lief gut. Es war letztes Jahr im Juni. Strahlend blauer Himmel, das weiß ich noch. Richtig sommerlich. Elvis war richtig glücklich. Er wollte danach noch in die Stadt und irgendwas machen. Keine Ahnung. Ich kannte ihn schon seit seiner Ankunft in München, also gut drei Jahre oder so, aber ich wusste nicht jeden Schritt, den er gemacht hat. Er redete nicht viel über sein Privatleben oder sein Innerstes oder so Zeugs. An dem Nachmittag hat er sich von mir ganz herzlich verabschiedet, das hat er übrigens immer. Er war immer sehr herzlich. Ein ganz liebevoller Vater. Ein feiner Mensch. Mei, die arme Familie. Und nein, ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum er abgehauen sein sollte. Ich hatte nie den Eindruck, dass