Название | Münchner Gsindl |
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Автор произведения | Martin Arz |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783940839725 |
»Dann schreib uns mal Onkel Robbies Namen und seine Telefonnummer auf.« Bella Hemberger schob Esat ihr Notizbüchlein hin. Der schrieb etwas hinein. Da stand seine Mutter auf, schrieb ebenfalls etwas in das Büchlein, schlug es dann zu und gab es der Kommissarin. Zu ihren Kindern sagte sie etwas auf Arabisch, streng. Dann ging sie mit den Polizisten hinaus ins Treppenhaus.
»Sie haben gute Geschichte erzählt mit Armreif von meine Mann«, sagte sie dann. »Gut für Kinder. Ich weiß, ist nicht Wahrheit. Das ist englische Sterlingsilber. Ist nicht so wertvoll. Hundert Euro oder so. Sagen Sie mir Wahrheit. Mein Mann ist tot?«
»Das wissen wir wirklich nicht.«
Sie nickte und schluckte. »Er ist Verbrecher?«
»Nein«, antwortete Bella Hemberger. »Das nicht. Wir versprechen aber, dass wir ihn nun suchen werden.«
»Gut. Ich habe Ihnen geschrieben die Name von der Mann, bei der meine Mann Arbeit hatte. Ist nicht Onkel Robbie. Onkel Robbie hat nur geholfen zu finden Arbeit.«
»Was hätte ich denn sonst sagen sollen?«, fragte Bella Hemberger leicht aggressiv auf dem Weg zurück zum Wagen. Der Verkehrslärm vom Mittleren Ring und der Autobahnauffahrt nervte sie zusätzlich.
»Hab ich auch nur den Hauch eines Vorwurfs geäußert?«, antwortete Pfeffer abwehrend. »Wir haben ihn ja überprüft. Es lag nichts gegen ihn vor. Nie polizeilich auffällig geworden. Er schien ein braver Familienvater gewesen zu sein. Entweder unser Elvedin Saqqaf wollte untertauchen, aus welchen Gründen auch immer, dann wird man vielleicht nie wieder von ihm hören, oder unser Elvedin Saqqaf tappt irgendwann einmal in eine Polizeikontrolle, dann wird man wieder von ihm hören. Oder …« Er zuckte mit den Schultern.
»Oder«, ergänzte Bella. »Er ist längst tot.«
»Abgetaucht oder tot. Die Kollegen sollen alle unbekannten Toten der letzten elf Monate und … wie viele Tage? … na, der letzten zwölf Monate überprüfen und mit Elvedin Saqqaf vergleichen. Ebenso die der letzten zwei Monate mit Hamed Bakhtari. Bayernweit und Österreich dazu. Kümmere dich bitte drum.«
»Sollten wir mit ihren Fotos einen öffentlichen Zeugenaufruf starten?«
»Und welcher Richter soll uns das mit welcher Begründung genehmigen?«
»Ich meine ja nur«, sagte Bella Hemberger. »Froggy könnte es zum Beispiel an die Presse geben, ohne dein Wissen. Er ist ja gerne mal überaktiv und schießt über sein Ziel hinaus. Und dann muss er eben auch die Konsequenzen tragen ….«
»Du bist böse, Annabella Hemberger. Sehr böse.« Pfeffer lachte.
»Ich habe den besten Lehrmeister.«
»Redest du von mir? Danke. Egal, wie … Handyortung können wir auch vergessen, das genehmigt aktuell kein Richter.« Pfeffer grübelte. »Ach, ich habe eine Idee. Diese Tante von den Münchner Nachrichten …«
»Giselle von Dettmann.«
»Genau die kommt doch seit Neuestem immer zu unseren Pressekonferenzen. Ich habe da einen Job für dich, Bella, nach der heutigen Pressekonferenz.«
Bella lachte kurz auf und nickte. Es versprach grenzwertig zu werden, da war sie gerne dabei.
»Mensch, Polina, du kleines kasachisches Mädchen«, seufzte Pfeffer, »was hast du mit den beiden Männern zu tun? Vor allem, warum hattest du den Armreif? Den hast du nicht zufällig gefunden. Nie im Leben.«
Bella Hemberger schaute in ihr Notizbuch. »Ich habe da so eine Ahnung«, sagte sie und hielt Max Pfeffer die Seite vor die Augen, auf der der kleine Esat Onkel Robbies Namen (mit einem Blümchen über dem I) und Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Darunter stand mit schiefen Blockbuchstaben ein weiterer Name mit Telefonnummer und »Nord-Schwabing«.
»Und wenn ich dir jetzt sage, dass ich mir das gleich beim ersten Mal, als von Onkel Robbie die Rede war, gedacht habe?«, sagte Pfeffer.
»Dir glaube ich das sogar.«
»Und der andere überrascht mich da auch nicht mehr.«
19
Mortimer Olberding erschien in Begleitung des Familienanwalts, Doktor Ludger Bohm, rotgesichtig. schnurrbärtig und feist, klassischer Amigotyp, CSU-gestählt. Max Pfeffer beschloss, die Befragung des Jungen alleine zu übernehmen.
»Mein Mandant hat mir gesagt, dass Sie ihn bereits ohne Beisein eines Anwalts vernommen haben«, sagte Doktor Bohm zur Begrüßung. »Ich glaube, ich muss Sie nicht darauf hinweisen, dass Sie sich damit gewissen Ärger eingehandelt haben.«
»Habe ich nicht«, antwortete Pfeffer. »Ich habe Herrn Olberding nicht ohne Anwalt vernommen, sondern mich nur mit ihm beim Sonnenbaden locker unterhalten, ergo: Ich habe mir keinen Ärger eingehandelt. Und außerdem haben wir hier keine Vernehmung, sondern nur eine Befragung. Herr Olberding ist möglicherweise Zeuge eines Mords. Und ich möchte Sie, Doktor Bohm, auch darauf hinweisen, dass Herr Olberding mich bereits gebeten hat, ihn zu duzen und mit Mo anzusprechen. Espresso, die Herren?«
Nachdem alle einen Espresso vor sich hatten, berichtete Mortimer im Wesentlichen das, was er Max Pfeffer schon an der Isar erzählt hatte. Er präzisierte auf Nachfragen seine Angaben, wann Hamed bei Beppo Schubert sein Praktikum gemacht hatte, die Daten stimmten mit den Angaben der Heimleiterin und des Gärtners überein. Und er betonte, dass er Polina mehrfach dabei gesehen habe, wie sie heimlich Fotos von Hamed Bakhtari gemacht hatte. Als Pfeffer ihm ein Foto von Elvedin Saqqaf vorlegte, schüttelte Mo den Kopf. Nie gesehen. Ebenso den silbernen Armreif.
»Ich glaube, ich muss dann noch was sagen«, druckste Mortimer schließlich herum und sah zu seinem Anwalt. Der nickte. »Ich glaube, dass Robert Nowak auf Polina stand oder sogar etwas mit ihr hatte.«
Pfeffer zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Nämlich?«
»Er hat sie ein paar Mal fotografiert. Nicht heimlich wie bei Polina und Hamed, sondern so richtige Pseudo-Fotoshootings mit Posen und so. Da hat er mit seinem Smartphone gestellte Fotos von ihr gemacht. Angeblich, um neue Foto-Apps und -Filter auszuprobieren. Und Polly hat mitgemacht. Sie wurden auf gewisse Weise ziemlich vertraut miteinander. Und ich bin mir sicher, dass dann zwischen den beiden was lief.«
»Mo, bitte überleg nun genau: Hast du jemals gesehen, wie Polina Komarowa und Robert Nowak Zärtlichkeiten ausgetauscht haben, sich geküsst haben oder auch nur berührt?«
»Nein, habe ich nicht, aber ich bin mir fast sicher …«
»Das reicht«, mischte sich der Anwalt ein. »Drängen Sie meinen Mandanten nicht zu Spekulationen. Wir dürften damit ohnehin fertig sein, nicht wahr?«
»Fast.« Pfeffer lächelte sibyllinisch. »Noch einen Espresso? Nein? Gut. Mo, wir haben in Polinas Leichnam Cathinone und Cannabinoide nachweisen können.«
Der junge Mann zog scharf die Luft ein und kniff die Augen zusammen.
»Wir haben außerdem die Aussage einer Zeugin, der gegenüber du dich als Polinas Dealer zu erkennen gegeben hast …«
»Was für ein Unsinn«, sagte Anwalt Bohm laut. »Jetzt reicht es, Herr Kriminalrat.«
»Ich habe noch keine Frage gestellt …«
»Und wenn?«, sagte der Anwalt. »Da gibt es eine, eine Aussage einer angeblichen Zeugin. Wie weit, glauben Sie, dass Sie damit kommen? Im Zweifel wird es Aussage gegen Aussage sein. Und der junge Herr Olberding hat eine ausgezeichnete Reputation.«
»Aber von Herrn Olberding haben wir ja noch gar keine Aussage.«
»Die wird er auch nicht machen!«
»Nun, dann wird uns Herr Olberding zumindest erklären können, warum wir darauf seine Fingerabdrücke gefunden haben.« Max Pfeffer legte das Tütchen Kräutermischung, das