Münchner Gsindl. Martin Arz

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Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



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… weil ich genug Geld habe und auch was abgeben kann.«

      Herbert Förster schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. »Also doch«, sagte er dann nach einer Weile gefährlich leise. »Also doch!«, brüllte er dann.

      »Was denn?«, fragte Susa.

      »Du betrügst mich also doch, du Schlampe!«, schrie Herbert Förster. »Und die alte Kuh weiß es und erpresst dich damit. Ich habe es geahnt! Wer ist es? Wer? Dein schleimiger Lektor vom Verlag, der immer das Sabbern anfängt, wenn er dich sieht? Oder der schmierige Lamborghini-Arsch von gegenüber? Ha, nein, ich weiß, der verfickte Typ von …«

      »Geht das schon wieder los«, stöhnte Susa. »Du mit deiner krankhaften Eifersucht …«

      »Offenbar berechtigt!«, brüllte Herbert. Er deutete auf das Modell des Vierseitenhofs, den er für die Familie umbauen wollte. Wenn er näher dran gestanden hätte, hätte er es gepackt und gegen die Wand geschleudert. »Für wen mache ich denn das alles? Für uns! Für uns und die Kinder! Und du fickst mit irgendeinem Kerl?«

      »Halt du deine Klappe!«, schrie Susa zurück. »Mister Unschuldig! Du hast angefangen! Ich habe dir das damals verziehen! Und ich war mit den Zwillingen schwanger!«

      »Oh, das werde ich mir wohl bis an mein Lebensende anhören dürfen.« Herbert Förster warf die Hände verzweifelt in die Höhe. »Wozu haben wir die Therapie gemacht? Hmm? Es hat mir leidgetan. Ich habe mich bei dir entschuldigt! Es war mein Fehler, okay?« Er atmete tief durch, zählte innerlich langsam bis zehn und beruhigte sich, so gut es ihm eben möglich war. Er ging zu seiner Frau und umarmte sie von hinten. Sie zuckte zusammen, blieb aber in seinen Armen. »Bitte«, sagte er eger gepresst denn sanft. »Wir haben uns damals geschworen, dass es vorbei und vergessen und verziehen ist.«

      »Ja«, stimmte Susa Förster nach einigem Zögern hinzu.

      Abrupt löste sich Förster von seiner Frau. »Moment mal, raffiniert von dir! Fast wäre ich darauf reingefallen. Immer schön von dir ablenken. Aber nicht mit mir. Mit wem betrügst du mich?« Er packte sie fest an den Handgelenken.

      »Lass los, du tust mir weh.« Er ließ nicht los, sie versuchte, sich zu befreien, was allerdings nicht gelang. Plötzlich ließ ihre Gegenwehr nach, sie starrte ihrem Mann direkt in die Augen. Erkenntnis leuchtete auf. »Moment. Moment! Du schenkst deiner Mutter was? Einfach so? Ihr habt euch ganz offenbar nicht ausgesprochen und versöhnt. Sie erpresst dich. Du hast eine Affäre. Du bist hier die Schlampe! Tilda hat mich gewarnt! Sie hat mich gewarnt. Lass mich los, du Kotzbrocken! Von wegen Friede, Freude, Eierkuchen wegen der Stadtratswahl!«

      »Du machst dich lächerlich«, antwortete Herbert Förster und stopfte die Hände in die Taschen seines Morgenmantels.

      »Sag bloß nicht, dass du tatsächlich was mit unserem Kindermädchen hattest!«

      22

      Max Pfeffer hatte diese Schwabing-Sperre. Er konnte das Viertel noch nie leiden, früher nicht, und jetzt erst recht nicht. Er war ein Kind des Schlachthofviertels, quasi das diametral entgegengesetzte München. Aufgewachsen in der Zenettistraße, wo es meist noch richtig nach Schlachthof roch – der unverwechselbare Mix aus Blut und Kot – und nicht nach Erbschaft und Chanel. Damals gab es noch den Pferdemarkt am Sonntag und die Kühe wurden noch über die Rampen von den Güterwaggons entladen. Lange her, inzwischen war das Schlachthofviertel eins der hippsten und teuersten der Stadt. Nur beschwerten sich nun die Anwohner, wenn es nach Schlachthof roch. Aber wie es in seiner Kindheit war, hatte ihn geprägt. Das war sein München. Schwabing war schon damals immer eine andere Welt, ein ganz anderer Kosmos. Und das blieb es. Es hatte ihn nie dort hingezogen, und wenn er in Schwabing war, fühlte er sich immer unwohl. Schwabing, das waren für ihn die Touristenmassen und dazwischen die Vorgestrigen, die Alten, die dachten, sie seien noch junge Rock-’n’-Roller, die Tücherfrauen, die sich alle (immer noch!) für Künstlerinnen hielten, die schrulligen Botoxopfer, die dachten, dass ›kess‹ immer noch ein Modewort sei, die alten Stenze mit weißen Sommeranzügen und Strohhüten, die so gerne den Monaco Franze gaben, die Bussi-Bussis und Adabeis, die Has-Beens, die immer noch verzweifelt um Aufmerksamkeit buhlten, kurz: alle, die den Anschluss zur Gegenwart längst verpasst hatten.

      Und dann der Elisabethmarkt. Den mochte Pfeffer sowieso nie. Der kleine Wochenmarkt gegenüber der Schauburg: der romantische Lieblings-Place-to-Be für alle Schwabinger – oder doch nur die schillernde Fakeversion eines echten Markts. Optisch, das musste selbst Pfeffer zugeben, wars romantisch hier. Und dort fand Pfeffer denn auch den einzig freien Parkplatz weit und breit. Die paar Meter die Elisabethstraße hinunter waren nicht schlimm. Bella Hemberger beeilte sich, mit ihrem Chef Schritt zu halten. Beide waren hochzufrieden, dass die Aktion mit Giselle von Dettmann am Vortag so gut geklappt hatte. Die Fotos von Hamed und Elvedin prangten auf dem Titel der Münchner Nachrichten, darüber die Schlagzeile: »Was wissen die beiden über den Marienklausen-Mord?«

      Als sie das Haus von Försters Arbeitsapartment erreichten, verließ gerade eine Frau das Gebäude. Die Polizeibeamten nutzten die offene Tür und klingelten nicht. Als sie oben ankamen, hörten sie die heftige Auseinandersetzung zwischen dem Ehepaar Förster. Bella Hemberger, eben schon bereit zu klingeln, zog ihre Hand zurück. Gemeinsam lauschten die Kriminaler eine Weile. Schließlich öffnete sich vorsichtig die Tür, und ein schlankes Mädchen schlüpfte heraus. Sie trug eine Skinny Jeans und einen schwarzen Pulli mit der Aufschrift ›Minga‹. Sie sah Pfeffer und seine Kollegin erstaunt an, während sie leise die Tür hinter sich zuzog.

      »Und Sie sind?«, fragte Bella Hemberger.

      »Niemand«, antwortete das Mädchen. Schmal und zierlich, wie sie war, konnte man sie auf vierzehn schätzen, oder auch erst zwölf. Das Mädchen wollte sich an den Beamten vorbeidrängen.

      »Moment, junges Fräulein«, sagte Bella Hemberger streng. »Das war schon ernst gemeint. Wer sind Sie?«

      »Geht Sie das was an? Nein. Habe ich was verbrochen? Nein. Also bitte.« Die Kleine straffte die Schultern und hüpfte schnell die Treppen hinunter.

      »Halt, Polizei!«, rief Bella Hemberger. Pfeffer hielt sie am Arm zurück, dem Mädchen nachzulaufen.

      »Die kriegen wir schon noch«, sagte er. »Der Förster wird uns nicht verheimlichen können, was für minderjährige Mädchen sich aus seiner Bude schleichen.« Pfeffer klingelte nun.

      Nach einer Weile riss Förster die Tür auf und brüllte: »Ja, was?« Dann: »Na, Sie haben uns noch gefehlt.«

      Die Kriminalbeamten betraten das Arbeitsapartment und grüßten. Susa Förster verdrehte nur die Augen, ihre Schwiegermutter rief »Guten Morgen« und lächelte künstlich.

      »Sie sind Marlies Förster, vermute ich«, sagte Max Pfeffer. »Das trifft sich gut, dass Sie auch hier sind.«

      »Was wollen Sie?«, fragte Herbert Förster scharf.

      »Zunächst, Herr Förster, kennen Sie diese beiden Männer?« Bella Hemberger holte die Fotos von Elvedin und Hamed heraus. Susa und Herbert Förster bestätigten, Hamed Bakhtari zu kennen, als Praktikant bei ihrem Gärtner. Bei Elvedin Saqqaf nickte nur Herbert.

      »Ja, das ist der Elvedin, der sollte bei mir als Aushilfe anfangen. Mein Schwager Robert hatte das eingefädelt. Er macht so ehrenamtliche Flüchtlingshilfe und so einen Schmarrn.« Förster drückte den Stummel seines Zigarillos aus.

      »Welche Art von Aushilfe?«, fragte Pfeffer.

      »Mein Schwager Robert hatte damals noch ein Kaffeemobil, mit dem er auf dem Parkplatz des Euro-Industrieparks stand, oder auch auf Flohmärkten, Weihnachtsmärkten, der Auer Dult und woanders unterwegs war. Da er ein Insolvenzverfahren laufen hat, gehörte das Kaffeemobil offiziell mir. Also musste ich auch mögliche Aushilfen einstellen. Wie diesen Elvedin. Doch der ist nur am ersten Tag zur Arbeit erschienen und dann nie wieder. Den habe ich nur ein Mal, nein, zwei Mal kurz gesehen. Schien ganz brauchbar, der Kerl. Ein bisserl klein, aber das sind die ja alle. Bob war ziemlich verzweifelt, als der nicht mehr auftauchte beziehungsweise als er erfuhr, dass der ganz verschwunden ist. Dann hatte der Bob seinen zweiten Bandscheibenvorfall und musste das Kaffeemobil eh aufgeben. Voll