Das Tango-Verwirrspiel. Herwig Riepl

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Название Das Tango-Verwirrspiel
Автор произведения Herwig Riepl
Жанр Триллеры
Серия Krimi
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347039230



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dir lass ich mir schon gar nichts sagen« … »aber von mir. Wir haben einen klaren Mordversuch, damit ist es unser Fall«, sagt die Chefin der Abteilung ganz ruhig aber betont und schaut den muffigen 2er Meier lange an. Da er aber nicht reagiert meint sie weiter. »Wenn es dir überhaupt nicht passen soll, kannst du natürlich gerne auch wieder den Verkehr regeln gehen!«

      »Und Knöllchen schreiben, wegen hupender Autofahrer, in hupfreien Zonen!«, grinst Lena.

      »Für deine kleinen Hupen hast du ein ganz schön großes Maul! Da wäre ich lieber ein bisschen leiser«, grinst er bereits wieder zurück und zeigt mit der Hand an, wie groß er ihre Oberweite schätzt.

      »Lena! Jetzt langt´s aber auch bei dir!«, sagt die Chefin recht scharf.

      Damit ist für Ruhe im Raum gesorgt und das Team kann endlich weiter machen. Die Hauptkommissarin blickt sich um.

      »Wenn sich jetzt endlich alle wieder beruhigt haben, stelle ich die Frage erneut. Wo und wie fangen wir an?«

      »Ich kann nur spekulieren, aber wenn das Serum in kürzester Zeit zum Tod führt, war das ein gezielter Anschlag und nicht ein nur zufällig ausgesuchtes Opfer. Das heißt, es geht um die Nonne Anna. Wir müssen alles über sie erfahren. Vor allem, wer etwas gegen sie hat und zu so einer Tat greift«, ist sich Erik recht sicher.

      Die Fallanalytikerin nickt nur und gibt ihrem Kollegen recht.

      »Also gut. Erika und Michael. Ihr versucht über ihren richtigen Namen rauszufinden, wer sie ist. Lebenslauf. Auch über die Eltern und Geschwister.«

      Das Gespräch der Chefin wird vom Klingelton ihres Mobil-Telefons unterbrochen. »Steiner, richtig. Waaaas? Danke, wir kommen sofort!« Andrea schaut plötzlich entgeistert auf ihre Kollegen. »Frauke Schmalzinger, unsere Nonne ist soeben kurz vor deren Anwesen überfallen und niedergeschlagen worden. Auf geht´s!«

      Bis alle bei den Autos angekommen sind, schafft der 2er es trotzdem noch, der Polizeioberkommissarin zu sagen: »Warum dürfen Blondinen keine Mittagspause machen? Weil sie danach wieder frisch angelernt werden müssen.«

      Dabei grinsen die Meier´s fast auf Kommando während Lena nur kontert. »Euch bringt das Anlernen auch nichts, ihr kapiert es sowieso nie.«

      Im hohen Tempo fährt der Däne mit Lena, Miriam und Andrea, seinem Dreimäderlhaus wie er sie wenn sie privat essen gehen oft nennt, Richtung Germering. Direkt davor fahren mit Folgetonhorn und Blaulicht die beiden Meier´s in deren Polizeiauto. »Jetzt sagt mir mal, was hat eigentlich der 2er mit den kleinen Hupen vorhin gemeint? Ist das wirklich ein Wort für den Busen der Frau?«, will der Däne wissen.

      »Manche Provinzler wie der Meier verwenden für das hübsche Wort Babser so unsinnige Wörter wie ›Hupen‹«, klärt ihn Andrea auf.

      Da grinst der Kommissar. So etwas Ähnliches hat er sich bereits gedacht. »Aber so klein sind sie nicht, da liegt er daneben!«, fügt er noch an und sieht gleichzeitig eine strahlende Blondie im Rückspiegel, die ihm mit ihrem Schmollmund einen Kuss zuwirft.

      Als die beiden Autos in die gesuchte Straße einbiegen, sehen sie schon von weitem die Rettung und ein Polizeiauto stehen. Schnell springen alle aus ihren Wägen und erkundigen sich, was vorgefallen ist und wie es der Frau gerade geht, während die Meier´s die Arbeit der Verkehrspolizei-Kollegen übernehmen.

      »Sie hat sehr großes Glück gehabt«, sagt der anwesende Arzt. Jemand hat sie niedergeschlagen und wollte ihr eine Spritze in den Hals stechen, wobei die Nadel aber abgebrochen ist, da die Nonne ihren Kragen der Lederjacke nach oben gesteckt hat. Die Nadel ist dabei genau auf eine Metallöse gestoßen, welche dadurch nicht eindringen konnte.«

      Dabei zeigt er auf eine bereits in einer Plastiktüte befindliche Spritze. Lena nimmt die Tüte, um sie später der kriminaltechnischen Untersuchung zu bringen.

      »Frau Schmalzinger, ich meine Schwester Anna. Wir müssen mit Ihnen reden. Zwei sehr ähnliche Anschläge auf Sie, das sind sicher keine Zufälle mehr. Wollen Sie mit der Rettung mitfahren oder bleiben Sie hier?«

      »Mir geht es gut. Danke. Ich bleibe hier. Kommen Sie, hier vorne ist gleich unser Klösterle«, sagt jetzt die doch etwas aufgeregtere Frau.

      Darauf bedanken sich alle bei den Rettungsleuten und gehen mit ihr mit. Von außen erkennt man gar nicht die Größe des Grundstücks und hat auch keine Ahnung, dass sich dahinter gleich mehrere Gebäude befinden. Ein paar Nonnen kommen bereits aufgeregt gelaufen und bringen alle in den Aufenthaltsraum. Dann wird zuerst Tee und Kuchen serviert, bevor die Ermittler mit der betroffenen Frau endlich alleine sind.

      »Sind Sie jetzt immer noch sicher, dass Sie keine Feinde haben?«, beginnt die Hauptkommissarin gleich mit der ersten Frage.

      »Die Frau zuckt mit den Schultern: »Aber ich wüsste wirklich nicht wer das sein soll.«

      »Erzähle uns mal, was ihr hier genau macht, wovon ihr lebt, wem das Gebäude gehört und wer hier alles wohnt«, beginnt der Kommissar ganz ruhig.

      »Oh, das sind ja eine ganze Menge Fragen! Das Grundstück gehört unserer Gemeinschaft, also allen zusammen und wird immer weiter vererbt. Also nicht einer einzelnen Person, sondern der Glaubensgemeinschaft. Wir sind zurzeit 15 Personen, die permanent hier wohnen. Keine Männer, aber es kommen tagsüber immer wieder ein paar Mönche zu uns. Wir beten gemeinsam und bauen auf dem Grundstück sehr viel Obst und Gemüse an, welches auch von uns auf dem Markt verkauft wird. Für uns ist es wichtig, ungespritztes Obst und Gemüse an die Kunden zu verkaufen. Außerdem wird hier natürlich gekocht, geputzt, Wäsche gewaschen, es gibt genug Arbeit. Fünf von uns Schwestern sind nebenbei bei verschiedenen Firmen angestellt und gehen einer Arbeit in diversen Büros nach. Dadurch kommt Geld rein, außerdem bekommen wir auch immer wieder diverse Spenden. Und zwei Zimmer werden an Gäste vermietet, die unser Leben als Nonne kennen lernen wollen. Unser Glauben weicht ein bisschen von dem christlichen Glauben ab, aber das genau zu erklären, dauert jetzt zu lange, was ich aber gerne ein anderes Mal nachholen kann.«

      »Jetzt denk mal scharf nach! Irgendjemand muss doch etwas gegen dich haben. Du bist jetzt zweimal angegriffen worden, das ist ja kein Zufall. Du musst uns helfen, du bist gefährdet. Wir können heute hier ein Polizeiauto zur Sicherheit abstellen, zwei Kollegen werden die ganze Nacht das Haus beobachten. Aber … wir können das nicht auf Dauer machen«, informiert Erik die Nonne.

      »Danke! Es tut mir so leid, aber ich kenne niemanden, der mir Böses antun will.«

      »Wie sieht es mit Ihrer Familie aus? Geschwister, Eltern, gibt es jemanden, der gegen Ihre Arbeit als Nonne etwas haben könnte?«, fragt Lena.

      »Das glaube ich nicht. Ich bin ein Adoptivkind, wurde in Tschechien gezeugt und sofort zur Adoption frei gegeben. Ich kenne meine wirklichen Eltern nicht und kam bereits als Säugling zu meinen jetzigen Eltern, der Familie Schmalzinger in München. Sie haben noch eine Tochter Samantha, sie ist 30 Jahre, also zwei Jahre älter als ich. Ich habe mit den Adoptiveltern noch immer regelmäßigen Kontakt und keine Probleme.«

      »Und mit deiner „Schwester“?«

      »Weniger. Eigentlich gar keinen mehr.«

      »Gab es Probleme zwischen euch Geschwistern?«, fragt Erik.

      »Nein, nicht richtig.«

      »Und unrichtig?«, fragt der Däne lächelnd, weil er weiß, dass bei so einer Antwort die Wahrheit immer ein bisschen verschwiegen wird.

      »Na ja, das übliche halt. Wie es manchmal zwischen Geschwistern abläuft. Vielleicht war sie auch ein bisschen in mich verliebt. Als sie 18 war, kam sie einmal zu mir in die Dusche und hat mich gleich angefasst. Ich wollte das nicht und habe ihr eine geknallt. Da war sie natürlich sauer. Noch mehr verärgert war sie aber, als ich mich religiös orientierte und Interesse an einer Glaubensgemeinschaft bekundete. Danach konnte ich mit ihr überhaupt nicht mehr diskutieren, da sie der Meinung war, alle Nonnen bei uns müssen im Zölibat leben und sind sexuell frustriert. Sie dagegen hatte dann die Phase, dass sie alles ausprobieren wollte und sich wie eine Nutte benommen hat. Frauen, Männer, Gruppensex, das ganze Programm.«