Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Название Die Prometheus Initiative
Автор произведения T. K. Koeck
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347045835



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wirken. Es gelang mir kaum, der Stress war mir zweifelsohne anzumerken.

      Sogleich brüllte mein Gegenüber los.

      Er war der Kleinste in der Gruppe, aber bei den Riesenkerlen, die er bei sich hatte, musste er sich keine Sorgen machen. Er war blond und hätte Christas Bruder sein können. Aber auch diese Schweinebacke hat kein Gramm Fett am Körper! Er legte sofort los: „Was soll das, he? Macht man sich an Mädchen anderer Leute ran, da wo du herkommst? Du verkackter Schürzenjäger? Ich würde sagen, du bist ein ganz schönes Arschloch. Ich finde wir sollten dir mal Manieren beibringen!“

      Seine Stimme war fest und ohne Vibrationen. Ich konnte keine Emotionen in seinen Aussagen feststellen. Was er vorhatte, das hatte er eben vor. Und die wahren Emotionen, die den Anlass für seine Aggression gaben, betrafen nicht mich oder Christa, sondern etwas, das tief in ihm drin Teil seines Charakters war.

      Meine innere Stimme erschien wieder: „Du musst dich also abreagieren. Gut. Ich werde Dir dabei helfen …“. Patsch! Gerade in dem Moment, als ich in Reichweite kam, schlug der Stöpsel, der bestimmt gut einen Kopf kleiner war als ich, mir gekonnt und blitzschnell mitten ins Gesicht. Das Adrenalin durchspülte meinen gesamten Körper. Jeder Muskel spannte sich an, die Zeit schien still zu stehen. Der Treffer war gut, aber der Schlag letztlich schwach. Genervt blickte ich auf das kleine Arschloch, auf die zwei, die neben ihm standen,… und auf den Rest dahinter. Dann holte ich aus und brach dem blonden Zwerg vom Technischen Dienst die Nase.

      Gleicher Tag - Erinnerungen Uwe Dee

      Michael und ich waren auf halben Weg, als die Situation im Wasser eskalierte. Erst schlug der Knirps, der in der Mitte stand und brüllte, auf Matthias ein, fast schon zeitgleich schlug Matthias zurück. Aufgrund seiner Masse und seiner Größe konnte man ihn leicht unterschätzen. Er sah gar nicht so muskulös aus. Der Zwerg hätte ihn mal besser nach seinen großen Händen bemessen sollen. Als nämlich seine riesige Faust auf den Sportler traf, platzte seine Nase. Das Blut spritzte und er taumelte zurück.

      Einer der Dahinterstehenden stützte ihn irrgläubig. Alle standen für einen Moment unter Schock. Für einen Bruchteil der Sekunde konnte man denken, dass jemand den Film angehalten hätte. Dann ging alles sehr, sehr schnell. Die beiden Schränke, die am nächsten bei Matthias waren, stürzten sich auf ihn, während vier der Jungs sich am Strand auf den Weg zu uns machten. Sie waren unterschiedlicher Statur, aber keiner sah so aus, dass man mit ihm scherzen sollte. Wie von magischer Hand teilten sie sich auf und griffen uns an.

      Mit den ersten Schlägen schrie die Hübsche im Wasser wie am Spieß. Auch die beiden am Strand verbliebenen Mädchen der Gruppe fingen an, wie Sirenen zu heulen. Matthias wich der ersten Faust seines zur rechten Seite stehenden Kontrahenten aus und verpasste ihm eine, was dem anderen genug Zeit gab, ihn schnell und fest zu umklammern. Der Kerl, den er getroffen hatte, erhob sich und schlug zurück.

      Uns ging es viel schlechter. Kein Schlag, kein Austeilen, schon gingen wir zu Boden, obwohl wir es versucht hatten. Schon bekamen auch wir einen auf die Mütze. Es vollzog sich unerwartet schnell, aber ein schnelles Ende würde es vermutlich nicht geben. Als der Kerl im Wasser das Gesicht von Matthias zwei, drei Mal demoliert hatte und mit dem Ergebnis zufrieden war, schleppten sie sich alle an den Strand, wo die anderen Angreifer uns bereits sorgfältig am Boden in Schach hielten. Mein Kopf dröhnte von den Schlägen.

      Beiläufig erkannte ich, dass die Gruppe gar nicht so homogen war, wie ich anfangs gedacht hatte. Einige schienen wesentlich älter, wenn man sie näher betrachtete. Durch ihre Sportlichkeit und ihren wahrscheinlich gesunden Lebensstil sahen sie auf den ersten Blick sehr jung aus. Jetzt war es offensichtlich, dass einige mit Sicherheit schon um die dreißig Jahre alt waren.

      „Aksel, halt seine Füße fest! Wir werden ihm jetzt ein kleines Andenken verpassen“, schnaubte der Zwerg,

      dem das Blut den ganzen Körper herunter lief, während er sich die Nase hielt. „Und kann mir bitte jemand etwas für meine Nase geben? Ein Handtuch vielleicht?“ fauchte er wie wild, während er weiteres Blut spuckte.

      „Du Muschi heißt Aksel? Wie ist dein Nachname? Haar?“ keifte Matthias nicht unweit von mir. Mutig, aber dämlich! Auch ihm rann das Blut herab, einen Cut hatte er über dem Auge, seine Lippe war aufgesprungen und auch aus der Nase kam Blut. Angesichts des dummen Spruches nahmen sie sich Matthias noch einmal vor. Mein innere Stimme schrie: „Was soll das? Ich verstand es immer noch nicht. Sind wir Staatsfeinde? Haben wir was mit deiner Freundin gemacht? Nein! Also was soll das hier?“ Wie zum Beweis und als Antwort auf meine Fragen rammte dieser Aksel, während er ihn mit beiden Händen festhielt, den Kopf auf Matthias sein Gesicht, so dass die Nase von Matthias erneut so knackte, als würde sie in tausend Stücke brechen.

      Ein Mädchen brachte heulend ein Handtuch für den Knirps, der sich säuberte und das Handtuch vor die Nase hielt. Er schnaubte wie ein spanischer Stier. Mit irrem Blick keuchte er vor sich hin. Dann ging er ein paar Schritte, um einen ziemlich großen Stein zu holen, bestimmt zehn Kilo schwer und schlenderte damit lässig zur Gruppe zurück. Das Geheule der Mädchen stieg ins Unermessliche und auch wir fingen jetzt an, wie wild zu brüllen. Matthias seine anfängliche Lässigkeit war verschwunden! Er schrie sich die Seele aus dem Leib! Panik machte sich aller Orten breit, weil jetzt klar war, dass diese Jungs hier einen Sprung in der Schüssel hatten.

      So hatten die überhaupt nicht ausgesehen. Ich dachte wir raufen kurz miteinander, ich fang eine, und dann ist gut. Früher lief das so. Aber das? Das war irre! Sie brachten ihn um!

      „Bist du wahnsinnig, du Arschloch?“, schrie Matthias.

      Ein Auge war vom Blut zu, das andere fixierte den Knirps, der sich wie der Beelzebub über ihn beugte. Sein Blut begann auf Matthias hinab zu tropfen und auch sein zweites Auge zu ertränken. „Ich werde dir zeigen, wie wahnsinnig ich bin…!“

      Genau in diesem Moment traf den Knirps selbst ein Stein am Kopf.

      Er war nicht sehr groß gewesen, aber kam sehr schnell geflogen!

      Und wenn er bisher dachte, dass er geblutet hätte, würde er wohl jetzt sehen, was es heißt, eine echte Kopfwunde zu haben. Er kippte um, während bereits einen Daumen dicker Strahl tiefroten Blutes aus seinem Kopf schwappte. Es herrschte Fassungslosigkeit. Nur das Schreien ging weiter.

      Ich konnte erst nichts sehen und mich auch nicht drehen. Woher kam der Stein? Was war los? Dann drehten sich alle verwundert in die Richtung um, aus der der Stein geflogen kam und auch ich erkannte zu meiner großen Verwunderung ein kleines, dunkelhaariges Mädchen auf ihrem Fahrrad, das vor uns auf einer Anhöhe stand.

      Keiner hatte ihr Kommen bemerkt.

      Sie selbst sah gar nicht verwundert oder verunsichert aus, sondern sehr böse. Wie eine Walküre thronte sich auf dem Hügel über uns.

      Stand aufrecht, bereit zu kämpfen, mit loderndem Haar.

      Ich konnte meine Gedanken immer noch nicht sortieren. Es war zu bizarr, was für eine Szenerie! Wieder hatte jemand den Film angehalten. Das Entsetzen stand inzwischen auch in den Gesichtern unserer Angreifer. Was, in drei Gottes Namen, war hier los? Das hier ist doch Deutschland, oder? Eines der Mädchen der Gruppe half einer anderen, sich erneut um den blutenden Knirps zu kümmern, während der eine Typ in unglaublicher Geschwindigkeit auf das schwarzhaarige Mädchen zu raste, sie anschrie und mit allerlei Schimpfwörtern bewarf. Das Mädchen zeigte immer noch keine Angst, keine Regung … dann konnte ich auch erkennen, woran das möglicherweise lag: In diesem Moment erschienen hinter ihr drei weitere männliche Begleiter.

      Gleicher Tag - Erinnerungen von Inge Viett

      Ich konnte das Meer schon sehen, es trennte uns nur noch einige Hügel vom Strand. Umso mehr stieg ich in die Pedale und nahm Fahrt auf. Meine Männer brüllten hinterher und lachten, weil ich versuchte sie abzuhängen. Ich ließ mich nicht beirren, trat in die Pedale, mein Kleid wehte im Wind und entblößte immer wieder meine jungen, glatten Beine. Die Haare wurden von einer Seite zur anderen geworfen und ich selbst lachte vor Freude. So ein schöner Tag, lasst uns doch gleich noch ein Bier aufmachen!

      Doch mit Bier aufmachen war nichts. Wie angewurzelt blieb ich auf der letzten Anhöhe vor dem Strand