Название | Störtebekers Erben |
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Автор произведения | Susanne Ziegert |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839256909 |
So wake, lady wake, I am waiting for thee,
Oh, this night or never my bride thou shalt be,
So wake, lady wake, I am waiting for thee,
Oh, this night or never my bride thou shalt be.
»Du warst unser Bruder, leb wohl«, sagte einer der beiden kleineren Männer, der bis dahin geschwiegen hatte. Alle drei senkten ihre Köpfe und blieben für eine Weile stehen. »Jetzt sind nur noch wir drei übrig«, sagte der Dritte. Schweigend umarmten sie sich, und ihre Schatten verschwanden in der Dunkelheit.
Kapitel 9
Margo stand ruckartig von ihrem Stuhl im Frühstücksraum auf und schloss das Fenster. Draußen hob sich der dichte milchige Morgennebel nur langsam.
»Ich wüsste nicht, was Sie mein Privatleben angeht«, sagte sie schnippisch. »Oder soll das ein Verhör werden?« Irgendjemand hatte dieser Adelszicke etwas von ihrem Treffen mit Hein gesteckt. Wahrscheinlich dessen hysterische Tochter, vielleicht war es auch Paul, den sie einmal nach einem Besuch bei ihrem Nachbarn getroffen hatte und der sie voller Neugier gefragt hatte, ob sie mit Peter Hein befreundet sei. Sie fragte sich noch immer, ob er es war, dem sie im Dunkeln begegnet war. Ob er ihr nachspionierte? Sie glaubte nach ihrem nächtlichen Gespräch aber nicht, dass er sie bei der Polizei anschwärzen würde. Ganz klar, die tappten bei ihren Ermittlungen komplett im Dunkeln und suchten nun krampfhaft einen Verdächtigen. Sie wollte sie nur ganz informell als Zeugin vernehmen. Statt sie in die Ratsetage zu einer förmlichen Vernehmung einzuladen, hatte die Kommissarin sie am Frühstücksbüffet überrascht und sie gebeten, am Tisch ihr gegenüber Platz zu nehmen. Das war wahrscheinlich deren persönliche Taktik.
»Praktisch, so ein Sugar-Daddy, dann muss man keine Betten mehr machen, um seine Miete zu bezahlen«, sagte die Kommissarin spitz. Heute schien die Gute sogar Reißzwecken gefrühstückt zu haben. Vielleicht sollte sie ihr mal einen Hanftee kochen, damit sich die Dame etwas entspannen konnte.
Margo ließ einen kurzen verächtlichen Zischlaut hören, dann besann sie sich, ging zum Büffet zurück und begann, die Schälchen mit Konfitüren zu füllen. Das war doch ein ziemlich durchsichtiger Trick, um sie zu provozieren. »Sehr praktisch, ganz genau. Sie scheinen ja beste Erfahrungen zu haben mit Sugar-Daddys.« Sie lächelte kühl. »Aber mit einem Familienschloss im Hintergrund muss man sich ja über so etwas keine Gedanken machen«, giftete Margo zurück.
Die von Menkendorf schwieg, die Lippen zusammengepresst. Hatte sie einen wunden Punkt erwischt, obwohl sie einfach nur ihrer Fantasie mit ein paar Adelsklischees freien Lauf gelassen hatte? Die Dame kam also wirklich aus einem Schloss, wollte dies aber unter allen Umständen geheim halten, vermutete Margo.
»Wie nah standen Sie dem Opfer, hatten Sie eine Liebesbeziehung?«, wechselte die Polizistin abrupt das Thema.
Margo war sonst selten um eine Antwort verlegen, doch von dieser Frage so verblüfft, dass sie plötzlich in der Bewegung stoppte und der Tellerstapel, den sie gerade auf das Büffet stellen wollte, ihr aus der Hand glitt und klirrend zu Bruch ging. Wütend fegte sie die Scherben mit einem Handfeger in einen Eimer, dessen Inhalt sie dann geräuschvoll in einen Müllsack pfefferte.
Das grenzte an üble Nachrede, sie fragte sich, ob sich das die Menkendorf ausgedacht hatte oder jemand von der Insel? Sie ging nochmals zum Tisch zurück, an dem diese noch immer saß und in ihren Laptop tippte. »Was wollen Sie eigentlich von mir? Glauben Sie, dass ich einen Menschen hinrichten könnte?«
Dann ging sie zurück in die Küche, um den Käseteller zu holen, und spürte die Blicke der Kommissarin im Rücken. »Ich muss dann mal wieder an die Arbeit. Danke noch für das erhellende Gespräch und weiter gute Erholung auf Neuwerk.« Diese Spitze konnte sie sich nicht verkneifen. Kurz hatte sie überlegt, ob sie etwas von dem nächtlichen Besuch von Paul und dem Schattenmann erzählen sollte. Aber warum sollte sie der aufgeblasenen Schlossherrin ihre Arbeit abnehmen? Außerdem hätte sie sich damit sogar noch verdächtiger gemacht.
Kapitel 10
Es war einfach lächerlich, der Typ wollte wohl einen auf Pferdeflüsterer machen. Finster sah Robert Galinowski dem Mann mit Cowboyhut hinterher, der in einem runden Holzverschlag ein dickes braunes Pferd im Kreis traben ließ. Die Menkendorf hatte ihn dafür eingeteilt, den Ortsvorsteher Kai-Uwe König nochmals zu ihren bisherigen Erkenntnissen zu befragen und mit seiner Hilfe das Beziehungsnetz von Peter Hein auf der Insel zu rekonstruieren.
Seine Freunde hatten neidisch zugehört, als er während ihrer wöchentlichen Skatrunde den Marschbefehl für die Insel in der Nordsee bekam, doch er selbst hätte gerne darauf verzichtet. Dieses ganze Gelaufe ging ihm auf die Nerven, diese Insel war autofrei. Das musste man sich ja einmal vorstellen in unserem Jahrhundert! Bis auf die Müllabfuhr, die Feuerwehr und ein paar Traktoren gab es keine motorisierten Privatfahrzeuge. Den Vorschlag, das Feuerwehrauto zu beschlagnahmen, hatte die von Menkendorf mit empört gespitzten Lippen zurückgewiesen. Das sah der Frau ähnlich.
Zum Glück war das entgegengesetzte Ende der Insel nicht weit entfernt, in einer Stunde hatte man Neuwerk sogar komplett umrundet. Er war aber nicht außen am Deich entlang zu den Häusern im Norden der Insel gegangen, sondern hatte den Mittelweg hinter dem Leuchtturm genommen, einen Plattenweg, der einen öden Blick auf die flache Landschaft ohne Bäume bot. Kühe glotzten ihn blöde aus ihren großen Augen an, dahinter weideten die Pferde, die wohl Königs Kutschen ziehen mussten. Vom Meer sah Galinowski nichts, der Deich im Norden versperrte den Blick auf die Nordsee. Er fragte sich, warum hier jemand seinen Urlaub verbrachte. Er würde sich schnellstmöglich mit der Dienstpistole ins Jenseits befördern, wenn er hierher versetzt würde. König ignorierte ihn noch immer, er räusperte sich schließlich.
»Kriminaloberkommissar Galinowski. Ich ermittle in einem Mordfall, würden Sie sich bitte zur Befragung bequemen?«
Der Cowboy knurrte: »Hab schon mit Chefin gesprochen.« Galinowski kochte innerlich– die Menkendorf, von wegen Chefin. Wenn er wüsste, mit wem die auf der Besetzungscouch gelegen hatte. Die war erst nach ihm in die Mordkommission gekommen und vollkommen unerfahren. Das wäre eigentlich sein Fall. Aber seine Stunde würde kommen, da war er ganz sicher. Gemächlich hatte der Cowboy das Pferd zur Koppel geführt, das Halfter gelöst und war gerade rechtzeitig beiseitegetreten, als das Tier mit großen Sprüngen auf die Wiese stürmte.
»In welchem Verhältnis standen Sie zu dem Toten?« Der Mann würdigte ihn keines Blickes.
»Schulkamerad.«
Knapper ging es nicht, dem musste man tatsächlich jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.
»Ist ja einen Moment her, oder? Und wie war das Verhältnis heute?« Galinowski folgte dem Mann, der in das Stallgebäude weiterlief und ihn einfach wie Luft behandelte. An einer Box war er stehen geblieben: »Man kann sich auf einer Insel schlecht aus dem Weg gehen.« Na, wenn das kein Ansatzpunkt war.
»Aus dem Weg gehen– gab es Streit?«, fragte Galinowski hoffnungsvoll.
»Nix Streit, drehen Sie mir nicht das Wort im Mund rum, sonst sag ich nichts mehr«, bellte der Cowboy drohend und fragte dann missmutig: »War’s das, ich hab einen Betrieb zu führen.«
Ohne die Antwort abzuwarten, kehrte er Galinowski den Rücken zu und setzte mit finsterem Blick seinen Weg in die Stallgasse fort.
Galinowski war in Rage und beschloss, sich erst mal ein Bierchen im Nachbarlokal zu gönnen, bevor er sich den nächsten redseligen Insulaner vornahm.
Direkt nebenan lag das Restaurant »Seemannsgarn«, das in seinem Reiseführer als besonders empfehlenswert vermerkt wurde. Hier würde doch hoffentlich ein wohlschmeckendes Helles gezapft, und vielleicht hörte er sogar etwas Nützliches von den Gästen. Dann las er seine Notizen durch, war das tatsächlich der Jo Prell?
Er war es, stellte er fest, als sich der Hüne ihm gegenüber an den Tresen stellte.
»Womit kann ich dienen, Herr Hauptkommissar?«
Galinowski