Liebesglück unter italienischer Sonne - Un Amore Italiano. Liza Moriani

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Название Liebesglück unter italienischer Sonne - Un Amore Italiano
Автор произведения Liza Moriani
Жанр Языкознание
Серия Un Amore Italiano
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783960741336



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reichte Matteo Petra eine Opferkerze, doch als diese ihre Geldbörse für den Opferstock zücken wollte, ergriff er ihre Hand. „Was ich eingeworfen habe, reicht für uns beide.“

      Dann entzündeten die beiden Besucher in dieser winzigen Grotte am Straßenrand ihre Kerzen und hielten für einen Moment inne.

      „Komm, wir setzen uns einen Augenblick hierhin“, sagte Matteo und zeigte auf die Bank direkt am Eingang. „Ich will dir etwas über diese Grotte erzählen. Siehst du dort die Tafel neben dem steinernen Altar? Auf der steht geschrieben ...“ Matteo hielt inne. „Sprichst du eigentlich Italienisch?“, fragte er sodann.

      Petra schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“

      „Gut, dann will ich dir übersetzen, was dort steht. Es heißt: In Erinnerung an das Ehepaar Zerboni Giovanni und Sala Angiolina, geboren in Erno und wohnhaft in Montevideo, die diese Grotte mit ihrem Opfer und ihren Gaben in eine der Jungfrau von Lourdes geweihte Kapelle verwandelt haben. Ich weiß nicht viel über diese Eheleute, aber die beiden haben wohl nach einem großen Unglück, wie man sagt, mit Gottes Hilfe wieder einen guten gemeinsamen Weg gehen können. Aus Dank haben sie diese Kapelle ausgestattet. Mein Vater ist um drei Ecken mit der Familie Sala aus Erno verwandt. Der Ort liegt hinter dem Hügel dort.“ Matteo deutete die Lage des Ortes mit seiner Hand an. „Ist ein kleines Örtchen mit ein paar Häusern. Hier an der Grotte halten oft Menschen an, die beispielsweise durch einen schweren Unfall einen geliebten Menschen verloren haben. Deshalb liegen dort oben auf dem Sims immer wieder auch Fotos von zerstörten Autos oder Motorrädern.“

      „Ja, das habe ich auch schon gesehen“, warf Petra leise ein. „Es ist schön, wenn es einen Ort gibt, an dem man Hoffnung und Trost finden kann.“

      „Da stimme ich dir zu“, sagte Matteo. „Und ich denke, dass hier viele Menschen Trost suchen, denn eigentlich habe ich noch nie gesehen, dass hier keine Kerze für eine verstorbene Seele brennt. Und das ist gut zu wissen.“

      Petra war in diesem Moment sehr bewegt. Ob Matteo auch jemanden verloren hatte, an dessen Seele er hier gerne erinnern wollte? Doch sie kannte den Mann an ihrer Seite zu wenig, um ihm diese Frage stellen zu können. Nein, das wäre unpassend, überlegte sie, sie kannte ihn ja eigentlich gar nicht. Und diese Frage wäre ihr dann doch deutlich zu persönlich gewesen.

      Aber so unglaublich es auch schien, wieder einmal machte es den Eindruck, als habe Matteo Petras Gedanken lesen können. So sagte er ganz unvermittelt: „Du fragst dich vielleicht, an wen ich mich hier erinnern möchte, oder? Daraus muss ich kein Geheimnis machen. Es ist meine Frau, derer ich hier gedenke. Sie ist vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Auf der Autobahn Richtung Mailand hat ein betrunkener Fahrer bei viel zu hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und ist in den Wagen meiner Frau gedonnert. Sie wurde in die Leitplanken gedrückt ... und schwer verletzt. Man hat sie dann ins Krankenhaus nach Milano geflogen. Wie durch ein Wunder ist unserem ungeborenen Kind bei dem Unfall nichts passiert. Aurora, meine Frau, hat unsere Tochter noch per Kaiserschnitt zur Welt bringen können. Doch ihre inneren Verletzungen waren so schwer, dass sie fünf Tage später für immer eingeschlafen ist. Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun.“

      Während Matteo dies erzählte, waren Petra Tränen in die Augen getreten. Was war ihre blöde Trennung von Frank doch läppisch gegen das Schicksal dieses Mannes! Einen geliebten Menschen für immer auf solch tragische Weise zu verlieren, das war unvorstellbar.

      Sie schluckte, bevor sie sich getraute zu fragen: „Dein Kind, ist es ...“ Petra fand nicht gleich die richtigen Worte.

      „Meine kleine Giulia? Sie ist das Wundervollste, was mir je in meinem Leben begegnet ist. Sie wächst zwar ohne ihre Mutter auf. Doch hat sie in meiner Mutter, ihrer Oma, einen einzigartigen Menschen gefunden, der ihr all die Liebe gibt, die solch ein kleines Wesen braucht. Giulia und ich leben im Hause meiner Eltern. Obwohl, das stimmt nicht so ganz. Wir haben schon unser eigenes Haus, es befindet sich aber auf dem großen Grundstück meiner Eltern, sodass die Kleine, wenn ich arbeite, immer bei ihren Großeltern sein kann.“ Matteo blickte Petra an. „Ich habe lange um meine Frau getrauert“, fuhr er fort. „Und ich habe an diesem Ort immer wieder Kraft tanken können. Manchmal habe ich hier eine Stunde und mehr gesessen. Vor allen Dingen dann, wenn der Schmerz zu groß wurde. Irgendwann aber habe ich erkannt, dass ich weiterleben muss. Schon alleine für meinen kleinen Engel. Du müsstest sie kennen, um zu wissen, was ich meine ...“ Matteo lächelte. „Ich habe heute Morgen, als ich dich am Hotel abgeholt habe, gesehen, dass du dir nicht ganz sicher warst, ob du in mein Auto steigen sollst oder nicht. Deshalb wollte ich dir zuerst meinen Lieblingsort am See zeigen. Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast. Und weil ich mir gut vorstellen kann, wie ich“, er ergriff Petras Hand, „mit meinem roten Alfa auf eine junge, schöne Frau aus Deutschland wirken könnte, wollte ich, dass du von Anfang an weißt, mit wem du es zu tun hast. Und nein, ich bin kein Gigolo und kein Draufgänger und kein Frauenheld. Und wenn ich noch ehrlicher sein will: Du bist seit dem Tod meiner Frau die Erste, mit der ich überhaupt einen solchen Ausflug mache.“

      Matteo drückte Petras Hand noch ein wenig fester. „Ich wollte nur, dass du all das weißt. Und ich kann dir nicht mal sagen, warum ich wollte, dass du das weißt ...“

      Inzwischen hatte Petra einen dicken Kloß im Hals. „Man soll eben nie nach Äußerlichkeiten gehen“, sagte sie sich in Gedanken und war insgeheim froh, dass Matteo ihr so viel über sich erzählt hatte. Sie hatte urplötzlich das Gefühl, diesen Mann schon seit Jahren zu kennen. Es hatte sich von einem auf den anderen Moment eine Vertrautheit eingestellt, die Petra so noch nie bei einem Fremden empfunden hatte.

      Wer leitete die Geschicke dieser Welt und ließ zwei Menschen, die sich gar nicht kannten, in einem italienischen Lebensmittelladen unverhofft zusammenstoßen? Gab es Zufälle im Leben?

      Oder sollte so etwas wie Schicksal tatsächlich existieren?

      Und vor allen Dingen: Wer gab einem Menschen solche Augen, wie Matteo sie hatte?

      „So, nun aber genug in Erinnerungen geschwelgt. Lass uns den Tag genießen. Ich habe noch den ein oder anderen Ort für dich, den ich dir zeigen möchte, und die, das verspreche ich, werden weniger tragische Ereignisse zutage fördern. Also komm, liebe Petra, ich habe Hunger und möchte dich mit der besten Köchin der Welt bekannt machen.“

      Petra und Matteo stiegen wieder in den roten Alfa und die Fahrt ging noch einige Kilometer weiter den Hügel bergan. Hin und wieder führte eine kleine, steile Bergstraße in umliegende Ortschaften, doch großartig bewohnt schien diese Seite am Comer See nicht zu sein.

      Etwa zehn Minuten später hielt Matteo vor einem unscheinbaren Steinhaus mit einer kleinen Terrasse an.

      „Herzlich willkommen am Passo della Colma, der besten Küche weit und breit!“ Als Petra ihren Fahrer ein wenig zweifelnd von der Seite ansah, grinste er frech. „Glaubst du mir etwa nicht? Na, dann sieh dich vor Nonna Peppina vor! Wenn ich ihr erzähle, was du denkst, kommst du aus ihrer Küche nicht mehr raus!“

      Wenig später saßen die beiden Ausflügler an einem reichlich gedeckten Tisch auf der schattigen Terrasse des beliebten Ausflugslokals auf der Passhöhe, die offensichtlich gerade auf Radfahrer eine gewisse Anziehungskraft ausübte, denn neben Matteo und Petra tummelten sich hier in der Mittagszeit vor allen Dingen sportlich aussehende Radler, die ihren Popos und Beinen eine Ruhepause gönnen wollten.

      Und Matteo hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen. Das Essen aus der Küche von Nonna Peppina war köstlich. Einfache, aber typisch regionale Köstlichkeiten hatte die betagte Köchin, die noch immer gerne selbst am Herd stand, aufgetischt.

      Natürlich war Nonna Peppina nicht wirklich Matteos Großmutter, wie sich bald herausstellte. Doch irgendwie waren auch diese beiden um viele Ecken miteinander verwandt. Matteos Großmutter war die Nichte von Nonna Peppinas Mutter ... oder so ähnlich.

      „Du scheinst ja mit jedem hier am See irgendwie verwandt und verschwägert zu sein“, meinte Petra, nachdem Nonna Peppina und Matteo sie über ihre Familienverhältnisse aufgeklärt hatten.

      „Nicht