Liebesglück unter italienischer Sonne - Un Amore Italiano. Liza Moriani

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Название Liebesglück unter italienischer Sonne - Un Amore Italiano
Автор произведения Liza Moriani
Жанр Языкознание
Серия Un Amore Italiano
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783960741336



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ihr nicht mehr wehtun, so wie es die Wunden bis jetzt getan hatten.

      Als Petra drei Stunden später wieder an ihrem Hotel in Griante eintraf, war sie erschöpft und sehr glücklich. Dieser erste Tag war ganz besonders gewesen und ihn wollte sie auf ganz besondere Weise ausklingen lassen. Mit einem Glas Rotwein, ein wenig Käse, Schinken und Brot, und zwar auf dem rustikalen Balkon ihres Zimmers. Einen kleinen Laden hatte Petra schon morgens auf ihrem Weg zur Fähre um die Ecke ihres Hotels entdeckt. Hier würde es sicherlich all das geben, was sie für diesen Abend noch brauchte, um den Tag schön ausklingen zu lassen.

      So betrat Petra das kleine Lebensmittelgeschäft und war erstaunt darüber, wie klein es tatsächlich war.

      Einkaufswagen?

      Fehlanzeige!

      Durch diese engen Gänge würde auch der kleinste rollende Einkaufskorb nicht kommen. „Es ist hier fast so wie in den Gassen der Altstadt von Bellagio“, schmunzelte Petra in Gedanken und belud sich mit all den Dingen, die sie brauchte.

      In dem Geschäft herrschte um diese Zeit geschäftiges Treiben, denn offensichtlich suchten viele Touristen noch nach der Kleinigkeit für den Abend. Ein buntes Stimmengewirr – deutsch, englisch, russisch, italienisch – drang an Petras Ohr und nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.

      Als sie sich um die Ecke des nächsten Gangs schlängelte, vorbei an einer ziemlich dicken Frau, die offensichtlich mit Händen und Füßen ihren Mann davon zu überzeugen suchte, gerade diese Pasta zu kaufen, genau da passierte es. Sie übersah den Mann, der ihr entgegenkam, lief in ihn hinein ... und all ihre wunderschönen Leckereien für den Abend nebst einer köstlichen Flasche Rotwein fielen laut krachend zu Boden. Die Rotweinflasche zerbrach, der Wein ergoss sich nicht nur über den Boden, sondern auch über die dicke Frau und ihren Mann, über Petra ... und den jungen Mann, den sie erst jetzt wirklich wahrnahm.

      Augenblicklich war es still im ganzen Geschäft. Oder schien es Petra nur so? Denn als sie dem Mann, der ihr hier quasi in die Arme gelaufen war, in die Augen schaute, war es, als würde sie versinken – versinken in den Tiefen des Comer Sees, den sie heute schon zweimal mit der Fähre überquert hatte.

      „Scusi, scusi“, stammelte sie. „Es tut mir so leid, ich habe Sie nicht gesehen. Oh Gott ...“

      Bislang hatte der junge Mann noch nichts gesagt. Nun aber lächelte er Petra an. „Das ist kein Problem – questo non è un problema.“ Dann drehte er sich unvermittelt um, verließ den Laden durch eine Tür, die Petra erst jetzt sah, und kam schließlich mit einem Besen, einer Kehrschaufel und einem Eimer zurück. „Das haben wir gleich“, sagte er und begann, den entstandenen Schaden zu richten.

      Während er dies tat, sprach er beruhigend auf Italienisch auf die dicke Dame ein, die inzwischen ihre Sprache wiedergefunden hatte und lauthals durch den Laden krakeelte. Was sie sprach und was der junge Mann erwiderte, konnte Petra nicht verstehen. Aber offensichtlich wurde das Problem zur Zufriedenheit der Dame gelöst, denn nach einem gewaltigen italienischen Wortschwall erschien plötzlich ein strahlendes Lachen auf dem Gesicht der Frau und sie schob sich mitsamt dem Gatten Richtung Kasse durch. Dort grüßte sie die Verkäuferin mit einem Handzeichen und einem Griff in das Pralinenregal und verließ den Laden – ohne zu bezahlen – mit einem prall gefüllten Einkaufskorb. Nun wusste auch Petra, wie die Dame beschwichtigt worden war ...

      Der junge Mann, der zusammen mit Petra für das kleine Malheur verantwortlich gewesen war, wandte sich nun ihr zu. „So, die Gute hätten wir beruhigt“, lächelte er Petra an. „Und ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, dass ich Sie in diese Verlegenheit gebracht habe. Ich hätte nicht entgegen der Einkaufsrichtung durch den Laden laufen sollen.“

      „Aber ich war schuld, ich ...“, versuchte Petra zu erklären, doch ihr Gegenüber fiel ihr sogleich ins Wort.

      „Nichts da“, sagte er, „das war mein Fehler, nicht Ihrer. Und schauen Sie mal, was ich angerichtet habe. Ihre Hose hat überall Rotweinspritzer, die müssen wir sofort auswaschen, sonst gehen die Flecken nicht mehr raus.“

      Erst jetzt hatte Petra Zeit, sich den Mann etwas näher anzuschauen. So jung, wofür sie ihn ursprünglich gehalten hatte, war er auf den zweiten Blick gar nicht mehr. In seinem dunklen Haar zeigten sich die ersten grauen Streifen und auch der Dreitagebart ließ erahnen, dass er einst einmal dunkler gewesen sein mochte. Petra schätzte ihn auf Mitte, Ende 30. Er war etwa einen Kopf größer als sie selbst und schlank. Offensichtlich kam er gerade von der Arbeit, denn er trug eine Jeans und ein T-Shirt, die ein wenig angestaubt wirkten, was im völligen Gegensatz zu seinem sonst tadellosen Äußeren stand.

      „Ich sollte nicht vergessen, dass die Leute hier nicht nur Urlaub machen“, schoss es Petra durch den Kopf. Und dann blieb sie wieder hängen an diesen Augen, in denen man sich verlieren konnte.

      „Wissen Sie, was wir jetzt machen?“, riss der Mann sie aus ihren Gedanken. „Wir gehen jetzt in Ihr Hotel. Ich nehme mal an, dass Sie hier am See Urlaub machen, oder?“ Doch Petra kam gar nicht dazu, die Frage zu beantworten, da schob er schon nach: „Klar machen Sie hier in Griante Urlaub, sonst hätten Sie hier nicht eingekauft.“ Er strahlte sie an. „Also, wir gehen jetzt in Ihr Hotel, Sie ziehen sich um, geben mir Ihre Hose ... und morgen früh haben Sie diese gewaschen, gebügelt und ohne Flecken wieder zurück.“

      „Das kann ich nicht annehmen“, wollte Petra gerade antworten, doch dazu kam sie nicht, denn offenbar hatte ihr Gegenüber ihre Gedanken erraten.

      „Widerspruch dulde ich nicht“, grinste er sie frech an und Petra ergab sich ohne Widerstand. Wer konnte bei diesen Augen schon Nein sagen?

      Wenig später standen Petra und Matteo, so hatte sich ihr kleiner Unfall auf dem kurzen Fußweg zum Hotel vorgestellt, in der Lobby und sie übergab ihm eine Tüte mit der schmutzigen Jeans, die sie inzwischen in ihrem Hotelzimmer gegen eine neue Hose ausgetauscht hatte.

      „Das ist aber wirklich nicht nötig“, sagte sie, doch Matteo winkte ab.

      „Das ist nötig“, antwortete er mit einem Augenzwinkern. „Morgen früh komme ich wieder. Ich freue mich darauf. Nun aber noch einen schönen Abend.“ Er winkte ihr kurz zu, grüßte Pietro, der hinter seiner Rezeption stand ... und verschwand.

      ***

      In dieser Nacht schlief Petra wieder tief und fest. Pietro hatte ihr, nachdem er von dem Zwischenfall im Lebensmittelladen gehört hatte, ein kleines Abendmahl bereiten und ihr aufs Zimmer bringen lassen, denn er hatte gesehen, dass sein Gast schon ziemlich erschöpft war. „Ein Gruß des Hauses“, hatte Pietro ausrichten lassen, „wir möchten doch, dass Sie Griante in guter Erinnerung behalten.“

      Kaum aber hatte sie am nächsten Morgen an ihrem Frühstückstisch Platz genommen, da gesellte sich ihr kleiner Unfall vom Abend zuvor zu ihr. „Ihre Hose, sauber und rein“, strahlte er sie an, setzte sich unaufgefordert zu ihr an den Tisch und bestellte sogleich einen Espresso. „Vittoria, die Freundin meiner Mutter, lässt einen schönen Gruß ausrichten. Die Rotweinflecken waren so frisch, dass es kein Problem war, sie zu entfernen.“ Dann betrachtete er Petra eine ganze Weile schweigend, was ihr schon fast peinlich war, und sagte: „Als kleine Entschuldigung für meine Tollpatschigkeit gestern möchte ich dich gerne einladen. Einladen zu einer Spritztour an meine ganz persönlichen Lieblingsorte am Comer See. Hast du Lust dazu? Und Zeit?“

      Petra wusste gar nicht, wie ihr geschah. Zum einen war es ihr nicht ganz geheuer, mit einem Wildfremden durch die Gegend zu fahren und sich auf ein solches Abenteuer einzulassen. Sie kannte diesen Matteo ja gar nicht. Und nur weil er ihre Jeans gewaschen hatte ...

      Andererseits reizte es sie, Orte am See kennenzulernen, die sie sonst vielleicht nicht besuchen würde. Sie hatte zwar einen Reiseführer dabei und von diversen Internetseiten Orte zusammengetragen, die sie während der nächsten zehn Tage besuchen wollte, aber mit einem Einheimischen, der sich am See sicherlich verdammt gut auskannte, die Gegend zu erkunden, war natürlich noch einmal etwas ganz anderes.

      Nun, und dann waren da noch diese Augen, von denen Petra in der Nacht sogar geträumt hatte. Und so beschloss sie kurzerhand,