900 MINUTEN. S. Johnathan Davis

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Название 900 MINUTEN
Автор произведения S. Johnathan Davis
Жанр Языкознание
Серия 900
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958350557



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kamen wir rutschend zum Stehen. Ich erstarrte, da vierzehn der eindeutig roten Augen innehielten und Rodgers und mich geradewegs anschauten. Die Augen glühten durch die tanzenden Flammen, die die gegenüberliegende Wand verschlangen.

      Abgesehen von dem wütenden Feuer hatte ich keine Ahnung, warum es da drin so schlimm aussah. Normalerweise würden wir reingehen und ein paar Schüsse abfeuern, um die Toten umzulegen, und dann wären wir damit durch. Später sollte ich erfahren, dass zwei Mitglieder unserer Gruppe beschlossen hatten, auf eigene Faust hineinzugehen, um ein Kind zu retten, bevor der Rest von uns auftauchte. Sie waren im Mittelpunkt des Geschehens, als Kyle dazukam und er konnte ihr Leben nicht bei einem Feuergefecht riskieren.

      Wir waren nun weit darüber hinaus.

      Ich fragte mich kurz, warum sich so viele Menschen in diesem Raum befanden. Ich musste mich daran erinnern, dass dies die Apokalypse war. Menschen wurden verletzt. Menschen wurden krank. Und natürlich würden sie letztendlich immer an diesem Ort landen. Nur, dass der Doc an diesem Tag keine Lutscher für ein Lächeln eintauschte.

      Wir sprangen durch die Tür und betraten das MedCenter, waren bereit für einen Schlagabtausch. Eine Frau in Krankenschwester-Uniform stürmte mit weit aufgerissenem Mund auf mich zu.

      Ich sah, dass ein Stück Fleisch in ihren Zähnen hing. Dann hob ich die Neun-Millimeter und legte meinen Finger auf den Abzug. Die Kugel schraubte sich durch ihren Schädel und blies ein Loch in ihren Hinterkopf mit den dunklen, verfilzten Haaren. Ich ging einen Schritt zurück und sah, wie die Frau zu Boden fiel. Als ich aufsah, bemerkte ich einen dunkelroten Blutspritzer auf Rodgers Blende.

      »Was zum Teufel!«, schrie er. Mit seinen übergroßen Handschuhen wischte er das Blut von der Blende. Dann sah er wieder zu der zylindrischen Metalltür. »Mach sie zu. Wir müssen sicherstellen, dass keiner von ihnen entkommt!«

      Ich musste meine Füße gegen die Wand stemmen, um das Ding zu bewegen. Alle Türen in Avalon waren riesig, genau wie diese. Schließlich war dieser Ort als Bunker gebaut worden, falls es zu einem Atomkrieg kommen sollte. Für die Zombie-Apokalypse … fühlte es sich ein bisschen übertrieben an.

      Der Raum hatte eine Lüftung, die den Rauch absaugte. Allerdings fühlte ich die Tränen, die durch meinen verdammten Bart krochen. Darum konnte ich sagen, dass es nicht ausreichte.

      Ich schaute zum Feuer hinüber und sah, dass eine Kreatur diesem ein bisschen zu nah kam. Sie fing Feuer und wirbelte im MedCenter herum, stieß einen Schrei aus, während ihr schmelzendes Fleisch auf die Flammen im Raum spritzte.

      Ich zog feurigen Atem in meine Lungen und sah mit gezücktem Hammer nach oben. Kyle nahm diesen Ort auseinander und kämpfte mit bloßen Händen gegen zwei dieser Kreaturen. Einer trug dieselbe schwarze Panzerweste wie der Rest von uns. Ich konnte nicht erkennen, wer es war, aber es war eindeutig jemand aus unserem Team. Er hatte sich verwandelt.

      Ich konzentrierte mich wieder auf den wirbelnden, glühend heißen Zi. Meine Augen wurden immer größer, als ich sah, in welche Richtung er sich bewegte. Ich musste ihn stoppen …

      »Genug von der Scheiße!«, schrie ich, während ich hineinstürmte.

      Die Neun-Millimeter in der einen Hand und den Hammer in der anderen konnte ich fühlen, wie die Waffe zum Leben erwachte. Sie spuckte Kugeln auf die Kreaturen, die sich zwischen dem brennenden Zi und mir befanden. Nach ein paar offensichtlichen Fehlschüssen konnte ich drei der Monster ausschalten, bevor das Magazin leer war. Ich schleuderte sie zur Seite, warf mich ins Getümmel und ging seitwärts an einem Zi vorbei, der eine Kochschürze trug. Diese war nun mehr rot als weiß.

      Der Koch war ein großer Kerl und ich erkannte ihn sofort: Es war Earl. Er hatte mich bei mehr als einer Gelegenheit bedient, und ich hasste es, dass ich ihn nun umlegen musste.

      Ich hielt ihn am Boden und durchdrang mit voller Wucht den Schädel des Zis mit meinem Hammer. Da er sich immer noch heftig am Boden hin und her wälzte, schlug ich noch einmal auf ihn ein. Ich fühlte, wie der metallische Kopf durch das Gesicht des Monsters krachte und mit einem hörbaren Klirren auf den Betonboden auftraf. Mit meinem Unterarm wischte ich über die Plastikblende, die meine Augen und den Mund bedeckte. Es gelang mir, gerade genug Blutspritzer abzuwischen, damit ich sehen konnte, wie das Feuer einen Walzer Richtung Arzneischrank tanzte.

      Ich warf einen Blick auf Rodgers, der gegen den brennenden Zi vorging. Während der Zi losstürmte, stieß er einen allzu vertrauten Schrei aus. Ich musste daran denken, dass die Kreatur mehr wie eine zornige Version von Satan aussah.

      Wut sprang aus seinen blutunterlaufenen Augen. Auf Hüfthöhe hielt Rodgers eine Doppelflinte. Er hob sie, betätigte den Abzug und jagte dem Zi eine Ladung Schrot durch Brust und Schädel. Ein perfekter Schuss. Die Kreatur schlug hart auf den Boden, aber vorher fiel sie rücklings gegen den übergroßen Schrank, in dem sich die Medikamente befanden.

      Entsetzt beobachtete ich das Ganze. Ich stand hilflos da, als das Feuer den gesamten Schrank in nur wenigen Sekunden verschlang. Ich wusste, dass wir nicht zulassen konnten, dass es sich weiter ausbreitete. Darum sah ich mich hektisch nach einem Feuerlöscher um. Dann sah ich zur Decke. Warum zum Teufel war die Sprinkleranlage nicht angesprungen?

      Ich hatte meine Augen auf den Metallsprinkler gerichtet, der der Flammenwand am nächsten war. Dann rannte ich darauf zu, sprang hoch und schlug mit dem Kopf des Hammers gegen das Stück Scheiße, das nicht funktionierte. Das Geräusch von Metall auf Metall war zu hören.

      In dem Moment, als ich sah, wie Kyle eine Kreatur durch den Raum warf, war der Metallsprinkler vor mir auf dem Boden gelandet. Einen Augenblick später regneten kleine Wassertropfen von oben herab.

      Mit diesem Hieb mischten sich die Elemente in das kleine Scharmützel ein, und unser Team machte kurzen Prozess mit dem Rest der Zis; das Feuer war schnell gelöscht und bald nichts weiter, als ein glimmender Aschehaufen. Das MedCenter war ein einziges Chaos und Blut sammelte sich in Lachen auf dem Betonboden. Dieser Scheiß wusch sich nie ganz aus dem Beton heraus. Wenn man nur genau hinsah, konnte man die Flecken sehen, die in den Hallen von Avalon verstreut waren.

      Ein Fleck. Das ist alles, was von uns übrig bleibt, wenn wir weg sind.

      »Jesus, Mann. Ich dachte, Mr. Rodgers hätte wieder einen an der Klatsche«, sagte Kyle, als er auf mich zukam und mir auf die Schulter klopfte.

      Meine Augen waren weiter auf das geschmolzene Plastik und das zerbrochene Glas der Medizinflaschen fixiert. Ich antwortete nicht. Ich hatte noch nicht begriffen … was das wirklich bedeutete. Damals dachte ich, wir hätten noch zusätzliche Medikamente auf Lager.

      »Wir müssen mit dir noch ein bisschen Ausdauertraining machen«, fuhr Kyle fort, während er mit zwei Fingern gegen die Rüstung an meinem Bauch klopfte.

      Ich lachte, aber ich reagierte immer noch nicht auf seine Stichelei. Zur Hölle, ich war in einer besseren Form, als ich es je seit der Highschool gewesen war. Vor der Apokalypse hatte ich zehn Jahre damit verbracht, vor einem Computer zu sitzen. An einem durchschnittlichen Tag war das Einzige an Bewegung, dass ich die Treppen der Tiefgarage hoch- und runterging und das auch nur, weil es ein kurzer Weg war. Um zum Fahrstuhl zu gelangen, musste man über die volle Länge der Garage latschen. Damals waren wir darauf getrimmt, faul zu sein.

      Und ich war genauso erbärmlich wie der Rest von ihnen gewesen.

      Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Kyle erregte meine Aufmerksamkeit, als er den Raum durchschritt und auf einen kleineren Schrank zuging. Er nickte mit dem Kopf in meine Richtung. Dann schaute er wieder auf den Metallgriff, der sich direkt unter ihm befand. Er bedeute mir, zu ihm herüberzukommen. Als ich näherkam, hockte er sich hin und flüsterte mir zu, dass er gesehen hatte, wie jemand hineingekrochen war. Er war sich aber nicht sicher, ob sie gebissen worden war oder nicht.

      Das Adrenalin schoss immer noch durch meine Adern. Ich hob den Hammer über meinen Kopf und war bereit zuzuschlagen, während Kyle mit einem Arm zum Schrank hinunterlangte. Ich holte tief Luft und nickte ihm zu, da berührte er mit seiner Hand den Griff und zog daran.

      Ich machte einen Schritt nach vorne und war bereit, die Waffe einzusetzen. Da erschien ein kleines Mädchen und ich trat