Название | PRIMORDIA 2 - Die Rückkehr zur vergessenen Welt |
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Автор произведения | Greig Beck |
Жанр | Языкознание |
Серия | Primordia |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958354210 |
Aus den wissenschaftlichen Aufzeichnungen von Emmaline Jane Wilson
Es ist nur ein kleiner Komet.
Er trägt den Namen P/2018-YG874, genannt Primordia. Vermutlich kam er vor etwa einhundert Millionen Jahren aus der Oort-Wolke plus/minus ein paar Millionen Jahren.
Seitdem reist dieser winzige Himmelskörper auf einer elliptischen Umlaufbahn durch unser Sonnensystem. Er kommt der Erde näher, passiert sie und fliegt dann zurück zur Sonne, wo er von deren Schwerkraft eingefangen und wieder zurückgeschleudert wird, um eine weitere Runde zu beginnen. Das ist ein Jo-Jo-Spiel, das schon seit Millionen von Jahren läuft und auch noch Millionen von Jahren so weitergehen wird.
Die Erscheinung von Primordia, womit die Zeit gemeint ist, wo er mit bloßem Auge sichtbar ist, gibt sich unspektakulär. Die einzige Besonderheit ist laut Wissenschaftlern die hohe Konzentration von Eisen und seltenen Mineralien in seinem Inneren. Durch Wechselwirkungen entsteht dadurch eine ungewöhnliche magnetische Verzerrung.
Bei seinem langsamen Vorbeiflug an der Erde kommt der Komet einem Gebiet in Südamerika am nächsten, genauer gesagt einem Tafelberg in Venezuela. Man kann ihn nur für ein paar Tage beobachten, doch in dieser Zeit spielen sich merkwürdige Dinge auf diesem Felsplateau ab. Die gesamte Umgebung verändert sich, Durchgänge öffnen sich und kosmische Verbindungen werden geschaffen.
Eine weitere direkte Folge ist ein monsunartiges Tiefdruckgebiet, dessen Auswirkungen die Ureinwohner schon seit Jahrtausenden kennen. Sie nennen es die feuchteste Jahreszeit. Ihnen war schon immer bewusst, dass diese Gegend dann zur Heimat von Göttern und Monstern wurde und keinesfalls besucht werden sollte. Denn die, die dort hingingen, kamen nie zurück.
Ich weiß, dass das wahr ist. Mit einer Ausnahme: Ich selbst bin zurückgekommen.
***
Der Einschlag eines Kometen auf der Erde kann verheerende Folgen haben, abhängig von seiner Größe und Zusammensetzung. Doch selbst, wenn er die Erde nur streift, kann das Effekte hervorrufen, die noch nicht zufriedenstellend erforscht oder auch nur dokumentiert wurden.
So brachte im Oktober 2014 der näherkommende Komet C/2013-A1, genannt Siding Spring, das Magnetfeld um den Mars komplett durcheinander.
– NASAs Goddard Space Flight Center, Greenbelt, Maryland
PROLOG
Er hielt inne und lauschte angespannt den leisen Geräuschen außerhalb der Höhle. Viele Minuten saß er starr in der fast völligen Dunkelheit, die nur von den ausglühenden Kohlen seines Lagerfeuers in ein teuflisches Rot getaucht wurde.
Nach fünf Minuten der absoluten Stille atmete er tief durch und wendete sich wieder der Aufgabe zu, einen Ast anzuspitzen, indem er ihn an einem rauen Stein rieb. Sein Messer, das inzwischen längst verrostet war, hatte er an das Ende eines geraden Holzstabs gebunden, sodass ein Speer entstanden war – seine einzige Waffe, sein einziger Schutz.
Er hielt inne und betrachtete noch einmal den Höhlenausgang. War dieses sanfte Kratzen an den Felsen ein absichtliches Ertasten, ein Suchen nach dem Durchgang, den er wie jeden Abend verschlossen hatte? Er wusste, dass einige der Kreaturen, die in der Nacht jagten, stark genug waren, um trotzdem hereinzukommen. Fast jede Nacht hörte er die Geräusche des Tötens und des Sterbens dort draußen – doch er wusste, solange sie dort draußen blieben, war er hier drinnen sicher.
Er linste zwischen den langen Strähnen seiner fettigen Haare die Wände hinauf. Er hatte Tage und Wochen damit verbracht, die Innenwände mit Lehm und Schlamm zu beschmieren, wobei er jeden Spalt, Riss oder Durchbruch verschlossen hatte, damit kein Lebewesen, egal wie klein, sein Schlafgemach erreichen konnte. Er wusste, dass in der Nacht so einige Kreaturen auf der Jagd waren, und zwar nicht nur große, sondern auch sehr kleine. Und im Schlaf war er am leichtesten verwundbar.
Er verlagerte sein Gewicht und spürte dabei, wie der getrocknete Schlamm von seiner Haut abblätterte. Er rieb sich regelmäßig damit ein, um seinen Körpergeruch abzuschirmen und Insekten vom Stechen abzuhalten.
Sein Blick suchte aufmerksam die Wände ab. Auf einer von ihren waren hunderte von Markierungen – jeweils vier parallele Striche, die von einem fünften, diagonalen durchkreuzt wurden. So zählte er seine Tage, einen nach dem anderen. Bis jetzt ergaben sie zusammengerechnet 2920 lange, einsame und grauenhafte Tage, die er hier verbracht hatte. Aber es waren immer noch viele, viele mehr, bis seine Chance kommen würde, endlich von hier zu entfliehen.
Nun richtete er seine Aufmerksamkeit auf eine andere Wand, an die er eine Erinnerung gezeichnet hatte, die nun schon acht Jahre her war. Es war seine Motivation und sein Wunschtraum: Ein Diner namens Ricky's Rib Joint, komplett mit einer riesigen Neonschrift auf dem Dach und großen Fenstern, durch die man die Gäste sah. Eine dieser Personen hatte er besonders detailliert ausgestaltet; es war ein Mädchen, das ihn durch die Scheibe hindurch ansah.
Ben Cartwrights Augen wurden feucht, als er an sie dachte und er bewegte seine trockenen Lippen. »Vergiss mich nicht, Emma«, flüsterte er. »Bitte verg–«
Seine Worte blieben ihm im Hals stecken, als er in unmittelbarer Nähe ein Schnüffeln hörte. Dann explodierte der Höhlenausgang nach innen und das monströse Wesen raste direkt auf ihn zu.
TEIL 1
Fußabdrücke