Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Название Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939748



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Mete#rn war ihm sein Gepäck zu schwer. Immer wieder mußte er es für einen Augenblick abstellen und ausruhen. Dann setzte er seinen Weg fort. Er kam an einer Baustelle vorbei. Aber er entschied, weiter zu gehen.

      Die Strecke bis zum Hauptbahnhof erschien ihm fast endlos lang. Er hoffte, daß ihm niemand begegnet. Er wollte nicht angesprochen werden.

      Vor dem Schalter in der Bahnhofshalle stand eine lange Schlange. Er reihte sich ein. Als er endlich an der Reihe war, machte er eine weitere Erfahrung. Es gab keine Fahrkarte nach Waldkogel, da es dort keine Bahnstation gab. Zu seinem Entsetzen mußte er feststellen, wie teuer die Fahrkarte bis zum Zielbahnhof war. Er zählte seine restlichen Münzen. Würde es für das letzte Stück des Wegs reichen? Was würde der Bus vom Bahnhof #aus nach Waldkogel kosten?

      »Guten Tag, Herr Koppermann!«

      Erschrocken sah Gino auf. Vor ihm stand Katjas Mutter.

      »Guten Abend, Frau Mehring! Aber bitte sagen Sie doch Gino zu mir.«

      Sie lächelte.

      »Das ging ja gründlich daneben, vorgestern, wie?«

      Gino verspürte einen Kloß im Hals. Die Augen von Katjas Mutter waren voller Mitgefühl. Soviel Wärme und Anteilnahme verwirrten und verunsicherten ihn. Rote Flecken erschienen auf seinen Wangen und seinem Hals. Er nickte und schluckte einige Male. Olga Mehring empfand Mitleid mit ihm.

      »Ich bin zu früh. Ich will meine Schwester abholen. Wann geht Ihr Zug, Gino?«

      »Erst in zwei Stunden!«

      »Wollen wir uns einen Augenblick setzen?«

      Dann sah sie, daß er seine Hand mit einem Taschentuch umwickelt hatte.

      »Sie haben sich verletzt?«

      Er entfernte das Taschentuch und zeigte ihr seine Handfläche.

      »Wo haben Sie sich denn diese Blase geholt?«

      Er# deutete auf die Koffer. Olga Mehring ergriff seine beiden Gepäckstücke und ging in den Warteraum. Sie setzten sich auf eine Bank. Katjas Mutter kramte aus ihrer Handtasche ein Pflaser.

      »Wissen Sie, als Mutter hat man so etwas immer dabei.«

      Sie verarztete ihn.

      »Herr Koppermann, ich meine Gino! Mit ihnen stimmt doch etwas nicht. Wenn ich Sie mir so betrachte, dann kommt es mir vor, als habe ich einen ganz anderen Menschen vor mir. Was ist passiert? Wollen Sie sich mir nicht anvertrauen? Wenn Katja Ihren Antrag angenommen hätte, dann wäre ich irgendwann wohl ihre Schwiegermutter geworden.«

      »Katja hat mich aber rausgeworfen.«

      Olga Mehring ging darauf nicht ein.

      »Also, was ist los? Hat es etwas mit Katja zu tun?«

      »Ich liebe Katja wirklich. Cliff Jordan hat sie mir vorgestellt. Ich hatte sie auch schon vorher öfter beim Tennis gesehen. Ich bat Cliff darum, sie mit mir bekanntzumachen. Aber Katja ist so anders. Sie ist so zurückhaltend. Eben anders, als die anderen Frauen im Club. Solider, gewissermaßen. Da dachte ich mir, daß es gut wäre, ihr gleich einen Antrag zu machen. Sie sollte doch nur wissen, daß ich es ernst meine.«

      Er spielte mit seiner Fahrkarte.

      »Ich habe nicht den allerbesten Ruf. Vielleicht haben Sie gehört, was Katja mir vorgeworfen hat. Das ist schon wahr.«

      Völlig zerknirscht und verlegen rollte er seine Fahrkarte zusammen. Olga Mehring nahm sie ihm aus der Hand und glättete sie.

      »Das ist nur eine einfache Fahrkarte.«

      Gino seufzte.

      »Warum soll ich Ihnen etwas vormachen, Frau Mehring. Mein Vater hat mich auch rausgeworfen. Er teilt die Meinung von Katja.«

      Nach und nach erzählte er ihr alles. Es war eigentlich eine Lebensbeichte. Olga dachte an ihre Tochter. Ja, sie liebte diesen Gino. Und soweit ihr eine Beurteilung möglich war, liebte er Katja auch. Wieder kramte Olga in ihrer Handtasche. Sie holte einen kleinen abewetzten Geldbeutel heraus und entnahm ihm einen ##Bündel Fünfeuroscheine.

      »Das ist mein Sparschwein, mein heimlicher Notgroschen sozusagen. Ich zweige mir immer etwas vom Haushaltsgeld ab. Es ist nicht viel. Aber hier, nehmen Sie, Gino! Sie müssen ja etwas Geld haben, auch für die Buskarte nach Waldkogel. Sie können mir das Geld irgendwann wiedergeben.«

      Gino Koppermann schaute sie ungläubig an. Er war gerührt.

      »Nun, zieren Sie sich nicht so! Ich weiß, wie das ist, wenn man in Not ist. Katja wird davon nichts erfahren.«

      »Wenn ich nicht so in Verlegenheit wäre, würde ich es nicht nehmen, Frau Mehring.«

      »Das weiß ich doch, mein Junge!«

      »Sobald ich Geld verdient habe, bekommen Sie es zurück, gleich von meinem ersten Lohn. Wo soll ich das Geld hinschicken?«

      »Heim auf keinen Fall, da könnten die Kinder etwas bemerken!«

      Auf einem gebrauchten Briefumschlag schrieb sie ihm eine Adresse und eine Telefonnummer auf.

      »Dahin können Sie mir schreiben. Ich putze da in dem Büro und versorge auch bis Mittag den Haushalt der Geschäftsleute. Mit denen kann ich reden. Da können Sie mich immer erreichen.«

      »Sie sind meine Rettung! Danke!«

      »Sie werden das schon schaffen. Jetzt muß ich aber auf den Bahnsteig. Meine Schweser wird gleich ankommen.«

      Sie verabschiedeten sich. Gino, saß bis sein Zug abfuhr, in der War#tehalle. Immer und immer wieder ließ er die zehn Fünfeuroscheine durch seine Hände gleiten. Sie kamen ihm vor wie ein Schatz, den eine gute Fee mühsam zusammengetragen hatte. Er hatte noch niemals zuvor vor so einer kleinen Summe Geld solchen Respekt gehabt. Immer wieder hörte er den Klang der Worte von Katjas Mutter im Ohr. Wie sie gesagt hatte, daß das ihre heimlichen Notgroschen seien, die sie sich vom Haushaltsgeld abgespart hatte. Er nahm sich vor, davon keine Ausgaben zu tätigen, die nicht unbedingt notwendig waren.

      *

      Müde und hungrig stieg Gino am nächsten Mittag in Waldkogel aus dem Bus. Er erkundigte sich nach dem Weg zum Sägewerk des Albert Weißgerber. Es lag etwas außerhalb, an einem Gebirgsbach, der in den See floß. Gino machte sich auf den Weg. Es war heiß.

      Er war froh, als er endlich den Waldweg erreichte. Die hohen Bäume spendeten angenehmen Schatten. Im Abstand von# mehreren hundert Metern waren entlang des Waldweges Bäume gelagert. Gino mußte sich immer wieder setzen. Er war völlig erschöpft.

      Von weitem kam ein Lastwagen. Er hielt. Der Fahrer betrachtete Gino und dessen Gepäckstücke durch das Wagenfenster. Dann stieg er aus.

      »Hast dich verlaufen mit deinem Gepäck? Wenn du da weitergehst, da kommt nur noch das Sägewerk. Waldkogel liegt in der anderen Richtung. Suchst du ein Zimmer?«

      »Nein! Ich will zum Sägewerk.«

      »Mei, dann steig ein. Ich nehm’ dich mit. Ich fahr dahin. Ein paar Bretter und Holz für den Kamin will ich holen.«

      Wie selbstverständlich, und ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff der Fahrer die beiden Gepäckstücke und stellte sie hinten auf die Ladefläche des offenen Lastwagens. Die Männer stiegen ein.

      »Hast feine Koffer, bist net von hier. Was willst du beim Albert? Wirst länger bleiben?«

      Erstaunt schaute Gino den Fahrer an.

      »Mußt net so erstaunt gucken. Wir sind hier sehr direkt. Wenn w#ir was wissen wollen, dann fragen wir. Da wird net viel rumgeredet. Bist ein Student, der im Sägewerk arbeiten will?«

      »Ja, so kann man es sagen.«

      »Und wie heißt du?«

      »Gino Koppermann, und wie ist Ihr Name?«

      »Also so geschwollen spricht hier niemand. Ich bin der Antonius Baumberger, kurz der Toni. Siezen, das machen wir hier