Название | Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman |
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Автор произведения | Friederike von Buchner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Toni der Hüttenwirt Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740939748 |
Gino Koppermann ging hinaus. Katja schloß die Tür und lehnte sich von innen dagegen.
Ihre Mutter und ihre Schwester hatten in der Küche alles mit angehört.
»Katja, du bist verrückt! Wie konntest du den Antrag ablehnen! Hast du denn den Ring nicht gesehen – und was für ein Auto Gino fährt? Einmal möchte ich mit ihm fahren! So einen Mann wünsche ich mir später.«
Nicky Mehring rollte träumerisch die Augen.
»Ich bin jetzt vierzehn! In vier Jahren bin ich achtzehn! Wenn du ihn nicht willst, dann kann ich ihn vielleicht in vier Jahren haben. Wie alt ist er?«
»Nicky, halte endlich den Mund! Mutter, sie soll still sein!« schrie Katja. Tränen liefen unter der Sonnenbrille hervor. Ihre Mutter zog ihr die Brille von der Nase, wischte mit den Fingern die Tränen ab und nahm sie fest in ihre Arme.
Jetzt ließ Katja ihrer Anspannung freien Lauf. Sie weinte sich an der Schulter ihrer Mutter aus.
»Was hat Katja, warum weint sie?«
»Dazu bist du noch zu jung, Nicky!«
»Immer wenn es interessant wird, heißt es, ich sei zu jung.«
Nicky schmollte und zog sich in ihr Zimmer zurück, ließ aber die Tür offen.
Ihre Mutter führte Katja nach oben. Die beiden Frauen saßen in der Dachkammer auf Katjas Bett.
Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen! An diesen Spruch mußte Olga Mehring in diesem Augenblick denken.
»Du liebst ihn sehr, nicht wahr, mein Schatz?«
»Ja, Mama! Ich liebe ihn! Aber ich würde mit ihm unglücklich werden, so wie er ist. Das weiß ich genau! Aber jetzt bin ich auch so unglücklich!«
Katja lag in den Armen ihrer Mutter und schluchzte.
»Glaub mir, Mutter, da war gar nichts zwischen uns. Wir waren nie allein zusammen aus, weder zum Essen, noch im Kino oder in der Disco. So, wie das eben eigentlich normal ist. Er muß doch bemerkt haben, daß er mir nicht egal ist. Aber ich kann ihn nicht nehmen. Ich darf mir mein Leben durch ihn nicht kaputt machen lassen. Er taugt nichts, Mutter! Er hat überhaupt kein Verantwortungsgefühl. Warum liebe ich ihn trotzdem, Mama? Warum?«
Sie schluchzte und schluchzte.
Ihre Mutter zog sie aus, wie sie es als kleines Mädchen mit ihr gemacht hatte und streifte ihr das Nachthemd über. Willenlos ließ sie es geschehen. Olga M#ehring blieb am Bett sitzen und streichelte ihr die Hand. Welch ein Glück, daß ich heute meinen freien Tag hatte, dachte sie. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn ich nicht daheim gewesen wäre!
»Mama, weißt du, ich habe immer die Sonnenbrille auf, wenn ich ihn gesehen habe. Er sollte meine Augen nicht sehen. Ich hatte Angst, er könnte bemerken, daß ich ihn...«
Der Rest des Satzes wurde in einer erneut hereinbrechenden Flut von Tränen ertränkt.
»Meine arme, arme Katja!«
Ihre Mutter wußte, daß Worte jetzt wenig ausrichten. So blieb sie einfach am Bett sitzen und wartete, bis Katja sich in den Schlaf geweint hatte. Dann zog sie die Vorhänge vor und lehnte die Tür an.
Nicky saß schmollend auf ihrem Bett.
»Gehe runter in den Garten und bringe Katjas Bücher herein!«
»Was hat Katja? Warum heult sie? Warum hat sie seinen Antrag abgelehnt? Ich bin alt genug, das zu verstehen. Wie soll ich etwas lernen, wenn mir niemand etwas erklärt!«
»Nicky, warte, bis Katja es dir erklärt. Sie steht unter Schock. Für mich war es auch ein Schock. Und was wird dein Vater erst dazu sagen, wenn er heimkommt«
»Ich verstehe Katja nicht. Das war doch Gino Koppermann, nicht wahr, der Sohn von der Koppermann Hotelkette?«
»So? Wie kommst du darauf?«
»Mama! Lebst du hinter dem Mond? Alle kennen die Koppermanns. Sie sind reich, stinkreich! Der Typ ist ein echter Fang. Katja ist ganz schön dumm, ihn nicht zu nehmen. Ich hätte sofort ja gesagt. Wenn er ihr nicht gefällt, kann sie ja immer die Sonnenbrille auflassen, wenn sie zusammen sind!«
»So einfach ist das nicht, Nicky! Liebe ist gelegentlich eine sehr komplizierte Angelegenheit. Normalerweise verlieben sich einfach zwei Menschen ineinander. Sie sehen sich an, und sie wissen, daß sie zusammengehören. Trotzdem kann es vorkommen, daß sie nicht heiraten. Katja entscheidet alles in ihrem Leben mit dem Kopf. Ihr Herz läßt sie nicht sprechen. So war das jedenfalls bisher. Daß sie weint, das ist ein Hoffnungsschimmer! Katja hat also auch ein Herz. Sie muß entscheiden zwischen Herz u##nd Verstand.«
Olga Mehring schaute ihre jüngere Tochter in die Augen.
»Es ist ihre Entscheidung, Nicky. Katja wußte immer genau, was sie wollte. Zielstrebig hat sie immer ihre Ziele verfolgt. Vielleicht sieht ihr Lebensplan noch keinen Mann vor. Deine Schwester ist mitten im Examen. Sie muß in einigen Tagen ihre Arbeit abgeben. Dann kommt die mündliche Prüfung.«
Sie seufzte ganz aus tiefstem Herzen.
»Es war der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Antrag. Das zeigt mir nur, wie wenig dieser Gino unsere Ka#tja kennt.«
»Wie geht es jetzt weiter?«
»Das kann ich nur vermuten. Katja wird ihre Prüfung machen. Sie wird so tun, als sei nichts geschehen. Meine liebe Nicky, du wirst dich da raushalten! Das mußt du mir versprechen! Wir dürfen Katja nicht belasten. Deshalb hältst du deinen Mund. Keinerlei Anspielungen! Katja schafft das gut. Sie blendet Störungen einfach aus. Das konnte sie schon immer gut, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Du kannst dir ein Beispiel an ihr nehmen, Nicky!«
»Ja, ja, ja! Immer nur Katja! Katja, das große Vorbild. Die Streberin! Nur Siege! Bestes Abitur! Katja ist wie eine Maschine, wie ein Roboter. So will ich nicht sein. Und was hat sie davon? Sie liegt im Bett und heult. Statt dessen könnte sie den Brillant am Finger habe##n und mit dem reichen Koppermann verlobt sein. Ich habe nichts gegen einen reichen Mann.«
»Schluß jetzt, Nicky!«
Olga Mehring putzte ihre Fenster weiter. Dabei mußte sie immer wieder an ihre Tochter denken. Sie wünschte sich für ihre Tochter ein besseres Leben, als sie selbst es führte. Gegen mehr Geld war nichts einzuwenden. Wenn das Schicksal zuschlug, dann konnte man mit Geld sicherlich die Schläge abfedern. Olga Mehring wußte, wovon sie sprach. Seit ihr Mann verunglückt war und seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben konnte, war das Leben eine einzige Straße voller finanzieller Probleme, die sich wie Autos im Stau hintereinander reihten.
*
Völlig verwirrt war Gino Koppermann mit seinem Auto den ganzen Tag herumgefahren. Nach Hause wollte er nicht. In den Tennisclub wollte er auch nicht. Er hatte Angst, man könnte ihm die Enttäuschung ansehen. Er hatte Angst, daß etwas durchsickern würde. Das wäre eine Blamage. Außerdem, was sollte er seinem Vater sagen? Er hoffte, daß dieser seine Drohung vergessen hatte. Vielleicht würde es seine Mamamia schaffen, ihn Milde umzustimmen. Doch je länger er darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihm.
Seine Mutter hatte da einen Gedanken ins Spiel gebracht, der bei ihr einen sehr hohen Stellenwert hatte. Das wußte er. Enkelkkinder war das Stichwort gewesen. Seine Mutter war Italienerin. In ihrer Verwandtschaft wimmelte es von Bambini. Es waren so viele, daß er im Laufe der Jahre den Überblick verloren hatte, Ein Leben lang hatte seine Mutter darunter gelitten, daß sie nur ein Kind hatte, ihn.
Gino war ratlos. Er mußte mit jemanden über seine Situation sprechen. Es mußte jemand sein, der sein Vertrauen genoß und auf dessen Verschwiegenheit er sich verlassen konnte. Da kam nur einer in Frage: Cliff.
Es war## kurz vor Mitternacht als Gino vor Cliffs Tür stand.
»Gino! Mein Gott! Wie siehst du denn aus? Komm rein!«
Gino ließ sich in einen Sessel fallen. Cliff holte zwei Gläster