Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Название Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939748



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so mancherlei. Jetzt hat’s ihn erwischt. Er hat sich in dich verliebt. Er hat dich umsorgt. Das ist seine Art und Weise zu sagen, daß es ihm ernst ist. Christoph Unterlercher ist ein ganz stiller Typ. Am liebsten sitzt er irgendwo allein und schnitzt. Er malt auch sehr schön. Er hat an der Kunstakademie studiert und viele Preise gewonnen. Dort hat er auch einen Lehrstuhl. Da kannst du dir vorstellen, wie die jungen Studentinnen ihn umlagern. Jetzt hat er dich gefunden! Jetzt will er dich haben.«

      Anna warf Petra einen Seitenblick zu. Petra errötete.

      »Na siehst du! Du liebst ihn doch auch! Gib es zu!«

      »Er hat mich nur geküßt. Gut, ich habe ihn auch geküßt. Aber gesagt, daß er mich liebt, das hat er nicht.«

      »Mmm. Ganz so ist es nicht, Petra. Er sagte dir ›Gute Nacht, liebste Petra‹.«

      »Das ist etwas anderes. Gut, ich gebe zu, daß er lieb ist. Aber ich habe mir alles ganz anders vorgestellt, wenn mich einmal ein Mann liebt und um mich wirbt. Ich dachte, er schickt mir Blumen und Süßigkeiten. Wir gehen zusammen essen, machen Spaziergänge im Mondschein. Wir schreiben uns Liebesbriefe und murmeln uns zärtliche Worte zu.«

      Petra blieb stehen. »Statt dessen redet er von Kühen, Ziegen, Schafen, Schweinen, Hühnern! Will meine Äcker verpachten! Hat bereits mein ganzes Leben verplant und geregelt. – Ah, noch was! Er will, daß ich die Blumenkästen bepflanze!«

      »Gute Idee!«

      »Die Bepflanzung der Blumenkästen oder seine Pläne?«

      »Alles! Das ist doch alles eine einzige riesige Liebeserklärung, Petra. Verstehst du das denn nicht?«

      Petra schwieg eine kleine Weile. Der Weg wurde schmal. Sie gingen hintereinander. Bello lief immer ein Stück voraus und blieb dann stehen und wartete auf die beiden jungen Frauen.

      »Magst ja recht haben, Anna. Trotzdem ist mir das alles zu sachlich.«

      Die Berghütte lag jetzt schon in Sichtweite. Anna und Petra setzten sich auf einen großen Stein.

      »Komm, laß uns hier reden. Die Berghütte ist voller Gäste. Da habe ich wenig Zeit für dich, erst spät heute abend, wenn alle zusammen auf dem Hüttenboden schlafen.«

      Entsetzt schaute Petra Anna an. Diese lachte.

      »Keine Sorge. Wir haben auch ein paar Kammern. Du bekommst meine Kammer, in der ich übernachtet habe, bevor ich die Frau von meinem Antonius Baumberger wurde. Da schläft es sich herrlich. Schöne Träume von deinem Liebsten hast du dort bestimmt auch.«

      »Ich weiß nicht, ob ich von ihm träumen will.«

      »Oh! Du kannst wirklich dickköpfig sein, Petra!«

      »Entschuldige, das ist wahrscheinlich das Erbe meines Papas.«

      »Verziehen! Doch jetzt hörst du mir einmal zu. Ich verstehe dich ja. Du hast da eine Menge romantischer Erwartungen aufgezählt. Doch die meisten davon hast du schon bekommen.«

      »Nein!« protestierte Petra.

      Anna ließ sich davon nicht beeindrucken und begann nun ihrerseits mit der Aufzählung.

      »Es kommt dabei nur auf den Blickwinkel an. Oder anders ausgedrückt: Du mußt das übersetzen. Also! Ich übersetze dir das jetzt einmal. Er hat dich mitten in der Nacht auf dem Friedhof unter dem Sternenhimmel geküßt. Das geschah vor dem Grab deines Papas, wie du ihn jetzt nennst. Damit hat er quasi um deine Hand angehalten. Er hat dir dieses kleine Kästchen geschnitzt. Das war ein Geschenk, so wie Blumen oder Süßigkeiten oder Schmuck, wie du dir das so wünschst. Darin lag ein Zettel, was wiederum vergleichbar ist mit einem Liebesbrief. Dann schnitzt er für deinen Papa ein Marterl und ein Grabkreuz. Das alles zusammen ist seine Art dir zu sagen, daß er dich liebt. Er nimmt großen Anteil an deinem Leben.«

      Anna ließ diese Worte auf Petra wirken. Dann sprach sie weiter:

      »Seine Gedanken über deinen Hof, damit will er dir sagen, daß es ihm wirklich ernst ist. Die meisten Männer sind nicht so sprachgewandt wie wir Frauen. Außerdem haben sie nicht gelernt, ihre Gefühle zu zeigen. Reden über Gefühle, das fällt ihnen schwer. Sie genieren sich einfach, die Worte auszusprechen. Aber sie sind erziehbar. Männer sind die Eroberer und Kämpfer. Sie schaffen Tatsachen und denken, daß sie damit alles klargemacht haben. Das imponiert uns Frauen ja auch. Aber wir müssen ihnen beibringen, daß sie es auch sagen müssen.«

      Anna lachte laut.

      »Mein Toni, oh, wenn ich daran denke! Der schaute mich immer so verliebt an. Bis er mich dann endlich einmal küßte, das war ein schwerer Weg. Da mußte ich viel Geduld aufbringen. Da hast du es einfacher. Dein Christoph scheint ja ein wirklicher Draufgänger zu sein.«

      Petra seufzte tief.

      »Aber gerade, wenn er mich liebt, dann müßte er mich doch verstehen. Das war alles so viel in den letzten Tagen. Warum läßt er mir nicht Zeit?«

      »Weil er dich liebt und sieht, wie du leidest. Er will an deiner Seite sein, dir nahe sein. Er will dir einen großen Teil deiner Bürde abnehmen. Er bietet dir seine Liebe an, seinen Schutz, seine Fürsorge. Diese Gefühle stecken in jedem Mann! Ich wußte, daß Toni mir erst einen Antrag machen würde, wenn das mit der Berghütte geregelt ist. Da habe ich dann durch weibliche List etwas nachgeholfen. Ich habe ihm auch meine Tat erst nach der Trauung gebeichtet. Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir die Tage einmal erzählen. Also, ich kann dir nur raten, zu deinen Gefühlen zu stehen. Höre auf dein Herz, Petra!«

      »Ach, wenn das nur so leicht wäre. Ich will nicht scheitern.«

      »Das wirst du nicht. Was sagt dir dein Herz?«

      »Mein Herz sagt ja! Es rät mir, ja zu sagen zum Vogelmeier Hof. Es bestürmt mich, mein Erbe anzutreten. Ich habe in meinem Herzen das Gefühl, daß ich nach Waldkogel gehöre. Gleich als ich von weitem die Dächer sah, das liebliche Tal, da veränderte sich in mir etwas. Ich wußte, daß ich hierher gehöre. Seit ich den Vogelmeier Hof betreten habe, weiß ich, daß dieser Ort meine Heimat ist. Da will ich bleiben. Dort will ich leben. Ich will dort alt werden.«

      »Was sagt dir dein Herz zu Christoph Unterlercher?«

      »Es sagt, nimm ihn dir! Vertraue dich ihm an! Flüchte dich in seine starken Arme. Er wird dich nicht enttäuschen.«

      »Dann ist doch alles klar! Warum denkst du so viel? Laß dich einfach fallen – in seine starken Arme. Ich kann es dir nur noch einmal sagen: Höre auf dein Herz!«

      Anna stand auf.

      »Ich nerve dich, Anna. Wie?«

      »Nein, meine gute Petra. Du

      nervst mich nicht. Ich habe dir nur alles gesagt, was ich dir sagen kann. Jetzt mußt du entscheiden. Ich rate dir einfach, ein paar Tage hier oben auf der Berghütte zu bleiben. Die Ruhe wird dir guttun. Du wirst neue Kräfte schöpfen und dein Leben besser ordnen können. Die Berge sind groß und stark. Seit Ewigkeiten stehen sie am selben Ort. Du wirst ihre Stärke spüren. Sie geben dir von ihrer Ruhe und Gelassenheit eine ganze Portion ab. Glaube mir. Ich habe es erfahren. Die Berge werden dich lehren, das Leben mit anderen Augen zu sehen. Alles, was dir jetzt so verwirrend erscheint und unüberwindlich, wird sich wie in Luft auflösen, in Luft wie die schöne und klare Bergluft.«

      Anna warf einen Blick zur Berghütte.

      »Schau, der alte Alois sitzt auf der Terrasse. Er hat deinen Papa gut gekannt. Trotz seines hohen Alters war er hinunter nach Waldkogel gewandert und gab deinem Vater das letzte Geleit. Er kann dir sicherlich viel über ihn erzählen. Dann fühlst du dich vielleicht besser.«

      Gütig und verständnisvoll lächelte Anna Petra an.

      »Ich verstehe, daß du erst einmal ein sicheres Fundament brauchst für dein Leben. Dir fehlt ein Stück. Du wirst es dir aneignen. Sicherlich wird es schwierig werden, denn du kannst nur auf die Briefe bauen und auf das, was dir mein Schwiegervater, Alois, Pfarrer Zandler und Fritz Fellbacher erzählen.«

      »Und Onkel Ludwig, als Testamentsvollstrecker