Xadist - Warrior Lover 14. Inka Loreen Minden

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Название Xadist - Warrior Lover 14
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Warrior Lover
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963700590



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Als Sun hinter den beiden Kriegern ausstieg und ihr am Strand die feuchtheiße Luft des Urwaldes entgegenschlug, warf sie einen Blick nach oben zum Turm, in dem Fox eingesperrt war. Manchmal glaubte sie, sein blondes Haupt zu erhaschen, heute sah sie ihn jedoch nicht.

      Eine der Wachen – TRAX stand in weißen Buchstaben auf seinem T-Shirt – kam ihnen entgegen, um Hunter beim Ausladen zu helfen. Er hatte eine Versorgungslieferung dabei: Lebensmittel, Getränke und was die Wärter in dem provisorischen Gefängnis sonst noch benötigten.

      Sobald Sun mit der Sitzung fertig war, würden Trax und sein Kollege mit ihr zurückfliegen. Die beiden Krieger, die mit ihr im Schiff gewesen waren, übernahmen dann die nächste Schicht.

      Die Wachmänner trugen wegen der Hitze und der fehlenden Klimaanlage meistens nur Einsatzhosen und T-Shirts, genau wie Sun. Ein knappes Amazonen-Outfit wäre ihr wirklich manchmal lieber, vor allem, wenn sie in diesen kleinen, stickigen Räumen sitzen musste. Deshalb war sie doppelt froh, heute Fox in seiner Zelle antreffen zu dürfen. Die Fenster besaßen keine Scheiben, darum wehte bestimmt immer ein angenehmes Lüftchen hindurch.

      Wie es dort drin wohl aussah? Sie war gespannt.

      Gespannt auf ihn …

      Es ist falsch, zu ihm zu gehen!, wusste sie. Bei jedem Besuch würde ihre unsichtbare Verbindung bloß stärker werden.

      In ihrem Kopf purzelte seit Tagen alles durcheinander. Eventuell hatte die Prägung bei ihm noch gar nicht stattgefunden? Oder würde es auch nie? Sonst wäre er beim letzten Mal doch sicher nicht vor ihr geflohen, oder?

      Ich wollte auch weglaufen …

      Ein kleiner Hoffnungsfunke glomm in ihr auf. Möglicherweise hatte sie überreagiert, weil sie Fox mochte und schon so lange mit ihm zusammenarbeitete … Sie waren keine Gefährten, sondern konnten sich eben einfach nur gut riechen.

      Sun straffte sich und hängte sich ihre Tasche um. Sie würde jetzt ganz professionell ihren Job machen und anschließend wieder heimfliegen.

      Nachdem die beiden Wachen mit Hunter in einem Nebengebäude verschwunden waren, um die Lieferung wegzuräumen, folgte Sun dem schwarzhaarigen Krieger Trax in das Hauptgebäude. Er arbeitete regelmäßig hier und war der gesprächigste von allen. Anscheinend hatte er Fox’ Vertrauen gewonnen, denn die beiden spielten öfter Karten. Von ihm erfuhr Sun ab und zu Neuigkeiten. Zum Beispiel, dass Fox mehrere Stunden täglich trainierte und ansonsten die meiste Zeit bloß aus dem Fenster starrte. Die ersten Wochen hatte er auf dem harten Boden geschlafen und nicht in seinem Bett, meistens trug er nur Shorts, weil Kleidung ihn einengte, und er las alle Bücher, die sie oder Cole ihm mitbrachten.

      Trax sperrte eine vergitterte Tür nach der anderen auf und wieder hinter ihnen beiden zu. In den kahlen, düsteren Betongängen brannte kein Licht, denn es gab nur einen Solargenerator, der den Kühlraum im Nebengebäude und den Turm versorgte. Alle anderen Flure lagen in Dunkelheit, auch das Treppenhaus. Sun brauchte jedoch keine Taschenlampe, um genug zu erkennen. Sie sah bei Dämmerung oder in der Nacht genauso scharf wie die meisten männlichen Warrior. Manchmal hatte es eben auch Vorteile, Raubtiergene zu besitzen.

      Schmutz und Staub verteilten sich überall auf dem Boden, von den Wänden bröckelte Putz ab. Ansonsten war das Gebäude noch gut in Schuss. Es hatte den Krieg unbeschadet überstanden und beinahe hundert Jahre lang dem feuchten Klima getrotzt, im Gegensatz zu den wenigen, ehemaligen Ortschaften auf der Insel. Diese Häuser hatte der Dschungel fast alle geschluckt.

      Als sie ganz oben im großen Turm ankamen, traf sie den zweiten Krieger, einen jungen Mann mit braunem Haar. ANGUS stand auf seinem T-Shirt, auf dem auch ein Kreuz aufgestickt war. Es bedeutete, dass er zusätzlich eine medizinische Ausbildung gemacht hatte. Er saß an einem Tisch vor einem vergitterten Fenster, ein Tablet in der Hand, und begrüßte sie mit einem Nicken. Keine drei Meter entfernt befand sich eine massive Stahltür, die ganz sicher kein Relikt der alten Militäranlage mehr war. Sie glänzte wie frisch poliert, und auch der Türrahmen sah aus, als wäre er nachträglich mit Eisenträgern verstärkt worden.

      Ihr Herz raste. Dahinter musste Fox’ Zelle liegen. Sun war noch nie in diesem Teil des Turms gewesen, denn das Besucherzimmer lag eine Etage tiefer.

      Trax durchsuchte kurz ihre Umhängetasche, in der sich neben ihrem Tablet, einem neuen Buch für Fox und einer kleinen Wasserflasche nicht viel befand, und reichte sie ihr zurück. »Eure Unterhaltungen sind nicht sehr ergiebig, oder?«

      »Darüber darf ich nicht reden«, gestand sie ihm, obwohl sie sich manchmal schon sehr danach sehnte, mit jemandem über Fox und die Therapie zu sprechen.

      Trax hob eine seiner dichten schwarzen Brauen. »Gäbe es denn etwas zu erzählen?«

      Sie seufzte resigniert. »Nicht viel.« Enttäuschung stieg in ihr auf. Sie fühlte sich wie eine Versagerin, weil sie bei Fox einfach nicht weiterkam, nicht zu ihm durchdringen konnte. Was würde aus ihm werden, wenn er sich nicht rehabilitieren ließ? Er würde für immer im Gefängnis sitzen!

      »Vielleicht solltest du einmal mit ihm reden, Trax.« Schief grinste sie ihn an, während sie ihre Tasche an die Brust presste. »Du scheinst einen guten Draht zu ihm zu haben.«

      Er zuckte bloß mit den Schultern und sagte: »Wir haben ihm ein starkes Beruhigungsmittel gegeben und ans Bett gekettet.«

      »Was?« Seine Worte, die ihre Frage nicht im Mindesten beantworteten, überrumpelten sie völlig. »Warum? Was hat er getan?« Er hatte seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus keinen Blutdurst mehr verspürt, sich nicht verwandelt. Hatte er etwa nach ihrem letzten Besuch die Bestie herausgelassen? War sie daran schuld?

      Trax kratzte sich am Kopf. »Er hat nichts getan. Wollte bloß sediert werden, bevor du kommst.«

      Sie schluckte hart und konnte kaum mehr sprechen. »Wieso?« Doch sie kannte die Antwort: Wenn er sie roch, konnte er sein Biest nicht zügeln.

      Seine Augen … Sie hatte sich also nicht getäuscht!

      Sie sollte gehen, aber ihre Füße schienen wie festgewurzelt zu sein.

      Trax fuhr sich mehrmals über den Nacken. Das Gespräch war ihm offensichtlich unangenehm. »Den Grund hat er nicht genannt, aber kannst du ihn dir nicht denken? Du bist eine Huntress.«

      »Ich habe nicht diese Wirkung auf euch!«

      »Nicht auf uns, aber vielleicht auf ihn. Seine Sinne sind viel sensibler. Er schien auf jeden Fall völlig durcheinander zu sein, als wir ihm gesagt haben, dass du heute in seine Zelle kommst, und nach eurem letzten Besuch war er völlig aufgelöst. Nicht mal eine Partie Karten wollte er mit mir spielen, und dazu sagt er normalerweise nie Nein.«

      Fox war der erste Warrior, der so auf sie reagierte, wie es andere Krieger bei ihren Schwestern schon immer getan hatten. Weil er … der Eine war.

      Verflucht! Konnte ihr Leben noch beschissener werden?

      Er spürte es auch, genau wie sie, und er wollte sie beschützen. Ein Gefährte tat stets alles dafür, damit seiner Seelenpartnerin nichts geschah …

      Nun hatte sie ihre Antwort, völlige Gewissheit, aber sie wollte zu ihm. Jede Zelle in ihr zog sie zu dieser verdammten Stahltür hin!

      »Vielleicht ist es besser, dass er ruhiggestellt ist«, meinte Trax. »Er hat noch nie Ärger gemacht, aber man kann in keinen hineinsehen. Sei auf jeden Fall vorsichtig und tritt nicht zu nah an ihn heran.«

      Sie nickte bloß, während er einen dicken Schlüssel aus der Hosentasche zog, der an einer soliden Kette befestigt war, und ihn ins Schloss steckte. »Ich lasse die Tür angelehnt, wenn es dir recht ist. Wir sind ein Stück den Gang runter, damit ihr eure Ruhe habt. Du brauchst aber nur zu rufen, und wir kommen rein.«

      Erneut nickte sie, diesmal, weil sie der Geruch, der aus seiner Zelle strömte, schier überwältigte. Obwohl die warme Luft des Dschungels durch den Raum wehte, roch sie das Aroma von Fox am intensivsten. Seine balsamische, männliche Note kroch in ihre Nase, vernebelte ihr Gehirn, setzte ihren Körper unter Strom.

      Wie in Trance machte sie einen Schritt nach