Xadist - Warrior Lover 14. Inka Loreen Minden

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Название Xadist - Warrior Lover 14
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Warrior Lover
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963700590



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Raum, denn die durchsichtige Wand erinnerte ihn bestimmt an das gläserne Labyrinth, durch das er als »Xadist« seine Opfer getrieben hatte, bevor er sie …

      Es ist genau wie im Gefängnis oder wie bei einem Verhör, dachte Sun. Zwar war Fox im Grunde nichts anderes als ein Häftling, doch die wenig einladende Umgebung würde niemals dafür sorgen, dass er sich öffnete. Er lächelte nie und starrte meistens schweigend vor sich hin oder aus dem Fenster. Wenn er etwas sagte, stellte er meist eine Frage. Zuletzt hatte er wissen wollen, wie sich New World nach dem Umsturz verändert hatte.

      Sie schilderte ihm immer alles bereitwillig, in der Hoffnung, über die normalen Gespräche so viel Vertrauen aufbauen zu können, dass er auch einmal etwas von sich selbst erzählte, aber das gelang ihr fast nie. Er schwieg beharrlich über seine Zeit im Königreich, aber vor einem Monat hatte er ihr immerhin von seiner Ausbildung in New World berichtet. Sun wertete es als positiv, dass er ihr die Wahrheit sagte, auch wenn es bisher nur um eher belanglose oder allgemeine Dinge ging, die sie schon von Cole wusste. Zum Beispiel, dass Fox, Cole und ein weiterer Warrior namens Bruce – der jedoch nicht mehr lebte – öfter zum Blutabnehmen mussten. Damals hatten sich bei den drei jungen Kriegern noch keine Fänge oder Krallen gezeigt, obwohl die Veranlagungen schon vorhanden waren. Jedoch traten sie während ihrer Ausbildung niemals hervor. Die Ärzte und Wissenschaftler, die sie untersucht hatten, wussten als Einzige, was in ihnen schlummerte. Sie verabreichten Cole und Bruce spezielle Injektionen, die ihre »besonderen« Eigenschaften weiter entwickeln sollten, und Fox einen Cocktail, der seine Bestie unterdrückte – diese Details waren erst vor Kurzem ans Tageslicht gekommen. Fox schien ein wenig anders zu sein als Cole und Bruce, was ihm zusätzlich zu schaffen machte.

      Alle drei hatten sich jedoch erst in Biester verwandelt, nachdem sie nach England verkauft worden waren und im sogenannten »Königreich« in einem Bunker weiter mit ihnen experimentiert wurde. Fox, Cole und Bruce waren die Leibwächter und Henker des dortigen Herrschers, wurden jedoch durch Experimente und Drogen immer mehr zu rohen Bestien, die ihre menschlichen Gene fast gänzlich unterdrückt hatten.

      Sun seufzte leise, während sie sein ernstes Gesicht betrachtete. Er hatte sehr lange Zeit kein selbstbestimmtes Leben mehr führen dürfen. Eigentlich noch nie. Dabei verdiente er die Freiheit genau wie jeder andere Warrior.

      Sie wusste nicht, wie er allein in seinem neuen Gefängnis zurechtkam, aber irgendwie schaffte er es. Immerhin war der Raum riesig im Vergleich zu den Verliesen im Königreich, das hatte Cole ihr versichert. Außerdem gab es Fenster und anständige, reichhaltige Mahlzeiten. In den letzten drei Monaten hatte sich Fox’ ausgemergelter Körper rasend schnell erholt. Bei ihrem ersten Gespräch hatte er kaum Kraft gehabt, aufrecht auf seinem Stuhl zu sitzen, und die Wärter mussten ihn nach zehn Minuten wieder in die Zelle bringen. Jetzt sah er beinahe aus wie jeder andere Warrior mit seinen gestählten Muskeln. Früher hatte ihm die Kleidung – ein graues T-Shirt sowie eine Jogginghose in derselben Farbe – locker auf der Haut gesessen, jetzt spannte sie sich über gut definierte Hügel und Täler. Fox besaß bloß viel mehr Narben als die meisten anderen Krieger. Im Gesicht, an seinen Armen … und bestimmt auch am restlichen Körper. Über seine Wange zogen sich vier parallele, helle Linien, als hätte ein Raubtier mit seiner Pranke zugeschlagen … Die Narben und sein Bartschatten verliehen seinen ohnehin schon strengen Gesichtszügen, mit dem markanten Kinn und den hohen Wangenknochen, etwas Düsteres. Dennoch sah er auf eine raue Art äußerst attraktiv aus.

      Ihr Finger zitterte, als sie ihn über das Display gleiten ließ, um die letzte Videoaufnahme von vor drei Tagen zu suchen. Das Shuttle erhob sich endlich, und sie ließen das Hauptgebäude schnell unter sich. Nach einem kurzen Flug über den Urwald würden sie den Ozean überqueren, um auf die etwa zwanzig Meilen entfernte Nachbarinsel zu gelangen. Je näher sie Fox kamen, desto mehr nahm ihre Nervosität zu.

      Schnell klickte sie auf den Film und stellte den Ton ab. Den brauchte sie nicht, denn sie kannte jedes Wort auswendig. Außerdem gingen ihre Gespräche keinen etwas an. Die beiden Warrior, die ganz vorne saßen, unterhielten sich zwar angeregt, doch dank ihres Supergehörs würde ihnen kein Wort entfallen. Sie redeten über die nächsten drei Tage, die sie auf dem uralten Militärgelände in Abgeschiedenheit verbringen und ihre Frauen vermissen würden, aber dass sie die kleine Auszeit unter Männern auch genießen würden. Die meisten Warrior halfen freiwillig; sie alle waren wie eine große Familie. Man kümmerte sich um diejenigen, die – wie Fox – Hilfe brauchten.

      Angestrengt starrte Sun auf ihren Bildschirm. Zum ersten Mal seit Beginn der Therapie saß er nicht mehr hinter einer Glasscheibe, die ihn völlig von ihr abschottete, sondern hinter dicken Gitterstäben. Sun hatte darauf bestanden, etwas mehr Kontakt zu ihrem Patienten herzustellen. Sie konnten auf die Freisprecheinrichtung verzichten, was die Atmosphäre ein bisschen persönlicher, intimer machte. Und endlich – nach all den Monaten – hatte sie eine wirkliche Regung bei ihm bemerkt; sein stoisches Verhalten hatte sich in Luft aufgelöst.

      Schon als Fox von den Wärtern in den Raum gebracht wurde, hatte er Sun angestarrt, als wäre sie eine unheimliche Geistererscheinung. Auch auf dem Video sah sie – nun aus dem Blickwinkel der Kamera –, wie er die Augen aufriss. Sie las Erstaunen darin, aber auch Überraschung und Neugier.

      Nachdem er sich in den Stuhl gesetzt und die Wachmänner den Raum verlassen hatten, bewegten sich seine Lippen. Sun wusste noch genau, wie er »Hallo« geraunt und sie lediglich ein gekrächztes »Hi« hervorgebracht hatte.

      Auch die Erinnerung an seinen Duft war überraschend klar. An diesem Tag hatte sie ihn zum ersten Mal wahrgenommen. Nur vage, weil sie wegen des Gitters und der Tische auf beiden Seiten ein gewisser Abstand trennte. Doch sein Geruch brachte alles in ihr völlig durcheinander, als wäre sie ein Kompass, an den jemand einen Magneten hielt. Ihr Herz klopfte plötzlich wie verrückt, ein Prickeln überzog ihre Haut und eine Feder schien ihre Magenwände zu kitzeln. Fox duftete nach Mann, pur und rein, leicht würzig und balsamisch. Sun verspürte den dringenden Wunsch, zu ihm zu gehen, um an ihm zu riechen und ihre Nase über seinen gesamten Körper gleiten zu lassen.

      Auch ihm schien es ähnlich zu gehen, denn er beugte sich leicht vor und seine Nasenflügel bebten wie die Nüstern eines Tieres. Dabei starrte er sie an wie ein Raubtier, das seine Beute fixierte.

      Sekundenlang musterten sie sich, Sun fokussierte sich völlig auf ihn.

      Selbst während sie das Video betrachtete, kam ihr Fox sofort wieder unglaublich attraktiv vor. Zwar fand sie ihn auch vorher schon interessant, aber bei diesem ersten Treffen ohne die Trennscheibe konnte sie nicht einen Moment den Blick von ihm abwenden. Sun bewunderte ausgiebig sein markantes, düsteres Gesicht, den breiten Oberkörper, die ausgeprägten Brustmuskeln, über die sich der graue Stoff seines T-Shirts spannte, und die gut definierten Arme. Die Kraft, die er ausstrahlte, sollte ihr Angst machen, stattdessen wollte sie nichts lieber, als in diesen starken Armen zu liegen.

      Der Kamerawinkel stimmte nicht, deshalb konnte Sun ihr eigenes Gesicht nicht wirklich erkennen. Aber sie wusste, welche Erkenntnis sie in dieser Sekunde wie ein Hammerschlag getroffen hatte: Er ist es!

      Nein, bei mir funktioniert das nicht. Ich werde bloß verrückt!

      Natürlich war sie nicht verrückt. Es gab nur einen Grund, warum sie beide auf diese Weise reagierten: Sie waren füreinander bestimmt.

      Nein, nein, nein! Ihr Blick verschwamm, vor ihren Augen drehte sich alles – und wieder fühlte sie dieselbe Furcht wie vor drei Tagen. Wie Millionen winziger Insekten schien sie in all ihre Poren zu kriechen. Ihre Lungen zogen sich zusammen, als würde jemand Metallklammern darum legen, und sie schnappte nach Luft. Das darf nicht wahr sein!

      Das Video zeigte, wie sich Fox’ mächtiger Brustkorb hektisch hob; er atmete schnell, als hätte er einen Sprint hingelegt.

      Abrupt lehnte er sich zurück und starrte auf die Tischplatte.

      Auch Sun mied resolut seinen Blick und wollte nur noch den Raum verlassen! Doch sie riss sich zusammen, denn Fox war ihr Patient. Er brauchte sie!

      Sun beugte sich in ihrem Passagiersitz so weit vor, bis sie fast den winzigen Bildschirm mit der Nase berührte. Sie suchte Gewissheit, aber die bewegten Bilder gaben nichts preis. War es nur Einbildung gewesen, dass