Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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öffnete, stand ich vor einer doppelten Reihe von Särgen – auch aus Kasuarinen gefertigt, die Ritzen mit Lehm verschmiert und das Ganze mit Glasur überzogen.

      Vor den Reihen ein einzelner Sarg … Old Dobber pochte auf den Oberteil. „Arthur Benson, nun werden deine Goldkisten den Armen zugute kommen …!“

      Ich schwieg erst. – Goldkisten, – auch das wußte er?!

      „Wo sind sie?“ fragte ich offen. „Bensons Tagebuch bricht mit einem verstümmelten Satz ab. Hat denn Armand nicht danach gesucht?“

      Er lachte hart. „Sie suchen alle drei Monate von neuem nach den Kisten und der Goldader … Deshalb kommen sie jedes Vierteljahr hierher, wahrscheinlich! Keiner traut dem andern – wahrscheinlich! – Sie wollen nur gemeinsam die Nachforschungen fortsetzen. Mögen sie nur, El Gento! – Kommen Sie näher, Freund … Heben Sie mit mir den Sargdeckel ab … Alles mögliche haben die zwölf versucht, nur an eines dachten sie nicht: Diesen Sarg genau zu durchsuchen!“

      Der Lichtschein der Laternen zeigte mir die spärlichen Überreste Arthur Bensons: Knochen … Stoffreste … grauen Staub.

      Old Dobber bückte sich in den Sarg.

      „Verzeih’, Benson!“

      Er packte mit den Händen die Ränder eines Brettes, auf dem der Tote ruhte. Ein Brett, das als solches nicht zu erkennen war. Er hob es empor mit zarter Behutsamkeit und legte es auf den Sargdeckel. In der Tiefe des Unterteiles lagen drei Zinkkisten, wie man sie für tropische Expeditionen mitnimmt. Sie waren mit zerschlissenen Stoffen bedeckt gewesen.

      „Das Gold, El Gento …!“

      Mich ließ es kalt. „Wie fanden Sie es, Old Dobber?“

      „Ich suchte … Aber ich suchte nicht mit der Gier dieser habsüchtigen Schurken, sondern mit der Ruhe eines abgeklärten Blinden.“

      „Sprach Armand zu Ihnen von Bensons Tagebuch?“

      Er fügte das Brett bereits wieder ein und schien meine Frage überhört zu haben.

      „El Gento, ich … fand auch die Goldader,“ meinte er, als wir den Deckel auflegten. „Nehmen Sie die Laterne. Sie sollen unseren Brunnen sehen.“

      Ich sah ihn in einer der Seitengrotten: Ein zackiges Felsloch, in dem es leise gurgelte und plätscherte.

      „El Gento, die Natur, die diese Einöden dürsten läßt, erlaubt sich den Scherz, zehn Meter unter dem Niveau der Wüste einen Bach dahinrinnen zu lassen.“

      Er ergriff eine lange Kasuarinenstange, die am unteren Ende einen Blechnapf als Schöpfkelle trug. Der Napf war rostig und zerbeult.

      „El Gento, die Natur erlaubte sich den zweiten Scherz: Durch dieses Loch fließt der Bach, er ist tief und er bildet eine Mulde, in der die losgerissenen Goldteile sich niedersenkten und liegen blieben. Wenn Armand jemals diese Schöpfkelle tief bis auf den Grund gedrückt hätte, auf dem Grunde damit entlanggefahren wäre, hätte er Gold gefischt. Benson wird zufällig dieses Goldlager entdeckt haben, ich entdeckte es, nachdem ich mir die Nuggets in den Zinkkisten angesehen hatte. Sie sind sämtlich mindestens von Bohnengröße und völlig glatt geschliffen, mußten also aus einem fließenden Gewässer stammen. Als alter Australier weiß ich mit Gold Bescheid. – Schöpfen Sie …!“

      Ich beugte mich über das Loch, um das man eine niedere Mauer von Steinen aufgehäuft hatte.

      Ich tauchte die Stange ein und stieß den Blechnapf schräg auf den Grund …

      Die Strömung des Baches war so stark, daß ich alle Kraft anwenden mußte, über die Mulde den Schöpfer hinwegzustreichen. Ich fühlte den Widerstand körnigen Gemenges. –

      Überraschungen sind zumeist rückwärtige Angelegenheiten.

      Auch die fremde Stimme klang hinter uns. Dazu ein teuflisches Hohngelächter … Old Dobber kannte die Stimme. Es war die John Carrells, des Freundes und Vertrauten Armands.

      Ich ließ die Stange sofort fallen.

      „Die Kamele dürsten,“ sagte der baumlange Bursche, neben dem noch zwei andere standen. „Ich denke, ihr habt soeben gefrühstückt … Ich persönlich ziehe Whisky vor, aber das ist Geschmacksache. – Ja, wir sind diesmal etwas früher eingerückt ins alte Quartier, Old Dobber … Wir bringen auch Gäste mit. Einige, die wir noch mit eingeladen hatten, schickten uns Absagen in Gestalt von Flintenkugeln, – von Austin Gorrands Trupp leben noch drei, Austin eingerechnet. Auch Percy und das Mädel sind sehr munter und sehnen sich nach dem lieben Oheim … – Mr. Abelsen, bitte Ihre Hände …. Wir müssen Sie leider fesseln, denn Sie sind zu unternehmungslustig.“

      Carrell schob seine Pistole in den Gürtel. Seine Linke hielt eine große Karbidlampe, deren Blende er nun öffnete. Seine beiden Begleiter zielten weiter auf mich. Die Situation war ganz eindeutig. Mir war zunächst das eine wichtig: Carrell hatte nichts von dem gehört, was Old Dobber über die Goldmulde gesprochen, Carrell war um Minuten zu spät erschienen.

      Und er war ein Narr, dieser John mit dem blatternarbigen Fuchsgesicht.

      Die Situation war wie gesagt eindeutig. Carrell kannte meine Unternehmungslust nicht genügend. Er stand einen Schritt vor seinen Freunden, und als ich achselzuckend die Hände hob, war es für ihn zu spät, den Fehler zu korrigieren, denn meine Hände fuhren an seinem Kopf vorüber, ich überrannte ihn, meine Fäuste trafen die beiden Banditen an sehr empfindlichen Stellen, und ihre Nasenbeine waren für alle Zeit demoliert.

      Als ich gerade John Carrell den Pistolenkolben zu schmecken gab, hatte Old Dobber auch den dritten erledigt. Es war sehr rasch gegangen, und wir schleppten die drei ebenso rasch in die Totengruft, fesselten und knebelten sie und legten sie fürsorglich in drei Särge. Carrell kam schon wieder zu sich. Es war kein freundlicher Blick, den er mir schenkte, – trotzdem legte ich den Sargdeckel über ihn, und ein Skelett hatte vorläufig wenig angenehme Gesellschaft.

      Das kurze Kampfspiel hatte mich aufgepulvert.

      „Los denn, Old Dobber, – nun die anderen!!“

      Wir hatten jetzt fünf Pistolen, und droben waren nur noch neun Gegner, da kamen auf jeden rund vier Kugeln, und das reichte.

      13. Kapitel

       Die zwölf

       Inhaltsverzeichnis

      Aber der alte Mann schüttelte den Kopf.

      „Verderben Sie mir nicht den Spaß, El Gento. Die da oben ahnen nicht, daß Sie hier sind … Hätten sie es geahnt, wären sie nicht nur zu dreien mich suchen gegangen. Ich kenne ihre Gewohnheiten.“

      „Aber – die verrammelte Geheimtür und der von mir zerfaserte Glockenzug …!“ wandte ich ebenso ablehnend ein.

      Dobber lächelte. „Vorhin auf dem Turm habe ich in einigen Punkten die Wahrheit verdreht … Ich hatte die Bank, die Sie gegen die Tür gestützt hatten, schon weggeräumt und die Schnur geflickt. Und falls sie weiter an unsere verdachterregende Kaffeetafel in der Küche erinnern wollen: Ich stellte Teller und Tassen beiseite, El Gento. Ich bin sehr gewissenhaft, das sind alle Blinden. – Nein, glauben Sie mir nur, die da oben ahnen nichts von Ihrer Anwesenheit, ich werde allein nach oben gehen, und Sie können mir vorsichtig folgen … Wie gesagt, verderben Sie mir nicht den Spaß … Es soll kein Blut fließen, die neun sollen in Borraloola vor dem Bezirksgericht zum Strange verurteilt werden. Es ist ein sehr peinlicher Tod, der Strang. Als ich noch jung war und hier im Norden von Kultur noch wenig zu merken, ließen wir so manchen baumeln, der sich seitwärts in die Büsche geschlagen hatte und erntete, wo er nicht gesät hatte. – Die Schufte benutzen stets die vier Zimmer nach Norden zu, und das zweite, das größte, ist ihr Salon. Dort will ich Abrechnung halten. Wenn Sie, El Gento, in den Oberstock schleichen und das entsprechende Zimmer aufsuchen, werden Sie dort in dem Fußboden unter den Bastmatten ein paar Löcher finden, die Ihnen bequemen Einblick in den Salon gewähren