Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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Wir hatten die Jacht zur Vorsicht sich wieder entfernen lassen. Wir landeten, fanden das Eiland völlig leer, bemerkten dann eine Brigg, die auf die Bucht zuhielt, verbargen uns und die Boote und überfielen die Leute der Brigg, als sie kaum die Insel betreten hatten. Es waren Japaner und ein Europäer, ein älterer vornehmer Herr. Die Brigg selbst flüchtete, nur drei unserer Leute hatten noch an Bord gelangen können. Die Leute der Brigg hatten sich ohne Widerstand ergeben. Wir hielten sie unweit des einen Felsens an der Bucht, der einem Frauenkopfe glich, unter Bewachung. Acht unserer Matrosen mit Karabinern und Pistolen genügten hierzu, glaubten wir. Wir anderen verteilten uns über die Insel, um sie genau zu durchforschen. Plötzlich ereignete sich genau dasselbe, was schon das Vermessungsschiff gemeldet hatte: Unterseeische vulkanische Ausbrüche von unerhörter Stärke begannen, die Insel sank sehr schnell, und als wir die Bucht erreichten, fanden wir dort keine lebende Seele mehr vor: Die Gefangenen und unsere acht Leute waren verschwunden! – Die beiden Boote retteten uns vor dem Ertrinken, die Insel tauchte ins Meer, wir ruderten zur Jacht und waren damals in einer seelischen Verfassung, als ob wir einen Blick in die Hölle geworfen hätten. – Mehr brauche ich nicht zu erklären, Mr. El Gento. Was ferner geschah, wissen Sie: Unser Angriff auf die Brigg, den wir schleunigst aufgaben, um keine Verluste zu erleiden und um besser durch List diesem Rätsel näherzukommen, – dann unser zweites Erscheinen vor der Insel, unser Hissen der weißen Flagge, – der Orkan, der die Jacht an dem Eiland scheitern ließ, und …« – er zuckte die Achseln – »endlich die Teillösung des Rätsels: Vierzehn von uns, die wir hier auf Ihrem Kutter sind, überlebten den Schiffsbruch. Wir konnten auch noch aus dem Wrack Waffen bergen, bevor es völlig versank. Wir hatten hier nur zwei Leute vorgefunden, einen jüngeren Mann und eine Frau, eine Dame. Vorgefunden ist doch nicht der richtige Ausdruck: Wir überraschten sie, als sie gerade dort in der Bucht eine der Bimssteinplatten lüfteten. Unter diesem falltürartigen Schlupfloch entdeckten wir zwei große Räume. Der eine – beide waren fast elegant möbliert – enthielt eine Funkanlage. Das von uns gefangen genommene Paar verweigerte jede Aussage. Erst als Kapitän Gadarros den Mann zu erschießen drohte, erklärte der Europäer, daß er Engländer sei und daß, falls wir auch die Brigg in unsere Gewalt bekommen wollten, er bereit sei, sie anzurufen. Diese Zugeständnisse erzwangen wir von ihm auch nur dadurch, daß die blonde Sennorita sich einmischte, die seinetwegen sehr in Angst war. Im übrigen erfuhren wir nichts. – Es erfolgte dann unter unserer Aufsicht der Anruf auf Welle 300. Wir wollten unbedingt auch die Brigg erobern, da wir dort endlich den Schlüssel zu all den Geheimnissen zu finden hofften. Der Engländer hat uns denn auch wenigstens den Kutter herangelockt, aber – Sie wissen das am besten, Mr. El Gento – es wurde ein Fehlschlag, wir fingen nur den Reeder Sajo Hiruto, und aus dem Japaner ließ sich erst recht nichts herauspressen. Unsere drei Gefangenen blieben verschwiegen, und auch die genaueste Durchsuchung der beiden Räume förderte nichts von Wichtigkeit zu Tage. Immerhin: Wir hatten drei Eingeweihte erwischt, und wir hofften zuversichtlich, schließlich doch noch einen von ihnen zum Reden zu bringen. Betonen mochte ich, daß die beiden großen Gemächer Holzwände und Holzfußböden besaßen und daß kein weiteres ähnliches unterirdisches Gelaß vorhanden war. Als Sie dann mit dem Kutter sich wiederum der Insel näherten, sperrten wir die drei, die wir gefesselt und auch geknebelt hatten, denn Rücksichtnahme wäre wohl verfehlt gewesen, unten ein und wollten Sie abfangen. Wir begingen hierbei den Fehler, keinen Wächter bei den dreien zurückzulassen. Es folgten die bekannten Explosionen unter Wasser, ich selbst stürmte noch zu der Bimssteinfalltür, die wir hochgeklappt hatten, – sie war geschlossen, sie hatte außen keine Handgriffe, aber unten Gummifalzen, – – die drei mußten sich befreit haben, die Insel sank, versank, wir sahen den Tod vor Augen, wir waren dem Wahnsinn nahe, denn das bisher Erlebte hatte unseren Nerven schon arg genug zugesetzt, – Sie retteten uns, aber auch Sie, Mr. El Gento, sind bisher in Ihren Äußerungen vorsichtig gewesen, daß wir nur aus Dankbarkeit davon absahen, von Ihnen nun endlich völligen Aufschluß über dieses unheimliche Rätsel einer Insel zu fordern, die scheinbar ganz nach dem Willen des jungen Engländers verschwindet und wieder auftaucht – eine technische Leistung von unerhörter Art!«

      Der Leutnant füllte sein Whiskyglas und trank … Seine Hand zitterte leicht.

      Kapitän Gadarros nahm das Wort, und seine Stimme verriet, daß ich nunmehr kaum noch mit den bisherigen Ausflüchten mich aus der peinlichen Lage befreien könnte. Man vermutete in mir ebenfalls einen Eingeweihten, man glaubte mir nicht, daß ich zufällig mit in diese dunklen Dinge hineingezogen worden sei. Gadarros schaute mich scharf an. »Mr. El Gento, zu meinem Bedauern muß ich jetzt mit allem Nachdruck ein rückhaltloses Geständnis fordern. Leugnen Sie nicht mehr, Sie gehören mit zu diesen Fremden, die hier im Pazifik ein technisches Wunder geschaffen haben. Zunächst: Wo sind unsere drei Matrosen, die auf der Brigg mit Hiruto und der Sennorita davonfuhren?«

      »Tot!«

      »Ah – dann hat Hiruto nicht gelogen. Er behauptete, die drei hätten sich an der Dame vergreifen wollen …«

      »So sagte er …«

      »Sagte?!«

      »Ja, denn ich war nicht dabei, als sie starben. Ich will Ihnen mitteilen, was ich weiß … Verlangen Sie jedoch keine Namen von mir …«

      Ich erzählte … wie Chubur die Brigg an der Satansinsel beim Fischen entdeckt hatte, wie er uns holte, wie wir die Brigg wieder flott machten, den Pudel fanden, wie wir Hiruto und die junge Dame endlich erwischten, nachdem sie uns mehrmals betäubt hatten …

      Kapitän Gadarros merkte, daß ich nicht log … Er schüttelte nur immer wieder den Kopf.

      Und ich schloß mit den berechtigten Worten: »Sie sehen, ich weiß im Grunde nicht mehr als Sie! Ich habe sogar niemals die unterirdischen Gemächer der Insel betreten, ich ahnte nur ihr Vorhandensein. Ich gebe Ihnen aber darin vollkommen recht: Diese künstliche Insel versinkt, erscheint, und hinter alledem steckt die überragende Intelligenz eines einzelnen Mannes, der die scheinbaren vulkanischen Eruptionen einfach durch Minen hervorruft, der die Insel einnebelt, der hier, wo wir jetzt mit dem Kutter noch immer kreuzen, tief unter dem Wasser weiterlebt, atmet, – – wartet, bis wir davongefahren sind und er das Eiland wieder auferstehen lassen kann …!«

      Gadarros drückte mir die Hand. »Es hieße Sie beleidigen, Ihre Angaben irgendwie anzuzweifeln … Und wenn wir die Sache nun einmal rein vom Standpunkt des internationalen Seerechts betrachten wollen, worauf ich übrigens das Marineamt schon hingewiesen habe: Kein Staat hat die Befugnis, irgend jemandem zu verbieten, auf offenem Meere, das niemandes Eigentum ist, sich eine Insel zu erbauen. Für die Einmischung Chiles fehlt hier jede rechtliche Grundlage – jede! Eigentlich sind wir sogar bereits zu weit gegangen. Ich habe mich leider dazu hinreißen lassen, die Brigg Hirutos damals anzugreifen. Wir haben das Feuer eröffnet, wir haben auch nachher in blindem Übereifer uns schwere Übergriffe erlaubt, für die sowohl England als auch Japan von uns Rechenschaft fordern könnte. Handelte es sich bei diesem Eiland etwa um ein Piratennest, wäre bewiesen, daß die Leute der Insel irgendwie sich vergangen haben, so wäre ich freilich geschützt. Doch davon ist keine Rede, – es sind weder Piraten noch Verbrecher, – zu ihnen gehört ein Mann wie Sajo Hiruto, Baron und Günstling des Kaisers von Japan, der reichste Mann Japans noch dazu, – wo würde der sich mit Verbrechern verbünden! Ich befinde mich also in einer äußerst unangenehmen Lage, Mr. El Gento. Diese Expedition kann mich Kopf und Kragen kosten, falls Japan und England sich einmischt, und man weiß ja, wie energisch die beiden Großmächte für ihre Untertanen eintreten!«

      Er wehte den Zigarettenrauch mit der Hand weg … »Am besten wäre es, die Geschichte totzuschweigen. Das werden auch meine Vorgesetzten einsehen. Zum Beispiel wäre jede politische Brüskierung Japans für uns Chilenen äußerst gefahrvoll. Japan schielt längst nach den unserer Küste vorgelagerten Inselgruppen. Die Japaner würden jeden Vorwand benutzen, diese Inseln zu besetzen. Mit einem Wort, Mr. El Gento, – ich möchte mich geschickt wieder aus der Affäre ziehen. Wir Überlebenden der Jacht werden heimkehren und uns um das Eiland nicht weiter kümmern. Ich bitte Sie also, uns den Kutter zur Verfügung zu stellen.«

      Gadarros hatte mit vollendeter Höflichkeit gesprochen. Seine Beurteilung der Sachlage war auch durchaus richtig. Er hatte seine Befugnisse in der Tat weit überschritten. Anderseits: Wie sollte ich mich seinem Wunsche gegenüber verhalten, ihm den Kutter zu überlassen?!