Название | Die zweifelhafte Miss DeLancey |
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Автор произведения | Carolyn Miller |
Жанр | Языкознание |
Серия | Regency-Romantik |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783775174862 |
Sie schüttelte den Kopf über ihre dummen Gedanken und blinzelte die Tränen fort. Aufgeben kam im Wortschatz ihrer Eltern nicht vor. Mutter schien wahrhaftig immer noch zu glauben, der Graf käme wieder »zur Vernunft«, wie sie zu sagen pflegte, und würde sich von seiner Frau scheiden lassen und Clara heiraten. Dabei konnte doch jeder Narr sehen, wie sehr er Lavinia, die Gräfin von Hawkesbury, verehrte. Das war schon an der tiefen Zuneigung ersichtlich, mit der er sie ansah, was er bei Clara nie getan hatte. Doch Mutter ließ sich nicht beirren. So waren die Winpooles eben. Auch was Richard betraf, hatten weder ihre Mutter noch ihr Vater je die Hoffnung aufgegeben.
»Miss?«
Meg unterbrach erneut ihre Tagträume. Sie schob ihre Erinnerungen beiseite, vermied es, einen weiteren Blick in den Spiegel zu werfen, und ging nach unten in das Zimmer, das als Wohn- und Frühstückszimmer diente.
»Stimmt etwas nicht, Clara?«, fragte Mutter sie mit gerunzelter Stirn. »Du warst doch noch nie eine Langschläferin.«
»Nein, ich bin nur ein wenig müde.«
»Müde?«, sagte Vater und faltete stirnrunzelnd seine Zeitung zusammen. »Du hast doch seit Tagen kaum das Haus verlassen.«
Außer nachts.
»Warum solltest du also müde sein?«
»Ach, lass sie doch, Philip«, meinte Mutter. »Alle jungen Damen sind manchmal ein bisschen unpässlich.«
»Ja, aber so geht das nun schon seit Monaten.« Seine dunklen Augen fixierten sie. Clara meinte sogar, eine Spur Mitleid darin zu entdecken. »Ich überlege nur, ob irgendetwas dafürspricht, dich für eine weitere Saison nach London gehen zu lassen.«
Eine Saison?
»Die letzten – ich weiß gar nicht mehr, wie viele es insgesamt waren – waren jedenfalls eine Enttäuschung. Gibt es denn heutzutage gar keine jungen Männer mehr, die ihre Pflicht kennen?«
»Wenn doch nur Hawkesbury …«
»Es reicht, Frederica! Ich will nichts mehr davon hören! Geschehen ist geschehen und kann nicht ungeschehen gemacht werden, deshalb wünsche ich, dass du mit diesem absurden Unsinn aufhörst und den armen Mann in Ruhe lässt.«
»Den armen Mann? Nach allem, was er unserem kleinen Mädchen angetan hat?«
Wieder zitterte sie vor Scham, während ihre Eltern den vertrauten Disput fortsetzten. Wie hatte sie nur so naiv sein können zu glauben, dass der Graf etwas für sie empfand? Sie hatte sich von einer Welle des Gefühls forttragen lassen, geschickt unterstützt von ihrer und seiner Mutter, der Gräfinwitwe. Diese konnte Lavinias zum Teil gesellschaftlich einflussreichen Verwandten nicht vergeben, dass sie vor langer Zeit Verleumdungen über die Hawkesburys in die Welt gesetzt hatten. Die Tatsache, dass ihr Sohn eine Frau heiratete, welche die Gräfinwitwe seit jeher verabscheute, hatte die Ehe stark belastet, wovon Clara sich mit eigenen Augen hatte überzeugen können. Ebendas war auch der Grund, warum ihre Mutter noch immer Hoffnungen hegte. Doch Clara konnte ihren Optimismus inzwischen nicht mehr teilen und wollte es auch gar nicht. Der Empfang, den die Frau des Grafen ihnen letztes Jahr hatte zuteilwerden lassen, hatte etwas ungemein Rührendes gehabt; ihre Anmut und Güte in einer für sie selbst so schweren Zeit waren ebenso unleugbar wie beunruhigend gewesen. Clara war noch nicht so weit, ihm Glück zu wünschen, doch sie wünschte den beiden auch nichts Böses mehr.
»Und – was sagst du dazu?«
Sie sah zwischen ihren Eltern hin und her. Was hatten sie gerade gesagt? »Bitte?«
Vater hustete. »Es hat wohl wenig Sinn, dich noch einmal hinzuschicken, wenn du nicht einmal zuhörst, wenn jemand spricht. Du musst dir wirklich mehr Mühe geben, interessiert zu wirken, meine Liebe, wenn du dir einen Mann angeln willst.«
»Ja, Vater.« Sie sahen sie noch immer erwartungsvoll an. »Oh, ich möchte wirklich gern wieder nach London.« Hoffnung stieg in ihr auf. Vielleicht wäre eine ihrer alten Freundinnen jetzt wieder gewillt, sie zu empfangen. Alles war besser als die tödliche Langeweile von Brighton. Für Leute, die genügend Mittel und Freunde hatten, mochte es eine wunderbare Spielwiese sein, doch wer keines von beidem besaß, befand sich hier auf einem einsamen Außenposten.
»Wir werden nur ein paar Wochen bleiben können. Und ich fürchte, wir werden auch nicht jede wichtige gesellschaftliche Veranstaltung besuchen können«, sagte Mutter mit einem Seufzen und einem Seitenblick auf Vater. »Die Kosten, du weißt ja.«
Und der Mangel an Einladungen. Ihre Finger verkrampften sich. Wie lange musste sie noch für die Sünden ihres Bruders bezahlen?
»Egal«, fuhr Vater fort. »An den wirklich wichtigen wird sie teilnehmen können. Aber ich will, dass du diese düstere Stimmung ablegst und dein Strahlen wiederfindest. Männer mögen kein mürrisches Gesicht, mein Mädchen.«
Männer mochten sie sowieso nicht, auch wenn sie nicht so verbittert wäre. Doch sie zwang folgsam ein Lächeln auf ihre Lippen. »Natürlich nicht.«
»Da! Das will ich sehen! Jetzt sei nur noch glücklich und alles wird gut. Du wirst schon sehen.«
Sie wahrte ihre Maske und lächelte. Nun gut, wenn Vater wollte, dass sie sich einen Mann angelte und die Reihen der alten Jungfern verließ, an ihr sollte es nicht liegen. Sie würde die beste Schauspielerin sein, die er je gesehen hatte.
Die Orgelmusik begleitete sie auf dem Weg aus der Kirche hinaus in den Sonnenschein. David, der noch seinen Talar trug, grüßte jedes Gemeindemitglied mit derselben Wärme und Offenheit. Tessa ließ Bens Arm los und ging zu ein paar jungen Frauen hinüber, um mit ihnen zu reden. Das heitere Plaudern, das bald darauf zu vernehmen war, ließ auf alte Freundschaften schließen. Ben beobachtete unterdessen die Leute. Er war froh, endlich Gelegenheit zu haben, sich die Anwesenden genauer anzusehen. Doch die Dame, die letzte Nacht seine Träume heimgesucht hatte, entdeckte er nirgends.
Dabei gab es keinen Mangel an jungen Damen, was zweifellos an Matildas gewinnender Art und ihrer einwandfreien Herkunft lag. Aber es war keine junge Dame mit rabenschwarzem Haar und blitzenden Augen darunter. Allerdings war eine Predigt über das dritte Buch Mose eher dazu geeignet, den Blick zu trüben, als ihn funkeln zu lassen, ungeachtet des Alters oder Geschlechts der Schäfchen. Ben schätzte seinen Schwager wirklich, doch die staubtrockene Predigt, die er heute gehalten hatte, hatte ihm nicht zugesagt.
»Hast du sie entdeckt?«
Er blickte auf Matilda herunter, die sich lebhaft umsah. »Wen entdeckt?«
»Deine geheimnisvolle Lady natürlich. Tu nicht so, als ob du nicht Ausschau nach ihr halten würdest.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Hm. Vielleicht geht sie in der Chapel Royal zum Gottesdienst. Nächstes Mal kannst du es ja dort probieren.«
»Natürlich gehe ich da nicht hin, Mattie. Ich besuche den Gottesdienst, den mein Schwager hält.« Auch wenn die Predigten nicht nach seinem Geschmack waren. Er blickte zu ihr herunter und sah die Belustigung in ihren Augen.
»Ich rede mal mit ihm über die Predigten. Er glaubt, er müsse die Themen wählen, die der Bischof vorschreibt, aber wenn er das beibehält, werden die Kirchenbänke sich schneller leeren als eine Flasche Rum.«
Er lachte auf. »Ich weiß nicht, ob David solche freimütigen Ansichten zu schätzen weiß.«
»Nun, ich weiß jedenfalls, dass der Bischof es nicht schätzen wird, wenn seine Einnahmen sinken.« Sie sah ihn an; ihr Blick wanderte zu seinem