Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman. Al Cann

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Название Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman
Автор произведения Al Cann
Жанр Языкознание
Серия Al Capone Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783863778156



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höhnisch entgegen.

      Da riß sie sich los und rannte davon.

      Frank, der den beiden unbemerkt gefolgt war, blieb ihr auf der Spur. Er sah, wie sie zwei Straßenecken weiterging und dann ein Post Office betrat. Er beobachtete sie, wie sie den Telefonhörer abhob und eine Nummer wählte.

      Da öffnete er ihre Zellentür.

      Suzan schrak zusammen.

      »Was wollen Sie?«

      »Mit wem willst du telefonieren?«

      Franks Stimme war nicht frei von einem Beben. Er war selbst kaum weniger aufgeregt als sie. Aber das vermeintliche Glück der vergangenen Nacht beherrschte ihn noch so sehr, daß er nicht gewillt war, sie entkommen zu lassen. Viele Monate lang hatte er kein Mädchen gehabt und dachte jetzt nicht daran, sich diese Klassefrau, die seinem Vetter doch gesagt hatte, daß er ihr gefiel, durch die Lappen gehen zu lassen. Eine hübsche Frau mußte man hüten wie einen Sack Flöhe, hatte seine Mutter immer gesagt, als sie ihn vor den Frauen gewarnt hatte.

      Da starrte er auf die Karte, die vor ihr auf dem Telefonbuch lag.

      E. Ness stand da. Und dahinter war eine ziemlich lange Nummer.

      Eisiger Schreck zuckte dem Vertreter Franklyn Dillinger durch die Glieder. Erst glaubte er nicht richtig gesehen zu haben. Aber dann hatte es ihn wie ein elektrischer Schlag getroffen: E. Ness.

      Es gab keinen Mann in ganz Chicago, der den Namen des berühmten FBI-Agenten Eliot Ness nicht gekannt hätte. Frank Dillinger jedenfalls gehörte zu den Menschen, die Zeitung lasen und sich für die Dinge, die sich in der Stadt ereigneten, ständig interessierten. Er hatte die Kämpfe des Gangstergreifers Eliot Ness von Anfang an verfolgt und den großen Kriminalbeamten insgeheim bewundert. So sehr das Gangstertum, die Unterwelt der Millionenstadt diesen MR. CHICAGO fürchtete, so sehr hatte er ihm imponiert.

      Und jetzt wollte diese Frau ihn anrufen. Was ihn noch mehr überraschte, war die Tatsache, daß sie eine Karte mit seinem aufgedruckten Namen und seiner Nummer hatte. Sie kannte ihn also!

      Sofort wandte er sich um, flüchtete aus der Telefonzelle und prallte an der nächsten Straßenecke mit Ric zusammen. Der hatte ihn im allerletzten Augenblick plötzlich vorhin noch hinter der Frau herlaufen sehen.

      »Wo läufst du denn herum?«

      »Ich bin ihr gefolgt. Soll ich dir was sagen: Sie steht da in der Telefonzelle und will telefonieren.«

      »Laß sie doch.«

      »Weißt du, mit wem sie telefonieren will?«

      »Interessiert mich nicht.«

      »Es sollte dich aber interessieren. Sie telefoniert mit einem Mann namens Ness.«

      »Aha, kann mich nicht kümmern. Wahrscheinlich noch ein Liebhaber von ihr.«

      Frank nahm die Fingerspitzen seiner Linken zusammen, hob die Hand dem Vetter entgegen und keuchte:

      »Eliot Ness, Mensch, geht dir kein Licht auf?«

      »Nein.«

      »Man, wenn du die Zeitungen lesen würdest – Eliot Ness ist der schärfste Gangsterjäger Chicagos!«

      »Na und? Bin ich ein Gangster?«

      Frank ließ den Kopf sinken.

      »Komm, laß uns gehen. Ich habe nur eine Hoffnung, daß sie sich nicht erinnert, wo sie gewesen ist in der vergangenen Nacht.«

      »Das weiß sie ganz sicher nicht«, entgegnete Ric, »aber ich verstehe nicht, weshalb du dich aufregst.«

      »So überleg doch. Sie wird das FBI anrufen und anzeigen, was heute nacht geschehen ist.«

      »Was ist denn geschehen?« entgegnete der andere zynisch. »Wir wurden dieses mannstolle Weib nicht los, sie wollte mit Gewalt mitkommen und gab keine Ruhe, bis sie mit jedem von uns ein paar Stunden Spaß gehabt hatte. Das ist alles. Glaubst du, daß sich ein FBI-Agent dafür interessieren wird?«

      »Ich weiß nicht«, meinte Frank. »Komm, wir wollen weg.«

      »Du solltest dich nicht aufregen, Frank. Ich habe sie in der Hand.«

      »Womit?«

      Da zeigte Ric ihm den Brief.

      Frank las ihn durch und schüttelte dann den Kopf.

      »Verstehe kein Wort. Ist der an sie gerichtet?«

      »Na kla.«

      »Und?«

      »Mensch, geht dir keine Lampe auf? Das Luder hat einen Freund, einen Geliebten. Sie betrügt ihren Mann. Offensichtlich hat ihr Mann Geld. Sie nehmen den Alten aus, und außerdem scheinen sie beide eine höllische Angst vor ihm zu haben.«

      »Ach, und du…«, Frank Dillingers Augen wurden plötzlich groß und rund wie Glasmurmeln. »Und du willst sie – erpressen?«

      »Wer wird denn solche Worte gebrauchen, Frank! Ich denke, du solltest umlernen. Ein Kerl wie du, der in einer solchen Stadt lebt, muß sich andere Lebensgewohnheiten zulegen. Hier in der Stadt wird auf jede Weise Geld verdient. Ich habe es bei uns in den Zeitungen gelesen. Nur in Chicago scheint man nichts davon zu merken.«

      Da hob Frank die Hand.

      »Vorsicht, das kann dir schneller passieren, als es dir lieb ist. Die Stadt wimmelt von Gangstern. Überall rotten sich Crews zusammen und bedrohen die Bevölkerung…«

      Sie gingen zusammen in die Post zurück und sahen Suzan Tunney an einem der Schalter stehen.

      Als sie die beiden bemerkte, wandte sie sich um und wollte zur Tür.

      Ric versperrte ihr den Weg.

      »Ich will hoffen, Sweety, daß du keine Dummheit gemacht hast. Du kannst dich auf jeden Fall darauf verlassen, daß du Pech hast, wenn du irgend etwas gegen uns unternimmst. Erstens wird dein Alter auf jeden Fall informiert. Und zweitens kannst du damit rechnen, daß du von mir eine Quittung bekommst, die es in sich hat.«

      Die Frau zwängte sich an ihm vorbei zum Ausgang. Da griff Ric brutal nach ihrer Schulter, riß sie zu sich herum und preßte sie an sich.

      Zwei vorübergehende Leute blickten ihn erschrocken an und flüchteten aus der Post.

      »Gangster!« rief ein älterer Mann und rannte ebenfalls auf die Straße.

      »Ihr seid ja verrückt!« bellte Frank hinter ihnen her. »Das hier ist ein Ehestreit, der euch nichts angeht.«

      Ric kümmerte sich um gar nichts. Er hatte seinen Blick in die Augen der Frau gesenkt.

      »Vergiß es nicht, Sweety. Was du auch tust, du bist in meiner Hand. Wenn ich will, zerdrücke ich dich wie eine matschige Pflaume. Und jetzt verschwinde!«

      Er stieß sie zurück. Sie prallte gegen die Tür, wandte sich um und ging auf weichen Knien hinaus.

      Frank stand einige Schritte hinter Ric und schüttelte den Kopf.

      Sie hatten es nicht gewagt, den Mann von der Polizei anzurufen. Sie wußte gar nicht, wer er überhaupt war. Frauen interessierten sich im allgemeinen nicht so sehr für diese Dinge, wenngleich Eliot Ness in Chicago bereits ein so bekannter Mann war, daß ihn auch sicherlich achtzig Prozent der Frauen schon kannten.

      Aber sie hatte einen anderen Plan. Sie würde versuchen, zu ihm hinzugehen.

      Es mußte sich ja ermitteln lassen, auf welchem Revier er Dienst hatte.

      Da sie davon überzeugt war, von den beiden verfolgt zu werden, machte sie sich zunächst auf den Weg nach Addison.

      Unbehelligt erreichte sie ihr Haus, schlüpfte in den Korridor, warf dem Dienstmädchen ihren Mantel und ihren Hut zu und schlug dann sofort die Telefonbücher auf.

      Es gab in ganz Chicago nicht einen Mann mit dem Namen Ness. Jedenfalls war keiner in dem riesigen Verzeichnis zu finden. Da rief sie ihr Dienstmädchen.