Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman. Al Cann

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Название Al Capone Staffel 2 – Kriminalroman
Автор произведения Al Cann
Жанр Языкознание
Серия Al Capone Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783863778156



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hatte. Denn von dem, was zwischen Ric und Suzan war, wußte er ja nur wenig. Dennoch spürte der kleine Mann, daß da irgendwo eine große Gefahr war, und aus diesem Grunde hatte er verhindern wollen, daß sie mit Eliot Ness sprach. Als er jetzt in seinem Wagen saß und zu ihrem Haus hinüberstarrte, hatte er die rechte Hand in der Manteltasche um die kleine Luger-Pistole gespannt, die er sich vor einigen Jahren einmal gekauft hatte, nachdem er unten in Blue Diamonds von zwei Männen überfallen und seiner sämtlichen Gerätschaften beraubt worden war.

      Dann kam Suzan Tunney drüben aus ihrem Haus und fuhr zur Stadt. Er folgte ihr. Voller Eifersucht hielt er sich dicht hinter ihrem Wagen. Eisiger Schreck packte ihn, als er plötzlich bemerkte, wohin sie steuerte: Sie hielt auf die 71. Straße zu, auf das Gebäude des FBI am Oakwoods Cemetery.

      In diesem Moment wußte Frank Dillinger, daß er nicht nur geträumt hatte, als er glaubte, in der vergangenen Nacht das Glück der ganzen Welt gefunden zu haben, sondern daß alles Betrug gewesen war. Wußte die Frau vielleicht, daß Ric gestern den Mann in dem Treppenhaus niedergeschossen hatte? Was sonst wollte sie denn bei der Polizei?

      Er ahnte es nicht. Aber überdeutlich spürte der kleine Mann, daß sie, die er in der Nacht noch zu lieben geglaubt hatte, urplötzlich eine große Gefahr für ihn und Ric darstellte.

      Er sah, daß sie am rechten Gehsteigrand hielt, war selbst noch auf der Straßenmitte, hörte hinter sich eine schwere Fordlimousine hupen, fuhr rechts ran und ließ mehrere Wagen vorbei. In dem Augenblick, in dem Suzan Tunney ausstieg, kurbelte er rechts die Scheibe herunter, legte den Gang wieder ein und fuhr an. Er stieß nicht einmal den Arm aus dem Fenster, sondern hob die Waffe nur an und drückte ab. Drei Kugeln feuerte er auf die Frau, die eben den Fahrdamm überqueren wollte. Dann warf er den zweiten Gang ein, ließ das Kupplungspedal springen, und der Wagen machte einen gewaltigen Satz vorwärts. In halsbrecherischer Geschwindigkeit schoß er die Straße hinunter. Als er einen anderen Wagen überholt hatte, kam ihm von der anderen Straßenseite her ein schwerer Lincoln entgegen, dem er eben und eben noch durch einen lebensgefährlichen Schlenker entging.

      Zwei Straßen weiter fuhr er das Auto in eine Toreinfahrt, ließ es stehen, floh durch einen Keller, stand wieder in einem Hof, stieg über eine niedrige Mauer und ging durch eine enge Passage in die 73. Straße hinüber.

      Es scheint unfaßlich, daß der Mörder entkam. Aber es geschah alles so blitzschnell, daß selbst das sofortige Zupacken des FBI nicht schnell genug kam.

      Wer dem kleinen, so harmlos scheinenden Vertreter für Toastapparate noch einen Tag vorher gesagt hätte, daß er vierundzwanzig Stunden später direkt vor dem Eingang der gefürchtesten Polizeiorganisation Amerikas aus dem fahrenden Wagen heraus einen Revolveranschlag auf einen Menschen durchführen würde, der hätte höchstwahrscheinlich nur ein mitleidiges Lächeln bei ihm geerntet. Und doch war es geschehen!

      Frank Dillinger war zum Mörder geworden!

      Erst viele Stunden später, am Nachmittag kam er nach Hause, öffnete die Tür und sah Ric in einem der Sessel sitzen.

      Auch Joe war da.

      Die beiden blickten ihn schweigend an, als er hereinkam. Was wollte Joe? War er gekommen, um auch von dem Honig zu lecken, den Ric da gestern angeschleppt hatte? Nein, Joseph Scapera griff in die Tasche, nahm eine Zeitung heraus und warf sie vor Frank auf den Tisch.

      Mord vor dem FBI-Gebäude!

      Die siebenundzwanzigjährige Suzan Tunney wurde in den Mittagsstunden vor dem Gebäude des Federal Bureau of Investigation in der 71. Straße erschossen…

      Frank warf nur einen Blick auf die Zeilen, hob den Kopf und sah zu Ric hinüber.

      Der Mann aus demWesten saß unbeweglich da, hatte die Hände zusammengelegt und blickte darauf nieder. Er wußte es also schon. Joe hatte ihm die Zeitung sofort gegeben, nachdem er hier hereingekommen war.

      Da nahm Frank den Kopf herum, blickte Joe an und fragte:

      »Weshalb bist du hergekommen?«

      »Das will ich dir sagen. Ich hatte gedacht, daß Ric mich auch mal an der Puppe schnuppern lassen würde. Ich dachte heute abend oder so.«

      »Was heißt auch mal?« schnarrte Frank bissig.

      »Nun ja, ich dachte, nachdem ihr beide mit ihr allein geblieben seid, daß heute vielleicht mal einer von euch verzichten würde.«

      »Zum Teufel, habt ihr denn solche Weiberknappheit in der Stadt?« warf Ric ein, während er sich jetzt aufrichtete, einen dünnen Zigarillo aus der Reverstasche nahm, ihn sich zwischen die Zähne steckte und ein Zündholz an der Schuhsohle anriß.

      »Das nicht«, entgegnete Joe, »aber die Kleine war tatsächlich Superklasse. Na ja, jetzt ist sie ja tot. Möchte bloß wissen, wer die ausgeblasen hat.« Joe beugte sich über den Tisch, stemmte sich mit beiden Händen auf und las:

      »Der Täter wird als Mann in den Dreißigern beschrieben, mit hagerem, eingefallenem Gesicht, hellen Augen und schwarzem Haar.

      Er floh in einer Chevroletlimousine älteren Baujahres. Die Nummer konnte von der Polizei nicht vollkommen festgestellt werden.«

      Joe nahm den Kopf herum und blickte Frank, der neben ihm stand, mit eingekniffenen Augen taxierend an.

      »Ein Mann in den Dreißigern, mit hellen Augen, schwarzem Haar, eingefallenem, blassem Gesicht, einer Warze auf der linken Wange…«

      »Wo steht was von einer Warze auf der linken Wange!« schrie Frank plötzlich los. Er war nahe daran, die Nerven zu verlieren.

      Da fegte Ric mit der linken Hand die Zeitung vom Tisch. Sein Blick haftete auf Joe.

      »Du hältst das Maul, ist das klar!«

      Der Arbeiter aus der Schokoladenfabrik rieb sich das Kinn.

      »He, das schätze ich aber gar nicht, Ric. Wir sind es hier nicht gewohnt, daß man so mit uns redet.«

      »Dann wird es Zeit, daß so mit dir geredet wird.«

      Joe schob seine massige Gestalt um den Tisch herum und trat auf Ric zu.

      »Wie meinst du das?«

      Es war nur ein kurzer, gedankenschneller Schlag mit der rechten Faust, der punktgenau auf dem Kinnwinkel des Schokoladenarbeiters detonierte. Joe kippte über die Absatzenden zurück und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf die Dielen auf.

      »Ric«, stammelte Frank, »was tust du?«

      »Ach, halt die Klappe.«

      Es war sekundenlang still: Joe war wieder zu sich gekommen, rieb sich das Kinn, richtete sich auf die Ellbogen auf und blinzelte zu den beiden hinüber.

      Frank stand am Tisch, hatte den Kopf gesenkt und den Daumennagel der Linken in das Holz der Tischkante gebohrt.

      »Ich will nicht drumherumreden«, preßte er plötzlich durch die zusammengebissenen Zähne. »Ich hab’ sie umgebracht.«

      Ric schwieg.

      Joe zog sich an einem Sessel hoch, beugte sich über die Armlehne und starrte Frank an wie einen Irren.

      »Das ist doch nicht dein Ernst?«

      »Mein voller Ernst«, versetzte Frank dumpf.

      »Ric, was sagst du? Er muß verrückt sein.«

      »Wieso?« kam es da leise von Rics Lippen. »Ich dachte, du hättest es gewußt?«

      »Ich – gewußt? Seid ihr verrückt?« Joe sprang auf. Er wich bis an die Tür zurück, blickte von einem zum anderen. »Das kann doch nicht euer Ernst sein. Frank – ein Mörder?«

      Als er nach der Türklinke greifen wollte, um hinauszugehen, sah er in der rechten Hand seines entfernten Verwandten Richard Dillinger plötzlich den brünierten Lauf eines Revolvers schimmern.

      »Laß die Klinke los.« Ric hatte es ganz leidenschaftslos gesagt. Aber der scharfe Klang in seiner Stimme ließ keinen Zweifel aufkommen. Joe trat von der Tür weg und machte