Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

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Название Tausend und Ein Gespenst
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Karte gefragt, ich habe ihnen gesagt, daß ich keine hätte, und sie haben mich auf die Wache führen wollen. Ich habe gerufen, Sie sind herbeigeeilt, gerade eine Bekanntschaft, nun bin ich beruhigt gewesen. Ich habe mir gesagt: da Herr Albert weiß, daß ich Solange heiße, da er weiß, daß ich die Tochter der Mutter Ledieu bin, so wird er für mich gut sagen, nicht wahr, Herr Albert?

      – Gewiß werde ich für Sie gut sagen, und ich stehe für Sie gut.

      – Gut! sagte der Anführer der Runde, und wer wird mir für Dich gut sagen, Herr Stutzer?

      – Danton. Ist Dir das recht? Ist der ein guter Patriot?

      – Ah! Wenn Danton für Dich bürgt, so ist Nichts dagegen zu sagen.

      – Wohlan! Es ist Sitzungstag bei den Cordelliers, gehen wir dorthin.

      – Gehen wir dorthin, – sagte der Sergeant. – Bürger Sans-Culotten, vorwärts, Marsch!

      Der Club der Cordelliers wurde in dem ehemaligen Franziskaner Kloster Straße l'Observance gehalten, in welcher wir in einem Augenblicke waren. An der Thüre angelangt, riß ich ein Blatt aus meiner Schreibtafel, schrieb einige Zeilen mit Bleistift, und übergab sie dem Sergeanten, indem ich ihn aufforderte, sie Danton zu überbringen, während wir in den Händen des Corporals und der Runde bleiben würden.

      Der Sergeant trat in den Clubb, und kehrte mit Danton zurück.

      – Wie! sagte er zu mir. Du bist es, den man verhaftet, Du, mein Freund, – Du, der Freund Camiles, Du, einer der besten Republikaner, welche es gibt! Ei was! – Bürger Sergeant, fügte er hinzu, indem er sich wieder nach dem Anführer der Sans-Culotten umwandte, – ich bürge Dir für ihn. – Genügt Dir das?

      – Du bürgst für ihn; aber bürgst Du auch für sie? begann der hartnäckige Sergeant wieder.

      – Für sie? Von wem sprichst Du?

      – Von dieser Frau, bei Gott!

      – Für ihn, für sie, für Alles, was ihn umgibt; bist Du zufrieden?

      – Ja, ich bin zufrieden, sagte der Sergeant, besonders Dich gesehen zu haben.

      – Ah, bei Gott! Dieses Vergnügen kannst Du Dir umsonst gewähren; betrachte mich ganz nach Deinem Gefallen, – so lange als Du mich hast.

      – Ich danke, – fahre fort die Interessen des Volkes zu behaupten, und sei unbesorgt, das Volk wird Dir dankbar sein.

      – O, ja, ich rechne darauf! sagte Danton. – Willst Du mir eine Hand geben? fuhr der Sergeant fort.

      – Warum nicht?

      Und Danton gab ihm die Hand.

      – Es lebe Danton! rief der Sergeant aus.

      – Es lebe Danton! wiederholte die ganze Runde. Und sie entfernte sich unter Anführung ihres Sergeanten, der zehn Schritte weit entfernt sich umwandte, und indem er seine rothe Mütze schwenkte, noch ein Mal ausrief: Es lebe Danton! Ein Ruf, der von seiner Mannschaft wiederholt wurde.

      Ich, wollte Danton danken, als sein mehrere Male in dem Innern des Clubbs wiederholter Name bis zu uns gelangte. Danton! Danton! riefen mehrere Stimmen, – auf die Tribüne! – Verzeihung, mein Lieber, sagte er zu mir, – Du hörst, – eine Hand, und laß mich zurückkehren. Ich habe dem Sergeanten die Rechte gegeben, – ich gebe Dir die Linke. – Wer weiß? der würdige Patriot hatte vielleicht die Krätze.

      Und indem er sich umwandte, sagte er mit dieser mächtigen Stimme, welche die Stürme der Straße erhob und besänftigte:

      – Hier bin ich, hier bin ich, erwartet mich.

      Und er eilte wieder in das Innere des Clubbs.

      Ich blieb allein mit meiner Unbekannten vor der Thüre.

      – Wohin muß ich Sie jetzt führen, Madame? sagte ich zu ihr, ich stehe zu Ihren Befehlen.

      – Dam! Zu der Mutter Ledieu, antwortete sie mir lachend, Sie wissen wohl, daß sie meine Mutter ist.

      – Aber wo wohnt die Mutter Ledieu?

      – Straße Fèrou, Nr. 24.

      – Gehen wir zu der Mutter Ledieu, Straße Fèrou Nr. 24.

      Wir gingen die Straße des Fossès-Monsieur-le-Prince bis nach der Straße des Fossès-Saint-German, dann die Straße du Petit-Lion hinab, dann gingen wir den Platz Saint Sulpice und dann die Straße Fèrou wieder hinauf.

      Dieser ganze Weg wurde zurückgelegt, ohne daß wir ein Wort ausgewechselt hätten.

      Nur hatte ich sie bei dem Scheine des Monde, der in seinem ganzen Glanze leuchtete, nach meinem Gefallen aufmerksam betrachten können.

      Sie war eine liebenswürdige Person von zwanzig bis zwei und zwanzig Jahren, braun, mit großen, mehr geistreichen als schwermüthigen blauen Augen, einer schmalen und geraden Nase, spöttischen Lippen, Zähne wie Perlen, Hände einer Königin, Füße eines Kindes. Alles das hatte unter dem Volkskostüme der Tochter der Mutter Les dieu ein aristokratisches Ansehen behalten, welches mit gutem Rechte den Verdacht des wackeren Sergeanten und seiner kriegerischen Runde erweckt hatte.

      Als wir an der Thüre ankamen, blieben wir stehen, und blickten uns einen Augenblick lang schweigend an.

      – Nun denn! Was wollen Sie von mir, mein lieber Herr Albert? sagte meine Unbekannte lächelnd zu mir.

      – Ich wollte Ihnen sagen, meine liebe Demoiselle Solange, daß es nicht der Mühe werth war, uns zu begegnen, um uns so schnell wieder zu verlassen.

      – Ich bitte Sie Tausend Male um Verzeihung. Ich finde, daß es im Gegentheile ganz der Mühe werth war, – weil, wenn ich Ihnen nicht begegnet wäre, man mich auf die Wache geführt hätte; – man hätte erkannt, daß ich nicht die Tochter der Mutter Ledieu bin; – man hätte entdeckt, daß ich eine Aristokratin wäre, und man hätte mir sehr wahrscheinlicher Weise den Hals abgeschnitten.

      – Sie gestehen also, daß Sie eine Aristokratin sind?

      – Ich. ich gestehe Nichts.

      – Nun denn, sagen Sie mir zum Mindesten Ihren Namen.

      – Solange.

      – Sie wissen wohl, daß dieser Name, den ich Ihnen auf den Zufall hin gegeben habe, nicht der Ihrige ist.

      – Gleich viel! Ich liebe und behalte ihn. . . zum Mindesten für Sie.

      – Wozu haben Sie nöthig ihn für mich zu behalten, wenn ich Sie nicht wiedersehen darf?

      – Das sage ich nicht. Ich sage nur, daß, wenn wir uns wiedersehen, es ebenso unnöthig ist, daß Sie wissen, wie ich heiße, als daß ich weiß, wie Sie heißen. Ich habe Sie Albert genannt, behalten Sie diesen Namen Albert, wie ich den Namen Solange behalte.

      – Wohlan! Es sei; aber hören Sie, Solange, sagte ich zu ihr.

      – Ich höre Sie, Albert, antwortete sie.

      – Sie sind eine Aristokratin, Sie gestehen es?

      – Wenn ich es nicht gestände, so würden Sie es errathen, nicht wahr? Mein Geständniß verliert demnach viel von seinem Verdienste.

      – Und in Ihrer Eigenschaft als Aristokratin werden Sie verfolgt?

      – Es findet wohl etwas derartiges statt.

      – Und Sie verbergen sich, um den Verfolgungen auszuweichen?

      – Straße Fèrou, Nr. 24. bei der Mutter Ledieu, deren Gatte Kutscher meines Vaters gewesen ist. Sie sehen, daß ich keine Geheimnisse für Sie habe.

      – Und Ihr Vater?

      – Ich habe keine Geheimnisse für Sie, mein lieber Herr Albert, so lange als diese Geheimnisse die meinigen sind; aber die Geheimnisse meines Vaters sind nicht die meinigen. Mein Vater verbirgt sich seiner Seits, bis daß er eine Gelegenheit zum Auswandern findet. Das ist Alles, was ich Ihnen sagen kann.

      – Und Sie. was gedenken Sie zu thun?

      – Mit meinem Vater abzureisen, wenn das möglich