Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael

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Название Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis
Автор произведения Rolf Michael
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Год выпуска 0
isbn 9783956179044



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      Robert versuchte es noch einmal, wieder gab es keine Antwort.

      Plötzlich knackten Zweige im nahen Unterholz. Robert schob die Armbrust, die ihm an einem Riemen über der Schulter hing etwas weiter nach hinten und riss das Schwert aus dem Rückenfutteral.

      „Pass auf, dass du nicht schneidest!“, sorgte sich Brenda.

      „Keine Sorge, das habe ich jetzt im Griff!“

      „Lass uns einfach nur einen Weg finden, der möglich schnell hier herausführt, Robert!“

      „Sicher!“

      Wieder knackte es im Unterholz eines nahen Waldstücks.

      Nebelschwaden waberten über den Boden, sodass man kaum etwas davon sehen konnte, was dort geschah. Krähen wurden aufgescheucht. Der Schlag ihrer dunklen Schwingen erzeugte ein raschelndes Geräusch.

      Aus dem Unterholz kam eine Gestalt, kaum größer als einen Meter und fast genauso breit.

      Ein Gnom mit einem Kopf, der fast ein Drittel seines Körpers ausmachte und der ein tierhaftes, mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul besaß. Die Beine waren kurz und stämmig. Die Arme so dick und kräftig, wie die Oberschenkel eines ausgewachsenen Mannes - und so lang, dass sie über den Boden schlürten, wenn er sie nicht verschränkte.

      Robert senkte das Schwert.

      „Gegen Zwerge kämpfe ich nicht, das ist unfair!“

      „Sag das nicht!“, stieß Brenda hervor. „Der sieht ziemlich böse aus!“

      Der Gnom näherte sich. „Ich bin Karashlon, der dienstbare Dämon. Für den Schlossherrn das Blut! Für den Herrn der Hölle die Seelen!“ Er kicherte wie irre. „Wer schreit da um einen ungerechtfertigten Bonus?“

      Brenda und Robert wechselten irritierten Blick.

      „Uns ist kalt“, sagte Brenda schließlich. „Wir brauchen Kleidung. Aber genau genommen wollen wir eigentlich auf dem schnellsten Weg hier raus und zurück...“

      „Zurück?“, echote der Gnom und kicherte erneut. „Zurück?

      Habe ich das richtig verstanden? Ihr wollt zurück, obwohl die Bewohner des Dorfes dort hinten ihre verzweifelte Hoffnung darauf setzen, dass ihr das schafft, was niemand zuvor schaffte? Nämlich den Mächten des Bösen die Stirn zu bieten und sie von immerwährenden Qualen zu erlösen? Wollt ihr die Verdammten enttäuschen und davonlaufen wie Feiglinge? Und wollt Ihr außerdem den Mächten des Bösen das Vergnügen rauben, euer Blut wie guten Wein zu schlürfen und eure Seele zu einer Sklavenseele zu machen? Diese Mächte wollen euch kämpfen sehen. Sie wollen miterleben, wie ihr euch vergeblich bemüht und letztlich scheitert. Ich rate es euch, ihnen nicht diese Freude zu nehmen, denn ihre Rache dafür würde furchtbar sein.“

      „Jetzt ist der Spaß vorbei!“, bestimmte Robert. „Wir wollen hier raus. Wo ist die Escape-Funktion?“ Brenda registrierte sehr genau die Veränderung in Roberts Tonfall. Wenn er jetzt schon genug von der Sache hat, dann ist wohl tatsächlich nicht alles in Ordnung.

      „Spaß?“, echote der Gnom. „Hast du wirklich Spaß gesagt?

      Ihr seid im Reich der Verdammten, da ist der Begriff Spaß wohl völlig fehl am Platz! Und was die Escape-Funktion angeht...“ Er kicherte gehässig. „Die ist hier nicht vorgesehen!“

      „Wie bitte?“, fragte Robert. Sein Gesicht war jetzt kreideweiß geworden – genau wie das von Brenda. „Das ist doch ein Scherz, oder?“

      „Habt ihr angeklickt, dass ihr eure Seelen dem Herrn der Hölle überantwortet oder nicht?“, fragte der Gnom. Er wartete die Antwort gar nicht erst ab. „Na also! Worüber beklagt ihr euch? Es gibt kein Zurück, es sei denn...“

      „Was?“, fragte Robert.

      „Es sei denn, dass Programm hängt sich auf oder ihr schafft es, den Endgegner der letzten Ebene zu besiegen.

      Aber, ich kann euch versichern, dass dies noch niemandem gelang.“

      Schrille, durchdringende Schreie drangen jetzt vom Schloss her. Mehrere der Fledermausmonster zogen dort ihre Kreise.

      Das fahle Mondlicht tauchte sie in ein geisterhaftes Licht.

      Robert vermochte bereits Gedankenstimmen zu hören – wenn das dafür überhaupt das richtige Wort war.

      Euer Blut ist unser. Wie schlürfen es wie Wein und weiden uns ans eurer Furcht, auf dass auch ihr Kreaturen der Finsternis werdet!

      „Was war das?“, fragte Brenda.

      Sie hatte es offenbar auch wahrgenommen.

      „Und jetzt wehrt euch! Fürchtet euch und macht den Mächten des Bösen Freude durch eure Angst und euren Schrecken!“, tönte der Gnom. „Und was die Kleider angeht, die ihr verlangt habt, so verdient sie euch doch! Wenn ihr es schafft, ein paar Angreifer abzuwehren, bin ich vielleicht bereit, euch behilflich zu sein.“ Er lachte schallend und trommelte dabei auf seinen vorgewölbten Bauch.

      Unterdessen wurden die Kreise, die die Fledermausmonster zogen, immer enger. Sie näherten sich, obwohl sie auf Robert einen nicht besonders zielstrebigen Eindruck machten.

      Wir wollen eure Angst etwas länger genießen! , war eine Gedankenstimme zu hören. Wenn wir euch zu schnell töten, dann ist das Vergnügen für unsere Oberen zu rasch vorbei... Und wer wollte so missgünstig sein, ihnen zu verwehren, was den Mächten des Bösen gebührt?

      „Bitte hilf uns hier heraus!“, flehte Brenda an den Gnom gewandt. „Das ganze ist ein Irrtum gewesen.“ Der Gnom runzelte die Stirn.

      „Ein Irrtum? Nein, das glaube ich kaum. Ihr bekommt, was ihr gewollt habt und verdient.“ Er schüttelte seinen Kopf und fletschte grimmig die Zähne. „Wie gerne würde ich selbst euch zerfleischen und euer Blut in meinen Hals rinnen lassen, aber das lasse ich lieber, denn dann bekomme ich Ärger.

      Schließlich bin ich ja nur ein Diener-Dämon.“

      „Dann diene auch und lass uns hier raus oder gib uns wenigstens warme Kleider!“, forderte Robert.

      „Du hast die Bezeichnung Diener-Dämon vielleicht etwas missverstanden, junger Mann“, antwortete der Gnom. „Tut mir leid, das ist vielleicht meine Schuld, schließlich habe ich euch recht großzügig mit Waffen ausgestattet, sodass ihr vielleicht auf die irrige Idee kommen konntet, ich sei in diesem Spiel, um euch zu dienen. Aber das ist nicht der Fall.

      Ich diene den Mächten des Bösen, zu deren Vergnügen ihr hier seid!“

      Inzwischen wurde klar, dass die Fledermausmonster noch auf zwei weitere ihrer Art gewartet hatten, bevor sie zum Angriff aufbrechen wollten. Sechs dieser monströsen Mischgeschöpfe aus Mensch und Riesenfledermaus schwebten jetzt am Himmel.

      Sie nahmen eine v-förmige Formation ein und flogen auf Brenda und Robert zu.

      „Ich schlage vor, wir verschwinden hier!“, sagte Robert.

      „Ich dachte, das ist alles nur ein cooles Spiel!“, rief Brenda.

      „War offensichtlich ein Irrtum!“

      „Na, toll!“

      „Komm jetzt!“

      Robert steckte das Schwert wieder ins Rückenfutteral. „Da vorne im Wald dürften wir etwas mehr Schutz haben. Sollen sich die Biester an den Ästen die Flughäute aufreißen!“ Wie gebannt stand Brenda da und starrte die herannahenden Monstren an. Das dämonische Leuchten in den Augen dieser Nachtkreaturen hatte eine beinahe hypnotische Wirkung auf sie.

      Robert nahm sie bei der Hand und riss sie mit sich.

      „Los jetzt, sonst können sie auf offenem Feld angreifen.“ Sie rannten zum Waldrand.

      Der Gnom war inzwischen verschwunden. Von einem Augenblick zum anderen war er nicht mehr da gewesen. Aber über seinen