Название | Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis |
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Автор произведения | Rolf Michael |
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Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179044 |
Instinktiv blickte Robert zuerst nach unten.
Er stellte fest, dass er auf Schnee stand.
Dann sah er sich um. Eine gefrorene, zu Eis erstarrte Landschaft umgab ihn. Schwere Zapfen hingen von den knorrigen Bäumen herab, deren verwachsene Stämme aussahen, als hätten sie Gesichter. Es war Nacht. Der Mond verbreitete ein fahles Licht und die Schreie von Eulen, Krähen und anderen, namenlosen Kreaturen unterbrachen immer wieder die Stille.
Fledermäuse flogen in Schwärmen um die Burgzinnen herum, sammelten sich zu Formationen, bevor sie auseinander stoben und sich in alle Richtungen zerstreuten.
„Cool!“, stieß er hervor.
Er verfügte nun wirklich schon über eine reichhaltige Erfahrung in Sachen PC Games und träumte insgeheim davon, eines Tages als Profispieler auf E-Sport-Turnieren sein Geld zu verdienen.
Aber etwas, das mit dem Effekt von Hellgate vergleichbar war, hatte er noch bei keinem Spiel erlebt.
„Wähle die Waffen, o Verdammter!“, ertönte jetzt eine hallende Stimme.
Im nächsten Moment erschienen in der Luft drei verschiedene Schwerter, eine Streitaxt und eine Armbrust, die mit Holzpflöcken geladen wurde.
„Wähle die Waffen, o Verdammter!“, wiederholte die Stimme.
Das ließ sich Robert nicht zweimal sagen. Seine Mom, sein Dad, ihr Gemecker über seine Schulleistungen, Brenda...
Das war in diesem Moment alles vergessen. Auch die Frage, wie es eigentlich möglich war, dass dieses Spiel ihn förmlich in seine Höllenwelt hinein gesogen hatte, trat in den Hintergrund.
Er wählte eines der Schwerter.
Eine zweischneidige Klinge, wie er schnell merkte.
Und dazu sehr scharf.
Als er die Klinge mit der linken Hand berührte, hatte er sich sofort geschnitten. Blut troff daraus hervor in den Schnee.
Es tat sogar weh.
„Das gibt’s doch nicht!“, entfuhr es ihm.
„Und nun überlebe!“, meldete sich noch einmal die Stimme, woraufhin, die in der Luft schwebenden und von einem hellen Schein umgebenden Waffen plötzlich verschwanden.
Robert focht mit dem Schwert in der Luft herum. Der Schnitt an der linken behinderte ihn etwas. Wie ist es nur möglich, das so realistisch zu machen!, durchfuhr es ihn.
Das Schwert lag jedenfalls gut in der Hand, so dachte er.
„Ja, jetzt soll nur kommen, wer kommen mag! Wo sind sie, die Kreaturen des Bösen?“, rief er lachend.
Ein Flügelschlag ließ Robert herumfahren. Es war vollkommen still geworden.
Auf einem der knorrigen Bäume hatte eine Kreatur sich niedergelassen, die nur als dunkler Schattenriss zu erkennen war. Die Augen leuchteten wie glühende Kohlen und beobachteten Robert.
Das muss der erste Gegner sein, dachte Robert. Und wahrscheinlich residierte der Herr des Bösen in dem dunklen Schloss und musste am Ende vom Spieler besiegt werden.
Aber erst nachdem er es geschafft hatte, sämtliche Schattenkreaturen mit einer der Waffen zu zerhacken.
Na ja, nicht unbedingt ein besonders intelligenter Plot, dachte Robert. Da gab es wirklich schon Raffinierteres auf dem Markt. Aber die Umsetzung ist einsame Spitze! , fand er.
„Na, nun komm schon, du Riesen-Eule!“, rief Robert provozierend. „Ich will jetzt kämpfen und sehen, wie die Waffen wirken!“
Das hast du doch bereits! , meldete sich eine Gedankenstimme. Robert schauderte, denn er hatte keine Sekunde lang einen Zweifel daran, dass diese Gedankenstimme der Kreatur auf dem knorrigen Baum gehörte.
Dann breitete dieses Wesen die Flügel aus und es wurde für Robert Thornton jetzt erkennbar, dass diese Schattenkreatur keinerlei Ähnlichkeit mit einer Eule hatte. Die Flughäute mit den daran befindlichen Händen erinnerten vielmehr an Fledermäuse.
Das Wesen erhob sich in die Luft. Dabei stieß es einen Schrei aus, der so schrill und durchdringend war, das er Robert durch Mark und Bein ging.
Das fahle Mondlicht ließ ihn jetzt das Wesen besser erkennen. Es handelte sich um eine bizarre Mischung aus Mensch und Fledermaus.
Zusätzlich zu den Flügeln gab es noch ein weiteres, sehr menschlich wirkendes Armpaar. Aus den langen Fingern wuchsen Krallen heraus.
Das zu einer Maske verzerrte Gesicht offenbarte lange Vampirzähne.
Das Wesen stürzte sich auf Robert.
Dieser versuchte, es mit seinem Schwert zu treffen, die Kreatur stieß ihn grob zu Boden. Er fiel in den Schnee und wirbelte herum, ehe die Kreatur einen Bogen geflogen war und sich erneut auf ihn stürzen konnte.
Er hieb mit dem Schwert nach dem Angreifer und ritzte leicht dessen Flughaut.
Die Kreatur brüllte wütend auf.
Dann kehrte sie zurück. Von der Wunde war nichts mehr zu sehen. Sie schien inzwischen geheilt zu sein. Wie willst du denn die Kreaturen des Todes töten, du Narr? , meldete sich die Gedankenstimme, bevor das Wesen erneut zum Angriff auf den am Boden Liegenden ansetzte.
Robert fasste das Schwert mit beiden Händen und schlug zu.
Das Schwert fuhr durch den Arm, mit dem die Kreatur angriff, drang aber nur bis zum Knochen vor.
Das Wesen schien dies nicht weiter zu stören.
Robert fühlte die Krallenhand bereits an seinem Hals und rang nach Atem.
Ein großmäuliger Narr bist du! Dein Blut für den Schlossherrn – deine Seele für den Herrn der Hölle! , meldete sich die Gedankenstimme.
Die Kreatur öffnete den an das Maul eines Affen erinnernden Mund und schickte sich an, seine langen Vampirzähne in Roberts Fleisch zu schlagen.
Robert konnte noch spüren, wie die Zähne den Hals aufrissen und etwas Warmes an ihm hinab lief.
Sein eigenes Blut.
Er schrie.
Er schrie wie noch nie zuvor in seinem Leben.
*
„Robert!“
Wie aus weiter Ferne hörte er diese Stimme. Sie war hell und irgendwie vertraut.
„Robert!“
Ihr Klang wurde von einer anderen Stimme überlagert, die sehr viel deutlicher zu hören war. „Der Vorgang konnte nicht abgeschlossen werden. Kein Zugriff.“
Jemand fasste ihn bei den Schultern.
Einen Augenblick lang war Robert schwarz vor Augen.
Ein Cocktail aus verschiedenen Farben und Formen tauchte dann auf und nur sehr langsam formten sich daraus Gegenstände. Der Schirm eines Computers, die Tastatur...
Er wurde herumgerissen und blickte in ein Gesicht.
„Robert, was ist los mit dir? Du blutest ja!“ Robert sah in ein weibliches, feingeschnittenes Gesicht, das von kinnlangen, blonden Haaren umrahmt wurde.
„Brenda!“, stieß er hervor.
Es war kaum mehr als ein heiseres Krächzen, das über seine Lippen kam. Einen Augenblick lang konnte Robert kaum fassen, dass er sich wieder zu Hause in seinem Zimmer befand. Brenda hatte ihn bei den Schultern gepackt und gerüttelt.
Und jetzt starrte sie ihn gleichermaßen irritiert und besorgt an.
„Deine