Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael

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Название Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis
Автор произведения Rolf Michael
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Издательство
Год выпуска 0
isbn 9783956179044



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keine Worte für das, was sich ihr darbot.

      „Das ist cool, oder?“, meinte Robert. „Gib es zu, so was hättest du nicht erwartet!“

      Sie schüttelte den Kopf. „Okay, ich gebe zu, dass dies wirklich ein ganz außergewöhnliches Spiel sein muss!“

      „Habe ich es dir doch gesagt!“

      „Wie kommen wir hier her? Wie haben die das gemacht?“

      „Keine Ahnung, Brenda. Ich weiß nur, dass ich noch nie ein Spiel gespielt habe, das auch nur annähernd an diesen Effekt herankam!“

      Brenda trat ein paar Schritte vor und pflückte einen Eiszapfen von einem erstarrten Strauch.

      Wenig später ließ sie ihn fallen.

      „Der ist ja wirklich kalt!“, stellte sie fest.

      „Na klar, was denkst denn?“

      „Was ist mit der Verwundung an deiner Hand? Kommt die auch...“, Brenda zögerte, ehe sie weiter sprach, „...von hier?“

      Robert nickte. „Ja. Du musst bei den Schwertern aufpassen.

      Die sind scharf wie Rasierklingen – und zwar auf beiden Seiten.“

      „Was für Schwerter?“

      „Wirst du gleich sehen. Eigentlich wundert es mich, dass wir noch keine Waffen zur Auswahl bekommen haben.“ Sie rieb sie die Hände und sagte dann: „Robert, wir sollten jetzt damit aufhören. Wie kommen wir wieder zurück?“

      „Aber wir sind doch gerade erst hier!“

      „Vergiss nicht, dass wir lernen wollten!“ In diesem Augenblick ertönte eine Stimme.

      „Wählt eure Waffen – und versucht zu überleben. Im Schloss wartet der Herr des Bösen auf euch und freut sich, euer Blut kosten zu dürfen. Eure Seelen hingegen, wird ein anderer bekommen, dessen Namen ich nicht auszusprechen wage.“ Im nächsten Moment erschienen nacheinander verschiedene Waffen. Sie schwebten genau wie beim ersten Mal einfach in der Luft, nur war diesmal das zur Verfügung stehende Arsenal etwas größer.

      Es gab neben Streitäxten, Schwertern und einer Armbrust auch noch verschiedene Dolche und Rapiers sowie einen Langbogen.

      „Jetzt haben wir die Qual der Wahl“, sagte Robert. „Also eins weiß ich, diesmal werde ich mich etwas besser ausrüsten als beim letzten Mal. Ich würde dir dasselbe empfehlen Brenda, sonst hast du nämlich gegen die Monster keine Chance.“

      „Quatsch, wir gehen jetzt zurück!“, beharrte Brenda. „Das reicht mir. Vor allem ist mir schrecklich kalt. Auf einen Schiurlaub war ich nämlich nicht so richtig eingestellt!“ Die Stimme meldete sich wieder.

      „Wählt die Waffen und überlebt! Aber bedenkt, dass ihr Verdammte seid. Verdammt zu sterben, verdammt eure Seelen und euer Blut zu geben...“

      Ein Gelächter ertönte.

      „Schluss jetzt mit dem Gequatsche!“, sagte Brenda entschieden und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich will jetzt zurück! Definitiv!“

      „Wählt die Waffen!“, beharrte die stark verhallte Stimme, deren Kathedralen-Akustik einen eigentümlichen Kontrast zu der Schnee gedämpften Stille dieser gefrorenen Landschaft stand.

      Brenda wandte sich an Robert. „Hör mal, was soll das denn?

      Gibt es hier keine Escape-Funktion?“

      „Anscheinend nicht in diesem Menue“, murmelte Robert.

      „Wählt die Waffen oder ihr werdet den Mächten des Bösen ein leichtes Opfer werden. Aber den Jägern des Blutes macht es keine Freude, ihre Beute ohne Kampf zu erjagen!“, verkündete die Stimme. Ein gehässiges Kichern ertönte. Dazu ein schauriger Chor von schrillen Stimmen, die wie ein Singsang zwei Wörter wiederholten.

      „Blut!“

      „Durst!“

      „Blut!“

      „Durst!“

      „Ich würde sagen, wir bringen es hinter uns!“, sagte Robert.

      „Du willst jetzt hier eine Runde spielen, oder was?“

      „Klar! Wir hauen ein Monster tot und dann gibt es sicher einen Zugang zur Escape-Funktion!“

      „Das ist nicht dein Ernst, Robert! Wir wollen lernen!“

      „Das geht bestimmt ganz schnell. Bei jedem Spiel kann man aussteigen, wann man will, nur muss man gegebenenfalls in einem tieferen Level wieder anfangen.“

      „Tja, aber hier scheint das anders zu sein, Robert!“

      „Besser wir wählen jetzt die Waffen, sonst sind sie weg!“, schlug Robert vor.

      Er wählte ein Schwert, das dazugehörige Futteral, um es sich auf den Rücken zu schnallen, die Armbrust mit Holzpflöcken, einen Dolch und ein Rapier.

      Zur Armbrust gehörte auch noch eine Ledertasche für die Holzpflöcke.

      Als er auch noch die Axt nehmen wollte, wurde diese plötzlich transparent.

      „Du hast keine Waffenpunkte mehr!“, sagte die hallende Stimme.

      Brenda wählte auch.

      Sie nahm ein Schwert, einen Dolch und den Bogen mit einem Köcher voller Pfeile.

      Sie besaßen keine Metallspitzen, sondern waren aus Holz.

      „Ist doch logisch!“, fand Robert, als Brenda sich darüber wunderte. „Vampire tötet man durch Holzpflöcke. Noch wie was von Dracula gehört?“

      „Da gab’s bestimmt im Eingangsmenue eine Funktion für Fragen und Erklärungen“, erwiderte sie.

      „Die haben wir wohl übersehen. Aber darauf kommt es auch nicht so an. Wir wollten doch nur kurz mal in dieses Game hinein schnuppern und dann lernen.“ Er zwinkerte ihr zu.

      „Oder?“

      Brenda schien die ganze Situation gar nicht mehr komisch zu finden. „Das ist kein normales Spiel, Robert!“

      „Was sag ich denn die ganze Zeit!“

      „Was war das denn für ein Typ, der dir Hellgate verkauft hat?“

      „Sah aus wie Morpheus aus Matrix. Langer Ledermantel, kahler Kopf und ein schwarzer Knebelbart. Außerdem roch er nach Leichenöl.“

      Brenda runzelte die Stirn. „Wie bitte?“

      „Ja, damit schmieren sich doch Grufties ein, um ihrem Outfit gemäß zu riechen. Wusstest du das nicht?“

      „Also mein Fall ist das nicht! Ein klassisches Deo tut’s doch auch, finde ich.“

      „Ich sage dir, der hatte sich damit so doll einbalsamiert wie eine ganze Gruftbelegschaft. Aber seine Preise waren cool. Fünf Dollar und meine Seele wollte er haben. Also so gut wie nichts.“

      Eine Pause entstand. In der Ferne krächzte eine Krähe und der Wind heulte um die Mauern des fernen Schlosses auf der Anhöhe.

      „Robert…“

      „Ja?“

      „An deiner Stelle würde ich von meiner Seele nicht als ‚so gut wie nichts’ sprechen.“

      „Na ja…“

      „Und außerdem kannst du wetten, dass mit dem Typ und seiner Ware was nicht in Ordnung war. Geklaut, kopiert oder sonst was.“

      „Ist doch egal!“

      Sie rieb sich die Arme.

      „Mir ist verdammt kalt und ich hätte gerne etwas Wärmeres zum Anziehen, wenn wir hier länger bleiben. Und danach sieht es ja leider aus.“

      Robert