Название | Böse Jungs dringend gesucht |
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Автор произведения | Mira Schwarz |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741810022 |
Jenny schnaubte. „Und wovon träumst du nachts, du arroganter Angeber?“, fuhr sie Chris an.
Kessy verfolgte das Geschehen mit wachsender Hilflosigkeit. „Florian, was soll denn das alles?“, fragte sie ihn leise.
Er zog sie an sich. „Ehrlich, ich hab auch keine Ahnung, was hier vorgeht“, raunte er ihr zu. „Die sind sonst alle völlig normal.“
Als Jenny erneut die Vertrautheit zwischen den beiden bemerkte, spürte sie einen leichten Stich. Nein, sie wollte Florian nicht zurück. Aber die beiden benahmen sich nach so kurzer Zeit wie gute Freunde und das tat weh.
Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann rettete Anouk die Situation. Sie erzählte eine lustige Geschichte aus ihrer Galerie und alle ließen sich erleichtert auf den Themenwechsel ein. Der Abend plätscherte von da an ruhig vor sich hin. Nach seinem Sofasprung ließ es Chris ruhiger angehen. Er blieb zwar neben Jenny sitzen, hielt jetzt aber einen gewissen Sicherheitsabstand.
Sie redeten über ihre Jobs, tranken Bier, hörten Musik und selbst Kessy schien sich zu entspannen. Wie sich herausstellte kannte sie die 'Sad Cowboys' und stellte Chris eine Menge Fragen zu seiner Band. Es war offensichtlich, dass Florian sich über ihre Begeisterung nicht gerade freute.
„Es ist schon fast Mitternacht“, stellte Florian irgendwann fest. „Ich bin völlig zerschossen. Was haltet ihr davon, wenn wir schlafen gehen?“
Anouk nickte. „Klar, sucht euch einfach einen Raum aus. Wir haben die Zimmer noch nicht aufgeteilt.“
„Okay“. Florian und Kessy erhoben sich und nahmen ihre Sachen. Sie gingen in den ersten Stock hinauf, eine Tür klappte.
„Da waren's nur noch drei“, sagte Anouk munter. Sie stand auf, ging zum Kühlschrank und holte noch einmal drei Flaschen Bier heraus.
„Morgen brauchen wir mal was Stärkeres“, sagte sie dann und drängelte sich zwischen Jenny und Chris auf das Sofa. „Na, was meint ihr?“, flüsterte sie verschwörerisch. „Das lief doch ganz gut.“ Sie veränderte die Stimme. „And the oscar goes to: Christoph Emanuel Safier.“
Chris verbeugte sich leicht und Jennys Herz sank. Aber sie wollte sich jetzt nicht selbst ausschließen. Also lächelte sie. „Okay, ich geb es zu. Das war lustig.“
Chris beugte sich halb über Anouk und legte eine Hand an Jennys Wange. „Und? Welches Zimmer nehmen wir beide, mein Schatz?“, fragte er mit herausforderndem Unterton.
Jenny schluckte schwer und suchte nach einer schlagfertigen Antwort, aber bevor ihr etwas einfiel, brach Anouk in schallendes Gelächter aus. „Ich wünschte, ich hätte dein Gesicht fotografieren können.“ Sie boxte Jenny leicht auf die Schulter. „Das war ein Witz, beruhig dich.“
Chris sah Jenny einen Moment in die Augen, sagte aber nichts. Jenny wandte den Blick ab. „Das wird mir jetzt doch ein bisschen zu schräg“, sagte sie kopfschüttelnd und stand auf. „Ich gehe jetzt auch schlafen.“ Sie warf den Kopf in den Nacken und sagte in extra gekünsteltem Ton. „Allein!“ Immerhin hatte sie dadurch das Gefühl, dass die beiden mit ihr und nicht über sie lachten.
„Gute Nacht“, wünschte Chris ohne irgendwelche Anstalten zu machen, das Thema Schlafzimmer zu vertiefen. Anouk ließ ihren Kopf an die Lehne des Sofas sinken und legte ihre Beine auf Chris Schoß. „Ich habe noch einen abgefahrenen Film dabei“, sagte sie zu ihm, so als wäre Jenny schon nicht mehr im Raum. Sie deutete auf den Flachbildschirm auf dem Ecktisch vor der Couch. „Schlafen wir hier und sehen ihn uns an?“
Eifersucht durchflutete Jenny, als sie sah, dass Chris nickte. „Gute Nacht“, wünschte sie den beiden knapp, aber sie waren schon damit beschäftigt, die Klappcouch auszuziehen.
Jenny ging in den ersten Stock und warf ihre Tasche auf das Doppelbett im letzten Eckzimmer. Sie zog die Vorhänge zu und zündete die kleine Nachttischlampe an. Dann ließ sie sich erschöpft auf das Bett fallen.
Es war kurz nach zwölf und sie hatte in der vergangenen Woche in keiner Nacht mehr als fünf Stunden geschlafen. Am letzten Tag im Krankenhaus hatte sie sich die Zeit genommen, sich von ihren kleinen Patienten zu verabschieden. Sie dachte an die Kinder, die jetzt in den Krankenhauszimmern schliefen – manche behütet von ihren Eltern, manche verstört und allein.
Dann wanderten ihre Gedanken zu dem Abend zurück. Sie hatte das Gefühl, Chris Arm an ihrer Schulter immer noch zu spüren. Warum hatte er immer noch diese Wirkung auf sie? Es war verrückt. Sie kannte ihn schon ihr halbes Leben lang, aber er war ihr so fremd. Sie wusste eigentlich gar nichts über ihn. Er hatte es perfektioniert, sich von anderen nicht in die Karten sehen zu lassen. Sie hatte keine Ahnung, warum er sich auf dieses dumme Spielchen eingelassen hatte. War er überhaupt in der Lage, tiefere Gefühle für jemanden zu entwickeln? Soweit sie wusste, hatte er noch nie eine längere Beziehung gehabt.
Für einen Moment gab Jenny sich dem Gedanken hin, sie hätte sein ironisches Angebot vom gemeinsamen Zimmer einfach angenommen. Würde er dann jetzt wirklich hier neben ihr liegen? Sie betrachtete das Bett. Es war schmal für ein Doppelbett. Hätte sie sich in der Nacht in die Mitte gerollt und ihren Kopf an seine Schulter gelegt? Sie schloss die Augen und stellte sich vor, Chris wäre hier neben ihr. Fast glaubte sie, ihn spüren zu können. Darüber schlief sie ein.
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