Название | SEX & other DRUGS - Novembertau |
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Автор произведения | Mira Schwarz |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741842801 |
»Darling?« Ich bin schon froh, dass ich dieses Kosenamen-Ding endlich aussprechen kann ohne ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. »Darling? Alles klar?«
Seine sonst so rosigen Wangen werden schlagartig eine Nuance weißer und machen den tanzenden Schneeflocken Konkurrenz.
Ohne ein Wort zu verlieren, deutet er auf die schmale Veranda. »Kommt dir das bekannt vor?«
Auch ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. »Jaa«, sage ich lang gezogen und schreite zur Tür. Vorsichtig hebe ich den Topf auf und begutachte ihn von allen Seiten. »Ein Strauß Jasmin mit schwarz gefärbten Blüten. Waren die heute Morgen schon da, als du losfuhrst?«
Ryan schüttelt mit dem Kopf, stellt die Tasche ab und nimmt den Strauß an sich. »Nicht, dass ich mich erinnern könnte.«
»Das Problem kenne ich«, dringt es mir über die Lippen. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich einen kleinen Zettel. Ich nehme ihn an mich. Die Schrift ist so klein und geschnörkelt, dass ich das Schriftstück in die kargen Sonnenstrahlen halten muss, um etwas zu erkennen.
»Remember …«
Ryan hat die handgeschriebenen Worte als Erstes entziffert und sieht mich fragend an. Ich zucke nur mit den Schultern.
»Habe ich irgendeinen Stalker, von dem ich nichts weiß?«
Mein Verlobter schüttelt mit dem Kopf, geht zur Tonne und schmeißt den Topf kurzerhand in den Abfall. »Wir sind eigentlich recht beliebt in der Nachbarschaft. Nun ja, zumindest dachte ich das.«
»Vielleicht war das einfach ein gut gemeinter Scherz.« Ich versuche, die Situation zu beschwichtigen, obwohl man Ryan ansieht, dass ihm das sehr nahegeht. Jetzt bin ich diejenige, die ihm in den Arm nimmt. »Davon lassen wir uns meine Rückkehr nicht verderben, oder?« Ich reibe mich an ihn heran, drücke den Stoff meines Hosenanzugs an seine Taille und beginne leicht mein Becken zu kreisen.
Endlich zeigt er wieder sein Filmstar-Lächeln. »Wenn du so lieb bittest – auf keinen Fall.«
»Na, siehst du. Wir werden uns frisch machen, ein paar andere Klamotten anziehen und dann feiern. Zumindest hast du mir das versprochen.«
Er küsst mich sanft, unsere Lippen berühren sich noch, während er weitere Silben flüstert: »Einige Nachbarn und Kollegen können es kaum abwarten, dich zu sehen. Besonders Carmen hat mehrmals angerufen. Es wird an der Zeit, dass du dein Handy anschaltest und allen bestätigst, dass du wieder da bist.«
Das ist der Moment, vor dem es mir ein wenig gegraut hat. Jetzt, wo ich wieder weiß, wer ich bin, würde der Alltag mich schnell wiederhaben. Die langweilige Arbeit auf der Bank, die endlosen Fahrten mit dem Auto in die Stadt, halt die Dinge, die Menschen nicht gerne machen. Andererseits … ich gehöre zu den Glücklichen. Immerhin habe ich einen tollen Mann, einen Job, den ich zwar nicht besonders toll finde, der aber gutes Geld bringt, und ich habe genug Zeit, ab und zu mal mit Carmen und den anderen Nachbarinnen einen Cocktail trinken zu gehen. Ryan behandelt mich wie seine Prinzessin, vielleicht etwas zu sehr wie ein kleines Kind, aber ich habe auch schon die andere Seite kennengelernt. Vielleicht bin ich einfach der Typ, der sich gerne ein wenig bevormunden lässt. Ich weiß, dass er ein paar Jahre älter ist als ich und er die Richtung vorgibt. Zumindest die alte Jasmin scheint das nicht zu stören. Außerdem bin ich am Leben und alleine dafür sollte ich schon verdammt dankbar sein.
»Du hast recht«, sage ich kurz angebunden und blicke zur Tür. »Es wird Zeit, dass ich mein Leben wieder beginne. Du hast lange genug uns beide durchfüttern müssen. Am nächsten Montag sollte ich wieder arbeiten gehen. Ich rufe sofort meinen Chef an.«
Mit einer schnellen Bewegung habe ich den Schlüssel aus Ryans Mantel geholt und die Tür geöffnet. Ein wohliger und allzu bekannter Duft drückt sich mir entgegen.
»Das ist mein Mädchen! Aber bist du dir auch sicher?«, vergewissert sich Ryan, während er die Tasche über die Schwelle hievt. »Immerhin kannst du dir noch etwas Zeit lassen. Das Geld reicht noch bis …«
Ich schmeiße die Tür ins Schloss und drücke Ryan gegen das Holz, während ich jeden seiner Laute mit einem Kuss ersticke. Ein lange verloren geglaubtes Gefühl durchzieht meinen Körper. Mir wird heiß und kalt zugleich, als sich unsere Zungen streicheln und die Lippen berühren. Nach einigen Sekunden lasse ich ihn wieder atmen.
»Wow«, stöhnt er grinsend. »So etwas kenne ich ja noch gar nicht von dir.«
Ich weiß selbst gerade nicht, warum ich das getan habe. Peinlich berührt gehe ich einen Schritt zurück. »Entschuldige, da sind wohl gerade ein paar Emotionen hochgekocht.«
»Dafür musst du dich nicht entschuldigen.«
Ich nehme seine Hand. »Ich will wieder arbeiten gehen. Du hast lange genug mich auf deinen Schultern getragen. Aber das ist heute alles egal. Gib mir nur kurz Zeit für diesen einen Anruf, danach gehen wir in die Bar und melden uns im Leben zurück.«
Ryan drückt sich an mich. »Das klingt nach einem guten Plan, Jasmin.«
Kapitel 3 - Hitziger Alltag
»Ich habe dich vermisst, Kleines.«
Das sagt Carmen mir nun zum sechsten Mal an diesem Abend. Wieder lächle ich, lege die Hand auf ihren Arm und sage: »Danke, ich euch auch.«
Tatsächlich habe ich das. Auch, wenn es mir nicht allzu sehr bewusst ist. Es tut gut, hier zu sein. Die Cocktailbar liegt mir. Alle Nachbarn sind hier, ein paar Kollegen – sie haben sogar zusammengelegt und mir einen Gutschein für das Spa an der Main Street geschenkt. Dort, wo ich ab und zu mal hingehe, wenn es mir alles zu viel wird. Sogar Mr. Hedfield ist gekommen. Obwohl ich auf meinen Boss ganz gut hätte verzichten können. Wieder hat er sich angezogen, als würde er auf eine Dinner-Party gehen.
Carmen bestellt noch zwei Shots, wirft ihre blonden, wundervollen Haare zurück und schenkt dem Kellner dabei einen Augenaufschlag, der ihn beinahe aus den Schuhen kippen lässt.
Ich muss grinsen. Nur ganz kurz, damit es Ryan nicht mitbekommt. »Machst du das immer noch?«, will ich an Carmen gewandt wissen.
»Ab und zu.« Sie nippt an ihrem Drink. »Es geht doch nichts über Freigetränke.« Triumphierend sieht sie mich an, hält das Glas in die Höhe und gibt mir den anderen Shot. »Auf dich und schön, dass du wieder da bist.«
Wir trinken den Limonenschnaps und verziehen fast zeitlich das Gesicht.
»Ich muss echt aufhören, mein Boss ist hier.«
Carmen wischt den Gedanken mit einer Handbewegung beiseite und lehnt sich flüsternd zu mir. »Vergiss das Frettchen. Heute ist dein Abend, das hast du dir verdammt noch mal verdient.«
Kurz blicke ich zu Mr. Hedfield. Wie oft habe ich bei Carmen über ihn gelästert. Mit seinen kurzen braunen Haaren, dem Vollbart und seiner nicht gerade staatlichen Größe, gepaart mit dem runden Bauch, haben wir ihn »Frettchen« getauft. Natürlich nur hinter seinem Rücken. Gemein, ich weiß, aber manchmal hat unser Filialchef Phasen, dass er einen fiesen Spitznamen einfach verdient.
»Alan Hedfield – unser Frettchen«, hauche ich gedankenverloren und ahme das Tier nach. Als er mich ansieht, gucke ich weg, fange mit Carmen an zu lachen und schäme mich im nächsten Moment, dass ich so eine Idiotin bin. Immerhin ist er hier. Ich habe zwar keine Ahnung, warum, vielleicht will er nur zeigen, was für ein guter Chef er ist, aber das spielt keine Rolle.
»Und wo wir gerade dabei sind, wann fängst du wieder an?«
Ich merke, wie mein Blick abschweift. »Das sollte ich eigentlich gleich mit meinem Boss bereden.«
»Ich denke, es ist gut, wenn du wieder auf das Pferd steigst und losreitest. Es gibt keine bessere Übung als den Alltag.«
Ein paar Sachen fehlen mir noch in meinen Erinnerungen. Zum Beispiel fällt mir jetzt erst ein, dass Carmen liebend gerne reitet und mit gleicher