Название | Sea and Fall |
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Автор произведения | Svea Dunnabey |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738017915 |
>> Jacob, wach auf!<<
Mit einem Ruck fuhr er hoch und sah sich verwirrt um. Ob es ihm auch so ging wie mir, dass er sich erst einmal einen Überblick verschaffen musste, um zu begreifen, wo er hier gelandet war?
Doch dann sah er mich, sah, dass meine Augen geöffnet waren und lächelte mich an.
>> Sarah! Du bist wach, endlich! Wie geht es dir?<< Während er das sagte, stand er auf und beugte sich zu mir.
>> Ich hab ziemliche Kopfschmerzen, aber sonst geht es glaube ich.<<
Ich merkte, wie mich das Sprechen anstrengte, wie sehr es mich auslaugte. Normalerweise war Sprechen doch das Leichteste der Welt und nun fühlte ich mich nach diesem einen Satz, als ob ich einen Marathon gelaufen wäre und jetzt aus dem letzten Loch pfiff.
>> Ich hole schnell einen Arzt, der soll mal einen Blick auf dich werfen. Du warst so lange weg, ich hatte schon Angst, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Bin gleich wieder da und schön wach bleiben. Blamier mich nicht meine Süße.<<
Bevor ich überhaupt Fragen stellen konnte, war Jacob schon auf dem Gang verschwunden. Wie lange ich wohl bewusstlos gewesen war? Was war mit meinem Job? Wussten meine Kinder was passiert war? Was war mit dem anderen Fahrer? War er schwer verletzt oder sogar noch schlimmer? Panik keimte in mir auf und ich merkte, wie die Schmerzen immer schlimmer wurden. Beruhige dich, dachte ich und schloss die Augen. Dabei konzentrierte ich mich voll und ganz auf meine Atmung, doch der Schmerz wollte einfach nicht nachgeben.
Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und zwei Männer kamen auf mich zu. Jacob hatte anscheinend einen Arzt gefunden. Er war schon älter. Ich schätzte ihn auf Anfang 50. Seine kurzen Haare waren grau, fast schon weiß und sein Gesicht war durch viele interessante Falten, die sein Leben wiederspiegelten, gezeichnet. Insgesamt machte der Arzt einen sympathischen Eindruck auf mich, sodass ich mich wieder entspannte.
>> Ms Huber? Ich bin Dr. Welsh, ihr behandelnder Arzt. Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Mr Harris, sagte mir, dass Sie über Kopfschmerzen klagen würden. Tut Ihnen sonst noch etwas weh, oder empfinden Sie irgendetwas als unangenehm oder störend?<<
>> Nur die Kopfschmerzen und ein wenig Übelkeit.<<
>> In Ordnung, ich werde Sie kurz untersuchen und ihnen erklären, was genau passiert ist und was wir festgestellt haben.<<
Ich nickte und dann fing Dr. Welsh auch schon an, sämtliche Fachausdrücke auf Englisch um sich zu werfen. Ich nickte immer eifrig und schaute hier und da mal verzweifelt zu Jacob, wenn ich dachte, dass Dr. Welsh meinen Blick nicht sehen konnte. Ich konnte wirklich gut Englisch sprechen und ich verstand auch so gut wie alles, aber wenn es um Fachausdrücke ging, musste ich passen.
Ich hatte nie die Leute verstanden, die ins Ausland ausgewandert waren, ohne die Sprache richtig zu beherrschen. Wie wollten sie in einem Land Fuß fassen, wenn sie sich über die einfachsten Dinge nicht verständigen konnten? Das konnte doch nur schief gehen und sogar gefährlich werden, wenn sie in eine Lage kämen, in der ich nun steckte. Und obwohl ich gutes Englisch sprach, saß auch ich nun in der Klemme und verstand nichts. Panik erfasste mich wieder einmal und ich verfluchte sie jetzt schon.
Ich musste irgendwie herausfinden, was ich hatte. Ich musste mir die Fachausdrücke merken und sie dann später nachschlagen.
In den nächsten 15 Minuten tastete Dr. Welsh mich weiter ab und überprüfte, wo ich Schmerzen hatte. An meinem linken Arm war ein Gips, den ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Der Arm war anscheinend gebrochen, aber immerhin war es wohl ein unkomplizierter Bruch. An meinen Rippen hatte ich allem Anschein nach eine leichte Prellung, ebenso wie an meinem Knöchel.
Nach der Untersuchung erzählte mir der Arzt, dass ich viel Ruhe bräuchte, kein Fernsehen anmachen und auch Musik sowie jegliche anderen Geräusche vermeiden sollte. Das schienen ja ganz aufregende Tage zu werden, dachte ich bei mir und schaute Jacob gequält an, doch der blickte nur ernst und besorgt drein.
Als Dr. Welsh endlich den Raum verlassen hatte, war ich erleichtert. Eine Schwester sollte mir gleich etwas zu trinken und Medikamente bringen, die meine Schmerzen lindern sollten, was ich kaum erwarten konnte.
>> Du hast riesiges Glück gehabt.<<
>> Was habe ich denn jetzt genau? Das mit den Prellungen und dem Arm habe ich verstanden, aber was ist mit meinem Kopf?<<
Jacob verstand sofort was ich meinte und holte sein Smartphone aus der Jackentasche hervor. Eilig tippte er etwas ein und hielt es mir dann vor die Augen. „Leichtes Schädelhirntrauma“ stand auf dem Display, nachdem er es in einen Übersetzer eingegeben hatte. Das klang alles andere als gut. Deshalb auch die Kopfschmerzen und Übelkeit.
>> Muss ich sonst noch was wissen?<<
>> Den Rest hast du verstanden, denke ich. Viel ausruhen, keinen Lärm und keine Aufregung.<<
Ich nickte und legte mich bequemer hin, damit Jacob auch mehr Platz hatte.
>> Schön, dass du da bist.<<
>> Ich lass doch mein Mädchen nicht im Stich.<<
Er grinste, wurde dann aber wieder ernst.
>> Julian war auch kurz da. Er war es, der mich angerufen hat.<<
Julian war mein Mann, jedenfalls noch, was sich allerdings in etwa drei Monaten ändern sollte.
>> Und Emma und Ben?<<
Das waren meine Kinder. Als ich gerade 17 gewesen war und mein Abitur machte, merkte ich, dass ich schwanger war. Kurz nach meinem Abschluss kam Emma dann zur Welt. Ein Jahr später heiratete ich Julian, da ich dachte, dass er der Mann fürs Leben wäre, immerhin hatten wir viel durchgestanden und waren immer noch unzertrennlich gewesen. Während meines Studiums, das ich kurz nach Emmas Geburt begann, wurde ich wieder schwanger. Ich wollte kein Einzelkind haben und wollte auch nicht, dass zwischen den beiden Kindern so viel Abstand war, weswegen zwei Jahre nach Emma dann Ben zur Welt kam.
>> Julian meinte, dass er sie angerufen hätte, aber erst einmal abwarten wolle, wie es mit dir weitergeht... Sieh mich nicht so an, er wollte die beiden nur nicht unnötig aufregen.<<
>> Wie lang war ich denn bewusstlos?<<
>> Etwa 30 Stunden. Ich bin sofort hierher gefahren, als Julian mich anrief. Du hast mich vor Pauls Familie gerettet.<<
>> Gern geschehen.<<
>> Aber nächstes Mal reicht auch ein Fake-Anruf.<<
Als ich grinste, merkte ich wieder die Schmerzen, diesen Stich, der quer durch meinen Kopf zu laufen schien. Wie eine Kettensäge, die mein Gehirn in zwei Hälften teilte.
Doch in dem Moment kam die Schwester mit dem Schmerzmittel herein und gab es direkt in meinen Zugang. Immerhin würde es so schneller wirken. Als sie den Raum verlassen hatte, redete Jacob weiter.
>> Ziemlich schnuckeliger Typ der dich da angefahren hat. Er war öfter hier, als du noch bewusstlos warst und hat dafür gesorgt, dass du dieses Zimmer hier bekommst.<<
>> Wieso?<<
>> Keine Ahnung. Erst warst du auf einer normalen Station in einem Zweibettzimmer, aber das schien ihm nicht zu gefallen und hat dich hierhin verlegen lassen. Scheint Geld und Einfluss zu haben. Die tanzen alle nach seiner Pfeife.<<
>> Mhm.<<
Ich merkte, wie das Schmerzmittel langsam zu wirken begann und ich müder wurde.
>> Möchtest du schlafen?<<
Ich nickte träge und hatte Mühe meine Augen offen zu halten.
>> Ok, dann ruh dich aus. Ich geh mich dann mal frisch machen und was essen. Soll