Название | Der Juliane-Plan |
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Автор произведения | Christina Maria Bauer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783844272529 |
Doch in ihren Badezimmern überschütteten sie sich aus irgendwelchen Gründen absichtlich mit Wasser. Dort war Carla vor einiger Zeit verschwunden. Die Katze spitzte die Ohren, doch es war kein Plätschern zu hören. Sie sprang auf den Boden und lief hinüber zum Bad. Neugierig steckte sie den Kopf durch die angelehnte Tür. Carla war gerade dabei, sich mit etwas metallisch Glänzendem eine Menge Schaum und ihre spärliche Behaarung vom Bein zu schaben. Als sie die Katze sah, grinste sie neckisch.
„Soll ich dich auch rasieren?“
„Sehr witzig, Carla.“
Als nächstes würde die Menschenfrau noch vorschlagen, sie in Stoffkleidung für Katzen zu packen. Violetta äugte um sich. Feine Wassertropfen glänzten an den mit Dampf beschlagenen Fliesen. Eine Wolke künstlicher Duftstoffe hing im Raum. Am Rand des Waschbeckens sammelten sich unterschiedliche Farbtiegelchen. Bestimmt würde Carla bald ausgehen. Das tat Juliane in letzter Zeit auch nicht mehr. Vielleicht wegen diesem Übeltäter. Was sie wohl gerade machte?
Die Katze huschte zu ihr hinüber, um nachzusehen. Die Menschenfrau lief mit einigen Büchern im Arm durch ihr Zimmer. Sie schien zu überlegen, in welchen der Stapel sie am besten passten. Plötzlich erklang eine metallische Melodie. Juliane legte die Bücher auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und griff sich ein schwarzes Kästchen vom Sofa. Ihr Smartphone. Violetta mochte dieses Menschending. Es machte interessante Geräusche und leuchtete bunt.
Wenn Juliane gerade nicht aufpasste, ließ sich damit richtig gut spielen. Es kam vor, dass dann plötzlich eine verzerrte Menschenstimme erklang, die aber meist nicht viel sagte. Einen Moment lang sah Juliane den kleinen Bildschirm wie gebannt an. Es sah aus, als sei sie nicht sicher, was sie nun mit dem klingelnden Kästchen anfangen sollte. Dann drückte sie mit entschlossener Miene eine Taste und hielt es sich ans Ohr. Während sie lauschte wurde ihr Gesicht immer unglücklicher. Geistesabwesend begann sie eine Haarsträhne zwischen den Fingern aufzuzwirbeln.
„Jetzt gibst du also mir die Schuld.“
Ihre Stimme zitterte. Eine verzerrte Männerstimme klang aus dem Telefon. War das der Übeltäter? Violetta spitzte die Ohren.
„Zu kompliziert?“
Julianes Augen begannen zu glänzen. Sie blickte ins Leere. Unruhig fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar und holte tief Luft.
„Das stimmt doch gar nicht…hörst du eigentlich jemals zu? Hallo?“
Ungläubig starrte Juliane das Smartphone an, dann warf sie es aufs Sofa. Nun verdarb ihr dieser schreckliche Mensch auch noch am Telefon die Laune. Violetta lief zu ihr, um sich an ihr Bein zu schmiegen.
„Sei nicht traurig, Juliane.“
Doch ihre Menschenfrau seufzte nur und rieb sich mit beiden Händen die Stirn. Sie schob die Katze vorsichtig ein Stück weg und wandte sich wieder ihren Büchern zu.
*
Nach dem Regen duftete die Erde schwer und würzig. Violetta eilte wie ein schmaler Schatten durch die Dämmerung, ohne innezuhalten. Regenwürmer schlängelten sich über den Boden. Plötzlich sprang ihr grün und ungelenk ein Frosch in den Weg. Für einen Moment juckte der Jagdinstinkt in ihren Pfoten, doch dann besann sie sich. Frösche schmeckten widerlich. Das war so ziemlich das Schlimmste, wo man hineinbeißen konnte. Sie hatte eine viel bessere Mahlzeit in Aussicht. Die Katze erreichte Herrn Pauls Villa. Im Garten schnupperte sie an aufgebauschten Rosenblüten. Weich drückten sich die Blütenblätter gegen ihre Schnurrhaare. Inmitten der Blumenbeete erspähte sie ein rundes Dach auf Stangen. Das Holz war mit Schnitzereien überzogen. Es war glatt, doch es roch alt. Sicher stand es schon sehr lang dort. Es wäre ein Leichtes, hinaufzuklettern, um sich auf dem Dach umzusehen, aber sie hatte Wichtigeres zu tun.
Die Katze lief auf die breite Haustür zu und schielte nach oben. Löwenköpfe aus Metall blickten ihr stumm entgegen. Violettas Schwanzspitze zuckte angespannt. Solche Spielereien sahen den Menschen ähnlich. Sie witterte am Katzentürchen, von dem ihr Herr Pauls Geruch entgegenwehte. Mit einem Maunzen drückte sie die Klappe auf. Der Kartäuser musste sie gehört haben. Er tappte ihr schon im Flur entgegen, um sie mit einem Nasenkuss zu begrüßen.
„Guten Abend, junge Dame. Kommen Sie, wir gehen in die Küche.“
Sie liefen über einen gemusterten Teppich. An den Wänden erspähte Violetta auf beiden Seiten eine Holztäfelung. Es gab einen dunklen Schrank mit Gravuren und eine ähnliche Kommode, über der ein Spiegel schimmerte. Alles sah nach einer vornehmen Menschenbehausung aus. Violetta fand, die Atmosphäre passte zu Herrn Paul. In einem großen Glaskasten auf einer weiteren Kommode regte sich etwas. Dort schwamm ein Schwarm bunter Fische im Wasser. Violetta spähte aufmerksam zu den Wassertieren, die inmitten einiger Steine und Pflanzen ihre Bahnen zogen. Der Kartäuser drehte sich zu ihr um.
„Die sind nur zum Anschauen da.“
„Zum Essen sind sie auch zu klein.“
„Bestimmt keine ordentliche Mahlzeit. Warten Sie mal ab, was Frau Eisenstein uns zaubert.“
Der Duft von Nahrungsmitteln verriet, dass sie gleich die Küche erreichten. Doch plötzlich tauchte aus einem anderen Raum eine Menschenfrau auf. Vor ihr wehte eine seltsame Duftwolke her, die entfernt an so etwas wie Flieder erinnerte. Graue Locken umrahmten ihr Gesicht, graugrüne Augen glänzten aufmerksam hinter Brillengläsern. Ihre Beine waren in Seidenhosen gehüllt. Mit einiger Mühe widerstand Violetta der Versuchung, ihre Krallen in den herrlich knisternden Stoff zu versenken. Als ihr Blick auf Violetta fiel, strahlte die Frau.
„Paulchen, du hast ja Besuch mitgebracht.“
„Paulchen?“
Violetta spürte ein erheitertes Zucken in den Schnurrhaaren. Sie schielte neckisch zu dem Kartäuser hinüber, der verlegen den Blick abwandte.
„Ich weiß auch nicht, wie sie darauf gekommen ist. Ab und zu ist Frau Eisenstein etwas eigen.“
Bevor die Katze antworten konnte, beugte sich die Menschenfrau zu ihr.
„So eine hübsche Dame. Lass dich mal ansehen.“
Plötzlich fand Violetta sich in der Luft wieder, wo sie protestierend mit den Pfoten ruderte.
„Halt! Was macht sie denn da?“
„Stillhalten, sie will sie nur begrüßen.“
„Ich will wieder runter.“
„Nun halten Sie schon still und schnurren Sie ein bisschen.“
„Mir gefällt es hier oben aber nicht.“
Violetta zappelte ein wenig auf Frau Eisensteins Arm herum.
„Wollen Sie nun frische Leber oder nicht? Keine Sorge, nach der Begrüßung haben Sie Ihre Ruhe.“
Die Katze ließ sich von Frau Eisenstein den Kopf kraulen.
„Du bist ja ein Glückspilz, Paulchen. Gefällt dir das, hübsche Dame?“
„Nein, ich halte mich bloß ans Grußritual.“
„Geduld ist eine Tugend“, sagte Herr Paul.
Manchmal war der Kartäuser einfach ein richtiger Klugscheißer.
„Sie sitzen ja auf dem Boden.“
Endlich setzte Frau Eisenstein sie wieder ab und sah die beiden Katzen wohlwollend an.
„Ich mache euch etwas Besonderes zum Abendessen. Sicher schmeckt euch