Ist der Ruf erst ruiniert.... Ruth Broucq

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Название Ist der Ruf erst ruiniert...
Автор произведения Ruth Broucq
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742739025



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seit kurzem in einem Altenpflegeheim als Pflegehelferin. Das hieß für mich, wenn sie jedes 2te Wochenende Dienst hatte, das ich Rubina beaufsichtigte. Weil das Wetter derzeit einfach zu kalt, mal mit Regenschauern oder Schneetreiben nicht zum rausgehen einlud, zogen sich die beiden Tage langweilig zäh hin.

      Als ich montags vormittags nach Hause kam war meine erste Beschäftigung den Hauseingang von der leichten Vereisung zu befreien. Meine Erdgeschosswohnung hatte einen separaten Seiteneingang der über eine kleine Treppe erreichbar war. Weil diesen Eingang nun zwei Tage und Nächte niemand benutzt hatte, war der Regen in der Kälte zu Eis gefroren. Mit einer kräftigen Ladung Salz würde die dünne Eiskruste aber schnell aufgetaut sein.

      Schnell drehte ich alle Heizköper höher, schaute nach ob die Massageräume in Ordnung waren und begann mein Stylingprogramm.

      Als ich endlich alles erledigt hatte, öffnete ich total gespannt mein vögeln-Profil und war über die Fülle der Nachrichten überrascht. In den zwei Tagen waren 35 Mails bei mir eingegangen. Das fand ich sehr erfreulich, denn da mussten doch mal ein paar Termine bei rauskommen und vielleicht auch mal netter Mann dabei sein, der mir privat gefallen könnte.

      Sofort sprang mir ein Absender ins Auge „hamiltonmercedes“. Aha, Mario hatte geschrieben. Warum wurde ich denn so nervös? Unsinn, doch nicht wegen diesem Komiker? Trotzdem las ich seine Mail zuerst.

      „dann kann ich erst am Samstag, wenn dir das zu früh ist. Sag mir wann und wo. Lgma“

      Spontan antwortete ich „am Wochenende arbeite ich nicht- nur mo-fr und nur von 11- 19 Uhr- wenn du zu den Zeiten nicht kannst, dann wird es nichts- Bussi Julia“

      Erst als ich die Mail gesendet hatte sah ich dass er einen roten Punkt hatte. Er war abwesend. Schade. Aber sicher würde er mir antworten sobald er online war. Außerdem was sollte das? Der Kerl war eh hässlich, überhaupt nicht mein Fall, also wäre es auch nicht so tragisch wenn er sich nicht mehr melden würde. Doch, schade wäre es schon. Irgendwie machte mir die Kommunikation mit ihm Spaß.

      Belüg dich nicht selbst, mein Mädchen. Du bist geil auf seine 22 Zentimeter. Das ist es, du bist geil und fantasierst schon von einem großen dicken Schwanz. Und den hat dieser Mario, falls seine Angabe stimmt, dachte ich und schmunzelte in mich hinein.

      Unter den anderen Schreibern fand ich 2 Interessenten für ein Date. Ein Manfred mit dem doofen Pseudonym „Knutschbumser“ fragte wie hoch mein Taschengeld sei und ob ich am Dienstag um 10 Uhr einen Termin frei hätte. Er kam aus Leverkusen, war 44 Jahre, mollig und verheiratet. Wie konnte es auch anders sein, die meisten Ehemänner wurden von ihren Frauen gut gemästet, damit ja keine Andere das gute Stück angrabschen wollte.

      Manfred war zwar auch nicht online aber dennoch schrieb ich ihm: „hallo Manfred, über deine Mail habe ich mich sehr gefreut, aber 10 Uhr ist mir ein wenig zu früh, ich halte dir den Termin für morgen Vormittag 11 Uhr gerne frei- geht das auch? Bitte gib mir Nachricht- schicke dir dann die Adresse, oder ruf mich kurz an. Bussi Julia“

      Gerade wollte ich die Mail des zweiten Date-Interessenten beantworten, als mein Handy klingelte. Ich sah eine unbekannte Mobil-Nummer im Display.

      „ Ja? Hallo?“ fragte ich.

      „Hallo? Ich hab dich bei vögeln gesehen. Du bist doch Bodytouch? Hier ist Nico, Kann ich morgen um 12 kommen? Was nimmst du denn die halbe Stunde? Und wie heißt die Straße, wo.... „

      „Stopp, stopp. Mach mal bitte langsam!“ unterbrach ich seinen Wortschwall. „Also Nico, erstens mache ich keine Kurz-Termine und zweitens würde ich gerne wissen mit wem ich zu tun habe, sag mir mal deinen Namen bei vögeln.“ wollte ich mich vergewissern dass ich es nicht mit irgendeiner behördlichen Überprüfung zu tun hatte.

      Er lachte: „Ist klar, verstehe ich. Ich bin der „Pussylecker39“. Hab dir zwei Mails geschrieben. Morgen hab ich in deiner Nähe zu tun, muss da was ausliefern, danach wollte ich ne geile Nummer schieben. Bist du rasiert? Kann man ja nicht sehen auf deinen Fotos. Geile Titten hast du ja und die Figur ist auch klasse. Bist du wirklich 51? Dafür hast de dich aber gut gehalten, alle Achtung. Also was ist jetzt mit Morgen Mittag?“

      Ein wenig ungeduldig antwortete ich: „Nico, ich schreibe dir die Adresse per Mail. Ich will mir erst mal dein Profil ansehen. Okay? Den Termin kann ich dir dann auch bestätigen, um die Zeit habe ich nichts anderes vor. Also, wahrscheinlich bis Morgen. Tschüß Nico.“ Ich wartete seine Antwort nicht mehr ab, der Kerl war mir zu anstrengend, der redete nicht nur viel sondern auch noch schnell wie ein Wasserfall.

      Leute gibt es. Hier macht man ja vielleicht Erfahrungen. Junge, Junge.

      dachte ich und wollte mich gerade abwenden als ich eine neue Nachricht bekam.

      Sie war von „hamiltonmercedes“. Erfreut las ich.

      „hallo, guten Tag, dann werde ich dich nächste Woche besuchen wenn ich einen freien Tag habe. Ich melde mich. Lgma“ schrieb er.

      Na also, geht doch. Man muss sich nur gleich von Anfang an die Männer erziehen. Wäre doch gelacht. Aber er fragte gar nicht wie viel es kostet. Seltsam. Oder er hatte es nicht nötig zu fragen? Konnte sich vielleicht erlauben mal eben so nen Hunderter springen zu lassen? Egal, das würde sich zeigen.

      Froh gestimmt öffnete ich die Mails von diesem Nico. Was der alles wollte, und wie er sich ausdrückte ging mir schon gegen die Natur. Auf die ganz ordinäre Art fragte er: „was nimmst du denn für ne geile halbe Stunde? Ich steh auf Arschficken- in den Mund spritzen mit Schlucken, und deinen Natursekt trinken find ich auch geil. Du bläst doch ohne Gummi? Ich ruf dich morgen mal an. Geile Titten hast du, da will ich auch drauf spritzen. Ich könnte mir jetzt glatt einen runterholen. Süße- ich will dich ficken. Dein Nico“

      Unmöglich primitiv und ordinär. Na dem würde ich was erzählen!

      Ich antwortete: „ Lieber Nico, hast du sonst noch Wünsche die du alle in einer halben Stunde erledigen willst? Also, alles was du bevorzugst, lehne ich ab. Ich mache kein AV und in den Mund? Nein! Du kannst mit mir ganz normalen Sex machen, oral- küssen- Verkehr natürlich mit Schutz, Und sonst noch etwas? Nein. Außerdem läuft bei mir nichts unter 1 Stunde und die kostet 100 E. Noch Fragen? Nach der Adresse vielleicht? Dann melde dich. Gruß Julia.“ So dem hatte ich es mal gegeben, so ein Primitivling.

      Meine gute Laune war hinüber, ich musste etwas zur Hebung meiner Stimmung tun, also schloss ich den PC und rief ich Esther an.

      Nachdem ich ihr die Höhen und Tiefen meiner letzten Erfahrungen berichtet hatte, sie sich köstlich über Pippi-Klaus und die ulkigen Pseudonyme der Sex-Foren-Nutzer amüsiert hatte meinte sie: „Also ehrlich, ich muss dich bewundern, ich könnte das nicht. Natürlich ist das auch kein Wunschkonzert, für Kohle zu poppen. Die Freier sind nicht zum Aussuchen. Da kommen nicht nur die Leckerchen, nee, auch die ekligen Arschlöcher, aber damit musst du klar kommen. Die Erfahrung hast du doch schon in dieser Branche hinter dir. Ein bisschen aussortieren kannst du ja immer, musst schließlich nicht alles nehmen. Dass der finanzielle Erfolg noch sehr mager ist, was da bisher bei rumgekommen ist, das ist zwar richtig, aber du darfst nicht vergessen dass du ja erst am Anfang bist. Ich denke, das wird wesentlich besser werden. Wenn du in den paar Tagen schon so viele Anfragen auf vögeln.de gekriegt hast, wird da sicher noch einiges auf dich zukommen. Aber ich finde ja immer noch, dass du mit der Altersangabe zu sehr gemogelt hast. Ruth, du siehst ja wirklich nicht so alt aus, aber 51, das ist meiner Meinung nach zu krass. Okay, die meisten Männer gucken in ihrer Geilheit sowieso nicht so genau hin, aber wundere dich nicht wenn dir mancher an der Tür wieder abhaut. Tja, du musst es selbst wissen. Also, das du so heiß bist, entschuldige, ich gönne dir ja dein Vergnügen, aber nee, ich könnte das wirklich nicht. Pfui, wenn ich schon daran denke, so ein Kerl wollte mich anpacken. Ich würde ihn in die Eier treten. Nee- ich fahre lieber meine Transporte.“

      Esthers Abneigung ließ mich laut lachen: „Ich hole nach, Esther. Die letzten acht Jahre, die ich mit einem Sextrottel verbracht habe. Wo ist der Unterschied? Ich sehe den nicht mehr. Mann ist Mann, mal dünn, mal dicker, aber in einem sind sie alle gleich, sie sind geil und wollen poppen. Okay, sollen sie haben. Aber nicht mehr umsonst. Mit mir nicht mehr. Nö, ich habe jahrelang nur still gehalten