Trink aus! Den bitteren Kelch. Michel Tapión

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Название Trink aus! Den bitteren Kelch
Автор произведения Michel Tapión
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750214378



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und sie traten gemeinsam den Heimweg zum Hügel an. Georg war die Freude von Karin und Waldemar und der Nachbarn. Der ‚Nikolausnachbar‘ besaß einen Fotoapparat und posierte Georg auf dem leicht geneigten Abhang gegenüber der Wohnung. Er schnitzte Georg einen Wanderstab, den dieser zaghaft zwischen zwei Fingern hielt. Georg war steirisch gekleidet, Steirerhut mit Fasanenfeder und Steirerjanker durften nicht fehlen. Mit diesem Bild, auf Papier und in der Erinnerung, siedelte Georg zu Elisabeth nach Mattighofen, denn die Ersteinschreibung für die Schule begann.

      Schule

       Karl holt Georg Mitte August bei Karin ab. Es gab noch Kaffee und Kuchen auch Waldemar gab sich die Ehre. Bei den Abschiedsküsschen flossen bei Karin ein paar Tränen. Dorli, die es sich nicht nehmen ließ mitzukommen konnte ihre Freude nicht verbergen. Dann ging es ab nach Mattighofen. Georg musste sich erst akklimatisieren. Die Luft, die Umgebung, die Wohnung, alles war neu zu erkunden. Freunde hatte er noch keine, doch Dorli und Karl bereiteten einen festlichen Empfang. Auf der Couch lag eine Schultasche, mit Federpennal, Farbstifte, Schreibblock, Spitzer und Radiergummi und eine Schultüte. Das war reiner Luxus, denn Dorli hatte keine Schultüte zu Schulbeginn. So ändern sich die Zeiten. Der erste Schultag, die erste Woche verflogen rasch. Georg hatte Freude an der Schule, auch an den Kameraden. Alle lernten sehr rasch das Alphabet und das Einmaleins. Elisabeth umsorgte Georg, wenn Dorli arbeitete. Zu Weihnachten, Georg ging in die dritte Klasse, als er Holzklötzchen geschenkt bekam, die er zu meisterhaften Bauwerken zusammensetzte. Der Nachbau des Wiener Riesenrades, es konnte in Drehung versetzt werden und erstaunte damit Dorli und Elisabeth. Dorli meinte es ist noch zu früh an eine weiterführende Schule zu denken, aber Georg habe eine technische Begabung. Ein neues Schuljahr begann, vieles war anders. Georg wollte nach Braunau in die Höhere Technische Lehranstalt, um eine technische Ausbildung zu erhalten. Die Fahrt mit dem Schulbus nach Braunau war die Pflichtübung für einen guten Start in die Berufswelt als Elektrotechniker, der Georg werden wollte. Der Abschluss bietet vielfältige und interessante Berufsausübung im In-und Ausland bei guter Bezahlung. Georg ist an Technikfächern interessiert, die er in der Höheren Technischen Lehranstalt bekommt. Doch an einem Freitag in der letzten Stunde muss er sich das Fach Staatsbürgerkunde anhören. Er ist nur halb bis gar nicht bei der Sache, als gerade die Professorin das Thema Wechselrecht behandelt. Am liebsten würde er die Stunde schwänzen und sich wegen Kopfschmerzen abmelden, doch der Ehrgeiz lässt ihn den Rest der Stunde, bleiben. Er hört: „Wer weiß, was ein Wechsel ist?“ Keine Antwort kommt aus der Klasse. Es ist ja Freitagnachmittag, da dreht sich alles bereits in Richtung Wochenende. Die Vortragende versucht es ein weiteres Mal: „Könnt ihr euch vorstellen, dass Euch der Sitznachbar einen kleinen Geldbetrag leiht?“ „Nein, ruft einer heraus, der hat ja selber kein Geld.“ „War jemand von Euch bereits in einer Bank und hat Geld behoben?“ „Ja, haben wir rufen einige.“ „Wieso gibt euch die Bank Geld?“ „Weil ich dort ein Schülerkonto habe.“ „Woher nimmt die Bank das Geld?“ „Das muss man vorher einzahlen.“ „Könnt ihr euch vorstellen, dass euch die Bank Geld gibt, ohne vorher eines eingezahlt zu haben?“ „Ja, wenn man einen Kredit bekommt.“ „Wie geht das, einen Kredit zu bekommen?“ „Man muss einen Bürgen bringen, der bei Ausbleiben der Rate den Betrag der Bank rückerstattet.“ „Was ist notwendig, dass die Bank einen Kredit gewährt?“ „Man muss unterschreiben, dass die Bank das Geld zurückbekommt.“ „Warum soll der Umweg über die Bank gegangen werden, man könnte doch gleich zum guten Bekannten gehen, um das Geld und dem guten Bekannten unterschreiben. Geht das?“ „Dem guten Bekannten, muss man gar nichts unterschreiben.“ „Aber der besteht vielleicht darauf. Warum? „Damit er vor Gericht vorweisen kann, dass er Geld ausgeborgt hat und es zurückfordern kann, wenn der gute Freund nicht zurückzahlt.“ „Das Geld wechselt den Eigentümer, das nennt man einen Wechsel. Das ist ein besonderer Schuldschein. Der jederzeit an Dritte weitergegeben werden kann.“ Die Bestimmungsstücke sind: „Die Unterschrift und die Kenntnis persönlicher Bestimmungsstücke, wie Geburtsdatum und Geburtsort sonst nichts.“ Wenn ihr aufgefordert werdet von einem guten Bekannten, zeig mir doch wie du unterschreibst und ihr tut das, kann der Bekannte jederzeit einen ihm genehmen Betrag darauf schreiben, als Überschrift Wechsel hinzufügen ein Fälligkeitsdatum oder keines und du bist dein gesamtes Hab und Gut los. Das Wechselgesetz stammt aus dem 15.Jahrhundert, damals waren die meisten Menschen des Lesens und Schreibens unkundig und so wurden auch drei Kreuzerln als Unterschrift anerkannt. Das heißt für heute, so ziemlich alles was du auf ein Papier schreibst, dass den Verdacht erweckt, eine Unterschrift zu sein, gilt als solche.

      Praktikum

      Für das Fachabitur ist ein Praktikum im dritten Jahrgang verpflichtend zu absolvieren. Auch ein einschlägiger dreiwöchiger Kurs wird als Praktikum anerkannt, das ihn nach Eggelsberg nahe Mattighofen führte. Der Hinweis kam von der HTL, es wurde ein Kurs in NC Programmierung angeboten, den er gerne annahm. Die NC Programmierung war bereits etabliert in der Industrie. NC-Dreher und NC-Fräser wurden dennoch ständig gesucht und die offenen Stellen konnten kaum besetzt werden, weil es ein gutes Wirtschaftswachstum gab. Die erste Tätigkeit war ihm vertraut, sie brachte eine Einführung in das Programmieren. Bits und Bytes und die Wichtigkeit der exakten Benennung wurden erklärt. Es waren wenige Teilnehmende, Bertl, der über eine überregionale Ausschreibung des Arbeitsamtes aufmerksam geworden war, will sich auf Drehautomaten spezialisieren, Jürgen sowie Kurt und Manfred wurden wie Georg durch die Ausschreibung der HTL Braunau informiert. Sie waren aus der Parallelklasse, für die Teilnahme mussten sich die Interessenten bewerben. Bertl und Georg fanden sehr rasch eine Gesprächsbasis. Sie tranken Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne und verzehrten ihre Jause. Mit vollem Mund fragte Bertl: „Hast du schon einen Job in Aussicht?“ „Nein, aber ich habe noch zwei Jahre Zeit.“ „Bis du übers Arbeitsamt hier?“ „Nein ich habe mich beworben“, sagt Georg. „Welche Hobbies hast du?“ „Schwimmen, Radfahren, also Sport und Lesen.“ „Was liest du so?“ „Karl May. Erich Maria Remarque.“ „Sind die nicht fad?“ „Nein, Karl May gab mir ein moralisches Gerüst.“ „Was heißt das?“ „Er formte mein Gewissen und auch den höflichen Umgang miteinander.“ „Was hast du schon gelesen?“ „Durch die Wüste, am Rio de la Plata und Winnetou und die Nacht von Lissabon von Erich Maria Remarque, Der kleine Grenzverkehr von Erich Kästner. „Wie bist du zu diesem Praktikum gekommen?“ Die Glocke läutet zum zweiten Mal und schneidet die Antwort ab. Das zweite Modul führte uns in die Bearbeitungsbefehle ein. Wir begannen zuerst ein einfaches Fräsprogramm zu erstellen.

       Dazu brauchten wir die Wegbedingungen. „WOHIN soll sich das Werkzeug bewegen? Auf welcher Achse? Im Eilgang oder im Vorschub? Welche Drehzahl soll das Werkzeug ausführen? Soll sie beim Plandrehen konstant bleiben oder soll sie sich dem Durchmesser entsprechend verändern?“ Das waren die ersten Aufgaben, die zu lösen waren. Der erste Kursabend verlief zur Zufriedenheit aller Teilnehmer. Mit diesem Fragenkatalog und dem Skriptum gingen wir nachhause und begaben uns zum Lernen. In den nächsten Einheiten produzierten wir zuerst einfache Fräsprogramme wie Hebel, und dann komplexe Teile mit Taschen und Rundungen und ein Miniatureisstock sollte gefertigt werden. In den restlichen knapp zwei Wochen mussten wir selbständig Programme erstellen, die an den letzten zwei Abenden auch ausgeführt werden mussten. Da fragte mich Bertl ganz beiläufig: „Georg, magst du mir deine Adresse geben? Ich möchte dir eine Karte aus dem Urlaub schreiben.“ „Wohin fährst du?“ „Ach ich weiß nicht so recht, vielleicht nach Stuttgart dort soll es ein interessantes Nachtleben, wie Peep-Show und Dreifarbenhaus geben. Bleiben wir im Kontakt.“

      Studium

      Georg übersiedelte nach dem Fachabitur nach Graz, um dort technische Physik zu studieren. Vor dem Unigebäude standen die Erstinskribierenden bereits Schlange, um sich einzuschreiben. Da er schon am Ende der Inskriptionszeit war, bangte er noch einen Studienplatz zu bekommen, aber nach knapp zwei Stunden war er ordentlicher Hörer der technischen Physik. Ein paar Tage später saß Georg mit aufgespannten Ohren in der Vorlesung für Experimentalphysik. Die Versuche waren atemberaubend. Ein Experiment war sensationell. Es wurden zwei Mikrophone mehrere Meter voneinander entfernt angebracht. Der Professor gab einen Schuss aus einer Schreckpistole ab und aufgrund der gemessenen zeitlich verzögerten Ankunft des Signales, berechnete