Genesis IV. Alfred Broi

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Название Genesis IV
Автор произведения Alfred Broi
Жанр Языкознание
Серия Genesis
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750219854



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halbe Meile!“

      Kendig nickte. „Alles klar!“ Er beschleunigte kurz seine Schritte, bis er neben Malawi und Matu war. „Wir müssen hier weg!“ sagte er und warf ihnen einen ernsten Blick zu.

      Der Pater verstand und nickte. „Wir haben es gleich geschafft!“ Er deutete nach vorn, wo das entfernte Rauschen von Wasser zu hören war.

      Zwanzig Sekunden später hatten sie den Park durchquert und standen jetzt vor einer breiten, steinernen Treppe, die einige Meter in die Tiefe führte.

      „Hier sind wir richtig?“ fragte Malawi unsicher, während sie sich besorgt umsah. Noch aber konnte sie keinerlei fremde Bewegung wahrnehmen.

      Matu nickte. „Kommen sie!“ Er rannte voran die Stufen hinab. Die anderen folgten ihm. Ihr Weg führte sie in einen vielleicht zweihundert Meter langen Tunnel mit vielen Abzweigungen. Einstmals gab es hier vielerlei Geschäfte, denn es war einer der Hauptwege in den Bezirk der Universität von Ajuminaja, wo auch die Bibliothek lag.

      Am Ende des Ganges gab es eine weitere breite Steintreppe. Das Matu jedoch nicht darauf zuhielt, sondern eine kleine unscheinbare Stahltür an der linken Seite ansteuerte, übersahen die anderen. Dennoch aber stoppten sie ihren Lauf ziemlich abrupt vor der Treppe ab und erstarrten zutiefst entsetzt, denn jetzt konnten sie wieder nach oben schauen und quasi direkt vor der Treppe befand sich einer der gewaltigen Atmosphärenwandler der Fremden. Eben noch in völlige Dunkelheit gehüllt, waren jetzt mächtige und leistungsstarke Turbinen zu sehen, die tief dröhnend anliefen. Während damit die vier Standbeine des Wandlers mit einem widerlich dumpfen, ohrenbetäubenden Quietschen gestreckt wurden, flammten an ihm unzähligen Lampen auf, die ihn und seine Umgebung in ein kaltes, milchig-grünes Licht tauchten.

      In einer Mischung aus Faszination und Entsetzen blickten sie an ihm entlang in den Himmel, doch tiefhängende, bedrohlich pulsierende Wolken verhinderten die Sicht bis zu seiner Spitze in rund eintausend Metern Höhe. Stattdessen ertönte ein immer lauter werdendes Rauschen, als die gewaltige Maschine ihre tödliche Arbeit aufnahm.

      Für einen Moment verharrte alles in ängstlicher Ehrfurcht vor der Technik der Fremden, dann löste sich Matu aus seiner Lethargie und forderte die anderen auf, ihm zu folgen.

      Er riss die Stahltür auf und rannte weiter. Die anderen hechteten förmlich hinter ihm her.

      Als Kendig als Letzter die Tür schließlich wieder schloss, fand er sich in einem würfelförmigen Raum wieder. Bevor er jedoch fragen konnte, wo sie waren, musste er schon weiterrennen, denn Matu hetzte durch den gegenüberliegenden Türrahmen eine weitere, schmale Stahltreppe hinunter.

      Erst als sie unten angelangt waren, stoppte der Priester ab und alle konnten verschnaufen. Dabei schaute sich Kendig um.

      Sie befanden sich in einem schmalen Tunnel. Die kuppelartige Decke aus alten Steinplatten war vielleicht zwei Meter über ihnen, die Breite lag bei rund vier Metern. Ein deutlich säuerlicher Geruch lag in der Luft, doch war das kaum verwunderlich, denn in der Mitte des Tunnels floss ein schmaler Fluss. Da er eine ziemlich hohe Fließgeschwindigkeit hatte, war der Tunnel von einem tiefen Rauschen erfüllt und Kendig stellte fest, dass es dieses Geräusch war, das er schon im Park vernommen hatte. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit des Wassers, entstand ein deutlicher, kühler Luftzug, der den beißenden Säuregeruch zumindest soweit verflüchtigte, dass die Atemwege nicht ständig gereizt wurden. An der Tunneldecke gab es in weiten Abständen kleine Lampen, von denen die meisten jedoch kaputt oder ohne Funktion waren. Entsprechend herrschte hier ein diffuses, gespenstisches Zweilicht. Von ihrem Standpunkt aus schien es Kendig, als würde der Tunnel sich schnurgerade endlos in beide Richtungen erstrecken.

      „Wo sind wir hier?“ fragte er Matu, während sich die Gruppe in Bewegung setzte.

      „Das ist einer der Flutkanäle, die die ganze Stadt durchziehen. Ajuminaja wurde über dem Delta des Ito-Flusses gebaut. Um die Wassermassen zu kontrollieren, wurden diese Kanäle angelegt!“

      Kendig nickte. Mittlerweile hatten sie eine erste Biegung erreicht, hinter der es drei Verzweigungen gab. Matu folgte ohne zu zögern der Linken.

      Plötzlich vernahm Kendig die Stimme seines Freundes aus der Amarula. „Kendig?“

      „Ja?“

      „Was zum Teufel treibt ihr da?“ Rimbos Stimme klang besorgt.

      „Wir verstecken uns vor deinen Freunden!“ Er grinste kurz.

      „Sehr witzig!“ raunte Rimbo. „Aber davon sehe ich hier nichts!“

      „Wieso?“ Kendigs Grinsen erstarb und wich einer ernsten Miene.

      „Ich habe hier noch immer Feindpräsenz!“ Er starrte auf den Radarschirm der Amarula, wo sich zwei Dutzend Signale, die er schon seit längerer Zeit im Auge hatte, immer weiter näherten und jetzt kaum noch mehr als zehn Meter von Kendig und den anderen entfernt sein konnten. „Ihr müsst da weg!“

      „Aber...?“ Kendig war sichtlich irritiert. Doch sofort wirbelte er herum. „Malawi!“ rief er halblaut und als seine Frau ihn ansah, gab er ihr mit großen, mahnenden Augen zu verstehen, stehen zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. Alle anderen registrierten das und reagierten entsprechend. Kendig hetzte an die Spitze der Gruppe. „Wo?“ fragte er Rimbo über Headset.

      „Ich weiß nicht? Nördlich würde ich sagen. Keine zehn Meter. Und sie kommen näher!“

      Kendigs Herz begann zu rasen. Er schaute in die von Rimbo angegebene Richtung und musste entsetzt erkennen, dass sich nur wenige Meter vor ihnen die nächste Biegung befand, die er nicht einsehen konnte. Ohne Worte gab er den anderen zu verstehen, zu bleiben, wo sie waren und still zu sein. Malawi gab er einen Wink, ihm zu folgen. Da er seine Waffe in den Anschlag brachte, tat sie es ihm gleich. Zu fragen, was los war, brauchte sie nicht. Sie kannte ihn gut genug, um in seinem Blick den Grund zu sehen.

      Kendig stoppte einen Schritt vor der Biegung abrupt ab und drückte sich an die Steinwand hinter ihm. Malawi sprang neben ihn. Die Rufe seines Freundes über Headset ignorierte er, auch weil er gerade ein Stoßgebet gen Himmel jagte, weil er wusste, dass sie nicht die geringste Chance haben würden, wenn sie hier auf Insektenmonster treffen würden. Hauptsächlich aber, weil er schabende, schlurfende und leise quiekende Geräusche zu vernehmen glaubte, die sich ihnen langsam näherten.

      Er atmete einmal tief durch und schloss die Augen, dann spannte er seine Muskeln an und wirbelte um die Ecke herum. Es hatte eh keinen Sinn, es hinaus zu zögern.

      Und wirklich sah er wenige Meter weiter einen großen, schwarzen Schatten vor sich. Sofort löste sich ein Schrei aus seiner Kehle, Gleichzeitig riss er seine Waffe vor seinen Körper und seine Finger schlossen sich um den Abzug. Wenn er schnell agierte, konnte er vielleicht ein oder sogar zwei dieser Monster eliminieren, bevor sie reagieren konnten.

      Doch plötzlich sprang Malawi zu ihm. „Nicht!“ rief sie im Flüsterton und riss seinen Waffenlauf in die Höhe. Dabei schaute sie ihm direkt in die Augen.

      Kendig erschrak fürchterlich, doch schon einen Sekundenbruchteil später hatte er sich wieder im Griff. Und jetzt klärte sich das Bild vor ihm auch vollständig und er sah, dass es keine Insektenbestien waren, die er vor sich gesehen hatte, sondern nur vier armlange Ratten, die sich um ein verfaultes Stück Fleisch stritten. Kendig war sichtlich erleichtert und atmete hörbar aus. Doch Malawis Blick blieb ernst und wortlos deutete sie nach oben.

      Während hinter ihnen die anderen nachrückten, waren über ihnen dumpfe Schläge zu hören. Atemlos verharrten alle mit großen Augen. Deutlich waren auch Quiekgeräusche zu vernehmen.

      „Kendig, um Himmels willen!“ Jetzt hörte er wieder Rimbo in seinem Ohr schreien. „Ihr müsst da weg! Ihr habt keine Zeit mehr, verdammt!“

      Doch Kendig reagierte nicht auf ihn. Stattdessen schaute er die anderen an und wagte genauso, wie sie, nicht einmal zu atmen. Plötzlich registrierte er, dass die Schläge über ihnen deutlicher, weil heftiger wurden. Auch das Quieken zeigte an, dass es hektischer wurde. War es möglich, dass diese Teufel sie auch durch dickes Erdreich riechen