Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



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ich bin hier gefangen, weil Larvaster mich hier eingesperrt hat.“

      „Wer ist Larvaster?“ fragte ich und war leicht aus dem Konzept- klar, ich hatte im Grunde auch nie eines.

      „Vielleicht erzählst du mir alles“, schlug ich vor, „und wir schauen, wie ich dir helfen kann.“

       Peters Geschichte

      Im Jahre 1958 verschlug es Elfriede und Kurt nach Brachenfeld, einem Stadtteil von Neumonster, weil sie dort ein kleines Schloss günstig erwerben konnten. Gerade nach dem zweiten Weltkrieg waren die Häuser der meisten Menschen aus Schutt und Asche gebaut worden. Das war bei diesem edlen Gebäude anders. Es war nicht beschädigt worden und massiv. Elfriede war Lehrerin und Kurt Geschäftsmann, der sehr gut verdiente, sodass sie sich dieses Schloss leisten konnten.

      Es war wunderschön und so verliebten sich Elfriede und Kurt in dieses Anwesen. Bei sich hatten sie den kleinen achtjährigen Peter, ihr einziges Kind. Elfriede und Kurt waren glücklich. Und so bezogen sie das Anwesen und verschönerten es auf ihre Weise.

      Peters Familie war finanziell sehr gut gestellt, sodass sie sich einen Hauslehrer leisten konnten, während Elfriede an der ortsansässigen Grundschule die Fächer Mathematik und Musik unterrichtete. Kurt hatte einen Laden für Holzspielzeug in Hassbek, einer Nachbargemeinde von Neumonster. Sie lief ziemlich erfolgreich, da er hochwertiges Holzspielzeug anbot. In Neumonster wollte er nun eine zweite Filiale eröffnen, welches viel Zeit binden sollte.

      Die Eltern von Peter hatten durch ihre Erwerbstätigkeiten und durch ihre Freizeitbeschäftigung keine Zeit für ihren Jungen. Elfriede war nämlich in der Gemeinde Brachenfeld sozial engagiert, während Kurt dem Golf frönte.

      „Mutter, kannst du heute Nachmittag mit mir spielen?“, frage der kleine Peter seine Mutter.

      „Aber Peterle“, antwortete sie, „du musst noch Latein und Deutsch machen und außerdem habe ich heute Essensausgabe bei den Armen. Also keine Zeit.“

      Peter fragte daraufhin seinen Vater:

      „Vater, kannst du etwas mit mir spielen?“

      „Mein Sohnemann“, antwortete sein Vater daraufhin, „willst du in der Gosse enden, weil du die ganze Zeit gespielt hast?“

      „Nein, Vater, das will ich nicht, ich will…“

      „…Kindern mit einem Will’n kriegen was auf die Brill’n“, unterbrach seine Mutter.

      „Ja, Mutter“, sagte Peter und schaute traurig auf den Boden.

      „Du wirst uns später mal dankbar sein“, sprach der Vater, „und nun mache deine Aufgaben, dein Lehrer wartet schon.“

      Peter wollte gerade weggehen als er innerlich seinen kleinen, aber feinen Widerstand spürte, der zu nerven begann. Er veranlasste den Jungen stehen zu bleiben.

      „Gibt es noch etwas, Peterle?“ fragte die Mutter neugierig.

      Peter aber sagte nichts. Er befand sich inmitten eines Gefechts zwischen Widerstand und Gehorsam.

      „Peter, hörst du mich?“ wollt der Vater wissen und schaute streng, was Peter aber nicht sehen konnte, „antworte deiner Mutter gefälligst, wenn sie dich etwas fragt!“

      Der Ton wurde ziemlich deutlich und Peter spürte die aufkommende dicke Luft, die sich bildete.

      Dann drehte Peter sich wieder um.

      „Ich will nicht!“ brüllte Peter auf einmal und sein Vater stand auf und gab seinem Jungen eine Backpfeife, sodass sein linkes Ohr klingelte, seine Wange ganz heiß und rot wurde und er kehrt machte und weinend weglief.

      „Kurt, dass hätte nicht sein müssen“, sagte Elfriede.

      „Aber der Junge wurde aufsässig, das darf ich nicht dulden!“ rechtfertigte der Vater sein erzieherisches Mittel, „sonst wird aus ihm noch ein fauler Sack.“

      „Sag sowas nicht, Kurt“, entgegnete sie.

      „Ich bin der Herr im Haus und habe das letzte Wort und damit Schluss“, machte der Vater mit energischer Stimme deutlich, sodass die Mutter sich zurückhielt, denn zu der Zeit war es so.

      Peter lief auf sein Zimmer und weinte bis er Kopfschmerzen davon bekam. Er hasste sein Leben! Immer war er allein oder mit seinem Lehrer am Lernen. Seine Mutter hatte keine Zeit für ihn, genauso wenig wie sein Vater. Wahrscheinlich wollten sie ihn gar nicht.

      Seine Gedanken wurden durch einen gewaltigen Donnerschlag unterbrochen. Peter ging ans Fenster, denn er liebte es, Gewitter anzuschauen. Sie machten ihm keine Angst- sie faszinierten ihn.

      Es regnete noch nicht, aber die Blitze schossen durch den Nachthimmel als spielten sie eine Sinfonie. Sie waren derart schnell, sodass Peter sie nicht alle erfassen konnte. Und ihnen folgte stets ein Donnergrollen. Manchmal laut und stark als wenn eine Riese den neben dem Haus vorbeitrabte und manchmal etwas leiser, als wäre es noch weit weg.

      „Vielleicht haue ich einfach ab“, sagte Peter zu sich.

      In diesem Moment betrat seine Mutter das Zimmer. Hatte sie etwas mitbekommen, als er mit sich gesprochen hatte?

      „Wir wollen Abendbrot essen“, sagte sie ihm, „und wenn du bereit bist, dich für dein Verhalten vorhin zu entschuldigen, wird dein Vater dir verzeihen.“

      In ihrer Stimme war etwas Flehendes, das Frieden zwischen den Männern im Haus wollte. Gar nicht auszudenken, wenn das weiter anhielt und Vater und Sohn immer stritten, sogar bis ins hohe Alter.

      Peter aber stand noch immer am Fenster und guckte sich das Naturschauspiel als hätte er seine Mutter gar nicht gehört. Natürlich hatte er das, aber er wollte eben nicht. Stets verhielt es sich so, dass sein Vater wütend war und er sich entschuldigen musste, ganz gleich ob er schuld war oder nicht. Der Vater war es nie!

      „Peter, nun komm‘“, sagte die Mutter und es war ihr wichtig, denn sie fürchtete, dass es sonst sehr ungemütlich werden könnte, „du weißt, dass dein Vater es nicht so gemeint hat. Er liebt dich und sorgt sich um dich. Seine Arbeit läuft gerade nicht so gut, daher ist er gerade so.“

      Peter aber wollte all dies nicht hören. In diesem Moment entschied er sich, seine Familie zu verlassen. Er würde es nicht sofort tun, denn seine Mutter würde ihn aufhalten wollen und sein Vater würde ihm den Hintern versohlen, sodass er wochenlang nicht richtig sitzen könnte, ohne Schmerzen zu haben. Also riss er sich zusammen.

      „Ich komme gleich, Mutter“, sprach er mit ruhiger Stimme, obwohl er innerlich zitterte, „ich wollte nur noch ein paar Blitze sehen.“

      Ein Donnern ertönte. Seine Mutter drehte sich um und ging aus seinem Zimmer.

      „Bis gleich“, sagte sie, „und denke daran, dich zu entschuldigen.“

      Sie wirkte freundlich, da sie wusste, alles würde wieder gut werden. Dann war sie weg. Peters Anspannung wurde ihm deutlich, denn er spürte, wie anstrengend es war, sich zu verstellen. Er holte flugs seinen Koffer unter seinem Bett hervor, den er noch vom Einzug kannte und packte seine wichtigsten Sachen hinein. Neben ein paar Unterhosen, die man immer benötigte, legte er sich seinen Lieblingsbären Bernd hinein.

      Dann ging er nach unten in die Küche, wo bereits sein Vater am Essenstisch saß und die Tageszeitung las. Sein Vater bekam zwar mit, dass sein Sohn die Küche betrat, würdigte ihm aber keines Blickes. Er wollte es ihm schwer machen, da er lernen sollte, wer hier das Sagen hatte. Und das war definitiv nicht Peter!

      Peter machte sich sofort auf den Weg zu seinem Vater und blieb vor ihm stehen. Er wartete, ohne ein Wort zu sagen. Peter wollte nur nicht, dass irgendeiner Verdacht schöpft, daher verhielt er sich wie immer, oder zumindest wie er es dachte. Sein Vater knickte eine Ecke der Zeitung ein und schaute grimmig und gespannt.

      „Es tut mir Leid“, sagte Peter mit seiner unsicheren Art.

      „Was tut dir Leid?“ wollte der Vater wissen und benutzte absichtlich einen strengen Ton.

      Er