Название | Sichelland |
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Автор произведения | Christine Boy |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783844236200 |
„Sie muss sich erst mal an dich gewöhnen, sei nicht so ungeduldig.“
„An mich gewöhnen? Wozu? Sie wird nicht viel in meiner Nähe sein.“
„Warte es ab.“
„Ich brauche niemanden. Und jetzt lass uns diesen Empfang hinter uns bringen. Wieso hast du sie überhaupt in mein Zimmer bestellt?“
„Das erkläre ich dir auf dem Weg nach drinnen. Du hast recht, bringen wir es hinter uns.“ Er zögerte. „Lennys, ich weiß, du machst dir nichts aus diesen Leuten und aus dem Tempel selbst. Aber könntest du vielleicht.....“
„Ich werde dich schon nicht in Verlegenheit bringen, falls es das ist, weswegen du dir Sorgen machst.“
„Die Menschen hier mögen euch Sichelländer, vergiss das nicht.“
„Hast du Angst, dass sich das meinetwegen ändert?“
„Nein, so meine ich das nicht....“ Menrir schien um Geduld zu ringen.
„Hör zu, Menrir. Ich glaube nicht, dass es dir zusteht, mir Verhaltensmaßregeln aufzuerlegen. Ich habe weder vor, einen Krieg anzuzetteln, noch werde ich dafür sorgen, dass diese Beema heute vor Enttäuschung über mich ihr Kopfkissen nass weint. Aber wenn ich es vorhätte, dann würdest du mich nicht daran hindern, haben wir uns verstanden?“
Der Heiler seufzte resigniert. „Ja, das habe ich. Gibt es eine Chance, dass sich deine Laune heute noch bessert?“
„Ja, falls du es schaffst, mich aus diesem Abendessen herauszuhalten.“
Sara erreichte die Nebenpforte, die Stimmen waren nun nicht mehr zu hören.
'So sehr ich dir bisher auch vertraut habe, Menrir...' dachte sie während sie die Stufen zum Obergeschoss empor eilte, '...aber das hier wird nicht gut gehen. Ich kann tun, was ich für richtig halte. Aber ich kann keine Wunder vollbringen.'
Oberin Beema lief nervös auf der Galerie auf und ab und immer wieder wanderte ihr Blick hinunter zum Tempelportal, zu dessen beiden Seiten die Novizinnen Ilele und Eria darauf warteten, dass sich der erwartete Gast ankündigte. Die Sonne stand schon recht tief und noch immer gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass der hohe Besuch sich näherte. Normalerweise war es üblich, dass Boten oder Diener vorgeschickt wurden, um die baldige Ankunft ihrer Herren auszurufen, doch Menrir hatte Beema diese Illusion schnell genommen. Er hatte ihr erklärt, die Botschafterin würde allein reisen und wünsche nicht, dass um ihre Anwesenheit viel Aufhebens gemacht wurde. Dies hatte er derart ernst betont, dass Beema ihren Plan, alle Novizinnen und Vorsteherinnen zur Begrüßung Spalier stehen zu lassen, schnell verwarf. Stattdessen hatte sie ihre beiden bevorzugten Zöglinge am Eingang postiert, damit eine von ihnen den Gast willkommen hieß, während die andere sie selbst, die Oberste des Nebeltempels, darüber informierte, so dass der offizielle und rituelle Empfang dann direkt in der Eingangshalle nur unter den Augen weniger Auserwählter vor sich gehen würde. Dieser Vorschlag hatte auch Menrirs Zustimmung gefunden und Oberin Beema gab zu, dass es bei einem Gast mit solch bescheidenen Vorlieben wohl von Vorteil war, auf den Heiler zu hören. Er schien die Botschafterin ja doch recht gut zu kennen.
Ein dumpfes Klopfen ließ die Portalflügel aus schwarzem Akazienholz erzittern. Bebend vor Aufregung öffnete Eria, die über die Enttäuschung, diesmal keine große Rolle spielen zu dürfen, noch nicht ganz hinweg war, die in der Tür eingelassene Sichtluke. Überrascht erkannte sie das faltige Gesicht Menrirs. Er strahlte.
„Eria, bitte lass deine Oberin wissen, dass Lennys, die Gesandte Cycalas, soeben eingetroffen ist und um die Gastfreundschaft des Nebeltempels ersucht.“
Erst jetzt bemerkte Eria die schwarz gekleidete Gestalt, die einige Meter hinter Menrir im Schatten einer hohen Steinsäule stand. Sie war noch zu weit entfernt, um Gesichtszüge oder andere Details zu erkennen und so blieb Eria nichts anderes übrig, als Menrirs Bitte nachzukommen und sofort zu Beema zu eilen. Sie nickte Ilele kurz zu, die Menrirs Worte jedoch selbst mitverfolgt hatte und sich nun daran machte, den rechten Flügel des Portals zu öffnen.
Als Beema die Galerietreppe hinab stieg, sah sie bereits von weitem, dass Menrir mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Die Botschafterin war tatsächlich allein gekommen, wenn man einmal davon absah, dass der Heiler an ihrer Seite stand. Auch schien sie nicht im Geringsten verwundert oder überrascht, dass ihr kein großer Empfang bereitet wurde, wohl, weil Menrir ihr dies zugetragen hatte. Ob sie mit dem Arrangement zufrieden war, ließ sich ihrer verschlossenen Miene jedoch nicht entnehmen.
„Es ist mir eine große Ehre, einen Vertreter des Sichellandes in unseren bescheidenen Mauern begrüßen zu dürfen, Herrin Lennys. Ich hoffe, dass unsere Räumlichkeiten euren Wünschen entsprechen und dass euer Aufenthalt im Nebeltempel zu eurer Zufriedenheit verlaufen wird. Bitte zögert nicht, auf die Dienste aller Anwesenden zurückzugreifen.“
Beema verneigte sich tief. Ein Gast aus dem sagenhaften Sichelvolk gehörte unbestreitbar zu den Glanzpunkten einer langen Liste ehrenvoller Namen, die diese Begrüßungsformel über sich hatten ergehen lassen müssen. Und zweifellos wurde sie von vielen hohen Häusern darum beneidet, dass gerade ihr diese Ehre zuteil wurde. Dennoch war die Oberin ein wenig enttäuscht, dass heute keine großen Gesten und Huldigungen gefragt waren und sie fürchtete, dass diesem von ihr so herbeigesehnten Ereignis im Nachhinein vielleicht doch nicht die erwartete Bedeutung beigemessen wurde.
„Ich weiß eure Mühen und eure Großzügigkeit zu schätzen. Allerdings werde ich nur selten auf diese von Euch angebotenen Dienste zurückgreifen, ich bevorzuge einen möglichst ungestörten und... unspektakulären Aufenthalt, wenn ihr versteht, was ich meine.“ Lennys' Stimme hatte an Wärme nicht gewonnen, doch zumindest der unterschwellige Unmut war daraus gewichen. Trotz Menrirs vorheriger Belehrungen war Beema jetzt ein wenig über die Worte der Gesandten verunsichert.
„Ja... natürlich, Herrin. Wir werden alles dafür tun, dass ihr euch nicht belästigt fühlt. Wenn ihr erlaubt, werde ich euch eine meiner Novizinnen zur Verfügung stellen, die....“ Doch Menrir hob unterbrechend die Hand.
„Danke Beema. Auf Wunsch der Herrin Lennys erwartet Sara uns bereits in den vorbereiteten Gemächern. Bis zum Abendessen würde sich die Botschafterin gerne dorthin zurückziehen, sie hatte eine weite Reise.“
„Natürlich, ganz wie ihr wünscht, Herrin. Wenn ich noch irgendetwas für euch tun kann....“
„Lasse ich es euch wissen.“ Lennys nickte knapp und folgte ohne ein weiteres Wort dem Heiler die Galerietreppe hinauf. Beema blieb verblüfft über den kurzen Auftritt in der Halle zurück und es gelang ihr nur mit Mühe die Enttäuschung zu verbergen, die sie nun vor sich selbst nicht mehr verleugnen konnte.
Auch Eria und Ilele hatten noch nicht ganz verdaut, dass Lennys ihnen keinerlei Beachtung geschenkt hatte, waren sie doch den ganzen Vormittag mit neuen Frisuren und dem Einstudieren von Verbeugungen und Begrüßungsformeln beschäftigt gewesen.
„Sie hat uns nicht einmal angesehen...“ murmelte Ilele etwas beleidigt. „Bestimmt ist sie sonst große Zeremonien und reichere Diener gewohnt.“
Eria schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, was Beema heute gesagt hat, das alles wurde auf ihren Wunsch hin auf das Notwendigste reduziert. Sicher ist ihr soviel Prunk gar nicht wichtig, sie schaut eben auf die ....“
„Inneren Werte? Ja, da hast du wohl recht. Na, bei Sara hat sie da nicht viel zu entdecken. Die ist ja so langweilig. Hoffentlich wirft sie sie heute noch hinaus, dann wird die Oberin schnell merken, dass sie lieber eine von uns eingeteilt hätte.“ Ilele klang verbittert. Eria hingegen geriet ins Schwärmen.
„Ich wäre jetzt wirklich zu gern da oben. Findest du diese Cycala nicht auch unglaublich interessant? Und ihre Augen.... schwarz wie die Nacht, so etwas habe ich noch nie gesehen. Die einfache Kleidung trägt sie natürlich, weil sie kein Aufsehen erregen will und wenn sie sich erst einmal von dem anstrengenden Weg erholt hat....“
„...wird sie erwarten, dass wir ihr ein perfektes Mahl servieren und sie gut unterhalten!“ unterbrach Beema