Reise nach Rûngnár. Hans Nordländer

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Название Reise nach Rûngnár
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847656753



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      Hans Nordländer

      Reise nach Rûngnár

      oder die unglaublichen Abenteuer des Nils Holm

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. In einem fremden Land

       2. Begegnung im Kerker

       3. Flucht und Rettung

       4. Im Versteck der Verschwörer

       5. Elvis und Janis

       6. Charlotte

       7. Erinnerungen

       8. Das Tchelasan

       9. Der Wald von Pinklon

       10. Die Lichtung der lebenden Toten

       11. Zegrithäa

       12. Der Zauberberg

       13. Hexenschwestern

       14. Die böse Hexe Grotta

       15. Begegnung mit einem Schamanen

       16. Erfolglose Suche

       17. Die Burg der drei Könige

       18. Besuch aus der Menschenwelt

       19. Überfall in Siegenhorst

       20. Der Einsiedler

       21. Märchenland

       22. Die Märchenfreunde

       23. Wieder zu Hause

       Impressum neobooks

      1. In einem fremden Land

      Ein wenig ratlos blickte sich der junge Mann um. Er wusste nicht, wie er an diesen Ort gelangt war. Er wusste eigentlich überhaupt nichts mehr von dem, was war, bevor er dorthin kam. Das Einzige, woran er sich noch erinnerte, war sein Name: Nils Holm. Aber wenn er versuchte, sich bestimmte Dinge ins Gedächtnis zu rufen, dann war es für ihn mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, und es gelang ihm nicht, ein Gesamtbild seiner Vergangenheit herzustellen. Seine Gedanken flossen wie ein zäher Brei, und das beunruhigte ihn.

      Nils war sicher, dass er nicht mit Absicht an diesen Ort gekommen war und er ahnte, dass er auch gar nicht dorthin gehörte. Er hatte keine Angst, aber er war erfüllt von einer nicht weniger beunruhigenden Verwirrung.

      Auch seine Umgebung war ungewohnt. Vieles kam ihm zwar irgendwie vertraut vor, aber manches war sonderbar, obwohl er nicht sofort hätte sagen können, was es war. Das Sonderbare betraf nicht nur die Stimmung an dem Ort, sondern auch seine sichtbare Erscheinung.

      Nils stand auf einer Lichtung in einem Wald. Daran war zunächst nichts Außergewöhnliches, außer eben die Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, wie er dorthin gekommen war und warum er dort stand. Aber die Pflanzen kamen ihm fremd vor. Während er sich umsah, trat plötzlich die schwache Erinnerung in sein Bewusstsein, dass er eigentlich in einer Stadt lebte. Weder mit Pflanzen noch mit Tieren glaubte er sich jemals beschäftigt zu haben, deshalb versuchte er auch gar nicht erst, über die Namen der Bäume nachzudenken. Immerhin war er aber überzeugt, dass sie anders aussahen als die, die er kannte. Sie waren grün mit Blättern oder Nadeln, besaßen einen ungewöhnlich dünnen Stamm und eine Krone, aber die Blätter einiger der Bäume hatten eine merkwürdig fingerartige Gestalt und die Nadeln der anderen waren außergewöhnlich lang.

      Die Lichtung war nicht sehr groß, vielleicht dreißig Meter im Durchmesser. Der Boden war bedeckt von Moos und nur selten wagte sich ein Grashalm empor. Der Wald war so hoch, dass nur wenig Helligkeit den Boden erreichte, und das vermittelte der ganzen Umgebung eine düstere Erscheinung. Die Bäume standen so dicht, dass er nicht weit in den Wald hineinschauen konnte, was wohl auch der Grund dafür war, dass es kein Unterholz gab.

      Nils´ Blick folgte dem schmalen Pfad vor ihm, der gerade über die Lichtung führte und zwei Öffnungen im Saum des Waldes miteinander verband, die sich fast gegenüberlagen. Er drehte sich um. Dort muss ich hergekommen sein, dachte er, aber warum kann ich mich nicht mehr daran erinnern? Er horchte kurz in sich hinein. Nein, Furcht über seine Lage empfand er nicht, nur Verwirrung und Befremden. Fast kam er sich vor wie in einem Traum, einem sehr klaren Traum.

      Auf dem Boden des Pfades waren keine Spuren zu entdecken, weder von Menschen noch von Tieren, und so blieb die Frage unbeantwortet, wer ihn angelegt hatte. Über Nils wölbte sich ein klarer, wolkenloser Himmel. Und doch war er grau, unnatürlich grau, und ihm fehlte die warme Ausstrahlung eines Sommertages, wie Nils es erwartet hätte. Trotz der warmen Jahreszeit wirkte der Himmel eher frostig.

      Und dann erkannte er den Grund. Es gab keine Sonne. Nils schätzte, dass es um die Mittagszeit war und die Sonne hätte über ihm am Himmel stehen müssen. Aber sie war nicht da. Nils empfand die unnatürliche Kälte jetzt deutlicher. Sie war nicht unerträglich, aber unangenehm. Und sie passte nicht an diesen Ort, denn schließlich blühten auf der Lichtung Blumen und nur wenige Schritte entfernt wuchs eine Handvoll erstaunlich großer Pilze. Rote Kappen mit weißen Sprossen, also mussten es Fliegenpilze sein. Die kannte er aus einem Buch, fiel ihm ein, und auch, dass man sie nicht essen sollte. Aber wo, verflixt noch einmal, war die Sonne? Er konnte keine Spur von ihr entdecken. Nirgends durchbrachen wärmende Strahlen die Baumkronen. Trotzdem war es hell, fast so hell wie an einem gewöhnlichen, klaren Sommertag. Das Licht war das Licht des Mittags und nicht des Abends oder des Morgens und kein Tau benetzte die Pflanzen.

      Es war ungewöhnlich still, beinahe schmerzhaft still. Nils hörte keine Geräusche und kein Wind fuhr rauschend oder flüsternd durch die Baumwipfel. Die Bäume standen wie erstarrt. Nirgends flogen Insekten und keine Schmetterlinge tanzten über die Lichtung. Nicht ein einziger Vogel war zu sehen oder zu hören. Diese Welt schien einen unerklärlichen Widerspruch in sich zu bergen. Einerseits erkannte Nils, dass Leben um ihn herum war, zumindest pflanzliches Leben, andererseits wirkte seine Umgebung wie eingefroren, beinahe wie tot. Wo, um alles