Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval

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Название Homo sapiens movere ~ geliebt
Автор произведения R. R. Alval
Жанр Языкознание
Серия geliebt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738024937



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ich zwinge dich dazu. Deine Entscheidung.“ Meine Entscheidung, hm? Entweder brach er mir alle Knochen oder ich gehorchte? Oh man, ich hasste ihn. Inbrünstig! War das wirklich der Mann, in den ich mich verliebt hatte? Der mir im ungünstigsten Moment immer noch das Herz brach?

      Also, wenn ich die Wahl hatte zwischen gebrochenen Knochen und ein paar Tagen, die ich mit ihm aushalten musste und die mir auch noch bezahlt würden – haha, was waren schon ein paar gebrochene Knochen?

      Wollte er mich mit etwas anderem zu einer Kooperation zwingen?

      Das Risiko musste ich eingehen.

      Mit geballten Fäusten und zusammen gebissenen Zähnen schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich werde nicht für dich arbeiten. Und jetzt geh von mir runter und verschwinde aus meiner Wohnung.“ Alan grinste eisig. „Sonst was?“ Oh, wie wäre es mit geröstetem Alpha? „Willst du mir drohen, Sam? Vergiss nicht, wer ich bin.“ Ok, sein grausiges Grinsen bekam ich ebenso gut hin. Wie könnte ich vergessen, dass er der größte, lebende Kotzbrocken war? Wo war Roman, wenn ich ihn brauchte? Oder Stépan?

      Ah ja, Rudelangelegenheiten – wie ich das Wort hasste!

      Ich gehört nach wie vor dazu, auch wenn ich das Alan nie im Leben auf die Nase binden würde. „So blöd bin ich nicht. Und jetzt verpiss dich endlich!“ Sein Glück, dass er mich losließ und aufstand.

      Geräucherten Gestaltwandler brauchte ich nun wirklich nicht in meiner Küche. Den Gestank würde ich wochenlang nicht loswerden.

      „Du wirst für mich arbeiten, Sam. Ich erwarte dich heute Abend um sieben auf meinem Anwesen. Sei pünktlich!“ Oh bitte! Diese Stimme funktionierte bei mir nicht. „Zwang hat auf mich keine Wirkung, schon vergessen?“ Er grinste, wobei er seine makellosen Zähne zeigte und sich zu meinem Ohr neigte. „Ich wollte dir nur in Erinnerung rufen, was ich kann. Denn selbst, wenn es bei dir nicht funktioniert, bei deinen Freunden tut es das sehr wohl.“ Vor Entsetzen schnappte ich nach Luft. „Lass meine Freunde da raus!“ Nonchalant zuckte er mit den Schultern. „Dann solltest du dich lieber schnell entscheiden. Arbeite für mich oder lebe mit den Konsequenzen.“ Das konnte nicht sein Ernst sein, oder? „Das würdest du nicht tun. Ich kann wirklich nicht für dich arbeiten. Ich habe im Moment ein paar… Probleme.“, flüsterte ich mit flatterndem Herzen und abgehacktem Atem. „Sam, Sam.“, tadelte mich Alan, „Dir sollte klar sein, dass das Rudel für mich immer an erster Stelle steht. Deine Freunde sind unwichtig. Deine Probleme sind unwichtig. Du bist unwichtig. Aber ich brauche dich für diese Aufgabe. Ein anderer kommt nicht in Frage.“ Er wusste, dass er mich damit in den Händen hatte.

      So ein Arschloch!

      Mit zusammengebissenen Zähnen und zu Fäusten geballten Händen nickte ich. „Also gut. Normaler Tarif und Gefahrenzulage.“ Alan schnaubte belustigt. „Falsch, Sam. Nachdem du nicht sofort zugesagt hast, wirst du natürlich mit Freuden deine Hilfe umsonst anbieten. Um sieben bei mir. Sei pünktlich!“ Damit drehte er sich um und marschierte aus meiner Wohnung. „Du dämlicher Lackaffe, du selten blöder. Du …“ Verflucht! Was bildete sich dieses Arschloch ein? Ich ließ ihn ungeschoren davon kommen und fügte mich meinem Schicksal, ohne ihn auch nur ein winziges bisschen anzubrutzeln. Arrrgh!

      Tja… welche Wahl blieb mir? Wenn meinen Freunden etwas passierte… Claudia, Trudi, Chris… das konnte ich nicht auf mich nehmen.

      Noch einen Verlust würde ich nicht verkraften.

      Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich mich darauf einließ.

      Darauf einlassen musste, weil er meine einzige Schwäche ausnutzte. War ich nicht erbärmlich?

      Ich heulte.

      Schon wieder. Wirklich, das war doch das Letzte.

      Das Allerletzte!

      Viel zu wütend, um wieder ins Bett zu gehen, begann ich wie ein Taifun durch meine Wohnung zu sausen und diese gründlich zu putzen. Obwohl das überhaupt nicht notwendig war. Für ihn arbeiten, hm? Und was, wenn ich umfiel? In Alans Gegenwart? Würde er sich in Fäustchen lachen? Ich versuchte, es zu verdrängen. Der Versuch, Roman zu kontaktieren, schlug fehl. Den gesamten Tag über. Also musste ich ohne Rückendeckung los.

      Gefiel mir nicht.

      Meine Lady stand noch immer in der Werkstatt. Ich könnte das Auto nehmen. Ich war mir jedoch sicher, dass ich nach meinem Aufenthalt bei Alan dermaßen wütend wäre, dass ich als aktiver Autofahrer eine Gefahr für die Menschheit darstellte. Sofern ich das nicht schon tat, weil die Möglichkeit eines weiteren Aussetzers bestand. Darum rief ich mir ein Taxi.

      Punkt sieben stand ich in der Lobby von Alans Anwesen und wartete auf den werten Herrn am-liebsten-würde-ich-ihm-die-Visage-umgestalten-Garu, der durch Abwesenheit glänzte. „Ein wichtiges Gespräch wird ihn noch ein Weilchen aufhalten.“, gab Scott mir räuspernd zu Verstehen. Gleichzeitig bat er mich, im kleinen Salon Platz zu nehmen.

      Dankend lehnte ich ab.

      Dort zerpflückte ich womöglich vor lauter Raserei die Kissen. Atmete dabei eine Feder ein.

      Läge röchelnd am Boden…

      Ungeduldig tippte ich mit den Fußspitzen auf den spiegelblanken Fußboden, trommelte mit den Fingern auf meine Oberarme, bis ich meine Hände schließlich in die Hosentaschen schob und beschloss, möglichst gelangweilt auszusehen. Ein schwieriges Unterfangen, weil ich stinksauer war. So stinksauer und kochend vor Wut, dass ich mich wunderte, dass noch keine Dampfwolken aus meinen Nasenlöchern und Ohren stiegen. Oder ich einfach in Alans schicker Eingangshalle explodierte und diese mit meinen Innereien dekorierte.

      Dreimal in der nächster Stunde tauchte Scott lautlos wie ein Geist neben mir auf und fragte, ob er mir eine Erfrischung oder etwas zu Essen anbieten könnte.

      Ich lehnte jedes Mal ab.

      Nur einmal war ich ganz kurz davor, mir Alan al dente zu bestellen.

      Während der Wartezeit überlegte ich mir mehrere Varianten für Alan möglichst schmerzhaftes Ableben und kam irgendwann sogar zu dem Schluss, dass er mich nicht erpressen könnte, wenn ich den Spieß umdrehte. Was, wenn ich sein geliebtes Rudel massakrierte? Ein Blitz hier, einer da… Alan würde mich durchschauen. Ich konnte keinem der Were absichtlich Schaden zufügen. Vielleicht sollte ich mir Alans Moral borgen? Beziehungsweise das Nichtvorhandensein derselben. Dann hätte ich keine Gewissensbisse. Aber nö! Obgleich ich tödlich war wie ein rasender Gestaltwandler oder ein wütender Vampir, besaß ich zu viele menschliche Skrupel und die Sanftheit eines Lämmchens.

      Määäh.

      Roman könnte mir ein wenig Rücksichtslosigkeit anzaubern…

      Ich schloss die Augen, holte tief Luft und schüttelte den Kopf über diese absurde Idee. Nein, denn sobald der Zauber verblasste, würde ich mich verabscheuen.

      Halb neun hörte ich, wie sich oben eine Tür öffnete. Kurz darauf eilten zwei kichernde Damen die Treppe herunter. Ihre Haare ein wenig zerzaust, leicht gerötete Wangen und freudig glänzende Augen. Zwei hübsche, zierliche Frauen. Derart zierlich würde ich nie sein. Dafür war ich zu muskulös. Und beide hatten lange Haare. Etwas, was in meinem Job gänzlich ungeeignet war.

      Grundgütiger!

      Ich verglich die zwei doch tatsächlich mit mir. Als würde ich mir eine weitere Chance ausmalen. Einatmen – Ausatmen. „Ladys, ihr habt was vergessen.“ Alan stieg die Treppe herunter und reichte den beiden je ein buntes Tüchlein… ähm, okaaay… keine Tüchlein. Du bist absolut uninteressiert und gelangweilt, rief ich mir in Erinnerung, so dass ich die darauf folgende Abschiedsszene nicht an mich herankommen ließ.

      Nicht zu sehr.

      Trotzdem nagte sie an mir wie ein böser, flüsternder Schatten.

      Alan tat das absichtlich. Schlimmer noch, er genoss es. Doch es wurmte ihn, dass ich mir nichts anmerken ließ.

      Hey, wow!

      Ich schaffte es, dermaßen gelangweilt auszusehen, dass ich von