Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval

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Название Homo sapiens movere ~ geliebt
Автор произведения R. R. Alval
Жанр Языкознание
Серия geliebt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738024937



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Ein bisschen verrückt, aber da passen wir wunderbar rein.“ Dieser Club wäre nicht meine erste Wahl gewesen.

      Vermutlich auch nicht die zweite.

      Um ehrlich zu sein, hatte ich den gar nicht in Erwägung gezogen. Ich konnte nur hoffen, dass sich dort nicht nur Andersweltler herum trieben. „Vertrau mir Sam, es wird lustig.“ Sein Wort in Gottes Gehörgang! Aber da ich mit meinem Schicksal haderte – beziehungsweise dieses mit mir – war ich mir ziemlich sicher, dass irgendetwas schief gehen würde.

      Die Stunden bis zum Abend rasten förmlich dahin. Von Roman hörte ich nichts. Also hatte ich auch kein schlechtes Gewissen. Warum auch?

      Punkt Neun betrat ich den Club. Und, uh… ich sah heiß aus. Richtig heiß! Wenn sogar Chris bei meinem Anblick nach Luft schnappte, hatte ich erreicht, was ich wollte. Ich trug ein nagelneues Outfit, was geradezu nach Sünde schrie. Sündhaft teuer zum Beispiel. Aber das war es allemal wert. Eine sehr knappe, wie auf die Haut gemalte, dunkelrote Lederhose, dazu passende Highheels und ein weißes, bauchfreies Top, das einen großzügigen Blick auf mein Dekolleté gewährte. Meine Haare waren zwar seit dem letzten Friseurbesuch etwas gewachsen, trotzdem hatte ich sie mit Gel in eine fetzige Stachelfrisur verwandeln können. Mein Make-up passte, und ich hatte sogar eins der Parfums aufgelegt, die keinem Gestaltwandler in der Nase juckten oder zu einem Amoklauf trieben.

      Chris, der eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd trug, strahlte wie ein Grand-Prix-Gewinner, als er mich erspähte. Er pfiff sogar anerkennend durch die Zähne. „Oh lala, meine Süße, wen willst du denn aufreißen?“ Meine Augenbrauen hüpften belustigt. „Schauen wir mal. Der Abend ist noch jung.“ Chris lachte, schnappte meine Hand und zog mich hinter sich her zur Bar. Dort bestellte er uns ein Bier.

      In der Zwischenzeit schaute ich mich um. Hier im Reißzahn war wirklich alles vertreten: Vom Möchtegernrocker, der von den Weren beachtet werden wollte. Über den Gothikanhänger, der um die Gunst der Vampire warb. Zur Lolita, die wahrscheinlich viel älter war, als sie aussah. Bis hin zu absoluten Normalos und diversen Spezies der Anderswelt, die nicht unbedingt durch ihren Kleidungsstil ins Auge fielen.

      Mit dem Bier schoben wir uns an einen Tisch. An diesem hatten wir einen Großteil des Clubs im Auge. Wir unterhielten uns prächtig. Eigentlich schrien wir mehr, als das wir sprachen, denn der Geräuschpegel war extrem hoch.

      Natürlich wollte Chris wissen, was ich die letzte Zeit so getrieben hatte. Wie es mir ging. Ich erzählte ihm vieles, aber nicht alles. Die brisanten Details ließ ich aus. Bei Chris hatte sich nicht viel getan. Noch immer hüpfte er von Frau zu Frau. Und noch immer lebte er in den Tag hinein. Um ehrlich zu sein, konnte ich ihn mir auch gar nicht anders vorstellen. Chris und verantwortungsbewusst?

      Eher fror die Hölle zu.

      Samt aller Insassen.

      Im Sommer.

      „Los. Wir amüsieren uns. Ich schnapp mir die Süße da drüben und du dir den Kerl gleich daneben.“ Chris lief los, ehe ich kapierte, wovon er sprach. Ah. Die Brünette fiel genau in sein Beuteschema. Der Kerl – nicht unbedingt – in meines. Was tat man nicht alles für gute Freunde.

      Eine halbe Stunde später standen wir wieder am Tisch. Chris mit der Hübschen im Arm; ich allein. Den Typ war ich Gott sei Dank wieder losgeworden. Da sah ich ihn.

      Verdammt!

      So viel Pech konnte doch nur ich haben, oder?

      Was – zum dreifaltigen, bunt getupften Kuckuck – machte Alan hier?

      Hoffentlich sah er mich nicht. Meine Hoffnung wurde zerstört. Es schien beinah so, als suche er gezielt nach mir. Denn so wie er mich sah, kam er mit schnellen Schritten auf mich zu. Ihm musste jemand gezwitschert haben, dass ich hier war. Chris und seine neue Flamme waren beschäftigt. Neben denen könnte jetzt eine Bombe einschlagen. Also keine Deckung von dieser Seite.

      „Sam.“

      „Alan.“

      „Komm mit.“ Ich schüttelte den Kopf. „Mit dir gehe ich nirgendwo hin.“ Meine Worte ignorierend hob er mich schwungvoll hoch und warf mich über seine Schulter. Dass ich mich wehrte und wie eine Irre auf seinen Rücken einprügelte, interessierte ihn kein bisschen. Meine Schreie, dass er mich sofort abzusetzen hatte, wurden übertönt von der grölenden Masse, die Alan lauthals anfeuerte.

      Vermutlich gingen die davon aus, dass er mit mir gleich eine flotte Nummer schob.

      Ich hatte die viel grauenvollere Vorahnung, dass er mir, sobald wir allein wären, den Kopf abriss.

      Weswegen auch immer. Leider hielt mich mein Gewissen davon ab, ihn inmitten der Massen vor aller Augen zu frittieren.

      Er trug mich durch eine massive Stahltür, so dass der Lärm abrupt verstummte, als diese hinter uns zufiel. Jetzt könnte ich ihn brutzeln. Aber hinterher wäre er vermutlich noch angepisster. Es sei denn, ich fackelte ihn komplett ab. Hm… zu viele Zeugen, die mich mit ihm gesehen haben…

      Alan lief weiter. Einen langen, spärlich beleuchteten Flur entlang. Dort stieß er eine weitere Tür auf, die in einen separaten Bereich des Clubs führte. Ich war mir sicher, dass hier kein Mensch freiwillig seinen Fuß herein setzte. Viel sah ich nicht, aber das mulmige Gefühl, was sich in meinem Nacken ausbreitete, das rote Licht, die schwarze Auslegeware und der Geruch nach Vampiren, verhieß nicht unbedingt eine Kuschellounge.

      Zügig durchquerte Alan den Raum.

      Nichts und niemand hielt ihn auf. Schon gar nicht mein Gezeter. Er öffnete eine weitere Tür, hinter der setzte er mich ab.

      Die Tür verriegelte er, bevor er sich bedrohlich vor mir aufbaute.

      Da die Wände allesamt mit erstaunlich echt aussehenden Folterwerkzeugen, Handschellen und Ketten dekoriert waren – Oh Scheiße, ist das Blut? – traute ich mich nicht, zurückzuweichen. Mein Arsch ging auf Glatteis. Genau das musste Alan bezweckt haben. „Hier sind wir ungestört. Allzu unwohl kannst du dich hier nicht fühlen, stimmt’s?“ Äh… wie bitte? Mir war vollkommen neu, dass ich auf Folterspielchen stand. Keine Ahnung, woher Alan diese Vermutung nahm. Er lag mit seiner Anspielung falsch.

      Wartete er auf eine Antwort?

      Da konnte er lange warten.

      Ich war stinksauer auf ihn. Was bildete er sich eigentlich ein? Wütend verschränkte ich die Arme. Dabei ließ ich mir nicht anmerken, wie unwohl ich mich fühlte. „Machen wir es kurz. Wo warst du gestern Abend?“ Bitte? Was ging denn ihn das an? „Du kannst mich mal, Alan. Es geht dich einen Dreck an, wo ich mich wann aufhalte.“ Der hatte wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Verächtlich schnalzte er mit der Zunge. „Das hättest du wohl gern, hm?“ Au backe, er war wütend. Richtig wütend! So wütend, dass sich seine Augenfarbe änderte und seine Hände…

      Oh Mist, das sah überhaupt nicht gut aus.

      „Ähm… Alan? Beruhige dich, ja?“ Verdammt, ich wollte ihm nicht sagen, dass ich daheim gewesen und umgekippt war. Sein Mund verzog sich zu einem verhassten Grinsen, wobei er ein eindrucksvolles Raubtiergebiss entblößte. Dass ich mich rückwärts von ihm weg bewegte, merkte ich erst, als die Wand mich aufhielt. Doch blöderweise war der Abstand zu ihm dadurch nicht geringer geworden. Mit einem Krachen schlug seine Faust unmittelbar neben meinem Kopf gegen die Wand, aus der jetzt feiner Putz rieselte. „Sag mir, verflucht nochmal, wo du warst!“

      Ich brauchte eine Weile, um meine Stimme zu finden, die mit meinem in meinem Hals pochenden Herzen einen unfairen Kampf ausfocht. „Zu Hause.“ Alan kniff seine Augen zusammen. „Mit Roman?“ Ähm… so könnte man es unter Umständen sagen. Ich schüttelte den Kopf und schluckte, während ich ihm leise mitteilte, dass ich mit Trudi zusammen gewesen war. Naja, und anschließend mit Roman, der Trudis Erinnerung ein wenig umsortiert hatte – was ich ihm nicht sagte. „Äußerst praktisch für ein Alibi, meinst du nicht?“

      Ok… So nicht! Für was sollte ich jetzt schon wieder der Sündenbock sein?

      „Ich kapiere nicht, was es