Trilogie. Andreas Menne Peter

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Название Trilogie
Автор произведения Andreas Menne Peter
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742790095



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auf, doch neben dem Wecker stand schon sein Kaffee, der mittlerweile Trinktemperatur hatte – so sollte das sein. Noch etwas schlaftrunken wuchtete er die Beine aus dem Bett und griff nach der Tasse. Fast verschüttete er noch mehr von dem Inhalt, als er von der Matratze aufstand. Er wollte sich angewöhnen, erst nach dem Aufstehen die Tasse zu ergreifen, aber das viel ihm wie immer zu spät ein, auf einen »Memory-Effekt« hoffte er vergeblich.

      Er schwenkte ein wenig die Kaffeetasse, nahm dann noch einen Schluck. Schließlich glitt sein Blick aus dem Fenster … Er erstarrte in der Bewegung, die Tasse noch am Mund. Ohne den Blick zu lösen stellte er sie schließlich auf den Schreibtisch und stützte sich auf der Tischplatte ab.

      Was zum?! … Das konnte doch nicht möglich sein! Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, blinzelte ein paarmal und richtete den Blick erneut in die Ferne.

      Einen Moment lang überlegte er, ob der Dreck auf der Scheibe ein solches Muster gebildet haben könnte, dass er sich alles einbildete … Unsinn!

      Rückwärts stolperte er in den Flur und wandte sich schließlich der Treppe zum Untergeschoss zu.

      Was sollte er jetzt tun? … Sollte er was tun? … Warum sollte er etwas tun? … »Es wäre wohl besser hierzubleiben«, redete er sich ein, aber er war zu neugierig, und ein immenser innerer Impuls sagte ihm, dass er dorthin musste. Er rieb sich nochmal grübelnd die Nase, nahm dann den Schlüsselbund von der Kommode und steckte ihn ein. Anschließend zog er das feste Schuhwerk an und verließ das Haus.

      Der Ort war menschenleer um diese Zeit, eigentlich zu jeder Zeit. Die beschauliche Siedlung wirkte auf Fremde oft wie ausgestorben, und sie ahnten nicht, wie recht sie damit hatten. Wer arbeiten konnte, war jetzt nicht hier und wie man sich als Rentner die Zeit vertrieb, hatte Sven leider nie begriffen, sonst wäre sein Leben wohl nicht so trostlos verlaufen. Er beschleunigte seinen Schritt, obwohl er Unbehagen verspürte, in Sorge vor dem, was ihn auf der Lichtung erwartete, aber er wollte unbedingt das Ufo sehen, bevor es wieder abhob. Schließlich passierte in dem Kaff sonst nicht viel.

      Noch ein paar Häuser und eine Hecke, die ihm den Blick versperrte. Bildete er es sich ein oder war diese Straße in den letzten Tagen um ein paar hundert Meter gewachsen? Er hielt die Spannung kaum aus, obwohl er darauf gefasst war, dass er die Situation grundlegend fehlinterpretiert hatte. Wahrscheinlich startete der Besitzer des Landguts gerade seine neue Baumaschine. Einen Mähdrescher oder einen dieser Monstertraktoren, mit denen man mal eben zwei Arbeitsplätze im Ackerbau vernichten konnte. Noch wenige Meter trennten ihn von der Gewissheit. Sven legte einen Spurt ein und konnte kaum genug Luft bekommen, als er die Hecke umwunden hatte und sich zu seiner Atemlosigkeit der blanke Schrecken gesellte: Dort, auf der frisch gemähten Wiese, stand ein gigantisches Sternenschiff. Silberglänzend, hier und da ein paar Oxidspuren, wie sie entstanden, wenn … ach, seine Arbeit als Schweißer half ihm hier wohl auch nicht weiter.

      Er blieb einen Moment stehen und überlegte, was er jetzt tun sollte, da sah er Otmar, Hans und Hermann, drei Bauern vom Ort, die um die Füße des gigantischen Sternenschiffes herumscharwenzelten und offensichtlich auf Inspektionstour waren. Sven zögerte einen Moment, bevor er auf sie zuging. Er grüßte mit einem Kopfnicken und wagte sich dann zu fragen: »Sagt mal, wisst ihr, was hier los ist?«

      »Die mache mir mei ganze Wiese kaputt mit ihrm Raumschiff, dess is hier los. Ich such scho die ganze Zeit ä Autokennzeiche. Wenn die abhaue, hab ich keinerlei Handhabe. Dann heißts Anzeiche gegen unbekannt.«

      Sie gingen fluchend weiter, Sven blieb ratlos stehen. Komisch, dass noch keiner von offizieller Seite da war, außer Hermann, dem die Wiese gehörte. Wer kam, wenn ein Ufo in Deutschland landete? Die Polizei? Verfassungsschutz? Sicher mischte auch das FBI mit, auch wenn die dafür keine Befugnisse haben dürften. Und wie lange würde es dauern? Bestimmt gab es geheime Militärbasen für sowas, aber im bayerischen Hinterland? Plötzlich vernahm er ein mechanisches Geräusch und setzte erschrocken einen Schritt zurück, während sich eine Luke direkt über seinem Kopf öffnete. Er hatte Mühe, der ausladenden Klappe zu entkommen, bevor sie ihm auf den Kopf schlug. Schließlich erreichte die Lade mit einem Knall den Erdenboden, ein Zischen war zu vernehmen, dann kehrte wieder Stille ein. Die nun entstandene Rampe gewährte Zugang zum Inneren des Sternenkreuzers.

      Sven stand mit den Händen in der Jackentasche da, weiterhin ratlos. Er blickte sich um: Von den Anderen war nichts zu sehen. Na ja … möglicherweise hatte sich die Luke wegen ihm geöffnet. Er deutete provisorisch mit dem Zeigefinger auf das Raumschiff, so, als warte er auf eine Anweisung, was er jetzt tun sollte, aber es war niemand da, der ihm hätte antworten können.

      Schließlich zuckte Sven mit den Achseln und lief die Rampe hinauf ins Innere des Raumschiffs.

      Dunkelheit umgab ihn, außer ein paar Rohrleitungen an den Wänden konnte er nichts ausmachen. Es war nicht sonderlich heimelig hier, aber das Innere von Schiffen sah für gewöhnlich nicht reizvoll aus, außer in der ersten Klasse. In diesem Moment erklang das mechanische Geräusch erneut und die Luke schloss sich.

      Scheiße. Scheiße!! Wieso lief er auch einfach so in ein Raumschiff? Das war doch scheiße, oder?! Sven drückte gegen die Tür. Sie saß fest und war an ihrer Verankerung offensichtlich gut verschweißt. Okay, auf diesem Weg würde er das Raumschiff nicht wieder verlassen können, aber es war ein großes Schiff, sicher gab es einen Hinterausgang – für das Dienstpersonal oder so.

      »Sven«, hörte er nun eine Stimme. »Sven.«

      Sie kam ihm bekannt vor. Diese Stimme hatte er schon einmal gehört … Gerade vorhin erst in seinem Traum! Was zum Teufel war hier los?!

      »Svehehen.«

      »Ja doch«, rutschte es Sven heraus. Die Stimme schien von rechts zu kommen, also machte er sich auf den Weg dorthin.

      Der Gang war schmal für ein Raumschiff. So einen engen Korridor sollte es hier nicht geben. In Scifi-Filmen gab es nie schmale Gänge, da waren Wege in Sternenkreuzern immer breit wie eine einspurige Straße. Dabei sollte man meinen, dass Platz in einem Raumschiff Luxus war, der nicht unnötig verschwendet werden konnte. Wie auf einem Schiff. Schließlich musste das Gefährt aus der Schwerkraft eines Planeten hinausbefördert werden und dabei zählte jedes überflüssige Kilo. Außerdem war ein kompaktes Raumschiff stabiler. Er vertrieb sich die Zeit mit derartigen Überlegungen, um seine Anspannung im Zaum zu halten.

      Es waren keine offensichtlichen Türen in dem Gang auszumachen, aber er wusste nichts über die Beschaffenheit der Materie in diesem Schiff und vielleicht konnte man hier an bestimmten Stellen ja einfach durch die Wand gehen, weil die Struktur es zuließ.

      Er kam an eine Abzweigung. Für die Richtungsweisung gab es eine optische Hilfestellung: Unter einem Pfeil in den entsprechenden Gang war ein Bildschirm angebracht. Auf jenem für die Richtungswahl »links« war eine Katze abgebildet, zusammen mit dem Begriff »Cat-walk«. Der rechte Flur wurde mit dem Begriff »Wolf-gang« ausgewiesen und war mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet. »Ungewöhnlich profan für eine höher entwickelte Spezies«, dachte sich Sven. Andererseits hatte er sich schon oft gewünscht, dass Parkplätze von Einkaufszentren derartige Markierungen trugen, das hätte ihm so manche Viertelstunde für die Fahrzeugsuche erspart. Wie auch immer, am Ende des Wolfgangs drang ein Lichtschimmer durch die Wand, wenn das, was er sah, überhaupt eine Wand war. Er drehte sich nochmal um, als wäre es eine Option, einfach kehrtzumachen, dann schritt er auf die geheimnisvolle Lichtquelle zu.

      Das diffuse Licht machte ihn konfus, doch schließlich erreichte er das Ende des Gangs und stand vor der ominösen Wand. Ein blauer Lichtschimmer war nun deutlich auszumachen, der durch die ansonsten solide und in seinen Augen seriös wirkende Mauer strahlte. Sven streckte seine Hand aus und näherte sich vorsichtig der vermeintlichen Begrenzung, welche zumindest eine Lichtquelle vor ihm zu verbergen schien. Als er in Kontakt kam, glitt seine Hand einfach durch das Gemäuer. Er fühlte Bewegung um sich, so, als würde er in herabfallendes, warmes Wasser greifen. Konnte diese Wand aus beweglichen Teilen bestehen, die durch irgendeine Kraft, die er nicht verstand, in ihrer Position