Название | Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1 |
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Автор произведения | Dr. Phil. Monika Eichenauer |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783844217728 |
Das erste Thema einer solchen interdisziplinären Fachgruppe wie der Ärzte der Kultur ist der globale Wettbewerb und seine Folgen. (Vgl. auch am Ende des Buches: „Manager oder Ärzte der Kultur?“) Denn der kapitalistische Wettbewerb hat auf allen gesellschaftlichen Ebenen die Notwendigkeit für ein soziales Engagement durch die Verdopplung der Werte und deren Auswirkungen im Leben erst hervorgerufen: Die Gleichzeitigkeit gegensätzlicher Werte bringt Verdopplungen in Form von Missständen und Schädigungen in der Produktion von Gütern und Lebensmitteln und generell an und in Menschen, Natur und im Lebensvollzugs hervor. Die Grundvoraussetzung für den Kapitalismus, Menschen in Besitzende und Besitzlose notwendig zu spalten, spaltet alle gesellschaftlichen und menschlichen Vorgänge, so wie der Mensch in sich auch gespalten wird.
In Deutschland scheint, folgt man dem Artikel „Wer kommt nach Oben? Der Weg an die Spitze der Gesellschaft ist in Deutschland schwerer als anderswo. Bei uns ist neben der Leistung vor allem die Herkunft entscheidend.“ (Kohlenberg, Kerstin und Uchatius, Wolfgang 23.8.2007)
Man grenzt sich ab – die einen aus Angst mit Armen, oder weniger Besitzenden, verwechselt zu werden und die anderen aus Scham, Verarmung oder Armut könnten offenbar werden.
Die einen werden immer schamloser und unverschämter, die anderen immer verschämter und beschämter– und damit sprachlos. Beide Gruppen, ob Unten oder Oben, legen sich eine sozial akzeptierte Maske zu, weil man ja im gleichen Land wohnt, und vielleicht doch mal Kontakt mit dem einen, oder anderen Mitglied der anderen Gruppe haben könnte: Schließlich möchte man Wohlgesonnenheit demonstrieren und sich selbst das Gefühl verschaffen, reflektiert, gut und gesprächsbereit zu sein und sich nicht des Verdachts aussetzen, man sei böse, gierig, neidisch und egoistisch, oder gar terroristisch.
Auch dies ist eine weitere Erscheinung der Spaltung: Über besondere Stadtbezirke, in denen gewohnt wird, und Besuch von Privatschulen, wird deutlich, wer man ist. Das ganze Leben folgt einer Einteilung, die dem Status folgt. Gespalten werden nicht nur Interessen und Gruppen von Menschen, sondern jeder Menschen in sich selbst.
Nur: Ein Klaus Kleinfeld wird seine Spaltung völlig anders leben (können), als ein besitzloser Arbeiter oder Angestellter. Insofern rufen Folgen des Kapitalismus Organisationen und Vereine ins Leben, die aufzeigen, was alles verbessert werden muss und /oder was abzuschaffen ist, welche Grenzwerte nicht zu überschreiten sind, weil es schädlich und zerstörerisch ist.
Diese Gegenreaktionen und Gegenaktivitäten gehören quasi mit zum Kapitalismus. Je besser kritische Organisationen funktionieren, und je gründlicher sie arbeiten und aufklären, desto besser für den Kapitalismus. Denn es kommt seinem Wesen entgegen, sich dauernd verändern zu müssen: Alles Bestehende muss immer wieder zerstört und durch neue Produkte ersetzt werden.
Insofern ist es auch in diesem ideologischen Klima jederzeit möglich, unter Beweis zu stellen, dass Menschen etwas gegen Missstände unternehmen – und der Kapitalismus kann zeigen, dass „er“ besser als sein Ruf ist: Er ist immer wieder zur Anpassung bereit – um des Profits und der Beständigkeit des Systems willen, nicht der Menschen willen. Dabei zeigt sich vor dem Hintergrund der letzten dreißig Jahre, dass zum Beispiel die offiziell durch die damalige Politik bekämpfte Kritik von Atomkraftgegnern heute zu Leitlinien und Diskussionsgrundlagen in Politik und Wirtschaft aufsteigen. Ebenso zählen ehemals verpönte „Ökoprodukte“ heute zur teuren First-Class-Ernährung. Verkürzt könnte gesagt werden: Dasjenige, was trotz Kapitalismus noch an Gutem und frei von Schädlichem produziert wird (dabei habe ich noch nicht gesagt, auch unter entsprechend guten Produktionsbedingungen und Löhnen für diejenigen Menschen, die sie herstellen!) wird nur noch von Menschen, die über genügend Geld verfügen, bezahlbar. Naturstoffe und Produkte, die Grenzwerte bezüglich Schädlichkeit nicht übersteigen, sind die teuersten Waren. Damit werden Menschen, die diese nicht bezahlen können, zu denjenigen, die die Billigprodukte nutzen und daran erkranken. Hier zeigt sich eine Spirale des Eigennutzes von Oben, die dazu führt, dass Wirtschaftsunternehmen Pleite gehen, wenn sie nicht schon Pleite gegangen sind... Oben produziert (billig im Ausland) für sich selbst, sprich, für Profit. Gesundes Leben, Ernährung und private Umwelt, werden mit teuren Produkten, die oftmals im eigenen Land hergestellt wurden, gewährleistet. Unten kleidet, umgibt und ernährt sich zwangsläufig mit Billigprodukte aus dem fernen Ausland, die oftmals schädlich für Gesundheit und Leben sind. Schließlich müssen ja auch diese Menschen leben? Dieses Wirtschaftsmodell wird nicht lange funktionieren und wirkt beschämend auf Geist und Seele.
Auch werden sich kleinere Unternehmen nicht über Wasser halten können, in dem sie Billigprodukte unter hochwertige Waren mischen. So ist es mir passiert, dass ich zusammen mit meiner Freundin eine teure Bluse als Seidenbluse einkaufte und Zuhause angekommen, entdeckte, dass sie zu 70 % aus Polyester und zu 30 Prozent aus Baumwolle und in Taiwan hergestellt wurde. Die magersüchtige Verkäuferin argumentierte bei Rückgabe der Bluse, sie könne nicht alle Artikel, die sie bestelle, kontrollieren – die Boutique hat vielleicht eine Größe von 32 qm, die beiden, meist aber nur eine, Verkäuferin(nen) stehen fast den ganzen Tag nur rum, weil nur wenige Kunden die Verkaufsräume besuchen. Sie wollte mir allen Ernstes erzählen, sie habe die Blusen als Seidenblusen bestellt und entsprechend preisig ausgezeichnet! Dabei hätte ihr spätestens auffallen müssen, wie wenig sie im Einkauf dafür bezahlen musste! „Ich zahle Ihnen doch das Geld anstandslos aus, es ist doch nicht so schlimm....“ sagte sie zu mir, weil ich natürlich aufgrund dieses Geschäftsgebaren nicht erfreut war. M.E.: „Entschuldigung, aber das sehe ich anders. Diese Bluse hat mich Stunden gekostet – diese Zeit hätten Sie aufwenden müssen, um ihre Ware zu prüfen. Ansonsten handeln Sie nach dem Prinzip: Wenn’s geht...! Wenn der Kunde nichts merkt... haben Sie gut verdient!“ Ich verließ den Laden. Aber die Geschichte geht weiter. Denn meine Freundin wohnt nicht am Ort und ich nahm dann bei meinem letzten Besuch ihre Bluse und den Gürtel, den sie gekauft hatte, gleich mit und ging also nochmals in den Laden. Meine Bluse, die ich am Vortag in den Laden gebracht hatte, hang wieder auf der Stange und war mit exakt dem gleichen Preis ausgezeichnet. Ich sprach die Verkäuferin, diesmal eine ältere Frau, die Chefin war nicht im Laden, darauf an und zeigte auf die Bluse. Sie teilte mit, dass sie dazu gar nichts sagen könne. Die Chefin sei nicht im Hause. Sie stellte mir einen Gutschein aus und ich sagte ihr, dass sie das Geld auszahlen solle, da wir nicht vorhätten, weiterhin Kunden bei ihr zu sein. Die Verkäuferin: „Ich verstehe Ihren Ton gar nicht....“ Es folgte die gleiche Leier, wie der ihrer Chefin und wie zig Mal in diesem Buch aufgezeigt, wurde die Situation umgekehrt: Nicht die Chefin und sie vertreten ein unanständiges Ansinnen, sondern quasi ich, da mir dieses Geschäftsgebaren auffiel und ich es dann auch noch frech ansprach. Sie können versichert sein, lieber Leser, ich sprach weder wütend, noch laut oder sonst was, sondern nur deutlich. Ich nahm den Gutschein, weil die ältere Verkäuferin sagte, „ich kann das nicht entscheiden...“ Ich fragte dann zurück, ob sie denn verkaufen könne...? Sie hatte verstanden, was von mir gemeint war und musste dann nicht noch ergänzen: denn das wäre ja auch eine Geschäftsfähigkeit. Ich empfahl meiner Freundin, am nächsten Tag, wenn die Chefin wieder da sei, dort anzurufen und um Überweisung des Betrages zu bitten. So gesagt, so geschehen. Die Blusen werden immer noch zum gleichen, völlig überzogenem Preis angeboten. Jetzt auf der Kleiderstange, auf der heruntergesetzte Waren angeboten werden. Die Kundin soll glauben, die Ware sei schon herabgesetzt worden! Das ist nun keine Korrektur des Versäumnisses, die Ware nicht überprüft zu haben – schließlich war ja nun klar, dass es sich um eine billige Polyesterbluse handelte. Die Korrektur bestand in der Chuzpe, sprich, jetzt setzte die Chefin noch ein’s drauf. Dieses Verhalten hat mich nun wirklich empört! Hier ist eine Ansammlung von Frechheiten und Unverfrorenheiten zu berichten, auf die man als Kundin nicht gefasst ist: Erst wird einem etwas viel zu teuer verkauft, dann wird die falsche Auszeichnung der Ware verharmlos als Versehen, dann bekommt man als Kunde den schwarzen Peter zu geschoben, wenn man es entdeckt und im Gespräch wird die ganze Situation emotional gegen die Kundin gedreht: „In welchem Ton....“
Liebe Leserin, wenn Ihnen