Название | Bubenträume |
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Автор произведения | Sebastian Liebowitz |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742791887 |
Er krümmt sich vor Lachen und es dauert eine Weile, bis er sich erholen kann. Glucksend wischt er sich die Lachtränen aus den Augen und blinzelt in die Runde der verwirrten Kindergesichter.
„Sagt mal, weiss einer, wo wir bei der letzten Geschichtsstunde hängengeblieben sind?“
Mal ehrlich: Als Lehrer war Herr Patens eine Niete.
Ich konnte den Kerl ja noch nie ausstehen. Ja, mehr noch: Seit er mir mal eine geklebt hatte, hasste ich ihn mit einer Inbrunst, die an Besessenheit grenzte. Nicht, dass ich es damals nicht verdient gehabt hätte, das nicht, aber so etwas verdrängt man ja gern.
Natürlich kann ich mildernde Umstände ins Feld führen. Ich sehe mich da eher als unschuldiges Opfer einer Verkettung unglücklicher Umstände.
Begonnen hatte nämlich alles damit, dass uns von der Schulleitung mitgeteilt wurde, dass sich Herr Patens „unpässlich fühle“ und etwas später komme. Das war der Schulleitungsjargon für „der Kerl hat sich mal wieder volllaufen lassen und wir haben keine Ahnung, wann er auftaucht“. Die Zeit bis zu seinem Auftauchen wollte natürlich sinnvoll genutzt werden.
Und obwohl die Option, die Zeit mit Lernen zu vertreiben, kurz diskutiert wurde, waren es dann doch alternative Vorschläge, die den meisten Zuspruch erhielten.
Irgendjemand kam schliesslich auf die Idee, man könne sich doch die Wartezeit mit einer Art Schneeballschlacht im Klassenzimmer verkürzen. Ich will Ihnen nicht vorenthalten, dass es ein paar verlogene Denunzianten gab, die bis heute steif und fest behaupten, dass ich dieser „irgendjemand“ gewesen sei. Es ist mir zwar schleierhaft, wie man aus ein paar völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Wörtern wie „Schlacht“, „Schulzimmer“, „Mannschaft eins“ und Mannschaft zwei“ so etwas fabrizieren kann, aber bitte. Ich bin gern bereit, einen Teil der Schuld auf mich zu nehmen. Vorausgesetzt natürlich, dass sie gerecht verteilt wird.
Mir persönlich scheint ein Verhältnis von 50-50 ein gerechter Ansatz.
Oder, wenn ich es mir genauer überlege, 60-40.
60 Schuldprozente gehen dabei fürs nicht Auftauchen an Herrn Patens, während die restlichen 40 Schuldprozente, fürs auf dumme Ideen kommen, an mich gehen.
Wie gesagt, erinnern kann ich mich daran zwar nicht, aber um diese leidige Angelegenheit endlich zum Abschluss zu bringen, bin ich gern bereit, mich zum Wohle der Allgemeinheit zu opfern. Da bin ich fair.
Andererseits, wenn ich es mir so recht überlege, scheint mir ein 20-80 Verhältnis fast noch besser.
-60 Schuldprozente gehen an Herrn Patens fürs sein Nichterscheinen, welches die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht hat.
-20 Schuldprozente gehen, fürs auf dumme Ideen kommen, an mich.
Und noch einmal 20 Schuldprozente gehen an die Schulleitung.
Und zwar für ihren verhängnisvollen Entschluss, Tomatenstauden auf der Südseite des Gebäudes anzupflanzen.
Schliesslich lag noch kein Schnee und so griffen wir halt notgedrungen zu den überreifen Tomaten, die uns frech durchs Fenster anlachten. Als die Schlacht um Mittelerde zu Ende war, sah unser Schulzimmer aus wie dieses Dorf in Spanien, in welches man jedes Jahr Tonnen von Tomaten karrt, um sich eine Tomatenschlacht zu liefern. Nicht ganz so schlimm, freilich. Wenn man genau hinsah, konnte man nämlich hie und da durchaus noch einen unversehrten Flecken finden. Gut, man musste dafür vielleicht eine Schublade öffnen, aber immerhin. Auch hinter der Wandtafel soll es gar nicht so schlecht ausgesehen haben, wie der Leiter des 5-köpfigen Putztrupps am dritten Tag erleichtert berichtete.
So lange wollte Herr Patens dann doch nicht warten. Er schmierte mir am selben Tag noch eine, als er gegen 10 Uhr mit einer Fahne auftauchte. Es war Victorio, der mich als Agitator verpfiff. Da ihm zum Zeitpunkt seines Verrats aber gerade die Ohrläppchen von Herrn Patens langgezogen wurden, konnte ich ihm das natürlich nicht übelnehmen. Herr Patens war nämlich ein wahrer Meister des Ohrläppchenlangziehens und Victorios Ohrläppchen schienen es ihm sogar ganz besonders angetan zu haben. Nachdem mein Name gefallen war, folgte die bereits erwähnte Ohrfeige, die, um es mal so zu sagen, voll ins Auge ging. Und während ich an meinem Platz sass und ich mir die Wange rieb, während mir die Tränen aus dem geröteten Auge rannen, kam zum irreparablen Schaden an meinem Stolz noch der Spott dazu.
„Na, jetzt ist dir dein Lachen wohl vergangen, was“, höhnte Herr Patens. „Jaja, aus einem Lächlein wird ein Bächlein, wie es doch so schön heisst.“ Er grinste gemein. „Fängst du jetzt an zu heulen, oder was? Oh, seht nur, wie böse er funkelt, ich bekomm es gleich mit der Angst zu tun.“ Er ballte seine Faust. „Pass bloss auf, du, sonst kleb ich dir gleich noch eine und dann kannst du deine Zähne auf dem Boden einsammeln.“
Angesichts dieser Sonderbehandlung war es kein Wunder, dass ich bittere Vergeltung schwor. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen, darf ich Ihnen verraten, dass in meinen Plänen ein Eimer mit Bienenhonig und eine Kolonie Feuerameisen eine tragende Rolle spielten. So was hatte ich mal in einem Roman gelesen und schien mir angemessen. Zumindest, bis ich dem blöden Patens zwei Wochen später schon wieder ins Netz ging.
Danach drehten sich meine Gedanken eher um glühende Eisen und Streckbänke.
Der Auslöser war ein schwedisches Pornomagazin, welches ich unter meiner Matratze entdeckt hatte. Zusammen mit diversen, verkrusteten Flecken auf derselben, an denen ich weniger Gefallen fand. Diese Hinterlassenschaften stammten wohl von meinem Bruder, der sich am Vortag wieder auf hohe See verabschiedet hatte. Und so machte ich mich wieder einmal mit Papas Pitralon über die Flecken und, kurz darauf, mit Interesse über das Pornomagazin her.
In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht vorzustellen gewagt, was da Männlein und Weiblein miteinander trieben. Da wurde nicht nur von vorne und hinten, nein, auch von oben und unten und manchmal sogar quer…mir drehte sich der Kopf. Ich war dermassen fasziniert vom Geschehen, dass ich alles um mich herum vergass. Ein Fehler, der sich bitter rächen sollte.
Plötzlich riss mir jemand die Bettdecke vom Kopf und Mama stand über mir. Mit geübtem Blick erfasste sie die Situation, schnappte sich das Heft und klatschte mir das Ding gleich ein paarmal um die Ohren.
Zum Glück hinterliessen die aufgequollenen Seiten des von Körpersäften durchnässten Pornomagazins einen eher dumpfen Schmerz. Kein Vergleich zu den Schulfheftattacken meiner ehemaligen Lehrerin, die einen eher stechenden Schmerz zur Folge hatten, zu dem sich oft sogar noch ein dumpfer Kopfschmerz hinzugesellte. Vielleicht war die erhöhte Schmerzresistenz aber auch darauf zurückzuführen, dass sich mein Blut zu diesem Zeitpunkt weniger im Kopf als den unteren Körperregionen staute. Was immer es war, mein hautfreundliches Pornoheft war ich jedenfalls los.
Natürlich brannte ich darauf, Bürgi an meiner frisch erworbenen Fachkenntnis teilhaben zu lassen. Am meisten beeindruckt hatte mich der Einfallsreichtum einer drallen Dame, die gleich drei Herren auf einmal bediente. Dabei ritt sie auf einem Herrn, der sich auf den Boden gelegt hatte, auf und ab, und befriedigte gleichzeitig zwei weitere Herren, die sich links und rechts von ihr postiert hatten, abwechselnd mit dem Mund.
Bürgi war gleich