Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738042412



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war Osir nicht über die letzten Ereignisse unterrichtet.

      „Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte Taligh. „Vielleicht wäre es gut, wenn Gnum auch an der Unterredung teilnehmen würde. Es sind einige Dinge zu besprechen.“

      Dass das Auftauchen der Oson kein reiner Freundschaftsbesuch war, hatte sich Osir schon gedacht. Aber jetzt wurde er neugierig, was sie ihnen berichten würden.

      Osir ging mit ihnen in einen nahen Raum. Nach wie vor gab es keine Möbel und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich im Stehen zu unterhalten. Dann tauchte Gnum in der Begleitung eines dritten Sinaraners auf, den die Oson bisher noch nicht kannten. Gnum stellte ihn als Amenubis vor. Nach einer kurzen Begrüßung kamen sie bald zum wichtigen Teil ihrer Begegnung.

      „Um es kurz zu machen“, begann Taligh ohne Umschweife, „wir haben die sieben Fragmente.“

      „Alle sieben des Chrysalkristalles?“, vergewisserte sich Osir überrascht. „Wenn das stimmt, konntet ihr unsere Bitte am Ende unerwartet schnell erfüllen.“

      „Ja, es stimmt, obwohl wir es gar nicht als so schnell empfunden haben. Und es verlief so wenig reibungslos, wie wir es erwartet hatten. Allerdings befinden sich die Fragmente noch auf der ZETRIS. Und wie es unseren Freunden geht, das wissen wir nicht.“

      Die Sinaraner blickten ihn ernst an, dann bat Gnum ihn, der Reihe nach zu berichten.

      Taligh begann mit der Begegnung zwischen ihnen und Alben Sur, kurz bevor sie Neerbucht erreichten. Die Sinaraner wussten noch nicht, dass es den Orden des Enkhór-mûl nicht mehr gab, ihnen war aber aufgefallen, dass er sich seit der verlorenen Schlacht nicht mehr um sie gekümmert hatte. Die Überfahrt in die Seemark schilderte Taligh nur in knappen Worten. Dann kamen die Ereignisse in der Ruine der Seefestung, das unerwartete Auftauchen von Elemaris und schließlich die Erkundung des Schiffes, in dem die Ax´lán ihre geheime Forschungsstation errichtet hatten, an die Reihe. Taligh berichtete von ihrer Verfolgung durch den Kampfroboter, die Ereignisse um den Tod Alben Surs und ihre anschließende Flucht aus dem unterirdischen Labyrinth. Und schließlich erwähnte er die Zeitverschiebung der Seefestung und mit ihr die ihrer Freunde.

      Die Sinaraner waren nachdenklich geworden. Sie waren ehrlich überrascht darüber, dass dem Chrysalkristall Kräfte innewohnen sollten, die angeblich das ganze Planetensystem von Nephys erschüttern konnten. Und genauso ehrlich waren sie bestürzt darüber, dass sie einen Teil ihrer Gruppe in der Zeit verloren hatten. Unter diesen Umständen war selbst ihre Freude über ihre Rettung nicht so ungetrübt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Aber am Ende durfte es für sie keine andere Lösung geben.

      Nach einer kurzen Zeit des Überlegens sagte Amenubis:

      „Einiges von dem, was ihr berichtet habt, ist uns bekannt. Es stimmt, dass dieser Kristall als Kraftquelle nicht von uns entwickelt wurde. Er wurde von unseren Vorfahren auf einem anderen Planeten entdeckt und dann nach Kukul gebracht. Dass wir ihn schließlich nach Elveran mitnahmen, hatte den Grund, dass er uns eine Macht gab, die uns ermöglichte, die Ax´lán zu beherrschen. Wir hatten jedoch keine Ahnung davon, dass er eigens für diesen Planeten geschaffen wurde, noch dazu von Wesen, von denen wir keine Vorstellung haben. Und ich glaube, es geht nicht nur mir so, wenn ich sage, dass mir das zu glauben schwerfällt.“

      „Aber warum war es überhaupt eure Sache, die Ax´lán, die sich hierher geflüchtet hatten, zu überwachen?“, fragte Gnee.

      „Nun, als wir ausgeschickt wurden, gab es noch den sogenannten Galaktischen Bund, das war die Vorläuferorganisation des Zivilisationsrates. Eines ihrer Gesetze war, bewohnte Planeten vor außerplanetarischem Einfluss zu bewahren, wenn die Einwohner ein bestimmtes Entwicklungsstadium noch nicht erreicht hatten. Dieser Schutz sollte auch gewährleistet werden, wenn dieser Einfluss von einem Volk ausging, das nicht zum Galaktischen Bund gehörte, also in diesem Fall von den Ax´lán.“

      „Hätten die Ax´lán nicht selbst auf ihre Leute aufpassen können?“

      „Ich bin sicher, dass sie nicht nur auf sie aufgepasst hätten, sondern sogar versucht hätten, sie wieder einzufangen. Doch das hätte Krieg auf Elveran bedeutet mit ungeahnten Auswirkungen. Die Ax´lán, die sich in der Zwischenzeit hier ausgebreitet hatten, hatten sich waffentechnisch weiterentwickelt. Sie wurden von einem Forschungsschiff des Galaktischen Bundes entdeckt, genauer gesagt, von dem Volk der Te´kumos. Um die Lage für die Elveraner nicht noch mehr zu erschweren, hat der Galaktische Rat beschlossen, den Ax´lán nicht von ihren Volksgenossen auf diesem Planeten zu unterrichten, sondern selbst dafür zu sorgen, dass nichts Schlimmeres geschah, als bereits geschehen war. Und da wir Sinaraner den Chrysalkristall besaßen und mit verhältnismäßig geringem Aufwand eine Überwachungsstation errichten konnten, übernahmen wir diese Aufgabe.“

      „Hattet ihr denn nicht auch die Absicht, die Ax´lán von Elveran zu entfernen?“, fragte Gnee.

      „Nein, auch das hätte wahrscheinlich Krieg bedeutet. Und den wollten wir unter allen Umständen vermeiden. Unser Ziel war es, ihre weitere Ausbreitung zu verhindern.“

      „Wenn ihr den Kristall nicht eingebüßt hättet, wie hättet ihr dann den Ax´lán Einhalt bieten wollen?“, fragte Hyldan.

      „Zugegeben, das ist eine unbeantwortete Frage“, antwortete jetzt Gnum. „Wir bezweifeln aber, dass wir den Untergang von Ax´lûm hätten verhindern können. Zwar waren uns ein Teil ihrer Experimente bekannt, aber dass sie dabei waren, die Kräfte von Nephys anzuzapfen, erkannten wir zu spät. Da hatten sie zwar noch nicht unseren Kristall in ihren Besitz gebracht, aber der Kontinent war nicht mehr zu retten. So mussten wir machtlos zusehen, wie sie seinen Untergang beschleunigten. Wir hätten es vielleicht aufhalten können, wenn wir rechtzeitig davon erfahren hätten, es zu verhindern, wäre sicher unmöglich gewesen.“

      „Aber Alben Sur sagte, der Kontinent wäre früher oder später doch im Meer versunken“, wandte Gnee ein.

      „So, sagte er das? Auszuschließen ist es nicht, aber wir hätten mehr Zeit gehabt, etwas gegen die Ausbreitung der Ax´lán über ganz Elveran zu unternehmen. Wir hätten ihnen irgendwo eine Kolonie zur Verfügung gestellt, vielleicht in einem Inselreich in einem der Ozeane.“ [Neneema bemerkte bald, dass irgendetwas an der Geschichte der Sinaraner nicht stimmen konnte. Einerseits wollten sie die Strafgefangenen auf Elveran belassen, um einen Krieg mit ihnen zu vermeiden, andererseits waren sie angeblich stark genug, um sie in einem begrenzten Gebiet festzuhalten. Das war widersprüchlich. Wären die Sinaraner so mächtig gewesen, wie sie behaupteten, hätte es ihnen kaum Schwierigkeiten gemacht, die Ax´lán einzufangen und schließlich auf einem anderen Planeten abzusetzen. Aber Neneema war nicht an endlosen Gesprächen über Ereignisse interessiert, die weit in der Vergangenheit lagen. Und wer weiß, vielleicht war Gnum, Osir und den anderen Wächtern auch nie die ganze Wahrheit mitgeteilt worden].

      „Mit euren paar Leuten“, meinte Hyldan.

      Gnum lächelte.

      „Du unterschätzt unsere Möglichkeiten, die wir hatten.“

      „Du meinst, gehabt hätten, wenn sie euch von einigen Ax´lán nicht genommen worden wären.“

      „Na ja, ein Ruhmesblatt unserer Geschichte war es nicht und es fällt mir schwer, es einzugestehen, aber so war es wohl.“

      „Warum habt ihr eure eigenen Leute nicht zu Hilfe gerufen?“, fragte Gnee. „Der Verlust des Kristalles war doch schließlich ein ausgesprochenes Unglück und stellte eure Aufgabe in Frage, wenn er sie nicht sogar unmöglich machte.“

      „Das ist wahr“, gab Osir zu. „Wir sandten auch einen Hilferuf an unser Volk, aber es kam keine Antwort.“

      „Das ist Geschichte und jetzt nicht mehr von Bedeutung“, erklärte Neneema entschieden. Noch hielt sie es nicht für angebracht, die Sinaraner darüber aufzuklären, warum wahrscheinlich eine Antwort ausgeblieben war. Und das hatte nichts mit dem Zustand ihrer Sonne Sina zu tun, der erst vor kaum einhundert Jahren kritisch wurde, sondern mit einem gewöhnlichen innenpolitischen Umstand, der kaum ein Volk, sei es zivilisiert oder auch nicht, ausließ. Vor eintausendfünfhundert Jahren war es auf