Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738042412



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mussten daher nicht hungern. Trotzdem konnte es so nicht weitergehen. Irgendetwas musste ihnen einfallen.

      Bis zum nächsten Morgen hatte Tjerulf sich zwar einen Vorschlag überlegt, aber wie sie ihn umsetzen konnten, wusste er selbst nicht.

      „Ich sagte euch gestern, dass ich davon abraten würde, uns zu begegnen, obwohl es nicht mehr als die Ahnung eines Unglücks ist“, begann er. Das hörte sich zwar seltsam albern an, aber wer wusste es schon, vielleicht konnte es tatsächlich zu unangenehmen Verwicklungen kommen. „Also kann es nur Hilfe von jemandem geben, in dessen Umgebung sich bestimmt keiner von uns aufhält, der aber weiß, wo wir uns befinden, zumindest auf welchem Planeten.“

      „Und die kennst den jemanden“, vermutete Scilla.

      „Ich denke schon. Es sind einige Freunde aus meinem Volk, zu denen ich seit einiger Zeit Verbindung habe.“

      „Befinden sie sich in der Nähe von Elveran?“, fragte Elemaris.

      „Das wäre ein Zufall. Von Zeit zu Zeit bekomme ich von ihnen Besuch. Angekündigt habe sie sich erst für nächstes Jahr. Aber vielleicht gelingt es mir, sie durch einen Notruf zu erreichen.“

      „Aber können sie uns auch aus der Zeitverschiebung befreien?“

      Tjerulf lächelte geheimnisvoll.

      „Es gibt da bei uns eine neue technische Entwicklung, von der ich erst bei ihrem letzten Besuch beiläufig erfahren habe. Es ist ein Experimental-Raumschiff, dessen übergroße Reaktoren ein Kraftfeld erzeugen können, dass sich auf den Zeitverlauf in der näheren Umgebung auswirkt. Wie weit in jede Richtung war noch nicht völlig erforscht. Aber vielleicht könnten sie sich uns mit seiner Hilfe so weit nähern, dass sie uns aufnehmen können.“

      „Vorausgesetzt seine Reichweite reicht aus“, meinte Scilla.

      „Ja, aber dieses Schiff sehe ich im Augenblick als einzige Lösung unseres Problems an.“

      „Wann könnte es denn hier sein?“

      „Tja“, sagte Tjerulf und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Genau das weiß ich nicht. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht einmal, wie ich Tiba erreichen kann. Dazu brauche ich als Erstes einmal ein starkes Funkgerät, an dem ich einige Veränderungen vornehmen muss. Ich schätze, ich könnte es so umrüsten, dass der Notruf in etwa zwei Wochen meine Heimatwelt erreicht. Das Experimentalschiff soll unglaublich schnell sein, so wurde es mir jedenfalls beschrieben. Angeblich würde es von Tiba bis nach Elveran nur eine Woche unterwegs sein. Geben wir der Besatzung noch einpaar Tage, um es startklar zu machen, dann wäre die Hilfe in spätestens vier Wochen hier.“

      „Das wäre zu spät“, wandte Durhad ein. „Vielleicht gibt es Elveran in vier Wochen gar nicht mehr, falls Taligh das Fragment gefunden hat.“

      „Ich hoffe, sie werden in diesem Fall zögern, den Kristall zusammenzusetzen. Ich vermute, dass sie versuchen werden, uns irgendwie wiederzufinden, bevor sie riskieren, das Elveran untergeht.“

      „Und wie sollen wie hier so lange überleben, ohne Nahrung und mit den Telerin im Nacken?“, wandte Fintas ein.

      Das war eine berechtigte Frage, auf die Tjerulf keine Antwort hatten. Ihm war ja sogar unklar, wo er das benötigte Funkgerät herbekommen konnte. Die Forschungsstation der Ax´lán kam dafür zwar in Frage, aber wie sollten sie dort hineinkommen, ohne bemerkt zu werden. Eine Sprengung der Stahlwand wäre vielleicht möglich gewesen, aber dann wären ihnen in kürzester Zeit die Kampfroboter auf den Fersen. Ein solches Eindringen würde kein Wachmechanismus als besonders freundliche Geste beurteilen. Sie konnten nur versuchen, durch den Tunnel der Maschinenspinnen hineinzugelangen.

      „Vielleicht kann ich da weiterhelfen“, meinte Elemaris. „Wie ich euch bereits gesagt habe, gibt es vor der Küste der Seemark eine weitere unterseeische Station. Die befindet sich zweckmäßigerweise nicht weit entfernt von der Ruine und ist durch einen Tunnel erreichbar. Dort befindet sich auch eine umfangreiche technische Ausstattung. Da wirst du bestimmt finden, was du suchst.“

      „Ist die Energieversorgung noch betriebsbereit?“

      „Zumindest gibt es da unten Licht.“

      „Bleibt immer noch das Problem mit der Dauer, bis sie hier sein können, und der Ernährung bis dahin“, meinte Scilla.

      „Immer eins nach dem anderen“, meinte Tjerulf hoffnungsvoll. „Für einige Tage haben wir genug zu essen. Und vielleicht dauert es ja auch gar nicht so lange, bis die Hilfe eintrifft.“

      Auch wenn Scilla es vermutete, was das betraf, wusste Tjerulf nicht mehr als sie. Aber sie verstand immer noch nicht, warum es nicht möglich sein sollte, von der ZETRIS abgeholt zu werden. Man hätte ja einen Zeitpunkt vereinbaren können, an dem sie sich alle auf Elveran befanden und an Bord konnte man sich wohl so lange aus dem Weg gehen, bis eine Lösung gefunden wäre. Aber je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr musste sie Tjerulf Recht geben. Es war nicht gut, wenn sie sich selbst irgendwann gegenüberstanden. Und das wäre der Fall, wenn ihre Gruppe wieder in ihre Zeit versetzt werden würde. Dann gäbe es sie zweimal und das war eine undenkbare Vorstellung. Vier Wochen würden sie schon irgendwie überstehen - vorausgesetzt Elveran blieb stabil. Ach, ist das alles kompliziert, seufzte sie in Gedanken.

      Nach einem kargen Frühstück verließen sie das Versteck. Immer auf der Hut vor den Telerin bewegten sie sich im Eilmarsch auf die Küste zu. Einst waren die Seefestung und der Eingang zum Tunnel zur Unterwasserstation jeweils von einem eigenen Wald umwachsen, doch inzwischen hatten sich die beiden zu einem großen und dichten Wald vereinigt. Nach etwa einer Stunde kamen sie unbehelligt dort an.

      „Hier ist es“, sagte Elemaris und drückte die Zweige eines Strauches zur Seite.

      „Den hätten wir allein nie gefunden“, meinte Scilla.

      „Da bin ich sicher.“

      Die Ax´lán waren fleißige Tunnelbauer. Auch dieser war sehr lang, geradlinig und sorgfältig bearbeitet. Er ähnelte dem, durch den sie die Forschungsstation unter der Festungsruine erreicht hatten. Allerdings hatten sich die Ax´lán nicht die Mühe gemacht, dort Licht anzubringen. Und auf eine versperrende Tür stießen sie erst, als sie bei dieser Station angelangt waren. Sie wies einige Beschädigungen auf und ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen. Wieder betraten sie eine Schleuse. Sehr dicht war sie nicht mehr, denn es tröpfelte hier und dort Wasser von den Wänden, aber bisher war es nicht so viel, als dass es nicht durch ein Drainagesystem hätte abgeführt werden können. Das Wasser schmeckte salzig, also sickerte Meereswasser herein. Lange würde diese Einrichtung der Ax´lán nicht mehr bestehen, vermutete Tjerulf.

      „So ist es schon, seit ich sie vor einigen Jahren entdeckte“, meinte Elemaris. „Ich bin zuversichtlich, dass sie nicht gerade heute überflutet. Und in einpaar Tagen werden wir sie wahrscheinlich nicht mehr brauchen.“

      Diese Äußerung ließ Raum für verschiedene Deutungen. Plötzliche zögerte Scilla.

      „Fürchtest du dich?“, fragte Tjerulf.

      „Ja. Seid ihr sicher, dass wir hier nicht auf die Überreste von Menschenversuchen stoßen? So etwas möchte ich nicht noch einmal sehen.“

      „Da kann ich dich beruhigen“, sagte Elemaris. „Diese Station diente nicht solchen Zwecken. Ich habe sie gründlich untersucht, und nirgends Hinweise darauf gefunden. Außerdem kommt ihr nur in den Funkraum.“

      Sie betraten die Station durch einen engen Schacht, in dem eine stählerne Leiter nach oben führte. Drinnen wurde die Luft schlagartig stickig. Anscheinend arbeitete die Lufterneuerung nicht mehr. Lange würden sie es in den Räumen bestimmt nicht aushalten.

      Wie Elemaris gesagt hatte, brannte zumindest noch die Deckenbeleuchtung. Er versicherte ihnen, dass es keine Kampfroboter gab und den einzigen Wachroboter, der ihm begegnet war, fanden sie in Trümmern kurze Zeit später in einem Gang. Die Station war in zwei Etagen errichtet und an den Außenseiten mit Fenstern ausgestattet, von denen einige auch nicht mehr vollkommen dicht waren. Sie musste ziemlich tief unter der Meeresoberfläche liegen, denn das Licht in den Fenstern