Vater und Klon. Wolf Buchinger

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Название Vater und Klon
Автор произведения Wolf Buchinger
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742780416



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      „Bist du sicher, dass wir hier rein wollen?“

      „Ja, das ist totales Neuland für dich.“

      „Entspricht dieses Lokal unseren Ansprüchen?“

      „Wahrscheinlich noch mehr, du wirst es bald erleben.“

      „Auf dem riesigen Parkplatz stehen ein paar Dutzend Lastwagen aus aller Herren Länder. Auch Polen und Rumänen sind dabei. Sollen wir deinen 2CV nicht lieber weiter vorne parken, damit wir ihn sehen? Das Verdeck ist ratzfatz aufgeschnitten und unsere Sachen sind weg.“

      „Du nervst, wir sind hier unter Freunden. Und in einer Ente erwartet keiner ein Vermögen, das ist ein Auto für Arme oder Spinner, und die haben bekanntlich kein Geld.“

      „Und wie das hier riecht! Pommes Frites, Entenfett, Knoblauch …“

      „… billiger Rotwein, Pastis, Bier …“

      „Und rammelvoll ist es auch! Komm, wir suchen uns etwas Anderes!“

      „Probieren geht über Studieren. Vielleicht hilft dir dies: Wenn Raoul zu faul ist zu lernen, kannst du ihm diese Situation beschreiben. Die Fahrer hier drinnen verdienen weniger im Monat, als wir allein für Madiran ausgeben. Da hinten wird ein Tisch frei, komm schnell!“

      „Nein, Papiertischdecken!“

      „Das ist hygienischer als Stoff, der nicht richtig gewaschen ist.“

      „Sind das wirklich alles Lastwagenfahrer?“

      „Oui, die meisten, ein paar Vertreter noch.“

      „Und alle trinken Alkohol, ja sogar Schnaps.“

      „Das macht den Verkehr flüssiger.“

      „Gibt es keine Verkehrskontrollen?“

      „Selten. Sie informieren sich gegenseitig und fahren einen Umweg, wenn es nötig ist. Siehst du den zweiten Tisch im Nebenzimmer?“

      „Nein, das darf ja nicht wahr sein, Polizisten trinken Rotwein.“

      „Na also, solange die hier sind, gibt es keine Kontrollen. Außerdem kennt man sich. Hier ist so eine Art Familie mit ganz lockeren Bindungen. Es zählen das reichliche, gute Essen, die tiefen Preise und das Ambiente, unter Berufskollegen zu sein.“

      „Hast du einen Liter Roten bestellt?“

      „Nein, das geht hier automatisch, zum Menü gehört Wein à discrétion.“

      „Zum Wohl! Der schmeckt besser als der teure Burgunder, und süffiger ist er auch.“

      „Oui, oui, das ist ein einfacher Côtes du Rhône, wächst wahrscheinlich gerade hier nebenan und wird in Zehnliter-Behältern angeliefert.“

      „Aus Eichenholz?“

      „Pardon, wenn ich lache, nein, aus Plastik.“

      „Oh, welch eine verlorene Kultur!“

      „Schmeckt er oder nicht?“

      „Er wird immer besser.“

      „Na also, der Zweck heiligt die Mittel.“

      „Hast du schon etwas bestellt? Die Serviererin hat zwei Teller auf unseren Tisch gestellt.“

      „Es gibt hier nur ein Menü, also wozu fragen.“

      „Was ist das für ein fettes Zeug?“

      „Rillette de porc.“

      „Das klingt nach einer Giftmischung.“

      „Pardon, aber die Übersetzung klingt schrecklich:

      ‚Schweinemett‘. Probier es doch erst einmal, bevor du darüber schimpfst!“

      „Mmmh, das ist ja tierisch gut, kann man davon etwas nachbestellen? Da kommt ja keine Vorspeise aus unseren Nobelrestaurants mit! Drüben auf dem leeren Tisch steht noch eine halbe Portion, meinst du, ich kann sie mir rüberholen?“

      „Lieber nicht, da haben Rumänen gesessen.“

      „Und was ist denn das jetzt? Ein riesiger Teller Pommes frites mit einem halben Gemüsegarten und einer riesigen Wurscht.“

      „Das ist eine Andouillette, Innereien aus Magen und Darm vom Schwein, besonders gewürzt.“

      „Igitt, das muss ich also wirklich nicht essen! Frag mal nach, ob sie ein Steak vom Rind haben.“

      „Erstens haben sie heute kein Steak und zweitens, verdammt noch mal, probier doch erst einmal! Mach von mir aus die Augen zu.“

      „Edouard, … du hast Recht, ich entschuldige mich! Wie heißen diese Restaurants?“

      „Les Routiers. Das steht in erster Linie für die Lastwagenchauffeure, aber auch für alle anderen Autofahrer.“

      „Dann sollten wir so oft wie möglich dort essen, das ist ja die Wucht. Eine simple Wurscht mit einem überragenden Geschmack. Merci, dass du mich hier hingeschleppt hast. Warum bringt sie nun einen zweiten Liter Roten?“

      „Tja, mein kleines Dummerchen. weil der erste schon alle ist. In der Logik eines Börsianers wirst du das nie verstehen: Hier gibt es nur einen einzigen Preis, egal, wie viel du isst oder trinkst, und das Baguette ist auch noch gratis, du musst nur den leeren Korb an den Rand des Tisches stellen und schon kommt ungefragt der nächste.“

      „Können wir das nette Fräulein nicht fragen, ob sie bei uns arbeiten will? Sie ist unglaublich schnell, sieht alles und lächelt immer. Das ist heute selten geworden.“

      „Frag sie doch mal. Aber halt dir die Backen schon zu, damit ihre Ohrfeige nicht so weh tut. Gib ihr ein ordentliches Trinkgeld und sie wird dich in guter Erinnerung behalten. Mehr geht nicht, hier zählt nur die Masse.“

      „Und einen Vanillepudding bringt sie auch noch.“

      „Willst du ihr einen Heiratsantrag machen? Leg einen Bankauszug hin und sie sagt ja. Außerdem heißt das Dessert ‚Flan provençale’, das klingt besser und das schmeckt besser.“

      „Woher weiß sie, dass ich jetzt einen Kaffee will?“

      „Tja, Paul, es gibt Menschen und Systeme, die du nie verstehen wirst, weil du nur deine kleine Welt zuhause gesehen hast.“

      „Uff. Das war das beste Essen hier in deinem seltsamen Frankreich, wo das Günstige besser ist, als das sündhaft Teure. Ich brauche jetzt eine Siesta und Zeit zum Nachdenken.“

      „Wir fahren jetzt sofort weiter, die Polizisten zahlen und wir sollten vor ihnen sein. Du kannst ja in meinem Enten

      Schaukelstuhl pennen.“

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