Название | Winterkinder |
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Автор произведения | Anna Kosak |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742710895 |
„Ach Lissa“, flüsterte Caitlin, „du Gute.“
„Naja, jedenfalls hatte ich die Idee, dich und Malou zu uns einzuladen. Vielleicht in der letzten Januarwoche für ein verlängertes Wochenende? Würdest du kommen?“
„Ja… ja, selbstverständlich!“
Sie besprachen noch ein paar Details, dann legten sie auf.
„Caitlin? Bist du noch am Telefon?“, rief Michael aus dem Wohnzimmer.
„Nein“, krächzte sie.
Dann kamen die Tränen.
Eine Jugenderinnerung:
„Aber dass ihr nichts verratet!“, zischte Lissa.
Ihre Freundinnen schüttelten entschieden den Kopf.
„Wir doch nicht!“, flüsterte Malou.
„Wann soll es denn losgehen?“
„Um siebzehn Uhr werden die ersten Gäste kommen. Bis dahin müssen wir alles vorbereitet haben!“
Oma Betty steckte den Kopf herein.
„Was habt ihr denn da zu flüstern?“
Sie machten ein unschuldiges Gesicht. Lin grinste. Die Überraschungsfeier für Betty würde super werden!
Michael blickte vom Fernseher auf, als Caitlin hereinkam. Sie ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen und streckte alle Viere von sich.
„Und? Wie war das Gespräch?“, fragte er neugierig.
„Melissas Oma ist vor einer Woche gestorben! Ich hatte Betty unheimlich gern! Ich musste eben echt weinen. Wie schön von ihr zu hören! Ich bin ganz durcheinander. Aber es tat gut, Melissas Stimme zu hören.“
Er zog fragend sie Augenbrauen hoch.
„Stell dir vor, Lissa wohnt wieder in unserer Heimatstadt! Dieses verschlafene kleine Nest, in dem wir aufgewachsen sind.“ Caitlin setzte sich auf, nun ganz lebhaft. „Sie hat geheiratet und ist mit ihrem Mann vor einigen Jahren wieder dorthin gezogen. Ich meine…“
Sie verstummte und schaute ihren Mann mit großen Augen an. Im Fernsehen begannen die Abendnachrichten. Michael machte den Ton noch etwas leiser.
„Es ist alles ganz merkwürdig“, sagte Caitlin versonnen, „alles ganz merkwürdig.“
Kapitel 4
Melissa konnte nicht schlafen. Neben ihr schnarchte Robert ungerührt. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Ihr ganzer Körper schien unter Spannung zu stehen, die Muskeln zogen, alles zwickte, sie konnte kaum ruhig liegen. Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Leise stand sie auf, schlüpfte in Hausmantel und warme Socken und schlich aus dem Zimmer.
Sie holte die Milch aus dem Kühlschrank. Eine warme Milch mit Honig würde sie hoffentlich beruhigen.
Noch immer kam ihr das Telefonat unwirklich vor. Wie aus einem Traum. Caitlins Stimme, leise, aber bestimmt. Trotz all der Jahre in Deutschland dieser leichte britische Akzent. Keiner sprach Melissa so zärtlich aus, wie Caitlin es tat.
Vorsichtig schüttete sie die Milch in die Tasse und rührte etwas Honig unter, stellte die Tasse in die Mikrowelle. Dann ging sie damit ins dunkle Wohnzimmer. Durch das Fenster schien der Mond, das erste Mal seit langem wieder sichtbar.
Wie gut es getan hatte, mit Lin zu telefonieren. Leider hatte sie Malou noch nicht erreichen können. Es wäre zu schade, wenn sie nicht kommen könnte.
Die ersten Schlucke wärmten Melissa von innen. Bedächtig trank sie ihre Tasse aus und hing ihren Gedanken nach.
Nach dem Telefonat waren sie gleich aufgebrochen und zu Roberts Schwester gefahren. Es war ein überaus langweiliger Abend geworden. Einzig die Tatsache, dass sie ein wenig Zeit mit Robert verbringen konnte, abseits des Alltags, hatte sie aufgemuntert. In einer ruhigen Minute, als sie beide im Wintergarten standen und ein Glas Sekt tranken, hatte Melissa den Telefonanruf ihrer Kindheitsfreundin angesprochen.
„Bei uns?“
„Es wäre ja nur von Freitag bis Sonntag.“
Robert kratzte sich am Kopf und schaute sie zweifelnd an.
„Hältst du das denn für so eine gute Idee? Schließlich habt ihr euch seit eurer Studienzeit nicht mehr gesehen! Ich kann mir kaum vorstellen, dass es so einfach wird, nach all der Zeit wieder daran anzuknüpfen.“
Eigentlich gab Melissa ihrem Mann ja Recht. Sicher, es würde eine Herausforderung werden. Doch andererseits konnte sie schlecht ihre ehemals beste Freundin einladen und dann im Hotel übernachten lassen. So sagte sie es Robert auch. Er zuckte schließlich die Schultern.
„Das musst du wissen. Ich habe jetzt im Januar eh viel zu tun im Geschäft, dann habt ihr eure Ruhe. Und ein Gästezimmer haben wir ja, da kann sie sich einrichten.“
Melissa zuckte zusammen. Das Gästezimmer. Das eigentlich, ursprünglich, als Kinderzimmer gedacht gewesen war. Möglichst neutral antwortete sie:
„Alles klar, dann rufe ich Caitlin direkt an und frage sie.“
Aissa war dazu gekommen. Wie immer ein Traum aller Männer, betörend duftend und in ein dunkelrotes Cocktailkleid gehüllt.
„Naa, ihr zwei Hübschen! Ich hoffe, ihr amüsiert euch gut?“
Hinter Aissa tauchte ihr Mann auf. Melissa konnte Jürgen nicht leiden. Als er ihr charmant ein weiteres Glas zu trinken brachte, lächelte sie gequält und stellte sich etwas dichter neben Robert. Jürgen nutzte jede Gelegenheit, um sie zu begrabschen. Er machte dies jedoch immer so beiläufig und unauffällig, dass sie sich schon im nächsten Augenblick nicht mehr ganz sicher war. Einmal hatte Melissa versucht, ihrem Mann davon zu erzählen. Doch dieser hatte nur abgewinkt, sie bilde sich das sicherlich ein, warum solle Jürgen so etwas tun.
Ja genau, es ist ja auch unvorstellbar, dass ich mal etwas richtig einschätze, dachte sie bitter.
Am nächsten Tag hatte Melissa direkt nach dem Telefonhörer gegriffen. Aus Versehen hatte sie die Geschäftsnummer gewählt.
„Fog & Wodehouse, Art-Consulting-Agentur. Mein Name ist Magda Reichert. Guten Tag!?“
Stotternd bat Melissa darum, Caitlin Smith zu sprechen.
„Frau Smith?“
„Ähm, ja… Ist sie denn-?“
„Ach, Sie meinen Frau Fog! Caitlin Fog!“
„Oh, ja. Genau. Sie hat ja geheiratet…“
„Frau Fog ist gerade in einer Besprechung. Kann ich etwas ausrichten?“
„Ja… ähm… Oder vielleicht ruft sie mich kurz zurück, wenn sie sie Zeit hat? Ist das möglich?“
Melissa kam sich furchtbar trottelig vor. Wie eine kleine graue Maus, die keine Ahnung vom Geschäftsleben hat. Aber so ist es ja auch, dachte sie müde.
Die Sekretärin blieb unverändert freundlich.
„Unter welcher Nummer kann sie Sie erreichen?“
Melissa diktierte ihre Festnetznummer und zur Sicherheit auch noch die Handynummer.
„Frau Fog wird sich dann schnellst möglichst bei Ihnen melden, in Ordnung?“
„Ja, danke. Auf Wiederhören.“
Dann hatte sie es nochmal bei Malou probiert, doch niemand hatte abgehoben. Schließlich schrieb sie ihr ein paar kurze Zeilen per E-Mail, in denen sie sie einlud und dass sie und ihr