Die Köchmüller-Papiere. i.A. - H.T.K.

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Название Die Köchmüller-Papiere
Автор произведения i.A. - H.T.K.
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742767455



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höher. Wohnbauten. Büros. Hallen, grenzüberschreitende Projekte. 1.000 oder gar bis zu 2.000 Einheiten, und das Monat für Monat. Hier galt als einzig achtbare Rechnungseinheit nur noch die Milliarde.

      Wenn es um die besonders halbseidenen unter den Kooperationspartnern ging, also um ganz bestimmte, abgebrühte Bauträger, um Anbieter geschlossener Fonds für Immobilien und regenerative Energie oder wenn das Verramschen zentral gelegener Gewerbe-Immobilien zu Lasten des normalen Einzelhandels in den Innenstädten projektiert wurde, dann hielt sich Köchmüller, so weit es irgendwie möglich war, heraus. Er wollte nachts ruhig schlafen, und nicht Albtraumnächtens von den ruinierten Tante Emmas besucht werden, die nach abgearbeiteten Jahrzehnten, im gekündigten Fachgeschäft, den finalen Ausweg in der selbstgeknüpften Schlinge fanden.

      Sein Arbeitgeber war natürlich gleichermaßen vorsichtig. Lief irgendetwas schief und war der Faden, möglicherweise, bis ins eigene Kontor zurück zu verfolgen, dann wurden schleunigst alle Geschäftsverbindungen gekappt. Und zwar genau so lange, bis „...dieser besonders kriminelle Investor, der hier in der Region seine schmutzigen Geschäfte abgewickelt hat, aber nie unseren ausgezeichneten Ruf schädigen konnte...“, mit frisch gewaschenem Kragen, unter neuem Namen, wieder am Markt war und wieder half, die hereinströmenden Spargroschen-Millionen in ertragreich erscheinende Hypotheken-Fonds umzuwandeln.

      Für die andere Seite, die geprellten Invest.-Kunden, die sich auf – mündliche! - Empfehlung des Geldhauses, vertrauensvoll, an einen solchen Bauträger gewandt hatten, hörte sich das Schreiben der Bank, hinterher, meist sehr vernichtend an:

      „...haben wir, aufgrund der Unregelmäßigkeiten, von denen Sie uns berichten, die Finanzierungsfähigkeit von Projekten dieses Unternehmens auf Null gesetzt. Es tut uns sehr leid, dass Ihnen durch mögliche Fahrlässigkeiten Ihres Bauträgers Unannehmlichkeiten entstanden sein könnten. Eine Verantwortung oder Mitverantwortung, für mögliche Baumängel, können wir leider nicht übernehmen, da wir, als reiner Kapital-Makler, auf die Bauausführung, weder direkt noch indirekt, irgendeinen Einfluss hatten…“

      Eines hatte Köchmüller auch gelernt: Die übergroße Mehrzahl der meistergeführten Handwerksbetriebe waren von ihm als äußerst seriös und gewissenhaft arbeitend eingestuft worden!!!

      Aber mit der kleinen Gruppe der mafiös gestrickten Unternehmen unter den „Grauen Investment-Gesellschaften“, mit samt ihrer zwielichtigen, auf Schwarzarbeit basierenden Entourage, sowie gefälligen Gutachtern, Anwälten und Notaren, aber auch und vor allem, mit diesen hochprofessionellen, gewissenlosen und schönfärberischen Verkaufsprofis war ohne Zweifel - in kürzester Zeit - der größte Reibach zu machen. Die selbstherrliche Chef-Etage, von Köchmüllers ehemaligem Brötchengeber, wähnte sich, ganz selbstverständlich - und, wie konnte es anders sein: zu Recht! - im Besitz eines extra-langen Löffels, für diese Umsatz treibende, trübe Kreditschöpfungssuppe.

      Aus eigener Anschauung, bedingt durch den verschwägerten Kontakt zum wohlbetuchten, im Baugewerbe tätigen Schonhoff-Clan, aber auch als Banker mit formal gehobenem Aufgabenbereich, wusste Köchmüller, wie jeder andere, der im Finanzmilieu arbeitete: Wer dieses „Spiel mit der Angst vor der Altersarmut“ im besonders großen Maßstab – also mit tausenden, zehntausenden, oder gar über hunderttausend Kunden – durchführte, galt als „...systemrelevanter Vorzeige-Manager...“ Diese Kaltherzigsten unter den Betrügern und Abzockern wurden von den einschlägigen Klatsch-Medien auch noch als rechtschaffende Leistungsträger gefeiert. Durch seine angeheiratete Unternehmer-Verwandtschaft hatte Köchmüller selbst erlebt, dass man, in dieser Liga, mit den ergaunerten Millionen, sogar politischer Sponsor werden konnte:

      Mit Handsalbungen im fünf- bis sechsstelligen Bereich gelang der Zugang zur B-Liga der Ausschuss-Vorsitzenden, vielleicht sogar zu langgedienten Provinz-Platzhirschen.

      Waren es jedoch Heil- und Hilfssalben in millionenschweren Gebinden, eventuell gar verbunden mit „…finanz-therapeutischen Ruhestandsposten für Ex-Politiker…“, dann konnten sich die edlen Türen zu den gesetzgebenden Freundeskreisen öffnen, in denen gewisse, empor gekommene, vom eigenen Wahl-Erfolg besoffene Regierungs-Leute verkehrten; auf der Provinzebene, oder sogar auf Staats- und EU-Niveau.

      Köchmüller höhnte nach Feierabend, in seiner Auto-Schrauber-Clique, ganz offen. Er bezeichnete manche Promi-Party als Treffen von „…zwielichtigen Finanz-Jongleuren mit `ehrbaren´ Politikern und altbekannten Wirtschaft-Führern samt deren, nicht selten, austauschbar angeheirateten pömpel-lippigen Botox-Nutten...“

      Einziger Zweck von derlei Veranstaltung seien Fotos in der klatsch-abhängigen Regenbogenpresse. Diese freundliche Glamour-Erwähnung bedeute schlicht: „Man hat es geschafft, mit der Abzocke!“

      Eine besonders probate und willkommene Eintrittskarte, in diesen erlauchten Kreis, war, nach Köchmüllers Meinung, die offensichtliche, aber per Gesetz „…chemisch gereinigte…“ Betrügerei mit privaten Pensionskassen. Die „Aufnahmeprüfung“ bestand, wer Giga-Provisionen durch Vermittlung so genannter `geschlossener Investmentfonds´ generierte, diese bundesweit unter der Weihe-Überschrift „...erweiterte Altersvorsorge...“, letztlich jedoch nur betrugsmotiviert, an Heerscharen argloser Privat-Anleger verhökerte. Dieser „…legal-kriminelle X-1000-Millionen-Umsatz sauber eingefädelt und durchgeführt…“ bedeute gefüllte „…Geldschubkarren im Kreise der Richtigen…“ und somit „…für diese außergewöhnliche Persönlichkeit…“: Zugang zum Promenaden-Deck.

      Diese Umverteilung in die Taschen der Wenigen galt, in jenen Kreisen, stets als anerkannte „...Leistung, die sich lohnt!!!“ und wurde zudem zynisch überhäuft, mit Titeln à la „Dr.-hc.“ und Honorar-„Prof.“, sowie Ehren-Preisen und Verdienstorden.

      Schmückte, am Ende, gar der Adelstitel „Milliarden-Deal“ die Schlagzeilen, dann hatte man es wirklich geschafft, höhnte Köchmüller. Die damit zumeist verbundene, millionenschwere Steuerhinterziehung sei rechtlich so abgedichtet gewesen, dass es nicht zu juristischen Konsequenzen kommen konnte.

      Hilfreich, so Köchmüller, sei allem voran, der „schlanke Staat“. Überlastete Staatsanwaltschaften und Richter ließen die Invest-Piraten, nur allzu gern – durch Verschleppung entsprechender Verfahren – in den ordnungsgemäßen Hafen der Verjährung segeln. Komplexe Fälle würden mit zeitsparenden „Deals“ geregelt, dozierte er. Die Elite kaufe sich, auf der mittelalterlichen Basis des Klassen-Rechts, mittels „Buße-Scherflein“ von Urteil und Gefängnis frei. Somit stehen den >Unbescholtenen Ordensträgern< die handgeschnitzten Türen in die erlesenen Bereiche weit offen. Dort schütteln sie sich, unter Blitzlichtgewitter, die gegenseitig gewaschenen Hände, die Mitglieder der >achtbaren Leistungselite des Gottes Mammon<.“, legte Köchmüller nach. „Vollends aus der Niederung der `Schnittchen-mit-Cervelat´-Prominenz…“ so seine weiteren Worte, entschwebe und somit Aufnahme in den heiligsten Kreis des „...finanzgesalbten Klerus auf dem Oberdeck...“ finde zumeist nur derjenige, dessen Name auch noch – hinter öffentlich vorgehaltener Hand oder gar ganz offen, in den Medien – mit Selbstmorden unter den Geprellten in Verbindung gebracht werde: „…Dann sind die Abschäumigsten unter diesem Abschaum wahrhaftig ganz oben angekommen! – Und unter sich!“

      Bei Gelegenheit, im Kreise seiner Youngtimer-Kumpane, in der, von ihnen gemeinsam, angemieteten Großgarage, auf einer Getränkekiste sitzend, hatte Köchmüller, mit bierseliger Bitterkeit festgestellt, dass die weltweit vorhandenen Grabsteine der Abgezockten und Ausgebeuteten, sowie die machtlose Verzweiflung der Hinterbliebenen - am Rande der medialen Aufmerksamkeit angesiedelt - für den übergesetzlichen Kron-Adel des Geldes, die höchstmögliche aller Auszeichnungen darstelle.

      „Wer sich dieser >steinernen Pur-le-Merite-Orden der Habgier< sicher ist und sie mit juristisch blanker Weste vorweisen kann, wird auf den Partys der so genannten >ehrbaren Gesellschaft< in die Loge des engsten Kreises aufgenommen.“, grantelte er. „Diese schlimmsten aller Abzocker dürfen sich dann in die Goldenen Bücher zwischen Husum, Hannover, Hildesheim und Hintertupfingen eintragen,