Die Köchmüller-Papiere. i.A. - H.T.K.

vom Sitznachbarn genannten, Mini-Honorarbasis. Zu diesem Kurs ließe sich, unbestreitbar, kein vollausgebildeter Kommunikations-Wissenschaftler hinter dem Ofen hervorlocken. Köchmüller schüttelte nur immer wieder mitfühlend den Kopf. Auch meinte er, nun doch beim Dozenten auf Anzeichen gestoßen zu sein, die darauf hinwiesen, dass auch ebenjener diesen achtstündigen Pflicht-Punkt nur allzu gerne übersprungen hätte.

      Die sinnentleerte Gesamt-Veranstaltung rief bei ihm unwillkürliche Assoziationen hervor: Der Banker sah sich, zur Mücke geschrumpft, auf dem Tonabnehmer-Arm eines Plattenspielers sitzen. Unter ihm rotierte die gigantische Schallplatte. Die Nadel sprang, aus gesetzlich vorgegebenen, kompositorischen Gründen, hin und her. Zu hören war eine Rap-Symphonie der klassischen Moderne, die `Stichwort-Monotonie der Hobbies´:

      „…Fußball… – Fußball… – Ego-Shooter… – Computer… – Familie… – Wandern… – Urlaub in… – Urlaub in… – Weiber… – Jobsuche ist mein zentrales Hobby… – Sport… – Sport… – Sport… – kein Geld mehr, für ein Hobby… – lesen… – ich habe keine Zeit, für ein festes Hobby… – Fußball… – Ego-Shooter… – Bewerbungen schreiben…“

      Kaum einer der Anwesenden wollte sich wirklich in seine privaten Karten blicken lassen – warum auch? Das gesamte Thema des Tages wäre mittels einer Strichliste und einer kurzen, zusammenfassenden Auswertung, in längstens 45 Minuten, abzuschließen gewesen. Jedoch, diese 8-Stunden-Schicht – musste!! – gefüllt, die berufliche Pseudo-Verwertbarkeit, auch der letzten Nichtigkeit, „…herausgearbeitet…“ werden. Heinrich harrte schließlich, im dämmrigen Leerlauf, der Dinge. Bevor die beiden Herren in der ersten Reihe, nacheinander, das Wort zu ergreifen hatten, wurde, vor 11Uhr30, eine „…ausgiebige Mittagspause…“ ausgerufen, „...da wir doch sehr, sehr zügig durchgekommen sind.“, wie der Trainer des Bewerbungs-Sports fast schon entschuldigend feststellte.