Piraten, Gouda und Genever. Claus Beese

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Название Piraten, Gouda und Genever
Автор произведения Claus Beese
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742745620



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allen fünfen gleichzeitig, als wir vor dem „Goldenen Anker“ standen. Oder besser, vor dem Haus, welches vor einiger Zeit der „Goldene Anker“ gewesen war. Rußgeschwärzte Mauern und ein eingestürztes Dach zeugten von einem schweren Unglück.

      »Und hier wollt ihr euch einen auf die Nase gekippt haben?«, fragte meine Admiralität empört und sah mich strafend an. Irgendwie hörte ich gar nicht zu. Meine Gedanken überschlugen sich und an den entsetzten Gesichtern meiner Freunde sah ich, dass es ihnen nicht besser ging als mir.

      »Na, Kurt! Zufall oder Spuk? Was meinst du nun hierzu?«, fragte ich leise und schüttelte mich, weil mir ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte. Der Lange blähte die Backen und starrte in die Brandruine.

      »Also, das ist mir ein absolutes Rätsel, da bin ich mal ganz ehrlich«, versuchte er seine Ratlosigkeit in Worte zu fassen. Dann deutete er durch das Fenster in die Schankstube. »Ich werd nicht wieder, guckt euch das an!«

      Sein Finger wies auf einen mit Schutt bedeckten Tisch, auf dem zwischen all dem verkohlten Gerümpel Wolfgangs Zündschlüssel im Licht der Abendsonne hell glitzerte.

      Ich hielt einen Passanten an, der aus dem Nachbarhaus kam.

      »Die Kneipe? Mann, die ist doch schon im Winter abgebrannt. Nee, den Wirt haben sie nicht mehr retten können, der ist dabei umgekommen. Ja, ich glaube der war aus Brake oder so, na jedenfalls von der Unterweser. War früher wohl mal Fischer oder so was. Hat er jedenfalls immer erzählt.«

      Vollkommen ratlos und völlig durcheinander traten wir den Heimweg zu unseren Schiffen an. Selbst unsere Frauen spürten unsere Betroffenheit und ließen uns überraschenderweise in Ruhe. Es gab keine Vorwürfe oder Fragen, wir schwiegen den ganzen Weg über. Dann saßen wir noch immer schweigend vor den Schiffen und versuchten unsere Gedanken zu ordnen. Abwesend starrten wir in die untergehende Sonne, vor deren Antlitz sich immer mehr Wolken schoben.

      »Das Wasser hat ihn nicht umgebracht, da sind wir schneller gewesen«, murmelte Heinz erschüttert und starrte in die Glut des Sonnenuntergangs. »Aber hier sind wir ein halbes Jahr zu spät gekommen!«

      »Hat einer von euch gefragt, wie der Mann hieß?«

      Alle sahen sich betreten an. Ich hob mein Glas mit dem perlenden Mineralwasser. »Wer immer du warst, wo immer du bist, wir trinken auf dein Wohl! Prost!«

       Fünf Gläser mit Sprudelwasser stießen aneinander, und fünf Gesichter verzogen sich schmerzhaft, als sich der helle Klang in ihre gemarterten Schädel bohrte.

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