Welt mit kleinen Fehlern günstig abzugeben. Peter G. Kügler

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Название Welt mit kleinen Fehlern günstig abzugeben
Автор произведения Peter G. Kügler
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847694700



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Natürlich nur zu deiner Sicherheit. Damit du gut an deinem Ziel ankommst. Meine Entwickler fanden, dass das auch eine gute Diebstahlsicherung sei. Du bist doch kein Dieb, oder? Hahaha. Nur ein Spässle gemacht. Alles verstanden?“

      ‚Die Entwickler gehören erschossen, dachte Max. ‚Oder 24 Stunden in diesen Wagen eingesperrt. Wobei ich nicht weiß, was schlimmer ist.’ Dann sagte er: „Alles klar, dann berechne bitte die Route zum Burgerparadies, damit ich losfahren kann.“

      „Nein.“

      „Nei…!? HEU-WÄÄ-GELLL-CHENNNN! HEU-WÄÄ-GELLL-CHENNNN!“

      „Ich habe sie nicht verstanden.“

      ‚Ich hab´s. Ich röste jeden seiner Transistoren, einen nach dem andern. Stück für Stück. Langsam. Ganz langsam. Danach werden sie püriert und mit einem guten Tropfen verspeist. Ob Rotwein dazu passt? Oder besser ein trockener Weißer?’ Er riss sich aus seinen Gedanken. „Bitte verzeih meine Neugier, aber hättest du die unendliche Güte, mir unwürdigem Wurm zu erklären, warum nicht?“

      „Du brauchst gar nicht so blöd zu machen. Hätten mich meine Entwickler weniger umgänglich programmiert könnte ich jetzt eingeschnappt sein...“

      ‚Diese Entwickler muss ich unbedingt kennenlernen. Unbedingt… Langes Leiden… Auge um Auge, Zahn um Zahn! Die sind bestimmt auch für meinen Festplattenrecorder verantwortlich. Der mit der menügesteuerten und angeblich ach so bedienerfreundlichen Oberfläche…’ Bei diesem Gedanken schlossen sich seine Finger unwillkürlich noch fester um das Lenkrad, so dass sie damit fast zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen.

      „…aber du hast Glück, dass ich so ein Netter bin. Apropos nett: Wo habe ich nur meine gute Kinderstube gelassen? Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. So was ist unhöflich, auch wenn du darüber offensichtlich anders denkst, mein lieber Unbekannter. Mein Name ist Norbert. Verzeih bitte, dass ich dir in Ermangelung einer Hand nicht dieselbige schüttele.“

      ‚Ein spottendes Navigationsgerät! Ich werde ihm seinen verdammten Zynismuschip aus seinem Kartenslot reißen und in seine blöde Displayfresse schieben bis er daran erstickt!’„Norbert“, murmelte Max, „So, so…“

      „Ja, Navigations- und Orientierungsgerät bestückt mit radebrechender Technologie. Meine Entwickler fanden dieses Anagramm komisch.“

      ‚Die muss ich kennen lernen. Die MUSS ich kennen lernen… Dann reiß ich ihnen…’

      Plötzlich dachte er ein leises Aufstöhnen zu hören und lockerte seinen Griff. Das Lenkrad schien aufzuatmen. „Aber um wieder auf das Thema zurückzukommen, Norbert…“, sagte Max.

      „Ich kenne immer noch nicht deinen Namen. Wie hat dich denn deine liebe Mutti genannt?“

      „Was für ein höfliches Gerät, dieser Norbert! An dem könntest du dir mal eine Scheibe abschneiden, Sohnemann. Der weiß eine Mutter noch zu schätzen!“, kam es aus seinem Kopf.

      ‚Ich schneide dem noch ganz was anderes ab. Aber ganz was anderes…..Nur die Ruhe. Heu-wää-gell-chennn! Heu-wää-gell-chennn! Nicht drängeln. Es kommt jeder an die Reihe…’ Mit einer allerletzten Kraftanstrengung brachte er ein „Max, Max ist mein Name. Und nun, warum bringst du mich nicht zum Burgerladen?“ hervor.

      „Du hast Übergewicht.“

      „…Ich hab…?!“

      „Karin hat es mir gesagt.“

      „…Karin….?“

      „Ja, ihr habt euch bereits kennengelernt. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Du warst nicht sehr nett zu ihr. Kein Wunder, dass sie dich nicht ins Burgerparadies fahren lässt. Mann, war die sauer…“

      „Zu Recht!“

      ‚MUTTER!’

      „…und deswegen bringe ich dich nicht dorthin. Ich darf nicht.“

      „Du darfst nicht?“

      „Ja. Mann, du stellst dich aber mal blöd an. Karin ist so programmiert, dass sie sich um das Wohlergehen der Hausbewohner kümmert. Und sie hat sofort dein Übergewicht erkannt. Was übrigens nicht allzu schwer ist. Huch, schon wieder so ne Art Wortspiel. Mann, heute sprüht mein Prozessor ja regelrecht vor Genialität! Na, auf jeden Fall muss Karin halt aufpassen, dass du deiner Gesundheit nicht schadest und hat mir gleich über ihre Onlineverbindung ins Internet eine Sperre für gewichtige Ziele verpasst. Gewichtige Ziele, kapiert?“

      Ein Zwinkern auf dem Display. Eine gefühlte Ewigkeit später konnte sich Max aus seiner Starre reißen.

      „Sie hat dir verboten…?“

      „Ja.“

      „Weil ich Übergewicht…?“

      „Ja.“

      „Karin, der Kühlschrank…?“

      „Ja.“

      Max war wie vor den Kopf geschlagen. Ein eingeschnappter Kühlschrank hatte das Navigationsgerät angewiesen, ihn nicht ins Burgerparadies fahren zu lassen. Wo war er nur hingeraten? Er wollte etwas erwidern, aber ihm fiel partout nichts ein. „Es ist nur zu deinem Besten“, schob das Display nach. Das Lenkrad war zum Stillhalten verurteilt und musste dem heftigen Schlag von Max ins nicht vorhandene Auge sehen. Wenigstens konnte es seinem Unmut durch ein kurzes Aufheulen der Hupe Ausdruck verleihen.

      „Sei doch froh, dass überhaupt mal eine Frau etwas nach dir fragt. In deinem Alter sollte man nicht mehr so wählerisch sein.“

      ‚MUTTER! VERSCHWINDE ENDLICH AUS MEINEM KOPF!’ Max atmete tief durch. „Gut, okay. Ich muss endlich zu einer Lösung kommen, bevor ich hier noch an Altersschwäche sterbe. Sehen wir den Dingen ins Auge. Anscheinend bin ich einem eingeschnappten Kühlschrank und seinem neurotischen Navigationskomplizen hilflos ausgeliefert. Welche Möglichkeiten habe ich eigentlich noch, Manfred?“

      „Norbert! Manfred ist ein manueller Fusionsreaktor digital.“

      „Oh entschuldige, ich habe es nicht so mit Namen. Aber so was sollte man natürlich keinesfalls verwechseln. Wer will auch schon von einem Fusionsreaktor verarscht werden? Das können Navis doch viel besser!“

      „Wir sollten uns nicht auf dieses Niveau herablassen. Ich hab schließlich auch Gefühle.“

      ‚Du glaubst gar nicht, wie weit ich nach unten komme mit meinem Niveau, wenn das hier vorbei ist’, dachte Max und murmelte: „Tschuldige.“

      „Schwamm drüber.“

      „Also?“

      „Also was?“

      „Meine Optionen! Was sind meine Möglichkeiten? Wo kann ich hin?“

      „In der Regel nennen die Fahrgäste mir ihr Fahrziel und nicht umgekehrt.“

      „AAAARRRRGGGHHH!“

      Das Lenkrad wäre gern nach unten abgetaucht, denn es befürchtete, gleich gebissen zu werden. Zu seinem Leidwesen war es nicht höhenverstellbar.

      „Reg dich doch nicht so auf! War doch nur Spaß. Jetzt mal im Ernst: Karin kennt da einen vegetarischen Schnellimbiss, nennt sich ‚Gemüsehalle’, mit gesundem Frühstück und so ein Kram. Eine Art Mc Donalds für Pflanzenesser und Gesundheitsfreaks, die auf Fast food stehen. Aber mit Bedienung! Sie legen Wert auf Service.“

      „Davon habe ich ja noch nie gehört.“

      „Hat sich bisher auch noch nicht richtig durchsetzen können. Kein Wunder bei dem deutschen Namen. Und dann auch noch mit Bedienung! Service verunsichert die Leute doch hierzulande nur.“

      „Ist der Laden empfehlenswert?“

      „Nun, auf jeden Fall