Welt mit kleinen Fehlern günstig abzugeben. Peter G. Kügler

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Название Welt mit kleinen Fehlern günstig abzugeben
Автор произведения Peter G. Kügler
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847694700



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in dieser Situation einfiel war recht bescheiden. Nach kurzem Überlegen entschied er sich für ein unverbindliches, halblaut hervorgebrachtes „Wie bitte?“

      „Ich sagte: Nachbestellung ausgelöst! Und jetzt mach endlich die Tür zu! Ich bekomme ja schon ganz warm!“

      Wieder diese Stimme. Direkt neben ihm.

      „Ich sagte: Tür zu!“ Dieses Mal duldete die Stimme keinen Aufschub. Sie klang wie Mutter. Das riss ihn aus seiner Starre. Reflexartig schlug er die Tür des Kühlschranks zu und blickte direkt auf ein Display, das in der Tür eingelassen war. Er hielt es vorhin für einen kleinen Flachbildfernseher, wie er ihn schon öfter bei diesen neumodischen und völlig überteuerten Kühlschränken gesehen hatte. Ein Fernseher im Kühlschrank! So etwas Unnötiges! Aber jetzt hatte er das Display genau vor den Augen und erkannte, dass sich so etwas wie ein Gesicht abzeichnete, welches aus grobklotzigen Pixels bestand. Es glich einer Kinderzeichnung. Dass diese neumodischen Dinger schon so weit entwickelt sind, erstaunte ihn.

      Erstaunte ihn wirklich.

      „Ähhh...“

      „Was glotzt du so?“

      „Ha… ha… ha… hast du….?“

      „Hab ich was?“

      „Hast du eben…?“

      „Hab ich eben was?!?“

      „Hast du eben was gesagt?“

      „Natürlich, wer sonst? Der Toaster vielleicht?“

      „Du kannst sprechen?“

      „Was tun wir wohl gerade? Sag mal, ist dir irgendwas vom Frühstück nicht bekommen?“

      „Ein sprechender Kühlschrank!“

      „Erzähl mir was Neues…“

      „Und der Toaster kann auch…?“

      „Sag mal, hast du sie nicht mehr alle? Seit wann können Toaster denn sprechen?“

      „Aberaberaber…“

      „Sprich deutlicher. Ich konnte dieses Wort in meiner Datenbank nicht finden. Meintest du vielleicht Araber? Sag: ‚Araber’ wenn du Araber meinst, sag ‚anderes’ wenn du was anderes meinst.“

      „Aberaberaber….“

      „Ich habe dich leider nicht verstanden. Bitte wiederholen.“

      „Ichichich…dudududu…“

      „Tut mir leid, ich habe dich leider nicht verstanden. Ich verbinde mich jetzt mit dem… ach, scheiß drauf! Ich hab gar keine Lust, dein Gestammel zu deuten! Sprich gefälligst deutlich oder lass es bleiben!“

      „Ein sprechender Kühlschrank!“

      „Das sagtest du schon…“

      „Ein sprechender Kühlschrank!“

      „Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um deine Gesundheit…“

      „Ein sprechender Kühlschrank!“

      „Du machst mir Angst…“

      „Ein…“

      „NOCH EINMAL UND ICH FANGE AN ZU SCHREIEN! KAPIERT?“

      „Aberaber…“

      „Geht das schon wieder los…“

      „Du kannst sprechen?!?“

      „Ja und? Du doch auch.“

      „Ein spr…“

      „WAG DICH!“

      Nachdem sich Max wieder etwas gefasst hatte, sagte er: „Entschuldige, aber von allen Kühlschränken, die ich kenne, bist du der erste, der spricht. Das hat mich etwas… verwirrt.“

      „Die Erste.“

      „Bitte?“

      „Nicht der Erste, die Erste! Ich bin Karin.“

      „Karin?“

      „Sag mal, hast du einen Papagei verschluckt? Ja, K.a.R.In: Kühlschrank analog mit Restoreverbindung ins Internet. Mein Inhalt wird beim Einräumen automatisch gescannt. Ich weiß immer ganz genau, was in mir ist. Sobald etwas entnommen wird, wird es aus der Liste gestrichen. Wenn ich merke, dass es zur Neige geht, bestelle ich es über meinen Internetanschluss automatisch nach. Anhand des Verbrauchs merke ich mir die Vorlieben meines Benutzers und speichere sie in einem Profil ab. Manchmal bestelle ich auch mal was außer der Reihe, um meinem Benutzer eine Freude zu machen. Deshalb Karin.“

      „Karin, aha…“

      „Ja, ich weiß, es ist ein blöder altmodischer Name, aber die Werbefritzen hielten sich für die Größten als sie damals dieses Anagramm für mich gefunden hatten.“

      „Also ich find ihn hübsch...“

      „Wie bitte?“

      „Bitte nicht wieder böse werden. Ich weiß ja, ich bin nicht sonderlich gut darin Kühlschränken Komplimente zu machen…“

      „Findest du wirklich?“

      „Ja, darin bin ich echt nicht gut.“

      „Nein! Das meinte ich nicht!“

      „Was meintest du dann?“

      „Na, ob du findest, dass mein Name hübsch ist…“

      „Ja, natürlich…“ Max blickte nach unten und errötete ein wenig.

      „Er errötet vor einem Kühlschrank?!?“, dröhnte es in seinem Kopf. Ein gewisses Unverständnis schwang in den Worten. Das machte Max verlegen und seine Gesichtsfarbe wechselte hin zu sattem Rot.

      „Wo hast du eigentlich die riesige Tomate her? Die hatte ich doch gar nicht in meiner Bestandsliste“, sagte Karin.

      „Bitte was?“

      „Entschuldige, mir war für einen Moment so, als ob ich eine riesige Tomate wahrgenommen hätte. Muss wohl eine Fehlfunktion meines Scanners sein. Jetzt ist es wieder weg. Nein, da ist es wieder! Ich glaub, ich habe einen Wackelkontakt. Ich muss den Service rufen.“

      „Ach komm, das ist doch nicht so schlimm. Das kann jedem mal passieren“, sagte Max und trat schnell einen Schritt zurück.

      „Komisch, jetzt ist es wieder weg. Du hast bestimmt recht. Solche Dinge sollte man nicht überbewerten.“ Und nach einer kurzen Pause: „Im Übrigen wäre es nicht das Schlechteste, wenn du mehr Tomaten auf deinem Speiseplan hättest.“

      „Was meinst du damit?“

      „Nun, das Wasser darin hat keine Kalorien. Das würde deiner Figur gut tun. Du hast Übergewicht. Am Besten du nimmst Holländische. Die sind am Effektivsten.“

      „Ich hab doch kein…!“

      Die Verlegenheitsröte floh vor der Zornesröte. Er hielt inne und horchte in seinen Kopf, wo die Stimmen vielsagend und sehr laut schwiegen. ‚He, auf wessen Seite steht ihr eigentlich? Kommt schon, Übergewicht! Das ist doch kein Übergewicht! Die paar Gramm!’, dachte er. Das Schweigen wurde lauter und Karins Gesicht hob abschätzig die digitale Augenbraue.

      „Hallo? Ich brauch mich doch hier nicht zu rechtfertigen! Ich fühl mich gut so und ich will so bleiben wie ich bin. Wozu kauf ich denn diese ganzen ‚Ich darf das!’-Produkte? Und ich seh´ noch ganz schön flott aus! Jawohl!“

      „Wenn du meinst…“

      „Du brauchst gar nicht so zu machen, Karin!“

      „So, wie mach ich denn?“, fragte sie spitz.

      „Na, so von oben herab!“

      „Ach, tue ich das?“

      „Sehr