Jikaila, Die Splitter der Erinnerung I. Alexa Keller

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Название Jikaila, Die Splitter der Erinnerung I
Автор произведения Alexa Keller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738011074



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wurden, würden zuerst die Klingen sich im Übungskampfe kreuzen. Und so fiel kein Wort mehr zwischen beiden Hünen, bis sie das Gymnasion erreicht hatten.

      Andere Männer, nackt bis auf kurze Lederschürze, übten dort, Ringen, Boxen, die tödliche Kante, den Tanz von Klingen und Stäben. Sie alle hielten inne, als der Clansherr und sein Schwertbruder eintraten, salutierten, die geballte Faust gegen rechte Schulter schlagend.

      „Haitor, Maastor Clansur!“ erscholl es aus tiefen Kehlen, die nach einem kühlen Eehjl lechzten, doch niemals das Training verfrüht abgebrochen hätten, um die trockenen Gaumen zu netzen.

      Clansherr und Schwertbruder erwiderten den Gruß.

      „Haitor, Krosus tor Tarl tor Zakunthi!“

      Alle Streiter hier waren Zakunthier, und alle dienten der Familie Tarl, dem Haus des Clansherren.

      Turon und Degron legten ihre schwarze Lederkleidung und die Schnürstiefel ab, bis auch sie lediglich Lendenschurze trugen. Ihr Brustkorb wie die Arme zeigten kein Körperhaar, im Clan Zakunthi war es üblich, die Körperbehaarung zu entfernen, anders als bei den Hinterwäldlern aus Blektron – Lorn möge sie alle erschlagen – oder Mesapontia – Stiwe Horkink möge Hirn vom Himmel werfen.

      Die beiden Zakunthier schritten zu einem der Waffenständer an den Wänden der Halle, wählten zwei gewöhnliche Langschwerter – die Gladion – aus und begaben sich in die Hallenmitte. Respektvoll rückten die Krieger beiseite, hatten ansonsten ihr Training aber wieder aufgenommen.

      „Aufs erste Blut.“

      Degron nickte zu des Dunkelhaarigen Worten und setzte hinzu:

      „Der Unterlegene zahlt das Eejhl.“

      Turon lachte kurz auf. Selbstverständlich mussten weder Clansherr noch sein zugeschworener Schwertbruder im Palast der Familie Tarl für das Eejhl zahlen.

      Noch einmal nickten sie einander zu, hoben dann die Klingen, verharrten reglos, sich belauernd.

      Der Clansherr war der bessere Fechter, doch seine Pflicht ließ ihm wenig Zeit zum Üben. Degron, in jüngster Zeit zumeist in Gromien an der unruhigen Grenze zu den Schlampen aus Fenlora weilend, hatte frischere Schwielen an der Klingenhand. Jedoch war er gewöhnt, die Übungen mit kleineren, schmächtigeren Kriegern zu vollziehen, ein allgemein üblicher Trick an der Front, der helfen sollte, sich besser auf die weiblichen Gegnerinnen, die ebenfalls in der Regel kleiner und schwächer, aber oft flinker waren, einzustellen.

      Plötzlich zuckte Turons Klinge vor, Eröffnungszug eines gnadenlosen Angriffs, dem ersten Stoß folgte Schlag auf Schlag. Degron, sogleich in der Defensive, ließ den Schwertbruder kommen, wehrte nur ab. Typisch, dass der Clansherr die schnelle Entscheidung suchte. Hatte er so nicht, Lordcenturion des Reiches, vor zwei Jahren in Gromien den Sieg über die Legionen der Schlampen errungen, Fundament des Waffenstillstandes, der immer noch hielt?

      Doch nun war ein anderer Lordcenturion, und Sorge erfüllte Degron bei dem Gedanken. Diese Sorge hatte ihn vom Posten im Osten hergezogen an die Seite Turons.

      Abgelenkt, hätte Degron fast das erste Blut gegeben, doch gerade noch parierte er den schnellen Hieb des Dunkelhaarigen. Der Tradition war Genüge getan, sie mußten reden. Degron erspähte die Lücke in den Kombinationen seines Clansherren und stieß zu. Turon parierte, doch nun lag die Initiative beim Blonden.

      Drei-, viermal noch klirrte Stahl auf Stahl, dann netzte Blut Degrons Klinge.

      Beide traten zurück und nickten sich zu. Turon zeigte ein schmales Lächeln und besah sich kurz den Schnitt an seiner rechten Schulter. Blut sickerte über seine bloße Brust.

      „Du musst mehr üben.“

      Degron grinste breit.

      Des Clansherren Antlitz verdüsterte sich kurz. Er verlor nicht gerne, welcher Krieger Lorns tat derlei schon gerne?

      „Du sprichst wahr, Degron. Allein, mir fehlt die Zeit. Doch ich sollte sie mir nehmen. Ein Clansherr, der das Gladion nicht zu führen versteht, versteht auch den Clan nicht zu führen.“

      „Oder das Reich.“

      Turon sagte nichts darauf, reichte dem Blonden sein Gladion, wandte sich ab und schritt zu einer der Wände, wo er aus einem Regal einen Tiegel mit Heilsalbe und ein Tuch hervorholte. Degron folgte ihm hinüber, stellte kurz die Klingen zurück in den Ständer. Einer der Buben in Ausbildung würde sie später reinigen und schärfen.

      Während der Dunkelhaarige seine Wunde versorgte, musterte Degron ihn offen. Eine Welle der Liebe und des Stolzes, Turons Klingenbruder zu sein, stieg im Blonden auf. Turon, mit Mitte Zwanzig bereits Clansherr, bald darauf Lordcenturion, Sieger von Trokko-Enpp, nun auf dem Weg zum Diodarchor, dem Herrscher aller terkonnischen Clans, war die Hoffnung seines Volkes. Nun Anfang Dreißig, strotzend vor Kraft und Entschlossenheit, ein zupackender Kämpfer, ein kühler Rechner, ein Reformator für ein Land, das dringend der Reformen bedurfte, das eines Führers bedurfte, der die Weiber aus Fenlora zu stoppen verstand. Und kein bärtiger, stinkender Sadist aus den lornverlassenen Bergen Blektrons würde das verhindern können. Durfte das verhindern. Turon musste Diodarchor werden, für Terkonnia, ja ganz Terklora.

      Turon legte sein Gewand wieder an, griff nach den wadenhohen Stiefeln. Degron erwachte aus seiner Erstarrung und tat es ihm gleich.

      Der Clansherr Zakunthis, des edelsten Clans Terkonnias, straffte sich und knurrte:

      „Gehen wir, unser Eejhl wartet. Ich zahle.“

      Die Luma war sehr schön, groß und schlank, mit vollem Busen, vom seidenen Brusttuch geschickt betont, ihr Haar lang und golden. Anmutig balancierte sie das Tablett, setzte die Eejhlkrüge vor den beiden Männern ab, kniete nieder, den Kopf demütig gesenkt.

      Wohlgefällig ruhte Degrons Blick auf der Blonden.

      „Sie gefällt Dir, Schwertbruder?“

      „Ein schönes Stück Weib, fürwahr.“

      „Diese Nacht sei sie Dein. Luma, melde Dich zur 20.Stunde in des Domimaastors Büro und lasse Dir Maastor Degrons Gemach zeigen. Du gehörst diese Nacht ihm.“

      „Ja, Maastor.“

      Die Sklavin wagte einen Blick hoch zu dem Blonden. Wohl gefiel ihr der mächtige Recke, seine Muskeln, sein männliches Gesicht.

      Die Männer lachten.

      „Die Luma scheint zufrieden mit ihrem Auftrag, Degron.“

      „Das wohl, bei Lorn. Ich werde sie nicht enttäuschen.“

      „Geh nun, Luma.“

      Tief beugte die Schöne den Kopf, sprang dann auf und glitt mit wiegenden Hüften davon. Kurz noch ruhte Degrons Blick sinnend auf ihrer Kehrseite, bevor er sich dem Eeehjl widmete. Die Zakunthier tranken, schwiegen eine Weile.

      Dann hob der Clansherr an:

      „Was gibt es nun Neues in Gromien? Die Front ist ruhig, meldet man mir. Gar zu ruhig?“

      „Ebendies, will mir scheinen. Es geht etwas vor bei den Schlampen, Spione und Späher melden Bewegungen, neue Einheiten, Vorratslager. Allein, ob defensiv oder offensiv der Weiber Absichten, ist uns noch nicht klar. Schwer getroffen hast Du sie, Bruder, und immer noch lecken sie ihre Wunden.

      Anderes macht mir mehr Sorgen. Der Lordcenturion verbringt mehr Zeit in der Kigowoll bei der Spinnenjagd und, schlimmer noch, an des Blektroners pleckverseuchter Tafel als in seinem Hauptquartier.“

      „Nie hätte der Megalloner das Amt erhalten dürfen. Eher hätte ich erneut antreten sollen.“

      „Und des Kampfes um das Diadem des Diodarchors entsagen sollen? Nein, Turon, recht gehandelt hast Du. Der Megalloner mag nicht viel nützen, doch bist Du erst auf dem Thron zu Kalantia, wird er bedeutungslos sein.“

      „Was tut sein Stellvertreter, der Ammikmander zu Troko-Enpp?“

      „Nicht, was er sollte. Bastet und säuft, und lässt Paraden abhalten. Auch ist